Hallo zusammen,
in meiner Vorstellung "Hallo aus Würselen" habe ich ja bereits geschrieben, dass ich eine Standuhr die leider wegen der schlechten Qualität schon immer defekt war wieder reparieren möchte.
Ich meine mich zu erinnern, dass meine Großmutter mal sagte, dass sie diese Uhr kurz nach dem Krieg bekommen hat und nach kurzer Zeit das Pendel abgerissen war. Seit dem stand sie nur noch.
Als ich heute das erste mal das große sehr schwere Uhrwerk herausgenommen habe was auf einen primitiven Holzunterbau montiert ist, war ich schon etwas enttäuscht, wie minderwertig alles gebaut ist. Statt Ketten hat sie einfache Drahtschnüre. Ich denke mal das ist einNachkriegsurwerk oder sogar im Krieg gebaut worden, mit einfachsten Mitteln zusammengebaut. Der Hersteller scheint oben in dem Messing eingraviert zu sein. Pacque Wampe Liege. Entweder ist Liege der Name oder die Stadt. Im Internet habe ich nichts dazu gefunden. Wahrscheinlich hat er nur sehr wenige Uhren gebaut und das Uhrmacherhandwerk schnell wieder aufgegeben.

Die Pendelfeder ist nicht zum herausnehmen, sondern das Pendel wird in den obersten 20 cm zu einem dünn geschmiedeten Blech, was dann oben umgebogen war und zwei Nieten hat. Das war dann an der Aufhängung eingehängt. Die Gesamtlänge ist 112 cm. Das Pendel ist somit ein Totalschaden, da man ja schlecht eine Pendelfeder an das Pendel löten kann. Auch die Pendellinse ist verbogen und irgend ein Bastler hat die Rückseite mit Blei gefüllt.
Die Gewichte sind selten primitiv. Ich werde mir also ein Pendel und zwei schöne Messinggewichte suchen müssen.
Ich habe mal Fotos hochgeladen:
Viele Grüße
Richard

Liege ist in Belgien.

Ich glaube nicht, dass es sich hier um ein Nachkriegsuhrwerk handelt.
Die Bilder sind zwar nicht besonders gut, aber soweit man das sehen kann, handelt es sich hier um ein wesentlich älteres durchaus hochwertiges historisches Stück (Ich würde mal so als erste unverbindliche Einschätzung Anfang des 19Jhdt. schätzen). Die Fachleute werden hier sicherlich eine bessere Einordnung vornehmen können.

Die beiden Seiltrommeln mit Gegengesperr sind durchaus so in Ordnung. Da gehören ursprünglich Darmsaiten drauf. Auch der Bleiausguss der Pendellinse ist keine Bastelarbeit, sondern durchaus üblich in dieser Zeit.
Bevor hier in die Substanz des Uhrwerkes eingegriffen wird, sollte zunächst ein ausführlicher Befund und eine historische Einordnung stattfinden.

Gruß - Ottmar

Hallo Ottmar,
also das würde mich wirklich umhauen wenn es noch aud dem 19. Jahrhundert ist. Denn die Drahtkordel und die Gewichte sahen so nach Bastelarbeit aus. Gute historische Uhren haben doch immer verzierte Messinggewichte. Aber ich bin auch kein Fachmann sondern blutiger Laie. Erst werde ich in der nächsten Zeit das Uhrwerk vorsichtig reinigen. Ich frage mich, ob es genügt, mit gutem Feinmechanik Uhrenöl alle Lager mit einem Wattestäbchen zu säubern. Vielleicht erst etwas Petroleum zum Säubern und dann gut Ölen. Oder sollte man es wirklich zerlegen?

Gruß
Richard

Ähnliches gilt auch für die Gewichte. Die Pendelaufhängung ist aber so gebastelt. Da sollte man bei ähnliches Werken nachsehen, wie das da geregelt ist. Eventuell ist genau das schon die Ursache, warum die Uhr nicht läuft. Aber weil das so ein feines Stück ist, sollte man nicht bei der Reparatur der Pendelaufhänung aufhören, sondern das Werk ganz überholen. Dann hat man schätzungsweise 10 Jahre Ruhe.
Es lohnt in jedem Fall, sich mit dieser historischen Uhr länger zu beschäftigen und Geld in die Hand zu nehmen. Besser, als sie zu einem Bastler zu geben und damit zu ruinieren.

Frank

Also, wenn Du die Uhr zerstören willst, musst Du genau so vorgehen! Der Restdreck, der natürlich noch in den Lagern herumschwimmt, zusammen mit neuem Öl gibt ein feines Schleifpulver, was die Uhr in Zeitraffer ruiniert. Die muss komplett zerlegt werden. Erfahrungsgemäß sind dann auch noch andere Dinge kaputt oder soweit abgenutzt, dass da etwas Nachhilfe nicht schlecht wäre. Aber dazu braucht es schon Erfahrung.

Frank

Zitat von Graf von Falkenstein im Beitrag #4

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Gute historische Uhren haben doch immer verzierte Messinggewichte.

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Danke für den Hinweis. Also werde ich mir mal an einem Wochenende die Zeit nehmen und das Uhrwerk auseinandernehmen. Es sollte hier nicht so kompliziert sein, wie bei dem Junghanswecker mit Vorwarnautomatik, den ich mal zerlegt hatte und fast nicht mehr zusammengesetzt bekam. An dieser großen Uhr sind die Zahnräder ja überschaubar und es ist alles nur mit Bolzen zusammengehalten.
Dann werde ich jedes einzelne Teil mit Petroleum säubern und dann die Lager mit Uhrenöl versehen und sie wieder zusammensetzen. Einen weiteren Defekt, außer die gebrochene Pendelfeder habe ich nicht gesehen. Auch die Lager der Zahnräder sind noch gut. Die Zahnräder haben kaum Spiel.
Gruß
Richard

Viel Spaß mit der Schloßscheibe ...

Die Schloßscheibe ist zum Glück mit 8,3 cm sehr groß. Sie ist an der Achse mit einem kleinen Bolzen befestigt. Man muss sich nur merken in welcher Lage sie gerade ist. Am Besten auf 12 Uhr stellen und dann die Schloßscheibe abnehmen.

Wenn die Uhr wirklich aus dem 19. Jahrhundert ist überlege ich mir, ob ich nicht versuchen soll, das Pendel zu retten. Ich würde die Pendellinse wieder etwas richten und dort wo das Pendel zur Pendelfeder wird und gebrochen ist mit einem dünnen Bohrer ein Loch durch das Blech bohren und leicht überlappend die Pendelfeder mit einer kleinen Schraube mit Mutter zusammenschrauben. Dadurch ist das Pendel ca. 1 cm höher, was durch herunterschrauben der Pendellinse korrigiert werden könnte.

Gruß
Richard

Oben ist ja eine normale Aufhängung für die Feder
Da sollte dann sowas passen:
https://www.selva.de/de/alle-kategorien/...anduhren-334699
Kommt auch auf die Länge der Ankergabel an - eine Feder sollte man aber unschwer bekommen...
Und da kann man dann ohne weiteres den Pendelstab + Linse anbasteln

Hallo Richard,

Das Werk ist wohl 19.Jahrhundert und zeigt durchaus noch barocke Spuren. Die sorgfältig verzierten Achsen und das Gegengesperr sprechen für ein hochwertiges Werk. Die Gewichte sind neuer, aber das Pendel könnte original sein. Das rumgewickelte Blechstück ist ev. ein Teil der abgerissenen Pendelfeder. Die ist bei Standuhren immer lang, aus dünnen Blech und mit einem Eisen- oder Messingklötzchen mit dem Pendelstab verbunden. In der Pendelhalterung umgefalzt oder mit einem U-förmigen Blechstreifen, genietet, gegen Durchrutschen gesichert. Gewichte waren auch bei guten Uhren meistens aus Eisenguss, man sah sie ja nicht. Häufig ist der Pendelstab ein Flachstahl, so 10-15x2mm.
Ein sehr schönes Werk, ob das Gehäuse auch so alt ist, müsste man am Holz und der Verarbeitung prüfen. Keine Schrauben, statt dessen Zinkungen oder Nägel, aber dann handgeschmiedet. Knochenleim. Auch das Glas, wenn original. sollte leichte Schlieren aufweisen. Gratuliere zu dem schönen Stück.

Gruß Werner

Hallo Werner,
also ich betrachte die Uhr jetzt mit ganz anderen Augen. Zum Glück hatte die auf der bekannten Auktionsplattform keiner gekauft. Ich hatte sie für 200 EUR Startgebot drin, aber halt geschrieben, dass sie defekt ist und wohl nach dem Krieg gebaut wurde.
Die gebrochene Pendelfeder habe ich noch mal fotografiert. Die Feder die Oggy oben verlinkt hat wäre nicht schlecht.
Gruß
Richard

Ich würde mal nach dem Zerlegen innehalten und mal versuchen die Defizite genau beschreiben. Dazu gehört aber ein geübtes Auge um defekte Lager und Verschleiß zu erkennen. Bevor man dann die Reparatur mit falschem Werkzeug und fehlendem Wissen angeht, solltest Du hier fragen wie es richtig geht. Die Uhr scheint es mir wert zu sein, dass man sich ihr vorsichtig nähert. Das ist kein Wecker, um den es bei einem Fehlversuch nicht schade ist.

Andererseits müssen noch viele Uhren zerstört werden, damit die Verbliebenen wieder angemessen bewertet werden. Dieser Hinweis ist dazu gedacht, dich dazu zu bringen, sich der Uhr mit Ruhe zu nähern. Es ist schnell etwas kaputt gemacht.