RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht?

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#61 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

04.04.2025 07:21 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2025 07:31)

Zitat von Bierjunge im Beitrag #58
Zitat von grafkrokolinsky im Beitrag #56
Und jetzt ist meine logische Frage aus vorstehenden resultierend, warum nicht ein 6,5Grad-Amplituden-Pendel mit geringer Masse als Riefler Uhr?

Du verwendest das "als" im Sinne von "nach Art bzw. in Gestalt von"?
Zu diametral unterschiedlich sind die beiden Ansätze in jeder ihrer Eigenschaften, als dass man sie m.E. sinnvoll mischen könnte:
Der eine versucht Luftwiderstand zu vermeiden, der andere benötigt ihn zur barometrischen Kompensation.
Der eine versucht den Kreisbogenfehler minimal zu halten, der andere verwendet und moduliert ihn ganz bewusst:
Das bei Harrison sich gegenseitig beeinflussende Zusammenspiel von bewusst gestaltetem Hemmungsfehler (d.h. Ort, Zeitpunkt und Weise, wie die Kraft ins Pendel eingeleitet wird), Kreisbogenfehler, Luftwiderstand und Pendelverkürzung, um damit eine gegenseitige Kompensation von Temperaturfehler und barometrischem Fehler zu erzielen, ist derart speziell (und eigentlich nur anhand des Buchs "Harrison decoded" einigermaßen zu durchdringen), als dass man daran viel verändern könnte.

Moritz

Mir ist jetzt vollkommen klar, dass sich Riefler, den herkömmlichen Konstruktionen von PP-Uhren völlig zugewandt, auf diese nennen wir es �Harrison Konstruktion� nie und nimmer einließ! Alles was da vorstehend beschrieben steht, stellt ja die herkömmlichen, auf physikalischen Fundamenten bestehenden Konstruktionen auf den Kopf, bzw. als ad absurdum dar. Mich wundert es jetzt nicht mehr, dass die Jury-ein Auditorium erlauchter Wissenschaftler und Gelehrter- sich Harrisons Konstruktionen völlig ablehnend gegenüber verhielt! Die Jury-ich habe jetzt nicht alle im Kopf-bestand ja aus Wissenschaftlern, gleich bedeutend mit fast göttlichen Nimbus, Isaac Newton, Graham, der Hofastronom, der erbitterste Gegner Harrisons, bis zu seinen Tod an den Mondkalender festhaltend, diese Namen habe ich noch in Errinnerung. Sie alle, hielten ja das, was Harrison ihnen da präsentierte, fast wie ein Machwerk des Teufels. Die Entwicklung zu immer mehr ausgereifteren Konstruktionen ging ja über Jahrzehnte dahin, fast bis zu Harrisons Tod.
Mich würde mal interessieren, die Gedankengänge von Harrison zu seinen eigenen Konstruktionen. Bestimmt müssen ja Pläne, Entwürfe, Skizzen vorhanden sein, aus denen resultierend seine Gedankenwelt, seine Ideen,was hat er sich dabei gedacht, hervorgeht. Gibt es da Literatur dazu? Das wäre ja wirklich interessant! Außerdem habe ich den Eindruck, dass er nie und nimmer, der Autodidakt war, als deren er allgemein hingestellt wird!

IMG_7136.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

Wenn wir uns das Porträt von Harrison genauer anschauen, so zeigt es einen selbstbewussten, von seinen Anliegen überzeugten Menschen, intelligent und keineswegs ein Bauerntölpel, wie er das Öfteren fälschlich dargestellt wird!

Ich habe hier noch eine CD, erst kürzlich gekauft, bin noch nicht zum anschauen gekommen, möchte sie bloß zeigen!

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#62 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

04.04.2025 07:58

Zitat von grafkrokolinsky im Beitrag #61

Mich würde mal interessieren, die Gedankengänge von Harrison zu seinen eigenen Konstruktionen. Bestimmt müssen ja Pläne, Entwürfe, Skizzen vorhanden sein, aus denen resultierend seine Gedankenwelt, seine Ideen,was hat er sich dabei gedacht, hervorgeht. Gibt es da Literatur dazu?

Natürlich.
Du kannst sogar Harrison im Original lesen. In seinem Hauptwerk "Concerning such mechanism" sind seine Gedanken genauestens festgehalten.
Allerdings schreibt er (vor allem aus heutiger Sicht) in derart unfassbar umständlicher Ausdrucksweise, dass man jeden seiner z.T. über mehrere Seiten reichenden Sätze mit Pinzette, Uhrmacherlupe und Skalpell mundgerecht sezieren und sich auf der Zunge zergehen lassen muss.

Zitat
Außerdem habe ich den Eindruck, dass er nie und nimmer, der Autodidakt war, als deren er allgemein hingestellt wird!

Wenn wir uns das Porträt von Harrison genauer anschauen, so zeigt es einen selbstbewussten, von seinen Anliegen überzeugten Menschen, intelligent und keineswegs ein Bauerntölpel, wie er das Öfteren fälschlich dargestellt wird!

Natürlich nicht. Sondern einen der gebildetsten Menschen seiner Zeit.

Moritz

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#63 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

04.04.2025 13:10

Lieber Paul,

Zitat von grafkrokolinsky im Beitrag #51

Ich zitiere hier aus �Riefler, Präzisions - Pendeluhren von 1890 - 1965
(Es handelt sich um alle gefertigten Präzisionspendel-Uhren die in einen Spezial-Labor 4-6 Monate einer Prüfung unterzogen wurden)
�Die Sekunde der Hauptuhr wurde jeden Tag mit einen Zeitsignal aus Nauen, Greenwich und später mit einen Zeitsignal aus Paris verglichen und mit Hilfe eines Hippschen Streifenchronographen, Schleifenoszillographen und später mit den Walzenchronographen zusammen mit der Hauptuhr aufgezeichnet! Über jede Uhr wurde ein eigener Akt angelegt und darin die täglichen Gangergebnisse, Schwingungsbogen, dazu Temperatur-und Luftdruckschwankungen aufgezeichnet!�

Das ist genau DIE Art von Techblabla, von Hochglanzwerbung, und verkaufsfördernder Selbstbeweihräucherung, die mich so fuchsteufelswild, auf die Palme bringt.

Zu den Rekordläufen der Burgess Clock-B, gibt es jede Menge Dokumente.
Der Uhrmacher der die Uhr betreut, machte für jeden Tag einen Gang-Zettel, darin verglich er jede Stunde die Zeit der Uhr mit dem Terminal der Atomuhr, die vom Zeitdienst ihrer Majestät, dort aufgestellt worden war.
Der Kurator des Museums, machte dasselbe, unabhängig vom Uhrmacher, ebenfalls auf Papier. Dann kam 2x am Tag der vereidigte Gutachter, der Rekordkommission und überprüfte die Siegel, und las die elektronischen Aufzeichnungen, über jede der in den vergangenen 12 Stunden, vergangenen Sekunden herunter, und druckte eine Kopie fürs Museum aus. Dann kam 1x am Tag der Gutachter des britischen Zeitdienstes, und manchmal erklärte der. Unsere Atomuhr was gestern von 12-14:00 offline. Die Daten in dieser Zeit sind ungültig. Oder was noch schlimmer war; Wir haben festgestellt unsere Atomuhr geht falsch und mussten heute Mittag eine Schaltsekunde einfügen. Wir haben keine Ahnung wie lange das schon so geht, wir konnten im letzten Monat keine Astronomische Messung bekommen. Bitte markieren sie die letzten 30 Tage als ungültig. Und das Ganze wurde auch schriftlich zu den Akten genommen.
Nach Anhörung des Vereidigten, und sorgfältiger Auswertung, aller so erzeugter Akten, entschied das Weltrekord-Komitee, den Weltrekord zu erteilen.

Diese originalen Dokumente sind archiviert und können, von Wissenschaftlern, und auch interessierten Laien, wenn sie die mindeste Qualifikation vorweisen können, eingesehen werden.
Tom van Baak, der den Harrison Uhren sehr skeptisch gegenüber stand, ein eingefleischter Hi-Qjaner also, hat genau das gemacht, und sich durch diese Aufzeichnungen gearbeitet.
Und sie in einer Wissenschaftlichen Arbeit, ausgewertet, und in sehr ansehnlicher Form präsentiert. Also in zusätzlicher Beleg durch einen Zweifler !

Für die Hi-End-PPUen, gibt es in keinem einzigen Fall, ein auch nur annähernd glaubhftes, ähnlich belegtes Prozedure.
Die wenigen vorhandenen Daten lassen dagegen begründet vermuten, das die Messergebnisse, mit Gangtabellen und speziellen Formeln nachträglich schön gerechnet wurden.
Auch die dafür verwendeten Formeln und Rechenwege, sind bekannt. Leider wurden die echten Messergebnisse vernichtet. Tom van Baak hat in seiner Arbeit einige dieser schönrechnerein erklärt.
So dass man nichts genaues nicht sagen kann. Wenn man die bekannten schöngerechneten Daten, zurückrechnet, kommt man auf einen Wert der vermuten lässt, das diese Uhren, ohne die Werte nachträglich zu fälschen , nach spätestens 2 Wochen aus der Sekunde gefallen sein könnten, Und alle nach dem 14. Tag damit erhobenen Messergebnisse, in Wirklichkeit Müll waren.

Natürlich kann man ein Lineal, auch nur an einem noch genaueren Messmittel überprüfen, wenigsten eine Größenordnung, also eine Zehnerpotenz besser sollte es schon sein.
Da stellt sich einer hin, und behauptet er habe die genauste Uhr der Welt erfunden, und will das beweisen indem er sie an all den anderen, noch Ungnaueren vergleicht?
Da sollte dem Einem, oder dem Anderen, doch wohl begründete Zweifel bleiben.

LG Matthias

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#64 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

04.04.2025 13:50

Lieber Paul,

Zitat von grafkrokolinsky im Beitrag #56

Wenn wir uns das Porträt von Harrison genauer anschauen, so zeigt es einen selbstbewussten, von seinen Anliegen überzeugten Menschen, intelligent und keineswegs ein Bauerntölpel, wie er das Öfteren fälschlich dargestellt wird!

Nunja, es war wie heute auch, wenn so ein übler Zeitgenosse, seinem Gegenüber nicht das Wasser reichen kann, bewirft er ihn mit Dreck, und zieht ihn nach Kräften durch den Kakao ... .

Also J.Harrison wuchs auf dem Lande auf. Sein Vater war Zimmermann, Baugutachter und Gemeindeschreiber. John Harrison konnte als nichtadliger keine höhere Schule besuchen, also wurde er weiter von seinen Eltern unterrichtet.
Viele Leute die auf seine Begabung aufmerksam wurden, versorgten ihn mit Wissenschaftlicher Literatur und Vorlesungsmitschnitten. Manche Bücher wie den Sauderson, und die Prizipia von Newton, die er nur geliehen bekam hat er sich abgeschrieben und kanne sie schon nach kurzer Zeit Auswendig. Ob seiner großen Begabungen wurde er auch von der Landherrschaft entsprechen gefördert, und finanzierte seine Fortbildung durch die Arbeit als Friedensrichter, und Markscheider.
Aso ein verbeamteter Landvermesser. Das sagt schon viel über seine öffentliche Reputation aus.

Einer seiner wissenschaftlichen Förder war der königliche Astronom Sir Edmond Halley, der machte ihn mit dem sehr wohlhabenden Uhrmacher George Graham bekannt.
Diese 3 wurden beste Freunde. Halley förderte die wissenschftliche Karrieren der beiden Andern durch seine Beziehungen, Und Graham half seinen Freunden öfter mit seinem Geld aus.
Halley, war als typische Hofschranze, ständig pleite, und Harrison war der wirklich kluge Kopf, in diesem Trio.
Auch unterhielt Graham, einen Harrison-Schowroom, in dem mehr oder weniger gut betuchten Besuchern, gegen einen Kräftigen Obolus, Harrisons neuste Erfindungen zeigte und erklärte.

Joh Harrison war im Volke ausserordentlich populär, aber auch Mittglied der Akademie der Wissenschaften, und wurde von Dieser mit der damals höchsten Auszeichnung der Wissenschaft geehrt.
Er erhielt für die dynamische Pendeltheorie, die Koppley-Medaille in Gold, das war mit einer Ehrung und eine Zuwendung verbunden, soe wie heute der Nobellpreis.
Die Prämie war zur Damaligen zeit 25000 Pfund Sterling, Also 12Tonne gemünztes Feinsilber, nach heutiger Kaufkraft, etwa 10-11 Mio Euro.
Ein hochadliges Konsortium vergab eine solche Summe sicherlich nicht an einen ungebildeten Deppen.
Einige adige Kirchefürsten, und Hochschullehrer konten ihn wirklich nicht leiden, weil er ihre Werke regelmäßig der Lächerlichkeit preisgab, und sie ihm in keinster Art das Wasser reichen konnten.
Nur ein Name, Referend Nevvil Maskelnnyne, ein besonders übler Patron ... blieb bis heute als übler Schurke in der Überlieferung erhalten.

Auf uns gekommen sind mehrere Schriften: dar Report von 1730, in dem er die Prinzipien seiner Land und Seeuhren das erste Mal ausführlich erklärt.
Später die "Concerning such mechanism" kurz CSM, das war so etwas wie ein Auszug aus seinem Labortagebuch.
Dann die ausführliche bebilderte Beschreibung seiner letzten Seechronometer H4, H5, und K1.
Und jede Menge kurzer Texte und technischer Zeichnungen von herausragender Qualität, die Noch heute von der Londoner Uhrmacherinnung bewahrt werden.
Kurz vor seinem Lebensende bekam ehr auch trotz aller Widerstände den Längengad-Preis ausgezahlt. etwa. 20000 Pfund Sterling .... .

Also keineswegs ein Dussel.

LG Matthias

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#65 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

04.04.2025 15:49 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2025 16:19)

Lieber Paul,
Und kommst Du mal nach London ...
Gehst Du in die Westminster Abby, die Kathedrale des Königs ...
Da findest Du George Graham, im Grab seines Schwiegervaters, Thomas Tompion. und links neben ihm die Platte von Edmond Halley , rechts in Armeslänge die Platte von John "Longitude" Harrison.mit dem Längengrad und dem Bimetallstreifen.
Das ist eine Ehre wie Volkshelden angemessen ...

LG Matthias

PS. Du hast private Nachrichten

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#66 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

04.04.2025 17:20

Zitat von Matthias Bigalke im Beitrag #64
Nunja, es war wie heute auch, wenn so ein übler Zeitgenosse, seinem Gegenüber nicht das Wasser reichen kann, bewirft er ihn mit Dreck, und zieht ihn nach Kräften durch den Kakao ... .

So wie Du das heute mit Riefler etc. machst...

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#67 | RE: Uhrenpendel lang oder kurz, schwer oder leicht? datum

05.04.2025 19:38

Zitat von Martino im Beitrag #66
Zitat von Matthias Bigalke im Beitrag #64
Nunja, es war wie heute auch, wenn so ein übler Zeitgenosse, seinem Gegenüber nicht das Wasser reichen kann, bewirft er ihn mit Dreck, und zieht ihn nach Kräften durch den Kakao ... .

So wie Du das heute mit Riefler etc. machst...

löten, nieten, punzen kann jede Uhr verhunzen!

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