Erst mal eine kurze Vorstellung: Metallbauer, Kunstschmied und Designer, knapp 70 und "Rentner". Vielen hier aus dem Pocketwatchforum, dem Uhrforum und der DGC bekannt.
Mir ist aufgefallen, dass in meiner Wohnung keine mechanische Uhr tickt, also sollte ich doch mal eine Uhr bauen.
Nun zu ersten Planungen: Sekundenpendel (Für eine Vollschwingung ist so ein Pendel rechnerisch knapp 25 cm lang. Also könnte ich doch eine Pendule bauen, die kaum größer als ein Din A 4 Blatt wird.
Seybold- Chronometerhemmung sorgt bei einem Hemmrad mit 60 Zähnen für eine springende Sekunde. Warum diese Hemmung? Es ist eine Hemmung mit konstanter Kraft ohne Einflüsse vom Gehwerk. Und ganz wichtig: Eine Kirchturmuhr von Seybold steht in meinem Büro.
( Georg Seybold war Konstrukteur bei Mannhardt in München, bevor seine eigene Werkstatt in Landau eröffnete).
Nun eine erste Skizze und Bilder der Seyboldhemmung.
das mit dem Pendel war mir klar, ich werde ein 1 Hz Pendel verwenden
Nun habe ich mal etwas weiter geplant. Die Zahnräder eleganter ins Werkgestell geschoben und mal die Hemmung maßstäblich gezeichnet.
Unsicher bin ich mir bei den nötigen Zapfendurchmessern und bei den Lagern. Hartmessing, Bronze oder Teflon? Die Rolle im Pendel (6 mm Durchmesser) als Kugellager?
Dann frage ich mich, wie komme ich zum Hemmrad? Entweder einen Teilkopf für Arme bauen, (Teilkopf habe ich nicht), das geht mit einem größeren Zahnrad auf der Drehbankspindel und Blockierung, dann einen kleinen Fräsmotor ins Support oder halt irgendwo machen lassen.
Übernimmst Du dich da nicht etwas? Eine Uhr zu konstruieren und zu bauen ist ist nicht mit ein paar Fragen im Forum zu lösen. Einen Teilkopf zu kaufen ist sicherlich eines der einfachsten Probleme.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Mein letzter Selbstbau: Uhrzeit, Sonnenauf-Untergang. Ewiger Kalender mit Schaltjahresberücksichtigung, Sonnenzeit mit Differenzialgetriebe, Mondphase.
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Meine Fragen beziehen sich eher auf die Größen. Ich kann Turmuhren und Taschenuhren. Die Größe einer PPU ist Neuland für mich. Ist ein Zapfen für das Hemmrad von 0,8 mm zu dünn?
Da hat doch ein Gehäuse gefehlt: 005 a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hallo Bernd, ok, Du übernimmst Dich nicht. Respekt. Das ist eine sehr interessante Hemmung, kannte ich noch nicht. Lagerbuchsen aus Messing gibt es für kleines Geld von Bergeon bei Cousins zu kaufen. Den Zapfen würde ich eher mit 1mm Durchmesser ausführen, da das Rad mit 50mm recht gross ist. Die Rolle aus einem Kugellager kannst Du machen, dann aber bitte das Fett auswaschen und ölen. Andererseits hast Du dann Stahl auf Stahl, was eher geschmiert werden will. Grüsse Achim
ganz interessant ist ja, das fast alle Parameter dieser Hemmung einstellbar sind. So habe ich das Ticken der Turmuhr in meinem Büro auf gefühlte 25 % drücken können. (Weniger ging bestimmt auch, aber dann müsste ich Bauteile verändern).
Dies erleichtert natürlich eine "Versuchsuhr" ungemein.
Aber: gibt es Erfahrungen mit Schmierstofffreien Teflonlagern? So neu ist das ja nicht. Ich habe hier eine Uhr von 1965 (Betriebsstundenzähler Flugzeugtriebwerk), die hat Teflon als Unruhlager und läuft immer noch top.
Hallo Bernd, in der klassischen Großuhrentechnik wäre mir kein Anwendungsfall bekannt. Evtl sind in Eigenbauten oder Kleinserien Teflonlager verbaut. Meist sind nichtmal extra Futter eingesetzt, sondern die Zapfen werden direkt in den Platinen gelagert. Teflon an sich ist relativ teuer und lässt sich nicht Spritzgiessen, sondern muss spanend bearbeitet werden. Kunststoffbuchsen sind deshalb meist aus gleitmodifiziertem POM oder PA. Deshalb: probiere es aus. Grüsse Achim
Ich würde vorschlagen dass ein Teilkopf eine angemessene Investition wäre. Da bekommt man heutzutage schon für 300 EUR was brauchbares.
Teflonlager gehen natürlich, aber die Präzision und die Konstanz der Lagerungsparameter über die Zeit ist schwierig. - Die Spanende Bearbeitung in sehr kleinen Dimensionen ist wegen des weichen Materials erschwert. - Der E-Modul ist im Vergleich zu Bronze winzig. Kräfte führen zu grob 100-facher Deformation im Vergleich zu Bronze - Die Fließgrenze ist winzig im Vergleich zu Bronze oder gar Stein. - Teflon fließt unter Dauerlast. - Der Thermische Ausdehnungskoeffizient ist hoch und im Bereich um die Raumtemperatur stark nichtlinear.
Unter anderem aus diesen Gründen gibt es in der Technik selten reine Teflonlager sondern hauptsächlich solche mit Kunststoff- (Iglidur) oder Metallmatrix (gefüllte Sinterbronze). Aber nicht in diesen kleinen Größen.
Ein filigranes Kugellager braucht eine gut gestaltete Anschlusskonstruktion und um seine Stärken wirklich auszuspielen. Ölhaltung, Winkeltoleranz, Verschmutzungstoleranz, Montierbarkeit, Lagerspiel, Wärmeverhalten... sind keine leichte Konstruktionsaufgabe. Die Millionenfach bewährte Technik der Stein- oder Bronze-Lagerung scheint mir weit weniger kritisch. Ansonsten bleibt natürlich noch die harrisonsche Version der Pockholzlager. Auch eine bewährte wenngleich exotische Konstruktion
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Die Rolle im Pendel ist bei der Großuhr aus Bronze und läuft auf einer Stahlachse. Hier möchte ich mal ein Kugellager testen. Wenn das nicht besser funktioniert, bleibt es bei der bewährten Konstruktion von 1890.
Die Turmuhr hat halt auch andere Dimensionen: Hemmrad 180 mm Durchmesser, Pendellänge ca. 1,90 Meter. Gewicht Pendelscheibe ca. 25-30 kg.
Zitat von Metallfunk im Beitrag #1Nun eine erste Skizze und Bilder der Seyboldhemmung.
Hallo, Die Hemmung wurde von Mannhardt entwickelt als Schwerkrafthemmung für Turmuhren. Darauf wurde auch in den Kommentaren zu Video hingewiesen.
Ein ähnliches Prinzip wurde viel später in der C7 Pul-syn-etic Master clock 1931 Gents' Le'ster. Nur wird hier der Hebel mit der Rolle elektrisch angehoben und durch ein Zahnrad, das der ansonsten frei schwingende Pendel pro Schwingung einen Zahn weiterdreht, alle 30Sec. ausgelöst. Mit einer Mechanik alle 30s den Heben in einer Halbschwingung wieder in den Ruhezustand zu bringen, ist nicht ganz einfach. Ansonsten ein wirklich einfache Hemmungsprinzip.
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22.08.2024 17:58
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