Hallo Achim,

das Gewinde muss ich noch mit einer Gewindelehre nachmessen. Je nachdem wie "nahe" ich dem Gewinde in der Verlängerung komme, mache ich die Verlängerung möglicherweise auch in Stahl.

Solche Abflachungen unten an der Linse habe ich schon öfter gesehen. Vermutlich soll es das Drehen der Reguliermutter erleichtern. Ob das so original war werde ich mal recherchieren müssen, leider werden die Pendellinsen eher selten fotografisch im www oder in Büchern dokumentiert.

Beste Grüße, Bernhard

Hallo in die Runde,

es hat sich ein weiteres Problem aufgetan, das aber relativ leicht zu lösen sein sollte. Die Ankerwelle hat an ihrem rückseitigen Ende einen Vierkant, auf dem ein Messingblock aufgeschoben und in Querrichtung mit einem Stahlstift verstiftet und fixiert ist. Fotos des Ankers liefere ich nach, es ist alles qualitativ sehr eindrucksvoll gemacht, auch die Befestigung des Ankers auf der Welle, was aber hier jetzt nicht das Thema ist.

In den Messingblock ist der Schaft der Ankergabel eingeschraubt, dazu hat der Schaft ein Außengewinde. Nun ist die Uhr stehen geblieben, mit Abfallfehler, der zuvor nicht vorlag. Kommt das bekannt vor? Der Anker auf der Ankerwelle ist hier aber nicht schuld. Vielmehr hat sich der eingeschraubte Schaft der Ankergabel in dem Messingblock etwas verdreht, was dann natürlich zu einer Änderung des Abfalls führt, weil das äußere Ende der Ankergabel dadurch verschwenkt wird. Schaft und Gabel stehen ja im rechten Winkel zueinander.

Beim Herausschrauben der Ankergabel aus dem Messingblock scheint mir, dass da schon einmal mit einem Klebstoff gearbeitet worden war.

Leider steht die Ankergabel, wenn man sie bis zum Anschlag einschrauben und etwas fest ziehen würde, in einem ca. 90 ° Winkel zur Ankerwelle, also ist bis zum Gewindeende des Schaftes Festziehen keine Lösung. Bei einfacheren Werken, wo die Ankergabel, einschließlich Schaft, aus relativ weichem Messing ist, könnte man darüber nachdenken, das untere Ende des Schaftes gegenüber dem Gewinde am oberen Ende um ca. 90 ° drehend zu verbiegen (tordieren). So dass wenn die Ankergabel fest angezogen ist, die Gabel parallel zur Ankerwelle steht. Hier ist die Ankergabel allerdings aus Stahl. Übrigens auch fein gearbeitet und mit polierter Oberfläche. Da ist das drehend Verbiegen keine Option. Man sieht an dem Schaft der Ankergabel bei genauem Hinschauen, dass das jemand scheinbar schon einmal mit einem Werkzeug versucht hat. Aber glücklicherweise dann wohl doch lieber bald zum Kleber gegriffen hat.

Derzeit denke ich, dass auch hier Einkleben des Außengewindes der Ankergabel in das Innengewinde des Messingblocks eine akzeptable konservatorische Reparatur ist. Dazu kann wieder Schellack eingesetzt werden. Alternativ kann mit einem modernen anaerob aushärtenden Cyanacrylat Kleber gearbeitet werden, beispielsweise wie er als chemische Schraubensicherung im Kfz Bereich eingesetzt wird, bekannt beispielsweise als "Loctite". Loctite läßt sich durch Erwärmen auf ca. 80 °C wieder lösen, das wäre also nicht unumkehrbar.

Zunächst habe ich aber spaßeshalber einen anderen Ansatz versucht, wo die Profis vermutlich die Augen verdrehen und armerudernd im Kreis rennen werden. Wodurch aber rein gar nichts "vermurkst" werden kann. Das Innengewinde in Messingblock ist logischerweise ein Sacklochgewinde. Wenn man nun hierein einen Kleinst-"Knüddel" Papier versenkt und dann die Ankergabel einschraubt, wird der "Knüdel" vom Gewindeende des Schaftes komprimiert, mit der Folge, dass zum Ende des Einschraubens hin die Gewindereibung zunimmt und der Schaft in der gewünschten Position der Ankergabel drehfest in Messingblock sitzt, jedenfalls so drehfest, dass sie nicht mehr vom Pendel gedrhet werden kann. Aber dennoch nach wie vor die Ankergabel mit etwas mehr Handkrafteinsatz wieder heraus geschraubt werden kann, so man das will. Habs gerade ausprobiert, locker (verdrehbar) sitzt die Ankergabel jedenfalls jetzt nicht mehr....

Und nun haut mich bitte nicht, aber Kritik ohne Prügel nehme ich gerne an. Ich weiss, in keinem Lehrbuch steht das so. Aber warum sollte das nicht auch dauerhaft sein, solange die Uhr trocken steht, was ja ohnehin wünschenswert wäre? Cellulose verrottet schließlich praktisch gar nicht unter Luftabschluß.

Dennoch werde ich den "Knüddel" wohl wieder raus holen und stattdessen mit Loctite arbeiten, auch wenn das nicht zeitgenössisch ist. Sieht man ja nicht. Überschüssiger Klebstoff kann lange Zeit einfach abgewischt werden, weil er ja nur anaerob, also zwischen den Gewindegängen, härtet. Sollte nur dokumentiert werden, damit ein späterer Reparateur, so er den Schaft der Ankergabel aus welchem Grund auch immer wieder ausschrauben will, die Erwärmung auf 80 °C durchführt.

Hallo Bernhard

Das ist ne richtige Oggy - Lösung
Ich verwende aber lieber ein paar Hanffasern (klassischen Dichtungshanf) - das funktioniert auch einwandfrei - bevor man in Versuchunng gerät irgendwas enger zu dengeln o.ä.

Zitat von Bernhard J im Beitrag #32

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spaßeshalber einen anderen Ansatz versucht, wo die Profis vermutlich die Augen verdrehen und armerudernd im Kreis rennen werden

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Hallo und Guten Abend !

Und bei mir in der Werkstatt wird das Gewinde um 1/4 oder 1/2 Gang nachgeschnitten, so daß bei festem anziehen die Ankergabel die richtige Position hat.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

Hallo und Guten Abend !

Das Gewinde für die Regulierschraube würde ich tunlichst in Ruhe lassen.

Alternativ, kann der Führungsblock in der Pendellinse im unteren Drittel durchtrennt werden, beidseitig eine Bohrung mit Gewinde eingebracht und mit einem Gewindestift wieder verbunden werden. Die länge des Gewindestiftes wird so bemessen werden, daß die gewünschte Pendelverlängerung entsteht. Als Verdrehsicherung können zwei Muttern eingesetzt werden, welche den Gewindestift arretieren.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

Zitat von Paul Eble im Beitrag #36

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Hallo und Guten Abend !

Das Gewinde für die Regulierschraube würde ich tunlichst in Ruhe lassen.

Alternativ, kann der Führungsblock in der Pendellinse im unteren Drittel durchtrennt werden, beidseitig eine Bohrung mit Gewinde eingebracht und mit einem Gewindestift wieder verbunden werden. Die länge des Gewindestiftes wird so bemessen werden, daß die gewünschte Pendelverlängerung entsteht. Als Verdrehsicherung können zwei Muttern eingesetzt werden, welche den Gewindestift arretieren.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

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Hier jetzt die versprochenen Fotos des Ankers (die Ankergabel jetzt mit Loctite fixiert). Die konstruktive Schönheit und perfekte Ausführung ist beeindruckend, insbesondere wenn man vergleicht mit anderen Uhren ähnlichen Aufbaus. Viel Freude beim Anschauen.

A1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

A2.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

A3.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

A4.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

A5.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo
So einen ähnlichen Fall hatte ich auch mal, eine Passcheibe (notfalls selbst in der Stärke zugeschliffen ) hat geholfen und ist wenn es sein soll auch rückbaubar.

Frank

Hallo Bernhard,
Das Gewinde wird vermutlich einem 6-32 UNC (Durchmesser 3,5mm) oder evtl ein W5/32 BSW (Durchmesser 3,69mm) entsprechen.
Beide Gewinde haben eine Steigung von 32 Gängen pro Zoll, was ca 0,8mm entspricht.
Diese Steigung habe ich anhand des Fotos der Pendelstange herausmessen können.
Die Steigung entspricht etwa einem metrischen M5, womit Du dein Gewinde vergleichen könntest, wenn Du keine Gewindelehre hast.
Gewindebohrer und Schneideisen beider Gewinde sind am Markt erhältlich.
Hier ist eine ausführliche Liste auch exotischer Gewinde:
https://www.gewinde-normen.de/unc-gewinde.html
Grüße
Achim

Hallo Achim,

besten Dank! Ich habe Gewindelehren metrisch und zöllig und werde das mal genauer prüfen.

Alternativ habe ich mir gestern Abend überlegt aus Kupfer oder Messing eine Verlängerung zu bauen, mit einem Standardgewinde über den Großteil der Länge. Und an dem anderen gewindefreien Ende eine 3,5 mm Bohrung anzubringen, mit einer verbleibenden Wandstärke von wenigen 1-2/10 mm. Und dann dieses Rohrende mittels des Drehbankfutters auf das vorhandene Gewinde aufzupressen, ggf. noch mit Loctite drehgesichert. Könnte auch funktionieren, ohne das vorhandene Stahlgewinde nennenswert zu deformieren. Und das ist dann mit 80°C auch leicht wieder lösbar. Eine optisch zeitgenössische Reguliermutter, aber mit Standardgewinde, ist ja auch schnell hergestellt.

Beste Grüße, Bernhard

Zitat von Bernhard J im Beitrag #38

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Hallo und Guten Morgen !

An der Ankerbefestigung auf der Ankerwelle ist wenig akademisch. Die halteklauen haben im vorderen Bereich einen Nocken und die Aussparung in der Ankerwelle hat zwei Taschen. Die Ankerlappen werden dann einfach verpresst. Diese Methode wird im Restaurierungsgeschäft noch ziemlich oft angewendet.

Was mir mehr Sorgen machen würde, ist der Zustand der Ankerzapfen!

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

Zitat von Paul Eble im Beitrag #43

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Hallo und Guten Morgen !

An der Ankerbefestigung auf der Ankerwelle ist wenig akademisch. Die halteklauen haben im vorderen Bereich einen Nocken und die Aussparung in der Ankerwelle hat zwei Taschen. Die Ankerlappen werden dann einfach verpresst. Diese Methode wird im Restaurierungsgeschäft noch ziemlich oft angewendet.

Was mir mehr Sorgen machen würde, ist der Zustand der Ankerzapfen!

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

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Zitat von Paul Eble im Beitrag #36

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kann der Führungsblock in der Pendellinse im unteren Drittel durchtrennt werden, beidseitig eine Bohrung mit Gewinde eingebracht und mit einem Gewindestift wieder verbunden werden. Die länge des Gewindestiftes wird so bemessen werden, daß die gewünschte Pendelverlängerung entsteht. Als Verdrehsicherung können zwei Muttern eingesetzt werden, welche den Gewindestift arretieren.

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