Für einen erschwinglichen Preis habe ich mir in diesem Jahr in der Bucht eine kleine Tischuhr mit Bulle-Werk gekauft. Diese hat mal ein zierliches Holzgehäuse und ist nur 21 cm hoch.
Bulle Gehäuse.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Werk war in einem erträglichen Zustand. Bevor ich eine gründliche Revision starte, wollte ich die grundlegende Funktion testen. Ich habe die Leichtgängigkeit der Getriebeteile überprüft und teilweise hergestellt, die Kontakte gereinigt und durchgemessen. Der Spulenwiderstand beträgt etwa 1,2 kOhm, ist also normal.
Alles sieht gut aus - es funktioniert nur nicht.
Bulle Werk vh.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bulle Werk nah.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
(Auf dem Foto ist die "Isochronismus-Feder" nicht zu sehen, da ausgebaut.)
Bei der Ursachensuche kam ich zum Magneten. Er war etwas schwach. Darum habe ich ihn "aufgeziegelt". - Trotzdem kommt keine Pendelschwingung zustande. Ich messe den Spulenstrom von 1,25 mA, wenn ich das Pendel gegen das Kontaktplättchen des Ankers bewege und 0 mA in der anderen Richtung. Auch mit geänderter Polarität und auf 6 V erhöhter Speisespannung läuft die Uhr nicht.
Hat jemand von Euch noch eine Idee, was ich übersehen haben könnte?
Servus, schöne Uhr ! Soweit ich das erkennen kann ist wohl der Stift am Pendel, welcher das hin- und herklappende Teil im Werk antreibt, zu hoch. Der Stift muss das Silberplättchen weiter unten berühren, das ist der Kontakt. Die "Gabel" an sich ist aus Isoliermaterial. Und bitte nix Öl, nix Kontaktspray - rückstandsfrei saubermachen und gut ist.
danke für Deinen Hinweis. Da das Werk zum Fotografieren flach liegt, ist das gesamte Pendel nach oben gerutscht. Das Foto zeigt leider nicht die korrekte Position.
Damit das Schaltrad überhaupt weiter schaltet, wird sowieso mehr Auslenkungswinkel an der Schaltgabel benötigt. Darum habe ich auch tiefere Positionen des Kontaktstiftes probiert.
Momentan habe ich noch zwei Vermutungen, warum das Pendel nicht in Schwung bleibt:
- Der Magnet ist zu schwach.
- Die Spule hat eine defekte Wicklung. D.h. der Spulenstrom scheint ok, aber es wird kein ausreichend kräftiges Magnetfeld erzeugt.
Um den Wahrheitsgehalt dieser Vermutungen zu prüfen, will ich in einem Versuchsaufbau die Pendelspule unter Umgehung des Impulskontakts manuell mit Spannung versorgen. Vielleicht kann ich dann erkennen, ob das Pendel wenigstens winzige Bewegungen macht.
edit 24.10.2016 19:3: Welche Pendelamplitude muss normalerweise erreicht werden?
Hallo Enno, ich hatte vor kurzem auch eine Bulle auf dem Tisch und musste mich zuerst in diese Thema einlesen. Als sehr hilfreich fand ich folgendes PDF: http://www.uhrenhanse.de/sammlerecke/ele...Bulle-Clock.pdf Ich hatte den total abgenutzten Silberkontakt in der Gabel erneuern müssen, den passenden Stift dazu poliert, die Pendelfederlamellen ( nicht leitend) erneuert....! Danach ging die Uhr wieder hervorragend. Was ich an deinem Ührchen vermisse, ist die Isochronismus- Feder. Aber lies selbst, vielleicht hilft es dir weiter. LG
Auch Schlafen ist eine Form der Kritik, vor allem im Theater!
Hallo, dass die Uhr liegt - daran habe ich nicht gedacht... Der Magnet macht in der Tat einen schwachen Eindruck ist aber meist in Ordnung. Am Ende hilft nur ein Tausch mit einem funktionierenden um es wirklich zu wissen. Bis jetzt hatte ich keinen der zu schwach war.( 6 Uhren...) Eine kleine rote! LED mit Vorwiderstand parallel zur Spule provisorisch dranbasteln - wenns entsprechend blinkt ist "obenrum"meist alles ok. Die Impulse per Taster von Hand zu geben funktioniert sehr gut und bringt auch Erkenntnisse. Gern gesehen auch oxydierte Verbindungen. Im Prinzip ist so eine Uhr total simpel- der Teufel steckt im Detail. Bis auf eine die ab und zu (alle paar Wochen) stehenbleibt - und dann wieder weiterläuft gabs keine unlösbaren Probleme. Aber die eine nervt mich total......
Zitat von scharlie_de im Beitrag #6... Eine kleine rote! LED mit Vorwiderstand parallel zur Spule provisorisch dranbasteln - wenns entsprechend blinkt ist "obenrum"meist alles ok. Die Impulse per Taster von Hand zu geben funktioniert sehr gut und bringt auch Erkenntnisse. Gern gesehen auch oxydierte Verbindungen. I... lg karl
Sehr gut Ideen.
1. LED
Uhr wieder in Solllage bringen und das Pendel mit der Hand bewegen und prüfen ob der Strom konstant fließt wenn der Kontaktstift den Kontakt berührt.
P.S.
Die Funktionsbeschreibung scheint fehlerhaft zu sein.
Aber da würde ich erstmal messen, wie hoch die induzierte Spannung an der Spule in Bewegung ist. Skope wär natürlich hilfreich. Die Wechselspannung bei normaler Amplitude sollte mind. 0,3 Volt betragen (Spitze-Spitze 0,6V).
Gruß, Frank ______________ Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service PCZW - PC Zeitwaage der Profis
Zunächst vielen Dank für die zahlreichen Beiträge als Reaktion auf meinen Hilferuf.
@Kuewalda Hallo Frank, die Links zu den Funktions- und Reparaturbeschreibungen sind sehr hilfreich. Besten Dank dafür! Solch eine Uhr, wie in der zweiten Reparaturbeschreibung (mit Holzsockel und Glasdom), habe ich auch liegen. Das wird der nächste Patient sein.
@Typ1-2-3 Danke für den Link zum Magnetisieren, Frank. Ich bezweifle allerdings, dass die Anordnung so korrekt ist. Wenn der Magnet tatsächlich so gebaut wäre, dass einer seiner Pole in der Mitte liegt, würde der Strom durch die Pendelspule auf dem Weg vom Umkehrpunkt zur Mitte das Pendel bremsen und dann erst beschleunigen. Das würde nach meiner Auffassung zum Stillstand der Uhr führen. Darin erkenne ich keinen Sinn. Ich nehme eher an, dass der Magnet normal längs magnetisiert ist, damit das Pendel während der gesamten Stromflussdauer eine Schubkraft erhält.
Die Erklärung, dass der Magnet durch Erwärmung und durch mechanischen Schlag seine Kraft verlieren kann, ist richtig. Nach dem umgekehrten Prinzip habe ich den Magneten meiner Uhr auch aufgefrischt: Ich habe ihn an einen starken Dauermagneten (aus dem Magnetron einer Radaranlage) gehalten und mit einem kleinen Hammer mehrere sehr heftige Schläge verpasst.
Das könnte man auch zu einer allgemeinen Warnung formulieren: Im Gegensatz zu den modernen keramischen und Selten-Erden-Magneten sind einfache Stahlmagnete mechanisch empfindlich! Durch harte Schläge werden die im Metall befindlichen "Magnetdomänen" zeitweilig beweglich und schwingen wirr durcheinander. Wenn sie wieder zur Ruhe kommen, können sie ihre ursprüngliche Orientierung verloren haben. - Der Magnet ist dann faktisch tot. Weil das Erdmagnetfeld jedoch eine gewisse Richtwirkung besitzt, richten sich einige Domänen beim Beruhigen danach aus. Der Magnet hat dann allerdings nur noch geringe Kraft.
@praezis Hallo Frank, Deinem Vorschlag bin ich gefolgt: Die Spule bringt gerade mal 50 mV Induktionsspannung. Das ist bei mehreren Tausend Windungen zu wenig. Vielleicht ist der Magnet ja doch kaputt.
@scharlie_de Karl, die Idee mit der LED hatte ich auch. Ich war gestern Abend aber zu faul, noch mal in den Garten zu meiner Werkstatt zu traben. Da ich in letzter Verzweiflung einen 9V-Block als Versorgung angeschlossen hatte, hätte ich die LED ohne Vorwiderstand direkt in Reihe schalten können. Aber mein Multimeter hat zum Nachweis des Stromflusses dann auch gereicht. ----------------------------------- Ich habe gestern noch den Versuch mit direkter Spulenspeisung und manueller Impulsgebung gemacht. Dabei habe ich das Pendel nur bis 5 mm Amplitude gebracht. Für das Weiterschalten des Zeigerwerks wären mindestens 15 mm nötig.
Das Pendel braucht (ohne Zeigerwerk) ziemlich lange bis zum Stillstand. Darum gehe ich davon aus, das die "Pendelfeder" in Ordnung ist.
Da ich noch eine Bulle-Clock mit ähnlichem Werk habe (auch ähnliche Seriennummer), werde ich mich wohl mal mit der befassen. Vielleicht erkenne ich bei Magnetstärke oder Induktionsspannung irgendwelche Unterschiede im Vergleich zu dem hier erörterten Sorgenkind. Ich kann dann ja Pendel und Magneten der Uhren untereinander tauschen.
Bei meinem Versuch, das Werk zu zerlegen, um es gründlich reinigen zu können, bin ich an dem Mechanismus der Schaltklinken gescheitert. Ich habe ihn nach dem Entfernen der kleinen Mutter selbst mit kräftigem Griff einer Zange nicht von der Welle abziehen können. Wie ist die Baugruppe zerlegbar?
Doch, genau so und nicht anders muss der Magnet polarisiert werden. Das ist die besondere Eigenschaft der Bulle-Clock. Wenn Du das anders machst, brauchst Du Dich nicht zu wundern, wenn die Uhr nicht funktioniert.
Zur Not schau mal in die Patente, auch da ist das so beschrieben.
Du hast Recht. Ich habe gerade an der anderen Uhr festgestellt, dass der Magnet tatsächlich zentral polarisiert ist.
Ich hatte anfangs einen kleinen Magneten benutzt, um die Polarisierung des Uhrenmagneten zu untersuchen, konnte jedoch nirgens eine abstoßende Kraftwirkung finden. Nun habe ich mit einem kleinen Metallstift den Magneten abgetastet und so die neutralen Bereiche am Magnet-U gefunden.
Das bedeutet für mich, dass ich nicht mehr verstehe, wie die Uhr so funktionieren kann. Da muss ich mir noch Detailswissen beschaffen, bevor ich überhaupt etwas anfasse. Sonst weiß ich ja gar nicht, was ich anrichte, wenn ich eine Schraube löse.
Zufällig hatte ich heute Gelegenheit, mich tagsüber mal kurz mit dem Uhrenmagneten zu befassen. Ich habe ihm 2x 40 Windungen Draht aufgewickelt, diese mit ordentlichen Klemmen verbunden und der Spule mal kurz 500 A angeboten (Schweißstromquelle). Eben habe ich den Magneten eingebaut. Und - siehe da: Die Induktionsspannung der pendelnden Spule beträgt nun über 0,3 Volt. Nach der kompletten Montage des Pendels mit Kontaktgabel läuft die Uhr nun mit etwa 20 mm Amplitude.
Ich kann mich nun ruhigen Gewissens mit einer gründlichen Überholung des Werkes befassen. Es gibt da noch einiges zu tun. Jetzt weiß ich aber wenigstens, dass die Arbeit nicht umsonst sein wird.
Da fällt mir ein, weiß jemand wo man Pendelfedern für diese Bulle's bekommt? Bei meiner ist sie gerissen und mal stümperhaft durch einen Papierstreifen ersetzt worden, welcher ebenfalls gerissen ist.
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23.10.2016 21:35
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