Genau! So geht es am Besten. Bohren ist gefährlich.

Die „klassischen“ (Hand-)Reibahlen des Uhrmachers haben eine Steigung von 1:70.

Das harmoniert dann auch mit zylindrischen Lagern. Allerdings ist es deutlich aufwendiger, damit eine Passung herzustellen - aber Uhrmacher sind nun mal traditionsbewusst - - -

In welche Richtung ein Lager ausgelaufen ist, muss ich in jedem Fall anhand des Kraftverlaufs entscheiden. So finde ich die Variante, aus der verschlissenen Lagerung per „Uhrmacher“-Reibahle erstmal ein (möglichst) lagegetreues Rundloch herzustellen, welches dann „maschinenbau-“ konform weiter bearbeitet wird (so keine Fertiglager greifbar), recht gut
Nur hat der „normale“ Uhrmacher meist keine H7-er im Fundus...

Je nach Qualität und Platinenstärke kann es durchaus notwendig sein auch mal 8 - 10 Lager ersetzen zu müssen. Da erscheint mir die Anfertigung von Lagern doch sehr aufwendig.

Hierfür verwende ich auch immer das KWM-System. Allerdings ist mir der KWM-Einpressapparat zu teuer in der Anschaffung.
Ich spanne die KWM-Reibahle in meine Standbohrmaschine ein und kann nun rechtwinklig zur Platine und unter Zugabe von reichlich Bohröl von der Platineninnenseite aus das alte Lager aufreiben. Bei stark ausgelaufenen Lagern unbedingt vorher mit einer Nadelfeile wieder das ursprüngliche Lagerzentrum herstellen. Zum einpressen nehme ich die Reibahle aus dem Bohrfutter heraus und und setze einen Pressstempel von meiner Triebnietmaschine ein. Damit kann ich nun wiederum achsgerecht das neue Lager mit der Standbohrmaschine einpressen. Die erhältlichen Einpresslager passen zu den jeweiligen Reibahlen.

Ich sehe hier den Vorteil, dass ich keine Schlagmarken von Hammer oder Punzen in die Platinenoberfläche reinhaue.

Früher habe ich die Lager immer von Hand aufgerieben. Mich hat aber gestört, dass man die Reibahle niemals so präzise führen kann wie eine Standbohrmaschine und dadurch die Löcher auf der Innenseite Unebenheiten hatten. Auch wenn man dann das Lager mit der Triebnietmaschine einpresst saß es manchmal schief drin.

Für das ersetzen eines Lagers brauche ich jetzt weniger als fünf Minuten.

Standbohrmaschine… da hab ich was gelernt ! Danke MichaelMüller2 !
In der Tat Bergeon- oder KWM Einpressapparate sind selbst gebraucht noch sündhaft teuer …


Was die weiter oben erwähnten Passnormen (H7 etc.) betrifft, bin ich damit nicht vertraut…
… aber als Anhaltspunkt kann vielleicht folgendes dienen:
- Bei Kleinuhren (Seitz Einpressapparat) sind die Reibahlen 1 Hundertstel kleiner/enger als die dazu passenden Rubinlager genormt
- Bei Grossuhren (Bergeon wahrscheinlich auch KWM) sind die Reibahlen 3 Hundertstel kleiner/enger als die dazu passenden Messing- und Bronzelager genormt

Um dies "freihändig" mit Reibahlen anzunähern habe ich mir ganz einfach einige entsprechende Zapfenmasse selbst gefertigt (z.B. 397 für ein 400er Lager):





Zur Materialwahl:
Ein alter, erfahrener Uhrmacher hat auf meine Frage folgendermassen geantwortet:
"Da scheiden sich die Geister und schlussendlich musst Du selbst entscheiden ob Du Bronze- oder Messinglagern nimmst, sagte er mir…
Bronze wäre als Ersatz in der Tat härter… jedoch, später, was ist einfacher instand zu setzen ein Lager oder ein Zapfen ? Deshalb sei er bei Messinglagern geblieben…"
der Mann hat gegen 60 Jahre Berufserfahrung … ein Unikum !

Hallo.
noch mal nachgedacht über Materialwahl ,
Vorausgesetzt gute Polituren und richtige Passung und so lange gute Ölfilm und kein Staub in den Lager/ Zapfen Kombination vorhanden sind , ist eigentlich egal ob Bronze oder Messing verbaut werden . Stein bietet Vorteil keine elektrochemische Reaktion zu entwickeln . Teflon war nur eine Idee meinen bekannten - Ölfreie Lagerung und geringste Gleit-Koeffizienten mit dem Stahl als paar . Notlaufeigenschaften "sollen" bei der Uhr aber keine große Rolle spielen ,oder ?
Bei einer Uhr habe ich Bronze Lager bei anderen Messing Lager verbaut .
Erste Uhr lief 1 Jahr lang ungeschmiert , zum einlaufen - kein Verschleiß an Messing oder Stahl .
M.f. G. ,Alexander Strigun .

Die Materialwahl ist ja auch eine Frage der Verfügbarkeit… und wenn möglich über "normale" (womöglich branchenübliche) Kanäle.
Ich kaufe die Messingstangen (oder genormten Lager) ja auch nicht im Baumarkt (weil zu weich), sondern bezieh das im Fachhandel.

Bei einem Uhren Eigenbau ist der Denk- und Verfahrensansatz ein anderer und da kann ich mir durchaus vorstellen, dass neue und andere Materialien zum Einsatz kommen.

Zitat von fugix im Beitrag #34

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Bronze wäre als Ersatz in der Tat härter… jedoch, später, was ist einfacher instand zu setzen ein Lager oder ein Zapfen ? Deshalb sei er bei Messinglagern geblieben…"

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Zitat von HermannH im Beitrag #37

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Zitat von fugix im Beitrag #34

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Bronze wäre als Ersatz in der Tat härter… jedoch, später, was ist einfacher instand zu setzen ein Lager oder ein Zapfen ? Deshalb sei er bei Messinglagern geblieben…"

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In der Tat die richtige Überlegung!
Wenn ich eine von mir vor langer Zeit restaurierte Uhr bekomme, ist das Tauschen von Lagern eine sehr schnelle Angelegenheit.

Gruß hermann

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Ich ersetze die Lager meist mit dem Bergeon oder dem KWM System. Nun gibt es aber Fälle wo man mit diesen beiden nicht weiter kommt.weil das zuersetzende lager sehr ungünstig im Randbereich der Platine liegt oder aber zu wenig Fleisch für den Einsatz eines Fertigfutters beider Systeme, da ist.
Im letzteren ist eine individuelle Anfertigung eines Futters unumgänglich.
Bei einer ungünstigen Position des Lagers verwende ich die Bohrmaschine zum Zentrieren und bohren.Die Platine spanne ich dann mit einem Kopal-Spanner fest.

Zitat von steffl62 im Beitrag #30

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Der Vorteil bei den Reibahlen ist das ich beim Aufreiben mit entsprechendem Druck darauf achten kann das das alte Zentrum des Lagers wieder hergestellt wird. Ein normaler Bohrer zentriert sich immer auf das eingelaufene, ovale Lager und dann stimmt der Eingriff der Zahnräder oft nicht mehr genau.

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Zitat von steffl62 im Beitrag #38

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Zitat von HermannH im Beitrag #37

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Zitat von fugix im Beitrag #34

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Bronze wäre als Ersatz in der Tat härter… jedoch, später, was ist einfacher instand zu setzen ein Lager oder ein Zapfen ? Deshalb sei er bei Messinglagern geblieben…"

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In der Tat die richtige Überlegung!
Wenn ich eine von mir vor langer Zeit restaurierte Uhr bekomme, ist das Tauschen von Lagern eine sehr schnelle Angelegenheit.

Gruß hermann

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Hallo Hermann,
wie lange haben die Lager denn dann gehalten bist Du sie wieder tauschst?

lg Christian

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Hallo,
Es gibt auch Messing-Futterdraht in verschiedenen durchmessern und Bohrungen.Außen 0,80 bis 5,00,Bohrung 0,20 bis 1,75 und einer Länge von 80 mm.
@ Hermann,KWM ca.25 bis 30 Jahre,Bergeon Lager habe ich vor über 30 Jahren ersetzt und bis heute noch keine Uhr zurück erhalten.
Gruß
Manfred

Heute möchte ich Euch mal die "Arbeit" eines Uhrmachers vorstellen. Der Grobschmied hat sich sogar mit eingekratztem Monogramm und Jahreszahl (1962) auf der Uhr verewigt.

Mir bleibt es jetzt vorbehalten, diese Lager (und zwar ALLE - bis auf das Federhaus) wieder zu entfernen und neu zu machen, aber so, wie es sich gehört.



Es handelt sich hier um eine Jahresuhr der Kienzle Uhrenfabrik aus dem jahr 1908!.
Ich halte Euch auf dem Laufenden, wie es mit meinem guten Stück weiter geht.

Naja, also ich erkenne schonmal die Lager die viel zu weit nach außen stehen. Die Welle unterläuft es da bestimmt.
Zudem schaut das einfach stümperhaft aus.