ich möchte gerne die Zeiger mit Laser schneiden lassen und danach thermisch bläuen...
Ich habe versucht C67S polieren und bläuen - blau Ton war nicht tief, nicht 100% zufrieden (mit Temperatur oder Zeit nichts zu tun. Habe alles probiert)
Gleichzeitig habe ich Stahl aus eBay (99.7% Eisen) poliert und Ergebnis war super. Sehr schöne tiefe Farbe.
Nun die Frage: kann es sein, dass die Zeiger nachher rosten werden? Kann jemand Werkstoffnummer von Kohlenstoffstahl für die Uhrzeiger sagen?
Man muss folgendes bedenken: Das Bläuen ist schon eine Oxidation. Dabei werden Oxidschichten erzeugt, die genau eine solche Schichtdicke haben, dass nur blau reflektiert wird. Stahl, der nicht rostet, wird daher auch keine blaue Farbe annehmen können. Damit es nur schwer weiter rostet, sollte man die Oberflächen sehr fein schleifen oder polieren, um die Oberflächengröße zu minimieren. Außerdem kann man die Oberflächen einölen oder wachsen, zum Oxidationsschutz.
ich habe interessehalber mal ein Stück rostfreien Stahl erhitzt. Der läuft auch an, allerdings nicht mit schönen Farben. Nach einem leichten gelb kommt gleich grau. Da es aber zig verschiedene Legierungen gibt, ist eine allgemeine Aussage wohl nicht möglich.
man könnte es mal mit verchromen versuchen. Chrom läuft schön an und rostet nicht. hier ist es ungewollt:
"Oberflächen einölen oder wachsen, zum Oxidationsschutz."
habe versucht. Leider funktioniert nicht. Das schliesst sich gegenseitig: wenn ich einöle (wachsen), dann Schichtdicke lässt sich nicht mehr reflektieren.
Chrom läuft an, weil es rostet. Das schöne an Chromnickelstahl (Nirosta) ist eigentlich, dass der Chrom in der Legierung eine Oxydschicht an der Oberfläche bildet, die - im Gegensatz zum Eisen - wasserdicht und recht dünn ist. Daher kann es darunter nicht mehr weiter rosten. Daher wahrscheinlich ist das Nirosta auch immer etwas matt an der Oberfläche, genau weil es eine dünne Oxydschicht bildet.
Zitat von brshatcher im Beitrag #1 ich möchte gerne die Zeiger mit Laser schneiden lassen und danach thermisch bläuen... Ich habe versucht C67S polieren und bläuen - blau Ton war nicht tief, nicht 100% zufrieden
Das was Du da schreibst, ist alles schon bekannt. Stahl den man blaeuen moechte sollte moeglichst wenig Schwefel, Phosphor, Silicium, Chrom oder Blei enthalten.
Zitat Gleichzeitig habe ich Stahl aus eBay (99.7% Eisen) poliert und Ergebnis war super. Sehr schöne tiefe Farbe.
Merkst Du was? Allerdings lassen sich die nicht haertbaren Baustaehle nicht so gut (von hand) polieren ..... Richtig gut gehen Einsatzstaehle, nach dem Einsetzen, aussaegen schleifen, feinschleifen, mit Haertepaste/Pulver auf einer Eisenschauffel 10min sacht gluehen, und in Wasser abschrecken, gelb-braun anlasen, auf hochglanz polieren, exessiv reinigen und schlussendlich in der Spaeneschachtel blaeuen. Der Vorteil beim Einsetzen ist, die Teile werden beim haerten nicht krumm, bzw, sind leicht zu richten. Ansonsten werden die einfachen un/niedrig legierten Kohlenstoff-Staehle nach dem haerten und polieren immmer schoen blau.
Zitat Nun die Frage: kann es sein, dass die Zeiger nachher rosten werden? Kann jemand Werkstoffnummer von Kohlenstoffstahl für die Uhrzeiger sagen?
Eisen (Stahl) rostet, wenn entsprechende Keime vorhanden sind, die Oberflaeche rauh ist, wenig Kohlenstoff enthaelt, bei geiegneten Umweltbedingungen um so schneller. Gehaerteten Stahl anlassen ist kein Rostschutz. Sollen geblaeute Stahlteile lange schoen bleiben, dann duerfen sie nie mit den Fingern angefsst werden.
Ansonsten chemisch blaeuen, und lackieren.
Materialnummer? Bist Du ein Industriebetrieb? Schmiedeeisen(Reineisen) zum selber aufkohlen ... da gibt es keine Werkstoffnummer ... oder doch ? Theoretisch 1.1003 Aber auch die Einsatzstaehle C11E 1.1121 , C15E 1.1141 , C20E 1.1152 lassen sich nach dem Einsetzen hervorrragend polieren und blaeuen. C22 1.0402 , C251.0406 , C30 1.0528 , C45 1.0503 auch ohne einsetzen aber nach dem haerten schwierig zu richten ( Merke Hart=Krum) .
Unlegierter Niedrglegierter Stahl, mit moeglichst wenig Silizium Schwefel Phosphor Chrom und Blei mit mehr als 0,3% C in der Oberflaeche .... .
Ordinärer 1.4301 lässt sich super polieren und denke ich auch gut bläuen. Zumindest laufen polierte Bleche beim Schweissen wunderbar an allen Farben an.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Zitat von mikromeister im Beitrag #9Ordinärer 1.4301 lässt sich super polieren und denke ich auch gut bläuen.
V2A bzw. 18/10 ... wird weder richtig hart, noch richtig hell leuchtend tief-blau, es ist einfach zuviel Chrom dabei, der richtig dunkele/schwarze Glanz kommt nicht und das Blau hat immer einen grauen trueben Schleier. Aber das ist natuerlich nur meine persoenliche Erfahrung, Ich bevorzuge das tiefe Blau, kennt man sonst nur noch von diversen Schmetterlingsfluegeln.
4301 bleibt weich. schon klar. Sicher nichts für feine Zeiger. Ich dachte halt, weil der Threadersteller wegen Korrosion gejammert hat.
Wenn es härtbar sein soll, dann finde ich alles zwischen CK45 und Silberstahl praktisch und leicht erhältlich. Einsatzstähle für Miniteile kommen mir unpassend vor. Warum sollte man sich bei den Dimensionen mit Aufkohlen und der grässlichen Zunderschicht rumplagen um dann wegen der geringen Wandstärke durch und durch einen Stahl zu bekommen, den man vorher schon von der Stange hätte haben können. Einsatzstähle sind gut für Randschichthärtung und sonst für nicht viel.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Zitat von mikromeister im Beitrag #11 Wenn es härtbar sein soll, dann finde ich alles zwischen CK45 und Silberstahl praktisch und leicht erhältlich.
enthaelt Blei und relativ viel Silicium, auch reichlich Schwefel und Phosphor, eben typischer Automatenstahl. Das wird nicht "richtig" blau ...
Es ist nicht wirklich trivial so ein Miniteil "richtig" blau zu bekommen .... besonders wenn man dazu nicht vom Uhrmachertisch aufstehen moechte.
Zitat Einsatzstähle für Miniteile kommen mir unpassend vor. Warum sollte man sich bei den Dimensionen mit Aufkohlen und der grässlichen Zunderschicht rumplagen um dann wegen der geringen Wandstärke durch und durch einen Stahl zu bekommen, den man vorher schon von der Stange hätte haben können.
In 10-20 Minuten, mit dem richtigen Griff ???
Du kennst die traditionellen Techniken der Uhrmacherei nicht wirklich. Aufkohlen, mit dem Blasrohr vor der Lampe/Kerze, hast Du noch nie gemacht. Durch die einfach selbst gemachten Haertepulver/Pasten bildet sich auf dem Teil ein Kohlenstoff und Stickstoff liefernder Glasfluss der beim Abschrecken groestenteils abplatzt, und der Rest ist Wasserloeslich. Da sich die Paste, aus Lederkohle Schweinefett Salz und ein wenig Salmik zusammensetzt, bleibt das Teil bei der Prozedur blank. Die grossen Kuenstler der Uhrmacherei hatten keine Staehle vom Versandhandel der Industrie ... sie hatten die Materialien der Goldschmiede, und ein paar alte Hufeisen Stangen und Eisentafeln vom Hufschmied um die Ecke, reines Schmiedeeisen. Daraus mit einfachsten Mitteln, Stahl fuer ihre Werkzeuge zu machen ... und fuer die Uhrenteile die unbedingt hart werden mussten, war halt ihr Knoffhoff ... Aber wie fuer all die modernen Maschienenbauer, kann wohl auch fuer Dich, wie immer, nicht sein, was nicht sein darf.
Zitat Einsatzstähle sind gut für Randschichthärtung und sonst für nicht viel.
Nun man kriegt nur noch sehr schwer ein einfaches gutes Schmiedeisen .... alles ist unendlich "veredelt" und so speziell, das man es fuer die alltaeglichen Arbeiten, ohne all die speziellen Anforderungen, als Breitband-Material garnicht mehr hernehmen kann.
Silberstahl, fuer Schneidwerkzeuge OK, Aber fuer einen eisernen Uhrzeiger etwas oversized/teuer.
C45E sollte man aber immer ein Stueck einer dicken Stange daliegen haben, wie auch etwas von einem der Einsatzstaehle z.b. C20E Wichtig ist kein Blei, und nicht zuviel Silicium. Auch ein paar duennere Staebe Silberstahl, wenn man sich ein Werkzeug anfertigen muss.
bei unlegierten Staehlen mmer auf das [E] achten, damit der Stahl moeglichst frei von den Stahlverderbern Schwefel Phosphor und Blei ist.
mfG Matthias
PS. Nicht nur fuer die Liebhaber, auch fuer die ewigen Ignoranten habe ich ein Faksimile von "Jakob Auch; Handbuch fuer Landuhrmacher 1827" gepostet, Du solltest es vielleicht doch mal lesen, Nicht als Vorschriftensammlung, und auch nicht zur "Belehrung", sondern einfach fuer ein Aha-Erlebniss .... so als Anregung um ueber all die "Musthave's" nachzudenken, Vielleicht spielen sich 90% der Welt, der Schoepfung, ausserhalb von Uhrknall Evolution und Materialistischer Weltanschauung ab?
Dass CK45 und "Silberstahl" (1.2210) Automatenstähle sind, ist mir neu. CK45 ist auf jeden Fall ein Edelstahl -> Wenig Phosphor und wenig Schwefel CK45 und C45E sind meines Wissens dasselbe. K bzw. E stehen für "Edelstahl".
Und "Edelstahl" muss nichts mit "rostfrei" zu tun haben. Bedeutet einfach nur, dass eine besondere Güte bezüglich der unliebsamen Eisenbegleiter vorliegt. Das ist so definiert.
Bei den Einsatzstählen stimme ich mikromeister zu. Zudem dauert es Stunden, um ein paar Zehnetel aufzukohlen. Ob man die Zunderschicht bei einem stundenlagen Prozess vermeiden kann, weis ich nicht. Geht aber bestimmt. Randschichthärte bei Uhrenteilen? Gibts bestimmt, geht aber sicher auch ohne. Wie sieht es aber mit der Wiederholbarkeit bei kleinen Teilen aus? Ist ja auch alles geometrieabhäng.
Jakob Auch wäre mit Sicherheit von den heute frei verfügbaren Stahlsorten und - qualitäten begeistert. Mitte des 18. Jahrhunderts waren Begriffe wie "feinster englischer Gussstahl" in Verwendung. Das kann viel bedeuten, denn das Verfahren allein ist kein Garant.
Es ist wahnsinnig schwer bei Materialfragen zu folgen, wenn die (einfachsten) Begrifflichkeiten durcheinandergeworfen werden. Jemand, für den das Neuland ist, hat keine Chance.
Man soll mich jetzt nicht falsch verstehen. Ich folge den Ausführungen von mbi03 meist gerne, doch manch ein Fehler sorgt bei mir für Verwirrung.
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04.01.2018 20:48 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2018 20:49)
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