Moinsen Leute, ich bin gerade dabei einen Beruf für mich zu finden, ich habe meinen Realschulabschluss und gehe nun in die 11. Klasse über. Uhren faszinierten mich schon seit ich ein kleiner Junge war und ich hortete ohne Ende Uhren bei mir im Kinderzimmer eine Kuckucksuhr diverse kleine "Puppenstubenuhren" (Diese ganz kleinen zum aufziehen) und von meinem Onkel bekam ich nach ewigem betteln seine antike Wanduhr geschenkt. Bei meinem Stiefopa hing ich immer wie hypnotisiert vor seiner Wanduhr und in meinem Lieblingsrestaurant stand eine große Pendeluhr die wie ein Riese auf mich herabblickte Und in jeder Stadt wo wir waren mussten Turmuhren angeguckt werden und in Uhrenläden gestöbert werden. Mittlerweile habe ich einen Regulator von Gustav Becker bei mir im Zimmer hängen und eine Taschenuhr ist mein treuer Begleiter.
So nach dieser Vorgeschichte komme ich zu meinem Anliegen: Ich bin am überlegen eine Uhrmacherlehre zu machen, natürlich würde ich erst einmal mein Abitur machen. Damit könnte ich zwar studieren aber der Beruf des Uhrmachers reizt eben einfach Meine Frage ist nun ob das ein Beruf mit Zukunft ist oder ob dieser Beruf bald ausgestorben ist... ich meine in Zeiten von Quarzuhren und Uhrfunktion in jedem zweitem elektronischem Gerät ist es doch nur eine Frage der Zeit... (Haha was für ein Wortspiel) Ich denke auch das die Auftragslage eher bescheiden ist, ausser Liebhaber von mechanischen Uhren und Rolex, Breitling und wie sie nicht alle heißen Besitzern geht doch fast keiner mehr zum Uhrmacher oder? Wobei die Luxusuhren Besitzer die Uhren ja auch mittlerweile fast nur noch direkt zum Hersteller schicken zur Reparatur.
Und noch eine Frage: Ich leide leider an einer Dyskalkulie (Wer nicht weiß was das ist: Ist wie eine Lese-Rechtschreibschwäche eben nur in der Mathematik) und im Beruf des Uhrmachers muss ja auch berechnet und kalkuliert werden oder nicht? Außerdem sind wie man schon Vermuten kann meine Fähigkeiten in Physik nicht besonders ausgeprägt... und die Frage ist ob überhaupt eine Berufsschule oder ein Betrieb jemanden nimmt für eine Uhrmacherausbildung der kein Mathe und Physik kann.
Ich würde mich über Antworten freuen und hoffe auf interessante Meinungen
ja der Beruf Uhrmacher wurde schon oft für überholt erklärt. Ich habe meine Lehre 1977 begonnen und da hieß es z. b. bei Großuhren oder Tischuhren, wollen sie die Uhr repariert haben oder sollen wir ein Quarzwerk einbauen? Das wurde leider oft gemacht und ein Quarzwerk eingebaut. Es kamen auch viel Armabanduhren wo die Mechanischen Werke raus- flogen und Quarzwerke eingaut wurden. Zum Glück ist das vorbei. Wenn dir das wirlicklich Spass und Frend bringt, dann mach es! Auch wenn du Abitur machst (um so besser) dann such dir eine gut Ausbildungsstelle. Ich bin damals nur mit Hauptschule in die Lehre gegangen und habe in der Berufsschule gemerkt, was mir fehlt. Aber da hatte ich einen guten Ausbildunsmeiister, der mir da geholfen hat, ich wußte z. B. nicht, was ein Rechenschieber ist. Sicher, ich war vorbelastet, mein Großvater und mein Vater waren Goldschmiede und haben auch Uhren verkauft und ich konnte dann auch Uhren zukloppen als wecker] Aber so bin ich zur Uhrmacherei gekommen. in der Lehre konnte ich dann auch gut Werkzeug kaufen und habe mir dadurch schon in der Lehre Geld dazu verdienen können. Heute habe ich ein Betrieb mit 7 Uhrmachern. alos, wenn du dich da richtig reinknienst, dann sollte das.klappen!
Um deine Frage zu beantworten, ja Uhrmacher haben eine Zukunft. Welche, da musst du deinen Weg finden. In der Uhrenindustrie fehlen Uhrmacher und was spricht dagegen, wenn du dein Abitur gemacht und bestanden hast, dir vielleicht in Glashütte, nur als Beispiel genannt, einen guten Ausbildungsbetrieb suchst.... Was spricht dagegen, anschließend ein Maschinenbau Studium anzugehen um später in der Industrie, vielleicht in der Schweiz oder in der BRD zu arbeiten...träumen darf man und es geht auch ohne Studium...
In der Schweiz fehlen zur Zeit tausende Uhrmacher.
Und nicht jeder Uhrenfreund, lässt seine Uhren bei den Herstellern revidieren, auch wenn die Industrie in den nicht EU Ländern gerne mit der Ersatzteilversorgung mauert.
Die "Uhrenwelt" steht dir offen, so fern du es möchtest und deine Dyskalkulie, sehe ich jetzt nicht als Manko/Hindernis usw..Fordern und fördern... Meine Erfahrung zeigt mir oft, das gerade derartige Menschen in ihren Bereichen tolles bereit sind zu leisten und in ihrer Passion so richtig erfolgreich sind.
Informiere dich, plane und geh Schritt für Schritt, du musst, dir das nehmen, was du möchtest und du wirst feststellen, das es trotz einiger Defizite, immer helfende und fördernde Hände gibt...
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie damals aus der Not, nach dem 2.Weltkrieg, viele Kriegsheimkehrer, mit seelischen und körperlichen Gebrechen, als Uhrmacher ihren Weg gegangen sind und diesen erfolgreich gegangen sind....
Ralf hat da schon recht, du bestimmst für dich deine Zukunft und der Weg ist gangbar....Gruß Ellipse
Ich habe 79 zu lernen begonnen und Ende der 80er ernsthaft überlegt, eine Umschulung zu machen. Zum Glück habe ich mich dagegen entschieden, und kann heute als Selbständiger Uhrmachermeister gut davon leben. Einzig die immer weniger Verfügbarkeit von Ersatzteilen für Armbanduhren macht mir etwas zu schaffen. Da ich aber auch in der Restaurierung alter Wand- und Standuhren ausgebildet bin, kompensiere ich das mit diesen Arbeiten. Wobei ich prophezeie, das die Konzerne früher oder später zurückrudern werden, oder wieder in der Krise landen die sie schon in den 70ern hatten. Die Asiaten schlafen nicht! Als Uhrmacher wirst du immer gut zu tun haben. Wichtig ist, das du ein gutes Dreidimensionales Denken hast, gut in Diagnostik bist und deine motorischen Fähigkeiten in der Handhabung für Werkzeugen im Umgang mit Kleinteilen ausbauen kannst. Die Nachteile: Man sitzt sehr viel, muss lange Konzentrationsphasen aushalten, muss eine ruhige Hand bewahren - also nix mit Saufen oder Drogen - und muss in der Lage sein, Geduld ohne Ende zu generieren! Vorteile: Sehr angesehener Beruf, sehr umfangreiches Tätigungsfeld, viele Erfolgserlebnisse, arbeiten in einer Jahrhunderten alten Handwerkskultur mit oft wirklich historischen Zeitmessinstrumenten.
Vielen, vielen Dank Leute für die mutmachenden und inspirierenden Worte was für eine klasse Community Kennt jemand in Hamburg Stellen wo man eine Uhrmacherausbildung machen kann? Als einzige Berufsschule habe ich nur die Berufliche Schule Farmsen gefunden. Kennt ihr noch andere Stellen?
Zitat von doni1294 im Beitrag #1 Und noch eine Frage: Ich leide leider an einer Dyskalkulie .... Ich würde mich über Antworten freuen und hoffe auf interessante Meinungen
Also dazu kann ich folgendes Sagen,ich habe es auch und ich bin Uhrmacher geworden.
Jetzt kommt aber das große Aber,es tut mir heute noch in der Seele weh nicht konstruieren zu können. Eine Übersetzung zu berechnen und komplizierte Gleichungen dafür in den Griff zu bekommen,schaffe ich nicht.
In Furtwangen staune ich immer über die ganzen Zeichnungen und Ideen was die Anderen in meinem alter so entwerfen. Ich kann es bauen,da hab ich keinen Zweifel dran aber etwas selber komplett zu entwerfen,das geht noch nicht. Auf jeden Fall ist es machbar mit diesen Problemen Uhrmacher zu werden. Es gehört da ja zum Glück noch mehr als Mathe dazu.
„Wer Schlechtes nicht ertragen kann, wird Gutes nie erleben.“
Zitat von Swissuhrwerker im Beitrag #4Wenn Du fühlst, dass die Uhrmacherei Deine Leidenschaft ist, dann mach es !!!
Und wenn Du Deinen Beruf mit Leidenschaft lernst, bestimmst Du darüber, was Zukunft hat !!!
LG
Ralf
Ralf,Du bist ja ein richtiger Poet!
Danke, das mag sein, ich will (weil gerade aktuell) Robin Williams zitieren:
"Ganz gleich was man Ihnen erzählt: Worte und Ideen können die Welt verändern."
Mir ging es aber bei meinem Beitrag weniger um Poesie, sondern darum, aus eigener Lebenserfahrung heraus deutlich zu machen, dass man das, was man tut mit Leidenschaft tun sollte.
Ich habe mich in meinem eigenen beruflichen Werdegang (sicher nicht immer und ausnahmslos) daran gehalten, einer Leidenschaft zu folgen, mir auf Basis meiner Erstausbildung im Bereich der Elektronik einen Weg selbst gewählt. Dazu muss man Türen schliessen und durch neue Türen gehen. Das muss man dann tun, wenn die Leidenschaft in der Gegenwart nachlässt.
So habe ich mir immer wieder einmal ein neues Umfeld ausgesucht, meine Tätigkeiten und die Entwicklung der fachlichen Bereiche waren aber immer stringent, ein roter Faden war und ist immer vorhanden.
Als ich vor einigen Jahren in der Uhrmacherei eine neue Leidenschaft entdeckt habe, gleichzeitig meinen beruflichen Weg und dessen roten Faden nicht verlassen wollte, fiel der Entschluss, die Uhrmacherei eben als Hobby (oder Passion) zu betreiben.
So kann ich mich glücklich schätzen, sowohl Beruf als auch Hobby mit Leidenschaft zu betreiben, die Uhrmacherei mit dem grossen Vorteil, nicht meinen Lebensunterhalt damit verdienen zu müssen und das dann eben mit grosser Gelassenheit tun zu können.
Man trifft jeden Tag eine Entscheidung, was man heute tun möchte. Wenn ich heute Uhrmacher werden möchte, fange ich an, mich über eine Ausbildung zu informieren und suche Möglichkeiten, wie ich das umsetzen kann.
In diesem Sinn hat doni 1294 doch schon einen guten Weg gewählt, sich hier im Forum schlau zu machen, zumal es hier im Forum ja einige ausgebildete und leidenschaftliche Uhrmacher gibt, die ihn bei seiner Entscheidungsfindung beraten und unterstützen können.
LG
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Zitat von doni1294 im Beitrag #7Vielen, vielen Dank Leute für die mutmachenden und inspirierenden Worte was für eine klasse Community Kennt jemand in Hamburg Stellen wo man eine Uhrmacherausbildung machen kann? Als einzige Berufsschule habe ich nur die Berufliche Schule Farmsen gefunden. Kennt ihr noch andere Stellen?
Andreas Henschel, wäre eventuell ein Ansprechpartner, ob er ausbildet, weiß ich nicht, ansonsten, geh doch zur Handwerkskammer oder dem Innungsmeister.
Suche dir nur einen Ausbildungsbetrieb, so in der Art, wie Henschel arbeitet, dann lernst du auch was.
Ich möchte den Thread einmal wieder aus gegeben Anlass hochholen. Mittlerweile habe ich ein Psychologiestudium trotz meiner stark ausgeprägten Dyskalkulie angefangen, aber Statistik macht Mich jetzt schon enorm fertig. Und da dieses Fach immer komplizierter wird und auch später benötigt wird um Forschungen zu verstehen etc. bin ich am überlegen, ob das Studium tatsächlich das richtige für mich ist.
Nun bin ich eben wieder am überlegen, das Studium aufzugeben und zu versuchen einen Ausbildungsplatz als Uhrmacher zu bekommen.
Ich weiß allerdings nicht, ob ich dafür überhaupt das nötige Geschick mitbringe und ob ich das mit dem technischen Zeichnen von Werkstücken, Teilen hinbekomme... Physik und Mathe war ich immer einer der schlechtesten und Gleichungen zu lösen und Formeln aufstellen, bekomme ich einfach nicht hin. Physik hatte ich auch schon fast 3 Jahre nicht mehr als Fach.
Ich bin momentan sehr ratlos und ein wenig verzweifelt. Das Studium war ein großer Traum von mir, ich sehe dort allerdings keine großen Chancen für mich.
Ich würde mich gerne mal ausprobieren, ob das Uhrmacherhandwerk etwas für mich ist, aber ich kenne keinen uhrmacher bei mir, der bereit ist einen „Praktikanten“ für ein paar Wochen aufzunehmen.
Ist die G16 Uhrmacherschule in Hamburg zu empfehlen? Ist ja eine schulische Ausbildung. Ist die genau so gut wie eine Duale Ausbildung?
Also ich bin ehrlich: Mathe, Physik ist bei mir eine ziemliche Katastrophe. Übersetzungen für Zahnräder berechnen ist eine sehr sehr Große Herausforderung für mich. Handwerkliches Geschick kann ich nicht wirklich einschätzen, da ich mich in dem Feld nie wirklich ausprobiert habe. Ich habe mir aber schon viel theoretisches Wissen angeeignet über Uhren und Uhrwerke.
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13.08.2014 19:15 (zuletzt bearbeitet: 13.08.2014 19:18)
Und in jeder Stadt wo wir waren mussten Turmuhren angeguckt werden und in Uhrenläden gestöbert werden. Mittlerweile habe ich einen Regulator von Gustav Becker bei mir im Zimmer hängen und eine Taschenuhr ist mein treuer Begleiter.
Meine Frage ist nun ob das ein Beruf mit Zukunft ist oder ob dieser Beruf bald ausgestorben ist... ich meine in Zeiten von Quarzuhren und Uhrfunktion in jedem zweitem elektronischem Gerät ist es doch nur eine Frage der Zeit... (Haha was für ein Wortspiel) Ich denke auch das die Auftragslage eher bescheiden ist, ausser Liebhaber von mechanischen Uhren und Rolex, Breitling und wie sie nicht alle heißen Besitzern geht doch fast keiner mehr zum Uhrmacher oder? Wobei die Luxusuhren Besitzer die Uhren ja auch mittlerweile fast nur noch direkt zum Hersteller schicken zur Reparatur. 
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Bin gespannt auf weitere Antworten
und deine motorischen Fähigkeiten in der Handhabung für Werkzeugen im Umgang mit Kleinteilen ausbauen kannst. 
oder Drogen - und muss in der Lage sein, Geduld ohne Ende zu generieren! 
