Ich überlege, ein Kleingewerbe als Uhrmacher anzumelden. Mit meinem Arbeitgeber würde ich das natürlich vorher besprechen. Ich vermute, dass ich Ausgaben für meine Werkstatt so überhaupt nur steuerlich geltend machen könnte? Kennst sich da jemand aus? Was gilt es zu beachten? Könnte ich Werkzeug-Rechnungen aus 2013 einreichen auch wenn das Gewerbe erst 2014 eröffnet wird? Was schreibt man in die Gewerbeanmeldung? Reparatur, Anfertigung (und Handel) von (mit) Uhren(teilen)?
Es grüßt Uhrmel
--- Wie spät ist es? --- Kann ich nicht sehen, der Zeiger ist noch in der Kurve.
Ich würde mal eher sagen, im Handwerk verdienst du kaum noch was, wenn du nicht spezialisiert bist und mächtige Kontakte hast.
Beispiel Kleinuhrreparatur: Bist du ein Konzi und berechtigt, durch Schulungen und Maschinenpark diverse Marken zu reparieren?
Hast du so gute Kontakte, dass du legal!! an Ersatzteile kommst?
Ich finde, wenn man das alles einmal rein Kaufmännisch sieht, ist der Uhrmacherberuf kaum noch attraktiv und das sage ich als Uhrmacher!
Spezialisiere dich auf ein ganz spezielles Thema und sei darin auch unschlagbar oder zumindest sehr gut. Dann hast du eine Chance.
Ich kenne auch mittlerweile genug gescheiterte Existenzen, nicht immer waren diese selber schuld, aber der Markt frisst dich auf, Berufsehre hin oder her.
Der eingetragene Kaufmann ist z.B. verpflichtet, eine Bilanz abzugeben, was den Steuerberater freut. Auch ist er Pflichtmitglied in der IHK (ca. 120,--/Jahr).
Wer einem Handwerk nachgeht, ist in der Regel Pflichtmitglied bei der Handwerkskammer bei etwa gleichem Beitrag. Bei Kleinunternehmern mag es da aber andere Sätze geben, die Du bei der Kammer nachfragen kannst.
Also beim Gewerbeamt (Ordnungsamt o.Ä. -> regionale Unterschiede, auf der Homepage der jeweiligen Stadt nachzulesen) einfach erst mal nur ein Nebengewerbe anmelden. Keine GmbH & Co. KG, keine Limited, keine OHG, keine AG, keinen E. Kfm. - nix! Nur ein Nebengewerbe. Gültigen Personalausweis und 25 Euro (+/-) mitnehmen.
Einen ordentlichen Namen darfst Du Dir trotzdem ausdenken und diesen auch nutzen - nur halt ohne Firmierungs-Gedöns:
Der Gewerbe-Inhalt sollte sich schon wahrheitsgemäß an dem orientieren, was Du tatsächlich vor hast - zumindest in der Hauptsache. Berührungspunkte gibt es in sämtliche Richtungen - das weiß das Finanzamt und die Kammern wissen das auch. Wenn es nicht Überhand nimmt, wirst Du in Ruhe gelassen. Doch: Was spricht gegen Wandel und Entwicklung? Nur müssen dann auch die Rahmenbedingungen angepasst werden.
Die Beamten sind so nett, und schreiben brav auf, was Du denen diktierst. Das wird Dir noch mal vorgelesen und dann zur Unterschrift vorgelegt. Wenn Du unterschreibst, bist Du für das Diktierte verantwortlich - eine Beratung/Prüfung/Bewahrung vor weiterem Schaden findet nicht statt.
Hast Du den Personalausweis vorgelegt, Dein Vorhaben diktiert, unterschieben und die 25 Euro (+/-) abgegeben?
Dann bist Du fertig. Du bist nun Unternehmer - Glückwunsch!
Achtung: Als erstes flattern Dir irgendwelche Rechnungen in die Bude, die recht offiziell aussehen (mit Stempel, Siegel, Logo, Flattermann, juristischem Titel auf Wahnsinns-Papierbögen jenseits von A4 mit Sozietäts-Gelabere und Auflistung der Putzfrauen) - diese auf keinen Fall bezahlen, sondern umgehend auf den Müll kippen! Es gibt nur wenige Stellen, die tatsächlich was fordern können: IHK, HWK, Finanzamt und Krankenkassen sind die Wichtigsten davon. Vielleicht noch ein wenig Berufsgenossenschaft - aber die kommt erst, wenn Du Angestellte hast.
Du sammelst alle Eingangsrechnungen und Ausgangsrechnungen und übergibst diese dem Steuerberater Deiner Wahl. Der macht Dir die Klamotten dann fertig. Das sollte etwa bei 50 Euro (+/-) im Monat liegen. Wenn Du auf dem Flohmarkt keine Rechnung, Quittung etc. bekommst, fertigst Du eine handgeführte Liste an.
Ach so:
Als Unternehmer brauchst Du "natürlich" ein richtig fettes Warenwirtschaftssystem (...) Die Dinger von Wiso reichen bestens aus. Wichtig sind für Dich Lieferscheine, Rechnungen mit fortlaufender Nummer und eine Offene Posten Liste zum Abgleich mit Deinen Kontoauszügen (damit Du in fünf Wochen noch weißt, welchem Lümmel Du vor drei Monaten schon eine Mahnung schreiben wolltest).
Erwähne am Ende jeder Deiner Rechnungen bitte:
“Der angegebene Preis ist der Endpreis. Gemäß §19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese folglich auch nicht aus."
Und weise auch keine Umsatzsteuer aus! Nie nicht!
Es sei denn, Deine Bude explodiert und Du machst plötzlich mehrere Tausend Euro Umsatz im Monat. Oder aber, Dein Geschick liegt im Handel mit Geschäftsleuten - dann macht die Umsatzsteuer wieder Sinn...
Dann kommen noch die üblichen Hinweise auf die AGB und die Widerrufsbelehrung - wenn Du sie brauchst. Eine "ladungsfähige" Adresse und SEPA-Kontoverbindung sind obligatorisch.
Um Deine Anschaffungen aus '13 anerkennen zu lassen, musst Du Deinem Steuerberater erklären, dass Du schon seit zwei Jahren in Planung und Aufbau Deines Kleingewerbes steckst und Du diese Klamotten zur Ausübung dringend benötigst. Damit sollte auch dieses Problem geklärt werden können.
Eine Beratung mit KfW-Unterstützung wirst Du zunächst dankend ablehnen. Ich glaube, Du kannst selbst abschätzen, was möglich ist und wo Deine Grenzen sind.
Ach so: Es spricht nichts dagegen, auch einem Kleingewerbe einen professionellen Auftritt zu verpassen.
So solltest Du das Layout Deiner Rechnungen und Lieferscheine dem Deiner Briefbögen und Mahnungen anpassen.
Solltest Du mit dem irrwitzigen Gedanken spielen, Dir eine Homepage zu basteln, verzichte bitte auf die kostenlosen Angebote Deines jetzigen Internet-Service-Providers.
Im Endeffekt kommt dabei raus:
uhrmel-watchtec.com uhrmel-watchtec@dein-isp.tw
Das sieht doof aus und schreckt ab. Für 5 Euro im Monat gibt's was Ordentliches bei 1&1 oder Strato. Da heißt es dann:
uhrmel-watchtec.com info@uhrmel-watchtec.com
Das ist das, was Deine Kunden insgeheim erwarten: Professionalität - rundum!
Ich kenne auch mittlerweile genug gescheiterte Existenzen, nicht immer waren diese selber schuld, aber der Markt frisst dich auf, Berufsehre hin oder her.
Das Finanzamt und die Sozialversicherung frisst dich auf! Man könnte natürlich mehr als 10h am Tag arbeiten, aber dann zahlt man auch mehr - ein teuflischer Kreis. Zahlreich sind die Hände derer, die dir dein hart verdientes Geld aus der Tasche ziehen, legale Räuber....
Danke für Eure nächtliche Mühe! Das Stichwort lautet also Nebengewerbe. Muss ich damit Umsätze erzielen! Im Sinne von: Mein Einkommen zahlt mir mein Arbeitgeber aus meinem regulären 40-Stunden-Job. Der Gewerbeschein soll helfen, zB Teilebestellungen machen zu können, soweit manchmal eine Gewerbeanmeldung erforderlich ist. Außerdem möchte, wie gesagt, Werkzeuge bzw. deren Anschaffung steuerlich geltend machen. Und guterletzt möchte ich den Gewerbeschein nicht erst Beantragen, wenn ich die erste Rechnung schreibe (oder wäre das cleverer?) Was sagt denn das Finanzamt, wenn ich als angestellter Uhrmacher quasi privat teure Werkzeuge kaufe und diese Rechnungen bei Steuer mit einreiche?
Es grüßt Uhrmel
--- Wie spät ist es? --- Kann ich nicht sehen, der Zeiger ist noch in der Kurve.
Was heisst du musst Umsätze erzielen? Besser wäre es.
Du hast ja nicht nur steuerliche Vorteile beim Einkauf sondern auch weitere Kosten IHK etc
Zudem: Wenn du Eingangsrechnungen einreichst für Werkzeug und Teile aber keine Ausgangsrechnungen hast dein Betrieb aber weiterläuft wird das Finanzamt sicher mal vorstellig und dich fragen:
Du kaufst Werkzug und Ersatzteile? Aber benutzt es nicht oder verkaufst es nicht? Warum? Und wenn du das dann privat genutzt hast beispielsweise Menge X Teile fehlt werden die schnell mal denken das du diese schwarz verkauft hast.
Mal abgesehen davon, dass es Erhebungen gibt, die besagen, dass kleine Gewerbebetriebe etwa alle 100 Jahre geprüft werden, habe ich nicht vor, da FA zu besch... Wenn ich erstmal rumtüftle und an eigenen Uhren baue, dann entstehen natürlich schon Kosten ohne dass ich Umsätze erziele. Diese Kosten möchte ich gerne geltend machen. Gibt es eine Vorlaufzeit, bis erste Umsätze "Pflicht" sind und wie hoch sind sie?
Es grüßt Uhrmel
--- Wie spät ist es? --- Kann ich nicht sehen, der Zeiger ist noch in der Kurve.
Was??? Alle 100 Jahre? Da hab ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Ein Rat:
Die effektivste, hartnäckigste und unnachgiebiste Behörde in der BRD sind die Finanzämter.
In der Regel muss man dir eine Verfelhlung nachweisen, sprich wenn du einr Straftat begehst muss man dir nachweisen das du diese begangen hast.
Aber nicht wenn es um Steuern geht. Hier bist du in der Beweispflicht. Du kannst nicht nachweisen? Ok dann legen die gerne mal fest das du ungefähr pi mal Daumrn die Summe X erwirtschaftet haben müsstest und musst dafür zahlen. Wenn du das nicht beweisen kannst hast du Pech gehabt.
bei der Ausübung eines Kleingewerbes (Jahresumsatz unter 17500Euro) wird das Finanzamt regelmäßig unterstellen, daß du keine Gewinnerzielungsabsicht hast. Da hilft schon mal, daß deine Steuererklärung von einem Steuerberater bearbeitet wird, und nicht von dir. Das kann im Rahmen deiner jährlichen Steuerklärung geschehen.
Für das Kleingewerbe reicht auch eine einfache Einnahmen-/Überschußrechnung, die du selbst vornehmen kannst. Für die ersten (fünf) Jahre kann man (mit Hilfe des Steuerberaters) dem FA schon vermitteln, daß die Kosten die Einnahmen überschreiten. Nur ganz ohne Kunden ist das schwierig. Um Kunden gegenüberzutreten ist, wie schon erwähnt, ein professioneller Auftritt wichtig. Da wäre z.B. ein separates Zimmer in der Wohnung oder eine Werkstatt schon sehr gut geeignet.
Die Einnahmen kann man recht gut verwalten über ein Programm wie CCJewels von Comcept o. ä. Die Ausgaben über Excelliste (Belege!).
Ich habe ein Kleingewerbe vor meiner Meisterprüfung angemeldet, und damit die ganzen Kosten der Meisterausbildung gut absetzen können. Danach sollten die Einnahmen die Ausgaben dann schon übersteigen.
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Hallo Uhrmel
Vielleicht liege ich mit meiner Vermutung, bzw. Interpretation Deines Anliegens ja falsch aber ich denke, es geht Dir wohl in erster Linie darum, Werkzeuge und Teile beim Fachhandel, wie z.B. Boley und Flume bestellen zu können.
Wenn das der eigentliche Grund für die Überlegung einer Gewerbeanmeldung ist, könntest Du auch zwei Alternativen für Dich prüfen.
1. Alternative: Recherchiere doch mal ob es in Deiner Nähe einen Furniturenhändler mit Ladenverkauf gibt, der auch an Dich verkaufen würde. Über diesen Händler könntest Du auch Werkzeuge und Teile bestellen, die nicht direkt an Lager sind.
2. Alternative: Bau einen Kontakt zu einem Uhrmacher in Deiner Nähe auf, der bereit ist, Dir die benötigten Dinge zu besorgen. Wie Du diese Dienstleistung des Uhrmachers dann vergütest, bleibt Deiner Phantasie überlassen.
LG
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Zitat von Eiskalt im Beitrag #10Du hast ja nicht nur steuerliche Vorteile beim Einkauf sondern auch weitere Kosten IHK etc.
Die Vorteile greifen erst, wenn Steuern bezahlt werden und dann auch nur anteilig über die Abschreibung. So toll ist das zu Beginn also bestimmt nicht.
Die IHK verlangt Beiträge nur von ihren Mitgliedern. Mitglied darf quasi jeder freiwillig werden. Wer meint, sich einen Kaufmann eintragen zu müssen, ist Pflichtmitglied - das steht aber schon oben. Wobei eine IHK/HWK-Mitgliedschaft nicht ausschließlich nachteilig ist - die bringen auch mal was für die Kohle!
Eröffne Dein Gewerbe, wie oben beschrieben, dann generierst Du Kosten und Erlöse.
Die ersten Erlöse können sich gut zwei Jahre hinziehen, dann sollte aber schon mal eine erste Rechnung von Dir kommen. Es muss ja nichts dolles sein: Taschenuhr vom Flohmarkt aufgehübscht für 20 Euro mehr reicht zum Start völlig.
Schon sind alle zufrieden. Bei einem Kleingewerbe wird nicht erwartet, dass man sich davon ernähren kann.
Das Zusammenlegen der Steuerlasten aus dem sozialpflichtigen Anstellungsverhältnis sowie Deiner Selbständigkeit übernimmt der Steuerberater.
Im Endeffekt musst Du auch erst mal Steuern zahlen, bevor Du auch nur irgendwas zurück bekommen kannst.
Grundsätzlich ist es so, dass ein Unternehmen nicht mal eben so aus der Hosentasche vorfinanziert wird:
Viele Unternehmen haben eine jahrelange Tradition, da sind echte Werte geschaffen worden, die weitergegeben werden. Andere Starter haben einen ordentlichen Batzen Kohle, mit dem sie ihr Unternehmen anfeuern. Wieder andere starten als Kleinunternehmer und krebsen die ersten fünf bis zehn Jahre auf Sparflamme rum, bevor es "Klick!" macht und die Bude irgendwie anfängt, tatsächlich zu laufen.
Es ist halt ein Unterschied, wenn man zum Autohändler geht und
- ein neues Auto bar bezahlt - ein neues Auto über die Bank finanziert - oder ob man das sein lässt und einfach Muttis Auto fährt - oder halt seinen eigenen Wagen weiter nutzt
Das abgezahlte Auto fährt Erträge ein, das angezahlte vernichtet sie.
Ach so: Unternehmer sein bedeutet, etwas zu unternehmen!
Ohne diesem Anspruch gerecht werden zu wollen, versickert das schönste Fahrwasser!
Also: Aufi - Gewerbe anmelden! Und immer schön vorwärts!
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07.01.2014 22:20
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