Liebe Uhrenfreunde,

für meine RFT HU 22 besitze ich noch ein zweites Werk. Die RFT HU 22 ist meine erste Großuhr, daher ist dieses Gebiet absolutes Neuland für mich.
Das Werk wurde komplett zerlegt und gereinigt. Bei näherer Betrachtung der Hemmung ist mir folgendes aufgefallen.

Die Zahnspitzen (Ziffer 1) sehen aus, als wenn etwas vom ursprünglichen Umfang stehen geblieben ist. Ist das so korrekt oder müssen die Spitz sein?
Die Flächen (Ziffer 2) sehen relativ rauh aus. Sollten die nicht glatt geschliffen sein oder spielt das keine Rolle?
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Wäre ein kleiner Radius (Ziffer 3) an der Zahnspitze nicht besser geeignet? Der Zahn rechts ist spitz, so wie man es meist in Skizzen sieht.
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Eine Fase wie an dieser Palette habe ich so noch nicht gesehen. Gehört das so?
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Die Flächen der Paletten sind nicht eingelaufen. Ich werde sie dennoch polieren.
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Hallo
Schau Dir mal die Paletten gebau an - ich meine fast, daß die Rückseiten bereits geschliffen sind - man muß sie nur gefeinander vertauschen.
Eine Fase sollte die Palette eigentlich nicht haben denke ich - deswegen mal die anderen Seiten begucken

Hallo,
Zuerst sollte doch geklärt werden, läuft der Gang einwandfrei läuft oder nicht.
Die Zähne weisen Spuren der Bearbeitung und ev. Verschleiß auf. Es ist eine Industrieuhr, da wurde so fein gespant wie nötig und nicht, damit es schön aussieht wie bei einer Biedermeier aus einer Meisterwerkstatt.
Die Spitzen des Gangrades sind auch nur die geplante Form in der Zeichnung, in der Realität wurde vielleicht der Rundlauf angepasst oder ein leichter Teilungsfehler beim Schneiden?
Die Phase sollte natürlich so nicht aussehen, aber es könnte auch gemacht worden sein, um einen Fehler im Gang zu beheben?
Mein Rat, erst mal genaue Analyse.

Gruß Werner

Hallo,
Du glücklicher, ein Ersatzwerk für eine Sekundenuhr zu haben.
Es ist normal, dass der Außendurchmesser des Rads erhalten bleibt. Die "Fläche" ist etwa 0,1-0,2mm breit.
Dies ist der sicheren Fertigung des Rads geschuldet.
Die Oberflächengüte der Flächen(2) ist nicht ganz so wichtig, da der Anker nur die Zahnspitzen, nicht aber die Flächen berührt.
Ein Radius wäre auf den ersten Blick sinnvoll, verhindert aber, dass der Anker exakt abfallen kann.
Der Verschleiß tritt auch immer an den gehärteten Paletten auf, das Ankerrad ist meist unbeschädigt.
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Die Palette gehört sicher nicht so. Wenn ich die Hebeflächen gedanklich verlängere, kommen unterschiedliche Hebekreise heraus.
Die sollten auf beiden Seiten gleich sein.
Deshalb wäre ich auch mit der gutaussehenden Palette vorsichtig, ob nicht jemand dran herumgeschliffen hat.
wie Oggy schon schrieb, sind die Rückseiten der Paletten normalerweise als Ersatz richtig geschliffen, also kannst du sie einfach wenden.
Das Buch im Link beschreibt die Funktion der Grahamhemmmung in allen Details:
https://archive.org/details/diehemmungender00dietgoog

Grüße
Achim

Ich habe so eine angeschliffene Palette schon einmal gesehen. Das ist mit Sicherheit nicht vom Hersteller so gewollt, sondern da hat jemand die Hemmung geändert, der keine Ahnung hatte, wie die Grahamhemmung funktioniert und eingestellt wird. Ist der Ankereingriff zu tief (da gibt es einen Exzenter, mit dem man die Eingriffsentfernung einstellen kann), dann ist der Innenfall zu groß und der Außenfall zu knapp. Jetzt gibt es natürlich zwei Möglichkeiten, das zu verändern: Eingriff richtig einstellen - oder die Rückseite der Palette abzuschleifen. Das zweite ist natürlich Murks. Erst nachdem der Eingriff richtig eingestellt ist, müssen die Paletten so weit herein- oder herausgeschoben werden, dass die Hemmradzähne ca 0,1mm auf Ruhe fallen. Daher würde ich auch erst einmal die Paletten umdrehen, denn die sind vom Hersteller richtig geschliffen worden. Dann die Eingriffstiefe korrigieren (runter - Innenfall vergrößern; rauf - Außenfall vergrößern) und dann erst die Paletten verschieben. Das dauert, besonders, weil man die Paletten nur bei herausgebautem Anker verschieben kann. Habe das "Vergnügen" jetzt auch bei einer Uhr, wo alles total verstellt ist.

Frank

Dank an alle bis hierher!

@Oggy: Die Fase kam mir gleich komisch vor. Ich werde die Palette wie von Dir geraten umdrehen und schauen wie es dann aussieht. Hoffentlich bekomme ich das Einstellen hin.

@AchimK: Danke für Deine ausführlichen Erklärungen! Ja, ich bin froh ein zweites Werk zu haben. Das in der HU 22 verbaute Werk läuft sehr gut und bleibt erstmal unverändert. So kann ich etwas entspannter an die Sache rangehen.
Auch den Umbau des Aufzuges werde ich erstmal am Reserveruhrwerk vornehmen.
Das von Dir genannte Buch habe ich als Reprint.

@Typ1-2-3: Danke für die Infos. Ich werde berichten.

Hab mal das Ankerrad mit 0,1 mm Spitzenbreite gezeichnet. Oder sollte ich auf 0,15 mm gehen?

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Edit: Normalerweise bestehen Hemmungsräder aus Hartmessing. Kann man auch eine harte Bronze verwenden? Bearbeiten ist nicht das Problem, es soll erodiert werden. Da wirken keine Kräfte wie beim Fräsen.

Hallo Tilo,
am Originalwerk kannst Du den Überstand der Paletten über dem Anker und den Abstand der Paletten zueinander messen, das vereinfacht die Einstellung ungemein.
Alle Räder, die ich bisher gesehen habe, waren aus Messing, Bronze sollte auch funktionieren, die Zeit wird zeigen, ob die Lebensdauer vergleichbar ist.
MS 58 (CuZN39Pb2) gibt es als Blech bei Gemmel Metalle.
Die erodierten Flächen müssen an den Funktionsflächen geglättet/poliert werden.
Hast Du vor Hemmräder zu fertigen?
Wir sollten uns unterhalten.
Grüße
Achim

Die linke Palette ist falsch geschliffen. Entweder beide Paletten neu Schleifen mit fachgerechtem Werkzeug (Palettenschleifer, Hebewinkel 3 Grad) oder die Paletten um 360 Grad vertauschen, da die Enden der Paletten bei RFT und Siemens-Halske korrekt geschliffen sind.

Vorher alles vermessen, sonst wird die Einstellung der Hemmung zu einer fummeligen Geduldsprobe. Dass die Paletten nach ihrem ersten Uhrenleben eine „Fase“ haben ist relativ normal, schlussendlich streift der Zahn des Hemmrads an jeder Palette mehr als 315 Millionen mal (!) bei 20 Jahren Betrieb vorbei.

Ich habe den Drehtausch der Paletten gerade bei einem RFT-Uhrwerk gemacht, das Uhrwerk läuft wieder hervorragend, Sekunde springt bei 60 Bogenminuten mit einer Amplitude von 90 Bogenminuten. Ein weiteres RFT-Uhrwerk wartet ebenfalls auf eine Revision. Hier möchte ich aber Rubinpaletten schleifen lassen mit einem geringeren Hebungswinkel.

Weitere Infos findest Du auch hier:

Die Grahamhemmung Paletten Schleifen Verschliffene Paletten Erkennen Und Umschleifen

Zitat von McGrath im Beitrag #6

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Hab mal das Ankerrad mit 0,1 mm Spitzenbreite gezeichnet. Oder sollte ich auf 0,15 mm gehen?

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Willy,
Diesen Einwand verstehe ich nicht:
Von der Zahnspitze hat doch nur die vordere Kante jemals Kontakt zu Palette, sowohl während der Ruhe als auch während der Hebung.
Klar, der Zahn darf nicht so breit sein, dass es zu Kollisionen zwischen Palette und dem Rücken des vorigen Zahns kommt.
Aber ob nun die Zahnspitze hinter dieser Kante 0, 1 oder 2 Zehntel breit ist hat doch auf die Funktion der Hemmung, auf den Beginn des Falls und auf die Weite des Falls überhaupt keinen Einfluss:
Der Fall beginnt, wenn die vordere Kante des Zahns die Hebungsfläche verlässt; der Fall endet, wenn die Kante auf der Ruhefläche aufschlägt.

Tilo,
Du besitzt zwei Uhrwerke und willst weitere Steigräder fertigen? Schreib doch mal etwas mehr über Dein Projekt, das ist interessant!

Moritz

Zitat von TROESCH im Beitrag #8

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Die linke Palette ist falsch geschliffen. Entweder beide Paletten neu Schleifen mit fachgerechtem Werkzeug (Palettenschleifer, Hebewinkel 3 Grad) oder die Paletten um 360 Grad vertauschen, da die Enden der Paletten bei RFT und Siemens-Halske korrekt geschliffen sind.
ml

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Danke Fritz, absolut korrekt, es darf natürlich nur um einen Halbkreis von 180 Grad gedreht werden. Danke für den Hinweis!

@Bierjunge: stimmt, da habe ich schneller geschrieben als gedacht. Man müßte bei schmaleren Spitzen auch die Paletten verbreitern um dann einen positiven Effekt zu haben. Der negative Effekt der schmaleren Spitzen ist nur die größere mechanische Empfindlichkeit.

LG, Willy

Hallo,
an einer Siemens HU 10 (3/4sek) habe ich eine Spitzenbreite von 0,18 gemessen.
Den Hebekreis messe ich da mit 8,8mm , was einen Hebewinkel von etwas über einem Grad ergibt.
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An einer Siemens HU 3 (auch 3/4Sek) messe ich einen Hebekreis von 10,6mm, Der Hebewinkel liegt dann bei 1,5°.
Leider habe ich es verpennt, an der RFT HU 22 die Maße zu nehmen.
Grüße
Achim

Dank an alle die sich des Themas angenommen haben!

Zitat von Achimk im Beitrag #7

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Die erodierten Flächen müssen an den Funktionsflächen geglättet/poliert werden.
Hast Du vor Hemmräder zu fertigen?
Wir sollten uns unterhalten.
Grüße
Achim

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Zitat von TROESCH im Beitrag #8

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Die linke Palette ist falsch geschliffen. Entweder beide Paletten neu Schleifen mit fachgerechtem Werkzeug (Palettenschleifer, Hebewinkel 3 Grad) oder die Paletten um 360 Grad vertauschen, da die Enden der Paletten bei RFT und Siemens-Halske korrekt geschliffen sind.
Weitere Infos findest Du auch hier:
Die Grahamhemmung Paletten Schleifen Verschliffene Paletten Erkennen Und Umschleifen

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Zitat von Willy im Beitrag #9

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Zitat von McGrath im Beitrag #6

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Hab mal das Ankerrad mit 0,1 mm Spitzenbreite gezeichnet. Oder sollte ich auf 0,15 mm gehen?

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Je breiter die Spitze gemacht wird, umso schmaler müssen die Paletten werden, damit das Ganze noch funktioniert. Wenn Du die Spitzen schmaler als beim Original machst und die originalen Paletten verwendest, dann "knallen" die Zähne härter auf die Rundung der Paletten - anschaulich haben sie mehr Anlauf und können länger beschleunigen. Eine mathematische Spitze (also dünner als ein Atom) würde schon beim Anschauen verbiegen und beim "Ticken" erst recht ;-)
LG, Willy

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Zitat von Bierjunge im Beitrag #10

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Willy,
Tilo,
Du besitzt zwei Uhrwerke und willst weitere Steigräder fertigen? Schreib doch mal etwas mehr über Dein Projekt, das ist interessant!
Moritz

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