Jetzt ist die Frage, was damit zu tun ist. Ich würde gerne ein bisschen dran rumbasteln. Z.B. ein kompensiertes Invarpendel einbauen, oder den Blick durch das Zifferblatt bis zur Hemmung freilegen. Die Hemmung könnte man in Steine lagern, aber das kann man nicht sichtbar machen, weil ja der Sekundenzeiger anscheinend direkt auf dem Hemmungsrad sitzt. Gerne würde ich auch den Aufzug auf Solarantrieb umbauen um unabhängig vom Netz zu sein. Dazu müsste man wohl auch den Gewichtsantrieb anders übersetzen, damit die Gangreserve größer als 12h wird. Die ganze Schalt-Elektrik würde ich jedenfalls entfernen.
Gehe ich recht in der Einschätzung, dass es sich um ein Massenprodukt handelt, dessen Erhalt nicht von historischem Wert ist. Wo ich mich also ungestraft austoben kann?
Welche Änderungen denkt ihr würde die Uhr als Zeitmessinstrument am ehesten technisch aufwerten. Oder ist das bei so einer einfachen Uhr alles völlig sinnlos?
Eine RFT Sekundenpendeluhr mit Invarpendel (2 Zylinder-Gewicht) hätte ich auch kürzlich für 500 EUR angeboten bekommen. War ich aber zu unentschlossen.
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. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Jetzt ist die Frage, was damit zu tun ist. Ich würde gerne ein bisschen dran rumbasteln. Z.B. ein kompensiertes Invarpendel einbauen,
Ist schon möglich und würde sicher auch die Gangergebnisse verbessern allerdings abhängig von den Temperaturschwankungen am Aufstellungsort und ein gut kompensiertes Invarpendel ist auch nicht gerade günstig.
Zitat von mikromeisteroder den Blick durch das Zifferblatt bis zur Hemmung freilegen. Die Hemmung könnte man in Steine lagern, aber das kann man nicht sichtbar machen, weil ja der Sekundenzeiger anscheinend direkt auf dem Hemmungsrad sitzt.,
Stimmt aber das bedeutet auch das die Sekundenanzeige keine echte ist (3/4 sekunde) und damit auch verzichtbar. Da würde ich persönlich die sichtbare Hemmung bevorzugen.
Zitat von mikromeister Gerne würde ich auch den Aufzug auf Solarantrieb umbauen um unabhängig vom Netz zu sein. Dazu müsste man wohl auch den Gewichtsantrieb anders übersetzen, damit die Gangreserve größer als 12h wird.
Versteh ich jetz nicht ganz was die Gangreserve damit zu tun hat. 12 Stunden reichen um die dunkle Tageszeit zu überbrücken und in den hellen 12 Stunden musst Du ohnehin das Gewicht wieder komplett aufziehen. Ich glaube nicht das Du die Uhr auf einen Wochen- oder gar Monatsläufer umbauen kannst.
Zitat von mikromeisterDie ganze Schalt-Elektrik würde ich jedenfalls entfernen.
Warum? stört doch nicht oder?
Zitat von mikromeisterGehe ich recht in der Einschätzung, dass es sich um ein Massenprodukt handelt, dessen Erhalt nicht von historischem Wert ist. Wo ich mich also ungestraft austoben kann?
Meiner Meinung nach hast Du da alles andere als eine billige Massenuhr. Die Uhren hatten meistens recht hohe Anforderungen an die Gangenauigkeit zu erfüllen, da ging es sehr oft um Zeitgebungen von denen nicht nur finanziell einiges abhing. Dementsprechend teuer waren sie und dementsprechend selten im breiten Massenmarkt anzutreffen. Sie sind halt Industriedesign -> qualitativ sehr hochwertig aber vom aussehen her eher häßlich. Genau das Gegenteil der Wohnraumuhren jener Zeit -> schöne Gehäuse der neuesten Modeströmung entsprechend aber drinnen ein billiges amerikanerwerk mit Blechanker.
Zitat von mikromeisterWelche Änderungen denkt ihr würde die Uhr als Zeitmessinstrument am ehesten technisch aufwerten. Oder ist das bei so einer einfachen Uhr alles völlig sinnlos?
Also wie schon gesagt ich halte diese Uhr für eher hochwertig (wenn man mal vom Design absieht). Deine Vorschläge mit dem Invarpendel und dem sichtbaren Steinanker sind da schon ganz O.K.
Zitat von mikromeisterEine RFT Sekundenpendeluhr mit Invarpendel (2 Zylinder-Gewicht) hätte ich auch kürzlich für 500 EUR angeboten bekommen. War ich aber zu unentschlossen.
Da kommt sicher wieder eingutes Angebot, nur Geduld.
Das Invarpendel kostet mich nur Arbeit. Invarstäbe habe ich rumliegen, wenn auch keine speziell gealterten. Besser wie Holz sollte es trotzdem sein.
Die Umrüstung des elektrisches Aufzugs gestaltet sich doch nicht so einfach. Die Uhr zieht mit einem Hubmagneten und Sperrklinke auf, nicht mit einem Motor. Die Gangreserve muss vergrößert werden, weil nur während einer geringeren Zeit des Tages ausreichende Lichtverhältnisse bestehen. Im Winter ist es höchstens 8h richtig hell.
Das Schaltwerk stört natürlich den Gang. Besser wird die Uhr sicher nicht durch das Betätigen von X Relais und Steuerscheiben. Deshalb werde ich es zumindest stilllegen wenn schon nicht ausbauen.
Das Design finde ich persönlich übrigens absolut erstklassig.
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So, das gute Stück ist zerlegt. Schaut alles tip top aus, meines Erachtens so gut wie keine Abnutzung. Ein Zapfen ist ganz leicht angerostet, aber der ist nicht sehr wichtig und kann poliert werden.
Die Hemmungsradwelle hat einen Durchmesser von 1,77mm Das Lagerspiel ist dabei 0,05. Ist das ok? Im Lager kann ich unterm Mikroskop so gut wie keine Abnutzung erkennen.
Wie behandle ich die Messingteile nach der Reinigung richtig, damit die nicht schnell wieder anlaufen? Ballistol?
Eine Sekundenpendeluhr baue ich vielleicht wenn ich in Rente bin. Bis dahin reicht die Muße nur für was fast fertiges.
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DSCF1437.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Die ganze Mutteruhrtechnik mit Schaltnocken etc. habe ich im Wesentlichen abgebaut. Das war wie ein Porsche mit Anhänger.
DSCF1434.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Der elektrische Aufzug lief original über einen Hubmagneten, der 1mal pro Minute mit lauten Tack-Tack eine Zahn aufzog. Das habe ich auf einen motorischen Aufzug umgebaut, der elektronisch getriggert ca. 1x pro Stunde ansprigt und das Gewicht bis zum oberen originalen Endschalter hochzieht.
DSCF1430.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Absoluter Leckerschmecker ist die Planetengetriebetechnik, die die Gewichtstrommel betreibt. Der Antriebsstrang bleibt auch während des Aufziehens ungestört erhalten. Alle 8 Umdrehungen des Trommel fährt eine Nase raus, die den Endschalter für "Gewicht oben" betätigt. Ist das Gewicht fast ganz unten, stoppt diese Nase das weitere ablaufen. Das interessante ist, dass sie 7 Umdrehungen lang schön am Kontakt vorbeieiert.
DSCF1408.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein Problem habe ich jetzt noch. Durch das Tuning ist die Schwingungsweite größer als die 2x120' der Pendelskala. Etwas weniger würde auch reichen. Was macht man um das zu beeinflussen?
DSCF1436.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Antriebsgewicht zu verringern wird wohl nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Eher die Paletten etwas weiter nach oben schieben? Man kann mit dem Schieber ganz links oben im Bild auch die Ankerwelle schief stellen. Keine Ahnung ob die jetzt gerade sitzt. Ich habe mich am Strich des Ersteinstellers? orientiert. Über die Schiefstellung lässt sich ja auch die Eingriffstiefe verändern.
Das ist eine Sache die ich in der Praxis nicht richtig durchblicke. Was kann man machen, wo sollte man besser die Finger davon lassen.
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Hallo Mikromeister Wichtig ist vor allen Dingen das der Zahn des Hemmungsrades beim Abfall nicht auf Hebung fällt sonder auf Ruhe in etwa 2/10 mm. Anderfalls können die Zahnspitzen beschädigt werden.
Gruss Wolfgang Fritz
Es gibt keinen Weg der nicht irgendwann Nachhause führt.
ZitatMikromeister: Ein Problem habe ich jetzt noch. Durch das Tuning ist die Schwingungsweite größer als die 2x120' der Pendelskala. Etwas weniger würde auch reichen. Was macht man um das zu beeinflussen?
Wenn die Schwingungsweite zu groß wird, bringt das Verstellen der Ankerpaletten nichts. Die mögliche Palettenposition hängt nur von den geometrischen Verhältnissen an Hemmrad und Anker ab. Es gibt (meines Wissens) nur genau eine geeignete Position. Sie zu verändern führt unweigerlich zu einer Verschlimmbesserung.
Variante a: Antriebsgewicht verringern. Es muss nur so groß sein, dass nach dem Abfall noch ein Überschwung bleibt, der auch nach etlichen Monaten Betrieb mit allmählich dicker werdendem Öl noch garantiert wird. Wird der Pendelschwung zu klein, passiert, wovor Wolfgang warnte.
Variante b: Paletten mit kleinerem Hebwinkel anfertigen. Das ist aber eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, zumindest aus der Sicht eines Anfängers wie ich es bin. Als Kompromiss würde ich wahrscheinlich die Rückseiten der Paletten umschleifen.
Grundsätzlich kann die Uhr auch mit größerem Pendelschwung laufen, wenn das Gehäuse Platz für das Pendelgewicht bietet und sowohl Ankerpaletten als auch Hemmradzähne lang genug sind. Die zusätzliche Ruhereibung dürfte zumindest bei dieser Uhr wegen der geringen Laufzeit unkritisch sein.
hat du beim Zerlegen die Palettenflächen kontrolliert? War da schon eine Rille von den Hemmradzähnen reingeschliffen? Wenn ja, müßtest du die Paletten eh´ nachschleifen. Und dann kannst du dir auch die Mühe machen die Hemmung nachzukonstruieren und den Hebekreis zu bestimmen. Es kann ja auch sein daß dein Vorgänger die Paletten falsch angeschliffen hat.
Im jetzigen, zusammengebauten, Zustand kannst du noch einen Versuch machen: - Vorraussetzung: im Ruhezustand zeigt das Pendel genau auf "0" der Pendelskala - du bewegst das Pendel langsam nach links bis die Hemmung auslöst und markierst den Punkt auf der Pendelskala - dann dasselbe Spielchen nach rechts - die beiden Winkel sollten genau gleich und am Besten unter 1 Grad sein - die Differenz zu deinem Ausschlag im Betrieb ist dann der Überschwung infolge Antriebsgewicht
Danach kannst du mit dem Antriebsgewicht experimetieren oder, wenn möglich auch mal die Ruhe(=mehr Reibung) größer einstellen, um den Überschwung zu verringern.
Inzwischen läuft die Uhr mit deutlich verringertem Gewicht sehr gut und mit einer Schwingungsweite innerhalb der Skala. Die Paletten sind perfekt und ohne jede Abnutzung. Das sollte also schon passen.
Die Schwingungsweite ist allerdings immer noch 1,5 x so groß wie für die Auslösung nötig. Ich könnte das Gewicht also noch reduzieren und damit als Nebeneffekt auch das Laufgeräusch nochmal verringern. Wenn ich mal Zeit und Lust habe...
Die Schwingungsweite durch Erhöhung der Reibung zu verringern halte ich für einen sehr fragwürdigen Ansatz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu einer Verbesserung an einer Präzisionsuhr führt.
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ups, habe ich ganz übersehen, daß der Thread schon etwas älter ist. Aber dann ist´s ja auch beruhigend, daß die Uhr schon eine Weile zu deiner Zufriedenheit läuft.
Zum Thema Schwingungsweite verringern durch Reibung erhöhen: Ich gehe immer davon aus, daß eine Uhr nach der Herstellung zufriedenstellend gelaufen ist. Und dafür wird der Konstrukteur das Gewicht ausgelegt und die Hemmung konstruiert haben. Kann ja sein, daß die Hemmung mit etwas mehr Ruhe ursprünglich gefertigt war und das Pendel war dann innerhalb der Ausschlag-Skala. Und wenn man die Uhr dann später sehr gut einstellt kann man mit deutlich weniger Antriebsgewicht auskommen.
Das ursprünglich größere Antriebsgewicht ist der Arbeit geschuldet, die ein Mutteruhrwerk mit der Betätigung all der Relaiskontakte leisten muss. Da diese Uhr keinen nennenswerten historischen Wert besitzt, habe ich sie zurückgebaut und auf ihre Präzisionsuhreneigenschaften hin optimiert. Da fällt dann automatisch viel "Reibung" raus.
Der technisch sauberere Weg war jedenfalls das Antriebsmoment zu verringern und nicht die Last wieder zu erhöhen.
Die Ruhe zu verringern wäre jetzt noch eine zusätzliche Aufgabe, denn es verhält sich wohl auch noch genau so wie du gesagt hast. Die Ruhe ist eher 0,4 statt 0,2 mm Ich habe aber bedenken jetzt einzugreifen, da sie so schön läuft.
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17.04.2012 13:45 (zuletzt bearbeitet: 17.04.2012 13:47)
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