Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #50 Ich muß aber sagen, daß andere Uhren diese Abnutzung fast immer aufwiesen, aber nie deswegen stehen blieben...schlechte Kombination aus Abnutzung und neuen Lagern, die ich dann wohl noch etwas ungenau positoniert habe. Aber besser kann ich das mit den normalen Mitteln eigentlich nicht... da bin ich dann raus, man müsste ja bei jeder Uhr jedes Lager vermessen, um richtig sicher zu gehen, das macht doch niemand wirklich...oder?|addpics|aqg-1q-488e.jpg-invaddpicsinvv,aqg-1r-5cc5.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Nun ein Teil des Problems ist ein Geburtsfehler, wenn man beim einwaelzen des Rades keine besonderen Massnahmen ergreift, geht ein Trieb mit 6 Blaettern prinzipiell ein wenig "ueber den Onkel" d.h. der einlaufende Zahn beruehrt das Trieb schon vor der Mittellinie so das es einen Bereich mit "schiebender Reibung" gibt, und nur dort ist ein verklemmen ueberhaupt moeglich. Das zweite Problem kommt aus der Grahamhemmung selbst, das Steigrad steht, und muss ploetzlich beschlaeunigen und genau in diesem Moment auch noch 90% der Arbeit leisten. Wenn Trieb und Steigrad nun so ungluecklich vernietet sind das ein Triebzahn genau in diesem Momment noch vor der Mittellinie ist, mit ein wenig Sorgfalt koennte man es ja organisieren, das dieser Bereich immer leer und mit Schmackes ueberlaufen wird, dann verschleisst nur ein Triebzahn und jeder 6. Radzahn staerker als die Anderen. Bei rueckfuerenden Hemmungen hast Du das Problem viel seltener, da wird das Steigrad ja immer ein wenig zurrueck gedreht und und selbst wenn es geht mit Schwung ueber die schwache Stelle, und die Arbeitsleistung geht ueber einen laengeren Weg ... .
Diese Uhr war eben ein wenig anfaelliger, und der Oelpamp hat ihr halt den Rest gegeben ...
Nach dem zweiten Zusammensetzen klemmt nun scheinbar nichts mehr, 24h gelaufen.
Nachdem ich einen ganzen Nachmittag und Abend gebraucht habe, das Gehäuse etwas aufzumöbeln und das Einstellen der Gonghämmer gefühlte 3 Stunden gedauert hat (man will ja alle vier Stäbe hören und das möglicht gleich laut) und nach nochmaligem Herausnehmen und Wiedereinsetzen der Gong wiederholt eingestellt werden mußte (man bekommt das Ganze nicht wirklich mit einer Wiederholgenauigkeit hin) hängt das Teil nun endlich bei mir völlig komplett an der Wand, um erstmal zu zeigen ob alles gut ist...ich freu mich schon aufs erste Nachölen der Paletten in einem Jahr, wenn der Gong wieder nicht ganz passt nach dem Werkeinsetzen...
Das Gerät macht sich aber gut an meiner Wand....
Es geht im Gehäuse etwas eng zu, trotz aller Bemühungen drückt die Tür beim Schließen das Ziffernblatt etwas nach hinten. Das Werk geht wirklich nicht weiter hinter, da würden die Hämmer hinten anliegen, kein Platz mehr und ne große Biegeorgie der Hammerdrähte will ich auch nicht machen, daß lasse ich erstmal.
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Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Der Besitzer der Uhr hat mich gebeten mal das folgenden Text und Bilder zu veröffentlichen (von mir nicht verändert). Der Hintergrund ist, daß er mal zeigen will, daß die Dinge nun mal benutzt wurden und einfach gehen mussten. Da wurden nicht nur Uhren mißhandelt, verölt und sonstiges. Er hat ein Fahrrad restauriert, 30er Jahre glaube ich. Da war einiges im Argen und es wurde bis zum bitteren Ende damit gefahren. Die eine Welle ist der Wahnsinn, das nenne ich mal Verschleiß... Auch wenn das total ab vom Forum ist nehmt ihr mir es sicher nicht übel, wenn ich das mal zeige:
Hallo,
so, jetzt wird´s interessant - hab nämlich mal bissel was Fahrradmäßiges zusammengetragen, obwohl ich durchaus noch unzählige weitere Beispiele aufzählen könnte.
Als erstes ein Vergleich einer linken und rechten Pedale, wobei die eine trotz Kugel(lager)verlustes weiter benutzt wurde, bis sich die Achswelle aussen an der Blechabdeckung ein neues (etwas zu großes) Lager geschaffen hat. (Bild1) In der Regel sehen ausgebaute Achsen dann so aus wie auf Bild 2. Das ging bestimmt mitunter schon ziemlich schwer zu treten...
Auf Bild 3 ein Vergleich eines noch un- und eines bis zuletzt benutzten hinteren Ritzels einer Torpedo Freilaufnabe aus den 30er Jahren.
Als letztes mein Lieblingsbeispiel:
Bild 4 und 5 zeigen ein Fahrrad, welches im Tschechien bis in die 90er Jahre sicher regelmäßig benutzt und daher u.a. im Bereich Pedale/Zahnkranz teilweise mehrfach mit Farbe überpinselt wurde und man denkt: naja Kurbel auseinanderbauen, reinigen und neu vernickeln dann ist gut. Pustekuchen - im Bild 6 und 7 kann man erkennen, daß die Pedale nicht nur derbe Montagespuren haben, sondern auch noch unterschiedlich in Optik und soger Länge sind.
Wer hier gescheit kurbeln konnte, war aus heutiger Sicht selber schuld...
Als letztes ein Bild mit dem etwas modifizierten fertigen Rad. (und mir)
hier noch ein kleines Video vom 10 Uhr- Schlag, klingt wirklich schön dezent der Harfengong und die alten Ledereinsätze der Gonghämer scheinen es auch noch zu tun:
Ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei allen für die rege Anteilnahme, die vielen Ratschläge und vor allem für die moralische Unterstützung
Hab noch nen schönen sinnfreien Satz zum (hoffentlichen) Abschluß in Uhrmachersprache: "Diese Gustav Becker ging mir ganz schön auf den Wecker"
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Hallo Thilo, Da hat es ja doch noch relativ schnell ein gutes Ende gefunden, ich freue mich mit Dir und Danke für den ausführlichen Bericht noch einmal. Ich wünsche Dir und allen Mitlesern einen schönen und besinnlichen 1. Advent.
Frank
P.S. Die Uhr sieht wirklich gut aus, fein hinbekommen.
Ich kann von allen ein bissel was - aber nüscht richtsch
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #64hier noch ein kleines Video vom 10 Uhr- Schlag, klingt wirklich schön dezent der Harfengong und die alten Ledereinsätze der Gonghämer scheinen es auch noch zu tun:
hast Du wirklich fein gemacht, ich hoffe der Auftraggeber ist zufrieden, und auch bereit Deine Arbeit zu wuerdigen ... und die Uhr auch in Zukunft entsprechend zu behandeln.
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26.11.2017 13:07
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"Diese Gustav Becker ging mir ganz schön auf den Wecker"
