Auktionen bieten manchmal Überraschungen. So auch hier. Unerwartet habe ich nun diese Uhr "an der Backe" und bereite mich auf Diskussionen vor, wo die bei uns aufgestellt werden soll. Notfalls (mal wieder) im großen Besprechungsraum des Büros *lol*.

Der Schätzpreis war schon m.E. außerordentlich niedrig angesetzt. Der Zuschlag an mich kam dann knapp über dem Schätzpreis. Der Zuschlag erfolgte zu weniger als die Hälfte dessen, was dieselbe Uhr in einer Auktion in 1999 brachte. Wenn ich vergleiche mit einer Standuhr aus Potsdam, mit einem "Standardwerk" (wenn auch gute Qualität), mit einem Gehäuse in wirklich üblem Zustand, die im Frühjahr für etwa denselben Preis zugeschlagen wurde, ist das außerordentlich günstig.

Ich frage mich, ob das Ziffernblatt ursprünglich mal versilbert war. Was meint Ihr? Das rote Seil geht natürlich gar nicht.

Beste Grüße, Bernhard

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Eine Versilberung muss sie nicht unbedingt gehabt haben. Im Buch "Präzisionspendeluhren" von Erbrich habe ich einige Uhren gesehen, deren Zifferblätter auch nur aus unveredeltem Messing bestanden.

Zur Seilfarbe traue ich mir keine Einschätzung zu. Textile Seile waren zwar meist naturfarben, ich könnte mir aber vorstellen, das sie für bessere Uhren vielleicht auch mal gefärbt wurden.

Zitat von Enno im Beitrag #2

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Im Buch "Präzisionspendeluhren" von Erbrich habe ich einige Uhren gesehen, deren Zifferblätter auch nur aus unveredeltem Messing bestanden.

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Zitat von Bernhard J im Beitrag #3

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Interessant würde auch die Neuanfertigung eines Aufzugsseils in anderer Farbe werden. Es handelt sich ja um eine geschlossene Schlaufe. Ein Verspleißen der beiden Seilenden führt aber zu einer Verdickung am Spleiß, was ja auch nicht unbedingt wünschenswert ist. Mal schauen, wie das bei dem roten Seil realisiert wurde.

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Zitat von Bernhard J im Beitrag #3

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Ein Verspleißen der beiden Seilenden führt aber zu einer Verdickung am Spleiß, was ja auch nicht unbedingt wünschenswert ist.

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Zitat von elkinon im Beitrag #4

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Noch eine Frage zum Uhrwerk selbst:
Welche Funktion hat denn das Sperrad mit dem Gesperr bei 6-Uhr?
Hier kann ich gar keine Verbindung zum Werk erkennen.

Gruß - Ottmar

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Hi Volker,

so ist es. Zum Aufziehen zieht man an der rechts von der Rolle herunter zum kleinen Gewicht verlaufenden Teilschlaufe.

http://www.uhrenlexikon.de/begriff.php?b...sscher%20Aufzug

Ottmar, besten Dank für den Link.

Zitat von Bell im Beitrag #6

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Zitat von elkinon im Beitrag #4

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Noch eine Frage zum Uhrwerk selbst:
Welche Funktion hat denn das Sperrad mit dem Gesperr bei 6-Uhr?
Hier kann ich gar keine Verbindung zum Werk erkennen.

Gruß - Ottmar

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Wenn ich das richtig verstehe, würde ohne das Gesperr das linke, schwerere Gewicht, seine potentielle Energie nicht über das Werk, sondern über das leichtere, rechte Gewicht abgeben.

Gruß Volker

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Hier ein Ausschnitt. 1 und 2 gehen zum kleinen Gewicht, 3 und 4 zum großen Gewicht.

1 und 3 laufen über die Rolle mit dem Gesperr. 2 und 4 über die Antriebswalze des Werkes. Zieht man an 1 wird über 3 das große Gewicht angehoben (und das kleine Gewicht abgesenkt).

Das Praktische dieses Prinzips des Huygensschen Aufzug ist, dass es keine Antriebsunterbrechung beim Aufziehen gibt, die Uhr läuft also während des Aufziehens normal weiter. Weil die Kraft des großen Gewichts weiter über 4 auf die Antriebswalze wirkt.

Was man nicht tun darf ist beim Aufziehen mit der linken Hand das große Gewicht anzuheben bzw. zu entlasten, da dann der Kraftfluß von 4 zur Antriebswalze unterbrochen wird. Auf die Idee könnte man ja kommen, um die Wellen zu entlasten. Was man aber tun kann ist beim Herunterziehen an 1 bei 3 anzufassen und 3 gleichzeitig nach oben zu ziehen, damit wird das Rad mit dem Gesperr entlastet.

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Bei englischen 8-Tage Uhren des frühen 18. Jahrhunderts gibt es einen Mechanismus "Bolt and Shutter", der beim Aufziehen des Gehwerk-Gewichts dafür sorgt, dass keine Kraftunterbrechung stattfindet. Ein ähnlicher Mechanismus ist bei Uhren mit Federantrieb mit Kette/Schneck der "Harrisons Power Maintenance" Mechanismus. Beide arbeiten mit einer Hilfsfeder, die für wenige Minuten die fehlende "Hauptantriebsquelle" ersetzt. Schon im 18. Jahrhundert wurde der Huygenssche Aufzug bei 30 h Werken eingesetzt.

"... lassen sich im übrigen auch hervorragend als Antriebsriemen für Uhrmacherdrehmaschinen, Frässpindeln und Schleifspindeln verwenden."

Ich kann mir vorstellen, daß diese Riemen gut laufen, aber für die Montage muß die Spindel doch zerlegt werden - oder mache ich einen Denkfehler?

Das ist korrekt.(Ist zwar eigentlich ein anderes Thema)
Die Spindel muss bei den meisten Maschinen herausgenommen werden.
Aber dass ist normalerweise kein Problem. Der Riemen hält dann ja je nach Gebrauch viele Jahre.
Das muss man bei jeder anderen Drehmaschine beim Keilriemenwechsel ja auch machen.

Ich benutze diese Riemen seit Jahrzehnten. Ich habe bisher in all den Jahren einen Motorantriebsriemen an einer Graviermaschine gewechselt, auf der
ich immer auch mal kleinere Fräsarbeiten durchgeführt habe. Der Rest zeigt keinerlei Verschleiß.

Gruß - Ottmar

Hallo Berhard,

Ich gratuliere Dir, eine wirklich traumhaft schöne Uhr! Ich habe selten eine für meinen Geschmack derart schöne PPU wie diese in ihrer schlichten, minimalistischen Eleganz gesehen. Toller Fang!

Das Kompensationspendel ist eines mit einem Zinkrohr, nehme ich an, oder?

Zitat von Bernhard J im Beitrag #3

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Interessant würde auch die Neuanfertigung eines Aufzugsseils in anderer Farbe werden. Es handelt sich ja um eine geschlossene Schlaufe. Ein Verspleißen der beiden Seilenden führt aber zu einer Verdickung am Spleiß, was ja auch nicht unbedingt wünschenswert ist.

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Hi Moritz,

sieht gut aus Dein Spleiß, ich hätte vermutet, dass dabei ein dickerer Knubbel entsteht.

Das Kompensationspendel dürfte in der Tat ein Zinkpendel mit 3 Stäben sein, genaueres weis ich erst, wenn ich die Uhr in den Händen habe (KW23/24, Schloß Ahlden bringen die Uhr dankenswerterweise in die Berliner Dependance, wo ich sie dann abholen kann).

Klar stelle ich die Uhr im Detail vor, sobald ich sie habe.

Hi Phillip,

ja, ich bin auch total hin und weg *lach*


Beste Grüße, Bernhard

Hallo Bernhard,
auch von mir herzlichen Glückwunsch zu der tollen Uhr!
Ich finde den Preisansatz in der Auktion tatsächlich sehr realistisch, denn besonders Standuhren und deren Preise sind zur Zeit im freien Fall, da waren die 4500 schon sehr realistisch.
Hab die Uhr auch gesehen und angenommen, dass der Zuschlag kaum über den Ansatz hinauskommen wird.
Für eine echte PPU fehlen einfach viele Merkmale wie große Platinen, justierbare Paletten, Steinlager, eine besondere Hemmung usw.
Das Werk ist ja eher wie ein normales Regulatorwerk wirklich ohne jede Rafinesse aufgebaut, ich hatte schon etliche dieser auffälligen kreuzförmig gebauten Werke in 3/4-Sekundenwerken in ebenfalls um 1840 gebauten Wandregulatoren mit Palisanderkästen.
Trotzdem finde ich diese Uhr sehr dekorativ, besonders das Zifferblatt ist wunderschön anzusehen mit der schön ausgeführten Signatur.
Was für ein Glück, dass in meiner Wohnung schon lange kein Platz für weitere Uhren mehr ist, sonst hätte ich allein wegen des schönen Zifferblatts eventuell mitgeboten.
Noch eine Frage: ist der Kasten auch aus der Zeit oder später dazugebaut? auf den Fotos kommt der fast zu perfekt rüber. Freue mich auf weitere Bilder!