Am Samstag habe ich die Uhr in der Berliner Dependance von Schloß Ahlden Auktionen abgeholt. Alles bestens zerlegt und getrennt verpackt, das sehr massive Pendel (allein die Pendellinse wiegt 8 kg) separat auf einem dicken Brett befestigt. Sehr gut!

Es handelt sich natürlich um ein Zink/Stahl Kompensationspendel, die Kompensation ist auch einstellbar. Das Werk hat eine Besonderheit, es fehlt nämlich ein Zeigerwerk. Der Stundenzeiger sitzt auf der Welle des Seilrades und der Minutenzeiger auf der Minutenradwelle, beides mit Reibpassung. Will man die Uhr stellen, muss man also Minutenzeiger und Stundenzeiger separat stellen.

Das Gehäuse ist in gutem Zustand und bedarf keiner Aufarbeitung (ich bin ja ohnehin kein Fan von "besser als neu", außer in Fällen, wo ein Teil wirklich grottig ist, wie beispielsweise das Dent Werk mit Silent Graham Hemmung). Die Scheiben dürften auch original sein, denn sie sind ganz leicht wellig und nicht perfekt plan-parallel, wie bei modernen Scheiben. Auch die Beschläge und Schloß dürften original sein.

Das Aufstellung der Uhr umfasst zunächst einen sehr massiven Anker in der Wand anzubringen, an der sowohl Werk als auch Gehäuse hängen. Damit das Gehäuse fixiert ist und nicht "schaukeln" kann, gibt es zwei weitere Messingschrauben, die aber nichts halten müssen. Die angebrachte Uhr "schwebt" also idealerweise 1 -2 mm über dem Boden, es ist also in Strenge eine Wanduhr mit dem Erscheinungsbild einer Standuhr. Genauso, wie meine Strasser & Rohde.

Ich hatte mit der Bohrung für den massiven Anker Glück, und auf Anhieb einen Ziegel getroffen und nicht eine Fuge. Das Haus ist von ca. 1880, mit handgestrichenen Ziegeln und entsprechend breiten Fugen, wobei der verwendete Mörtel nahezu keinen Zement enthält (kann man so raus kratzen). Sie hängt jetzt, sieht aus wie auf dem ersten Fotos im Thread, läuft prima, und außer einem Service demnächst ist nur noch die rote Gewichtsschnur gegen eine optisch passendere auszuwechseln.

Hier ein paar Fotos.

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Wunderschön, danke fürs Zeigen!
Was mir nicht ganz so gut gefällt ist die Befestigung des Ankers auf seiner Welle. Hat da jemand gelötet, oder wie ist das gelöst?

Moritz

Zitat von Bierjunge im Beitrag #17

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Was mir nicht ganz so gut gefällt ist die Befestigung des Ankers auf seiner Welle. Hat da jemand gelötet, oder wie ist das gelöst?

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Zitat von Pfertbauer im Beitrag #15

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Für eine echte PPU fehlen einfach viele Merkmale wie große Platinen, justierbare Paletten, Steinlager, eine besondere Hemmung usw.
Das Werk ist ja eher wie ein normales Regulatorwerk wirklich ohne jede Rafinesse aufgebaut
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Was für ein Glück, dass in meiner Wohnung schon lange kein Platz für weitere Uhren mehr ist, sonst hätte ich allein wegen des schönen Zifferblatts eventuell mitgeboten.
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Noch eine Frage: ist der Kasten auch aus der Zeit oder später dazugebaut? auf den Fotos kommt der fast zu perfekt rüber. Freue mich auf weitere Bilder!

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Ich frage mich gerade, wie genau das Kompensationspendel funktioniert. Hier ein Bild eines "normalen" Zink/Stahl Kompensationspendels mit prinzipiell gleichem Aufbau.

Mit der Schraube, auf welche der obere Pfeil zeigt, wird der Grad der Kompensation eingestellt, tiefer oder höher eingeschraubt ist die Kompensation stärker oder weniger stark (oder anders herum, da verknoten sich gerade meine Hirnwindungen :lol: ).

Dort, wo der untere Pfeil hin zeigt, stützt sich das Zinkrohr ab, im Bild ohne Einstellmöglichkeiten, der mittige Stahlstab ist in der unteren Brücke fest. Wenn dort aber eine Einstellmutter ist, die auf dem mittigen Stahlkern läuft, ist die Frage, ob damit auch der Grad der Kompensation beeinflußt wird?

Kompensationspendel.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Der Gang, also die effektive Pendellänge, wird ja von der Mutter unterhalb des unteren Pfeils, eingestellt, die hat mein Pendel ja auch. Zum Vergleich hier nochmal der Bereich meines Pendels, der dem Bereich um den unteren Pfeil in der Grafik entspricht.

Kompensationspendel2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

In der Zeichnung ist der mittlere Stahlstab in der unterer Brücke lose; die Verbindung zum Zinkrohr wird durch den Pin in einem der Löcher der "Penny Whistle" hergestellt. Setzt man den Pin höher, wird die wirksame Länge des Zinkrohrs kürzer und die Kompensationswirkung schwächer.

Bei Deiner Uhr sehe ich diese Einstellmöglichkeit nicht. Das Zinkrohr scheint unten stumpf aufzustehen. Die Funktion der oberen der beiden Rändelmuttern erschließt sich mir zumindest vorläufig erst einmal noch nicht.

Morz

Zitat von Bierjunge im Beitrag #21

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In der Zeichnung ist der mittlere Stahlstab in der unterer Brücke lose;

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Hallo Bernhard, hast du schon die PPU bei Kastern gesehen? Gutkaes Dresden ist ein Topname auf dem Gebiet, doch sicher wird der Preis der Standuhr ein ganz anderer werden als der Ausruf...

Ja, jetzt auf Deinen Hinweis hin, danke .

Selten eine so "dünne" Katalogpräsentation für ein Objekt im fünfstelligen Bereich gesehen, zumal mit unbrauchbarem, weil unscharfem Foto (nur eines). Soweit erkennbar der Kasten mit erheblichen Schäden, deswegen wohl auch "Rest.bed.". Gewicht, Rolle, etc. scheinen zu fehlen? Man müßte sich die Uhr wohl wirklich anschauen gehen. Würde ich glatt machen, nur aus Neugier, Hannover ist ja nicht ganz so weit weg von Berlin. Wenn ich nicht an dem WE schon etwas anderes vor hätte.

Natürlich "zieht" der Namen Gutkaes, insofern halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die Uhr auch über dem Estimate zugeschlagen wird. Ich persönlich bin jedoch eher nicht "namensfixiert", so ziehe ich beispielsweise eine frühe Glashütter Präzisions-Uhren-Fabrik Akt. Ges. (Kasiske) einer Lange vor. Weil die Qualität gleich ist, jedoch von der erstgenannten Fabrik alles selbst hergestellt wurde, bis hin zum Gehäuse. Und nicht allerlei zugekauft, wie bei Lange.

Würde ich wählen müssen zwischen der Görke und der Gutkaes, ungeachtet des Preises, ich würde dennoch die Görke wählen. Es sei denn das Werk der Gutkaes hätte eine Besonderheit, die der Katalog nicht beschreibt, und seien es nur Steinlager und Paletten.

Aber selbst dann würde ich wegen des ungewöhnlichen Designs eher zur Görke neigen. Abgesehen vom ausgezeichneten, originalen und "wohnfertigen" Zustandes des Görke Kastens, der zudem optisch vergleichsweise grazil wirkt. Das vermutlich nicht originale Antriebsgewicht der Görke (das Gegengewicht ist vermutlich original) läßt sich bei Gelegenheit auswechseln gegen ein passendes zeitgenössisches Gewicht. Und der Anker bzw. seine Befestigung auf der Welle läßt sich opisch verbessern, sehr gut funktionsfähig ist die Hemmung ja.

Und dann wäre ja immer noch der erhebliche Preisunterschied.

Bei einer so "lieblosen" und in der Beschreibung nichts sagenden Präsentation, wie bei der Gutkaes neige ich persönlich dazu skeptisch gegenüber einem Auktionshaus zu werden. Es ist schlicht respektlos. Wenn man ein Aufgeld im mittleren vierstelligen Bereich für ein Objekt einzunehmen beabsichtigt, dann sollte das einem auch eine bessere Präsentation "wert" sein. Die Katalogpräsentation der Görke von Schloß Ahlden war dagegen eine ganz andere Qualität. Ganz abgesehen von dem kostenlosen und dennoch sehr sorgsamen Transport zur Abholung in der Berliner Niederlassung. Normalerweise wird von Auktionshäusern für ein solches Objekt rund 500 € für Transport berechnet. Deshalb auch mein Dank an Schloß Ahlden für diesen Service.

Beste Grüße, Bernhard

Klar, das Foto ist Mist.
Ich lass mir bei Interesse immer ein paar Fotos schicken, und anhand derer kann ich dann meist gut eine Entscheidung treffen.

Ein ehrliches und um Offenheit bemühtes Auktionshaus wird in der Regel etliche gute Bilder mailen, und zwar meist schnell und prompt.

Wenn dann aber so mickrige kleine Bilder kommen, die evtl. auch noch unscharf sind, weiß ich schon genug, um keinesfalls mitzubieten. Meist ist das die reine Absicht.

Hatte ich bisher genau so beim Auktionshaus Wernigerode erlebt. Ultramiese Fotos in schlechter Auflösung, da war nichts drauf zu beurteilen.
Den Vogel aber haben Historia Auktionen Berlin abgeschossen: im vergangenen Jahr um Fotos einer Standuhr gebeten, mehrere Tage vor der Auktion, bekommen habe ich dann einen Tag vor der Auktion die Mail, dass der namentlich genannte Uhrmacher gerade nicht an die Uhr herankäme, da diese in der Dekoration so eingebaut sei, dass man nicht drankäme- Da höre ich doch die nachtigall nicht nur trapsen, sondern bollern.
Die Uhr war sicher eine Fälschung, aber wenn dann keine Fotos kommen, weiß man doch 100%ig, dass man richtig liegt.
Vorbildhaft sind hier das Dorotheum, da sind Bilder in allerhöchster Auflösung zu sehen und fast immer mehrere Detailfotos. Einfach nur gut!

Jepp, Historia ist nicht unbedingt zu empfehlen.

Bei Dr. Crott / Muser kann man wirklich nicht meckern. Zum Vergleich, die von mir ersteigerte Christopher Gould ist mit insgesamt 12 sehr guten Fotos präsentiert worden. Bei einem Bruchteil des Estimates, verglichen mit der Gutkaes. Auch andere Objekte sind stets durchgehend gut und umfangreich bebildert. Schloß Ahlden hatte immerhin 3 gute, also auch stark vergrößerbare, Fotos der Görke Uhr.

Ich habe Kastern mal mit der Bitte um bessere Fotos angeschrieben. Mal schauen, ob da mehr als ein Hinweis auf die Vorbesichtigung kommt.

Beste Grüße, Bernhard

Kastern hat schon geantwortet, mit einer Serie von Detailfotos, besten Dank hierfür an Kastern. Es handelt sich offenbar um die Nr. 31, mit Scherenhemmung und einem eindrucksvollen PPU Pendel. Das Ziffernblatt erinnert stark an die bekannten PPUs von Thiede, mit Sichtfenster für die Stunden. Die Ähnlichkeit ist verblüffend https://watch-wiki.org/index.php?title=D...830_%282%29.jpg Also um eine recht frühe Uhr. Der Gesamtzustand ist im Katalog zutreffend als "restaurierungsbedürftig" beschrieben, und zwar in jeder Hinsicht. Für mich wäre es zwar eine interessante Herausforderung aber das Estimate ist mir zu hoch, was sicherlich dem Namen Gutkaes geschuldet ist.

Ich bin dann mal gespannt wann, in welchem Zustand und zu welchem Preis diese Uhr im Handel wieder auftauchen wird.

Ich habe die Erlaubnis von Kastern die Fotos an eventuelle andere Interessenten weiter zu leiten. Wer Interesse hat, bitte eine PN mit einer Email Adresse schicken, ich leite dann die Kastern Email mit den Fotos weiter.

Beste Grüße, Bernhard

Hallo Bernhard, was meinst du denn immer, wenn du Estimate schreibst?

Gern schicke mir die Fotos doch an Uhren@discardmail.com.

Keine Sorge, das ist eine Mailadresse, die nicht verspammt werden kann....danke!

Zitat von Pfertbauer im Beitrag #28

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Hallo Bernhard, was meinst du denn immer, wenn du Estimate schreibst?

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@Pfertbauer

Email ist raus.

Ja, das ist ein von Auktionshäusern praktisch immer angegebener Schätzpreis, wobei fast immer eine Spanne angegeben wird, in diesem Fall 12 - 18 k€. Die Untergrenze bildet dabei typischerweise das Mindestgebot. Wird das nicht geboten, so kann der Auktionator (gendermäßig korrekt: auktionierende Person, auch wenn sie derzeit gar nicht auktionierend ist) ein Untergebot annehmen, jedoch unverbindlich. Oder der Gegenstand geht in den Nachverkauf, wo man/frau/divers das Mindestgebot oder auch weniger bieten kann und der Auktionierende das in Rücksprache mit der einliefernden Person annimmt oder ablehnt.