vielen Dank für die Ausführungen - wieder ein Stück schlauer. Was meinst Du mit . ..."Kleinuhrwerke kommen bei mir sowieso zerlegt in die Reinigungsmaschine und nicht ins Ultraschallbad."
Was für eine Reinigungsmaschine meinst Du damit?
Hast Du einen Namen von diesen Rotring Geräten? Oder hören die auf den Namen Rotring US Gerät?
Dann berichtest Du von mehreren Gläsern samt Deckel. Was meinst Du damit und für was sind die gedacht? Oder sind das die Gläser, welche du mit Reinigungslösung verschlossen im Spülibad versenkst? Haben / dürfen die einen Metaldeckel haben? Anders gefragt: kann ich dann nicht einfach leere Marmeladen Gläser oder so nehmen die entsprechend passen von der Größe her?
Noch eins zum Reinigen an sich: nehmen wir mal die Platine einer Großuhr: meist wohl aus Messing, verdreckt, verharzt, stark angelaufen. Was schafft das US Bad und was muss 'von Hand' nachgearbeitet werden? Ich gehe mal nicht davon aus, das das Teil so hochglanzpoliert aus dem bade springt, wie ich hier teilweise Messingteile in schönstem Lichte erblicken muss, oder?
Erstmal vielen Dank an euch beide für die wirklich aussagekräftigen und ausführlichen Meinungen und Tipps. Da muß ich drüber nachdenken und abwägen.
Aber Arbeitsschritte ersparen kann ich scheinbar nicht. Vorreinigen mit Benzin scheint ja Pflicht zu sein vorm Reparieren, ihr wisst ja wieviel Altöl an Uhren sein kann... Folgendes könnte ich nur sparen: das nochmalige Benzinreinigen nach dem Reparieren. Hier dann gleich ins Ultraschallbad, dann mit Wasser nachspülen und fertig.
Gruß Thilo
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Zitat von Casper im Beitrag #13Ich frage mich nun beim Lesen - ähnlich wie Thilo - auch die ganze Zeit, wie das im Einzelnen mit dem Ablauf ist?Das dies eine Zeitersparnis ist kann ich mir schon gut vorstellen, aber mich würde auch interessieren, wie einige hier den genauen Ablauf von Diagnose: verschmutztes Uhrwerk bis : gereinigt zusammenbauen gestalten.Falls hier jemand seine Berufsgeheimnisse weiter gibt - ich werde es für mich behalten...
Ja, wirklich cool wäre, einen rationellen und gut funktionierenden, bewährten Arbeitsablauf in kurzen Stichpunkten, hier mal genannt zu bekommen...
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Du hast hier zu Beginn von der Trowalisierungsmaschine berichtet. Könntest Du das kurz weiter erläutern? Welche Maschinen taugen was? Was sind die Mindestanforderungen an Leistung, Trommelgrösse , etc., ? Habe im Netz gesehen das es da - ähnlich wie bei den US Geräten - Unterschiede wie Tag und Nacht gibt.
Welche Vorarbeiten sind nötig, z.B. bei einem verharzten Zahnrad - oder schafft das die Maschine einfach so?
Welche Schleifkörper / Granulat sind notwendig bzw. zu empfehlen oder was hat in der Uhrenwerkstatt NICHTS verloren?
Gibts es entsprechende Literatur zu diesem Thema als auch zur Handhabung von US Geräten? Kann jemand Lektüre Empfehlungen aussprechen?
ich zähle mich zu den "engagierten Laien", daher auch meine Erfahrungen/Empfehlungen für Dich:
Zur Reinigung von Kleinuhren nimmt man eine Reinigungsmaschine. Dafür gibt es speziell abgestimmte Reinigungs- und Spüllösungen. Die Einzelteile werden in die Körbe gegeben, und der Korb in das Glas mit Reinigungslösung versenkt, und dann einige Minuten gedreht. Nach Abschleudern kommt die erste, dann die zweite Spülung, zum Schluß dieTrocknung in warmer Luft.
Für Kleinuhren gibt es nichts besseres, die Anschaffung einer gebrauchten Maschine lohnt sich immer. Die neuen ELMA Reiniger sind bei mir lagerstabil über 1 Jahr.
Großuhrenteile reinige ich ebenfalls zerlegt in warmem Elma 1:9. Dabei brauche ich keinen Ultraschall, das Reinigungsgefäß wird gelegentlich geschwenkt. Je nach Verschmutzungsgrad bleiben die Teile 5-15 min im Reiniger. Dann erfolgt intensives Spülen in warmem Wasser. Anfangs habe ich mit pH-Stäbchen geprüft, wann das Wasser pH-neutral ist. Zum Schluß abspülen mit entmineralisiertem Wasser. Trocknen kannst Du z. B. auf Zeitungspapier im Backofen bei 70-90°C
446_Reinigung.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Unten siehst Du ein Pendulenwerk, das ich auf diese Weise gereinigt habe. US ist meiner Meinung nach nur Zeitersparnis für den geweblichen Nutzer. Der Elma-Reiniger soll warm sein, aber nicht heiß, sonst verdunstet der Ammoniak zu schnell. Benzin nehme ich für Großuhren aufgrund der Feuergefährlichkeit und der Dämpfe überhaupt nicht.
Zitat von Casper im Beitrag #13Ich frage mich nun beim Lesen - ähnlich wie Thilo - auch die ganze Zeit, wie das im Einzelnen mit dem Ablauf ist?Das dies eine Zeitersparnis ist kann ich mir schon gut vorstellen, aber mich würde auch interessieren, wie einige hier den genauen Ablauf von Diagnose: verschmutztes Uhrwerk bis : gereinigt zusammenbauen gestalten.Falls hier jemand seine Berufsgeheimnisse weiter gibt - ich werde es für mich behalten...
Ja, wirklich cool wäre, einen rationellen und gut funktionierenden, bewährten Arbeitsablauf in kurzen Stichpunkten, hier mal genannt zu bekommen...
Gut, dann berichte ich mal:
Vor dem Restaurieren werden grobe Verschmutzungen von mir mit der Handbürste und Feinbenzin beseitigt, so das ein einigermaßen Schmutz freies Arbeiten möglich ist. Nach dem Beseitigen aller Abnutzungen (Lager, Zapfen, Federn, Paletten und Diverses), stelle ich das Räderwerk zusammen und mache eine Übersichts- und Funktionsprüfung. Dann wird das Werk wieder zerlegt und je nach Absprache mit dem Kunden, die Messingteile mit Giselputz glänzend gemacht. Danach kommen die Teile in die dafür vorgesehenen Behälter und in den US. Der US reinigt auch dort, wo ich mit mechanischen Mitteln nicht hinkomme. Ich lasse die Flüssigkeit kalt, Grund wurde oben schon geschrieben. Nach 10. Minuten ist die Flüssigkeit durch die Schallfrequenz sowieso warm. Nach ca. 10 Min hole ich die Teile heraus und spüle mit Wasser. Diese werden mit einem Baumwollhandtuch vor getrocknet und kommen dann in meine Föhnbox. Dort verbleiben sie dann bei guter Hitze so um die 5 Min., manchmal etwas länger. Nach der Trocknung werden die verschraubten Stifte und andere Teile auf ihren festen Sitz kontrolliert. Danach gehe ich noch einmal mit einem angespitztem Putzholz durch die Lager. Dann geht es an´s Zusammenbauen, Ölen, Kontrollieren und Einstellen.
Dieser Bericht bezieht sich nur auf Großuhren mit Messingwerken. Bei anderen Werken kann der Arbeitsablauf abweichen.
Wichtig!!! Keine Armbahnuhrwerke oder Teile in den US. Auch kleine Wecker wie z.B. Swiza, Zyma, Immhof und Co. lieber durch die Reinigungsmaschine laufen lassen.
ich sag schon mal vielen Dank für die tollen Ausführungen zu euren Herangehensweisen!
Also wenn ich das recht verstehe, sagt ihr ja beide, das die US Geräte nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Und die Begründung, das man in 'vor-US-Zeiten' die Uhren auch sauber bekommen hat leuchtet mehr als ein. Eine tolle Maschine ist der weisse Uhrenreiniger von Matthias - sehr beeindruckend auf mich wirkend! Bekommt man denn solche Apparate auf dem freien Markt oder muss man sich gedulden, bis ein alter Uhrmachermeister den Schraubendreher an die Wand hängt - sprich Werkstattauflösung oder ähnliches? Und die Gretchen Frage dazu: kann man das bezahlen? Wieviel Euronen muss man denn dafür aufrufen, so ungefähr zumindest?
Und verstehe ich das richtig, das man also auch diese diversen Lösungs- und Reinigungsmittel von ELMA, Flume usw. auch ohne US Gerät durchaus sinnvoll einsetzen kann,, sich halt nur die Wirkungszeit verlängert?
Aber ich sehe schon: viele Wege führen nach Rom....
Also ich lese hier mal wieder alle Beiträge mit Hochspannung und freue mich über jede weitere Ausführung von jedem hier!
am besten ist es, sich auf einer Uhrenbörse nach einer gebrauchten Reinigungsmaschine umzusehen. Ich habe meine in Furtwangen gekauft. Du hast von Hamburg da natürlich einen weiten Weg in den Schwarzwald. Die "Sofort-Kaufen" Angebote derzeit auf ebay sind unverschämt hoch. Du kannst auch hier im Forum eine Suchanfrage starten.
Zitat von HermannH im Beitrag #21Dann wird das Werk wieder zerlegt und je nach Absprache mit dem Kunden, die Messingteile mit Giselputz glänzend gemacht.
Eure Antworten sind wirklich sehr lehrreich, vielen Dank. Erstmal sacken lassen... Zu dem Gieselputz habe ich mal Fragen : Ist das mit Schleifkörpern versehene Emulsion nach Art eines Poliermittels? Oder geht das rein auf chemische Art? Kann man damit auch Fingerabdruckschäden von Flächen entfernen, die so körnig vergoldet sind? Oder funktioniert der Gieselputz nur auf spiegelglatten Flächen?
Gruß Thilo
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Zitat von nobrett im Beitrag #15 Weil es nicht stinkt und meine Raumluft nicht vergiftet und oft schon seinen Zweck erfüllt, habe ich meist nur Spüliwasser drin.
Scheibenwischerflüssigkeit vom Auto ist ein Gehemtipp. Die sind nämlich auf Fett und Eiweiss spezialisiert.
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Hallo Casper
Ich habe vor einigen Jahren auch eine gebrauchte Elma erstanden. Du kannst dieses Modell in einem einigermassen guten und funktionsfähigen Zustand für ca. 200 Euro bekommen, evtl. braucht es dann noch eine kleine Überholung. Du solltest bei entsprechenden Angeboten auch darauf achten, dass die Gläser zum Lieferumfang gehören, denn die Gläser und Deckel sind zwar noch erhältlich aber nicht ganz billig.
LG
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
kann mich Thilo nur anschliessen und vielen Dank sagen, das ihr, die Fortgesschrittenen - hier mal aus dem Nähkäst'chen ' plaudert!
Frage an @Ralf: Du meinst sicherlich mit "gebrauchte Elma" ein US-Gerät, oder bezog sich das nun auf ein UhrenReinigungsGerät? Ich nehme an Ersteres, oder? Was ist das Besondere an diesen Gläsern? Haben sie bestimmte Glaseigenschaften bezogen auf US-Wellen oder was hat man sich darunter vorzustellen? Wenn ich dieses Glas nun verschlossen mit spezieller Lösung in das US Gerät einlasse, um nicht den gesamten Inhalt mit der speziellen Lösung versehen zu müssen, darf dann in diesem Gläschen Luft sein, also muss nicht völlig Randvoll sein und reicht es also ergo, das das zu reinigende Werkstück mit der Reinigungslösung bedeckt ist? Norbert hat dies hier in Post #15 beschrieben.
Gruß Casper
Auf jeden Fall habe ich jetzt schon mal einen kleine Einblick bekommen, wie so eine Reinigung fachmännisch vor sich geht!
Zitat von HermannH im Beitrag #21Dann wird das Werk wieder zerlegt und je nach Absprache mit dem Kunden, die Messingteile mit Giselputz glänzend gemacht.
Eure Antworten sind wirklich sehr lehrreich, vielen Dank. Erstmal sacken lassen... Zu dem Gieselputz habe ich mal Fragen : Ist das mit Schleifkörpern versehene Emulsion nach Art eines Poliermittels? Oder geht das rein auf chemische Art? Kann man damit auch Fingerabdruckschäden von Flächen entfernen, die so körnig vergoldet sind? Oder funktioniert der Gieselputz nur auf spiegelglatten Flächen?
Alberichs Beispiel ist erstaunlich, wenn das nur mit US und Elma so rauskommt. Man sollte sich aber vergegenwärtigen, dass das schöne Ergebnis vom restauratorischen Standpunkt aus ein GAU ist.
Meiner reichlichen Erfahrung mit der Reinigung von mechanischen Teilen in Uhrengröße nach ist ein US Gerät nur sinnvoll, wo man mit der Bürste nicht hinkommt oder wenn die Teile sehr klein sind. Z.B. Gewindebohrungen. Bürsten ist schneller, schonender und bringt ein besseres Ergebnis. Eine Oberfläche, die mit Reinigungsmittel und dann unter fließendem Leitungswasser gebürstet wurde und mit gefilterter Pressluft abgeblasen wird ist mikroskopisch partikelfrei.
Ich verwende für kleine Teile eine Philips Sonicare Elektrische Zahnbürste. Die macht alles sauber, wo zumindest eine Borste reinkommt.
Putzholz ist in Bohrungen von der Reinigungswirkung her super. Ein Putzholz oder Holundermark hinderlässt aber mikroskopische Partikel.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
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22.03.2017 12:21
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