Während meiner gesamten Seminare habe ich von allen Uhrmachermeistern gelernt, dass die Zapfen des Ankers nicht geölt werden. Soweit, so gut. Nun habe ich mich an ein Seiko 6R15 dran gemacht und war doch sehr erstaunt, dass Seiko in der offiziellen Montageanleitung auf ein Ölen mit geringer Menge der Ankerzapfen hinweist. Erscheint mir auch irgendwie logisch. Denn auch hier reibt unermüdlich Stahl auf Korund. Und eine homöopathische Menge Möbius 9010 würde auch hier den Verschleiss reduzieren. Was sagen die Fachleute unter uns dazu?
Öl in den Lagern für Ankerzapfen war früher als die Öle noch verharzten kontraproduktiv, heute ist es (fast) egal. Die Bewegung des Ankers ist einfach nicht groß genug, die Reibung zu minimal. Ich öle nicht. Wer es machen will und moderne Öle verwendet, macht auch nicht viel falsch.
Sehr interessantes Thema, hier tappe ich auch halbwegs im Dunkeln.
Es soll ja wohl, wenn Ankerzapfen geölt werden, die Regulierung nicht sehr lange halten. Vielleicht kann jemand den genauen Grund nennen. Sollte es nur das Verharzen sein, wäre es ja komplett unsinnig, verharzen tut kein modernes Uhrenöl mehr.
Was ich mich auch schon gefragt habe, bei Uhren, wo die Ankerlager keine Stein- sondern Messinglager sind, sollte man die unbedingt ölen? Diese Frage habe ich für mich mit "Ja" beantwortet, ohne es wirklich zu wissen. Weil, jede Gleitstelle wird geschmiert und ausgerechnet dieses Lager nicht, das verschleißt doch ebenfalls. Bei Steinlager dachte ich, das die Reibungspartner nicht/kaum verschleißen wenn sie kein Öl bekommen. Auch in einer Montageanleitung von ETA habe ich sämtliche Stellen gefunden die geölt werden, aber beim Ankerlager keine Angabe, sprich nicht ölen.
Könnte es sein, daß das Öl etwa wie "herausspritzt" durch den schnellen Bewegungsimpulsimpuls, sodas das Öl nicht lange vor Ort bleibt, und das der Grund ist warum man nicht ölen soll?
Gruß Thilo
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Ich stimme HermannH zu, dass es bei modernen, synthetischen Ölen kein Verharzen mehr gibt und es deshalb eigentlich egal ist, ob dort geölt wird oder nicht. Der Verschleiss sollte sich aufgrund der geringen mechanischen Belastung (anders als durch den Federdruck bei den Gangrädern) in Grenzen halten. Da kann man wohl in Jahrzehnt-Schritten rechnen, bevor die Ankerzapfen eingelaufen sind. In meinem konkreten Fall eines Seiko-Kalibers ist es wohl der Philosophie von Seiko, welche sich von der traditionellen europäischen Uhrmacherei leicht unterscheidet, zu verdanken das dort geölt wird. Also werde ich bei Seiko ölen, bei meinen schweizer und deutschen Kalibern nicht. Das aus japanischer Sicht einiges anders ist zeigt auch der Hinweis, die Steinlager VOR dem Zusammenbau zu ölen. P.S. Da ich den Anker aufgrund seiner schwierigeren Ölhaltung, genau wie das Ankerrad, epilamisiere, dürfte ein "Wegspritzen" des Öls nicht möglich sein. Ausserdem ist die verwendete Menge geradezu mikroskopisch klein.
Ich repariere fast schon 40 Jahre. Noch nie ist mir ein eingelaufener Ankerzapfen bei einem Armbanduhrwerk untergekommen. Ölen fange ich erst bei Großuhrwerken an. Alles was ein Steinlager hat, wie z.B. kleine Wecker a la Looping, wird bei mir nicht geölt.
Ich repariere fast schon 40 Jahre. Noch nie ist mir ein eingelaufener Ankerzapfen bei einem Armbanduhrwerk untergekommen. Ölen fange ich erst bei Großuhrwerken an. Alles was ein Steinlager hat, wie z.B. kleine Wecker a la Looping, wird bei mir nicht geölt.
Gruß hermann
Danke Herman Damit kann ich was anfangen und ich würde mir wünschen, öfter in diesem Forum solche Erfahrungen zu hören. Als Hobbyschrauber habe ich sonst nicht annähernd die Chance, solche langfristigen Erfahrungen zusammeln.
Ich würde aber gern noch zwei Fragen stellen:
-Ist es nötig den Anker und Ankerrad zu epilamisieren? Sollte nicht das Möbius 9415 von selbst an Ort und Stelle bleiben durch seine spezielle Konsistenz?
- Wird die Elipse ebenfalls mit einer Spur 9415 geschmiert? Dieses steht z.B. nicht im Montageplan von ETA, habe aber glaube ich gelesen (weiß nicht mehr wo, war aber eine Fachabhandlung), das es empfehlenswert ist. Auch meine ich schonmal beobachtet zuhaben, daß nach der Schmierung die Amplitude etwas größer wurde, ist aber subjektiv (war glaube ich Molnija Tu).
Gruß Thilo
Gruß Thilo
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-Ist es nötig den Anker und Ankerrad zu epilamisieren? Sollte nicht das Möbius 9415 von selbst an Ort und Stelle bleiben durch seine spezielle Konsistenz?
- Wird die Elipse ebenfalls mit einer Spur 9415 geschmiert? Dieses steht z.B. nicht im Montageplan von ETA, habe aber glaube ich gelesen (weiß nicht mehr wo, war aber eine Fachabhandlung), das es empfehlenswert ist. Auch meine ich schonmal beobachtet zuhaben, daß nach der Schmierung die Amplitude etwas größer wurde, ist aber subjektiv (war glaube ich Molnija Tu).
Gruß Thilo
Ich epilamisiere nur die Paletten des Ankers. Das Öl sollte dort bleiben wo es hingehört, an den Hebflächen. Mit Elipse meinst du vermutlich den Plateaustein, der wird nicht geölt. Der Kontakt mit der Ankergabel ist viel zu kurz um etwas damit zu bewirken.
Ich verwende schon lange das Moebius 9010 und 9020 Nach der Behandlung mit Epilam, kommt pro Umlauf des Ankerrades 2-3x, je nach Anzahl der Zähne, ein winziger Tropfen 9010 auf eine Palette. Natürlich leisten andere Öle von anderen Herstellern das Gleiche denke ich, oder andere Arten zu ölen. Aber meine Zeitwaage zeigt nach dem Service zufrieden stellende Werte, und die von mir gemachten Armbanduhren laufen in der Regel 8-10 Jahre bis zum nächsten Service. Somit bleibe ich dabei, bis etwas signifikant Besseres entwickelt wird.
Vielen Dank Hermann, wieder habe ich viel gelernt.
Nur noch kurz, nimmst du ab Weckergröße für Ankerstifte/Paletten dann 9020? Und alles was kleinere Werke sind 9010? So ist es in der Möbius Empfehlung zu lesen:
Nur noch kurz, nimmst du ab Weckergröße für Ankerstifte/Paletten dann 9020? Und alles was kleinere Werke sind 9010? So ist es in der Möbius Empfehlung zu lesen:
Grüße Thilo
Für Ankerstifte nehme ich Clock 859 Für Ankerpaletten von Großuhren meine Spezialmischung - die wird hier aber nicht verraten. 9020 kommt bei mir bei Armbanduhren und kleinen Weckern (Looping, Swiza, usw...) zum Einsatz.
Interessant, ich will das Geheimrezept nicht rauskitzeln, würdest Du wohl eh nicht verraten, kein Problem, aber ich mutmaße mal eine Mischung aus Fett und Öl, das würde den meisten Sinn ergeben, aber egal...
Ich wundere mich aber, das 9020 wird eigentlich ja eher für die großen Uhren in der Empfehlung genannt und nicht für Armbanduhren (außer große Räder in winzigen Damenuhren, da wird´s genannt).
Ich nehme nun das 9020 z.B. für die besagten Ankerpaletten in Großuhren, eben, weils in der Empfehlung steht und ich natürlich kein extra "Geheimrezept" dafür habe. Also ich sag mal, wenn´s drinne steht, kann´s nicht sooo falsch sein..
Und für Armbanduhren/Tu´s eben 9010 und D5 und Paletten 9415. Ebenfalls D5 in den Lagern der Großuhren. Außer Federhauslager und Feder selbst, hier Tillwich B52.
Sollte daran ein grober Fehler sein bitte unbedingt schreiben, ich will nicht im Dunkeln tappen sondern was lernen. Danke
Grüße Thilo
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #10Interessant, ich will das Geheimrezept nicht rauskitzeln, würdest Du wohl eh nicht verraten, kein Problem, aber ich mutmaße mal eine Mischung aus Fett und Öl, das würde den meisten Sinn ergeben, aber egal...
Ich wundere mich aber, das 9020 wird eigentlich ja eher für die großen Uhren in der Empfehlung genannt und nicht für Armbanduhren (außer große Räder in winzigen Damenuhren, da wird´s genannt).
Ich nehme nun das 9020 z.B. für die besagten Ankerpaletten in Großuhren, eben, weils in der Empfehlung steht und ich natürlich kein extra "Geheimrezept" dafür habe. Also ich sag mal, wenn´s drinne steht, kann´s nicht sooo falsch sein..
Und für Armbanduhren/Tu´s eben 9010 und D5 und Paletten 9415. Ebenfalls D5 in den Lagern der Großuhren. Außer Federhauslager und Feder selbst, hier Tillwich B52.
Sollte daran ein grober Fehler sein bitte unbedingt schreiben, ich will nicht im Dunkeln tappen sondern was lernen. Danke
Grüße Thilo
Aus der Beschreibung bei meinem Ersatzteilhändler: Das Moebius Synty-Visco-Lube 9020 Uhrenöl ist ein hochwertiges Schweizer Uhrenöl, unveränderlicher Qualität, das weder verharzt noch breit läuft. "Synta-visco-lube 9020" ist für alle Automatik-Rotorlager und beweglichen Teile, Kalenderteile, Lager und Mechanismen für Pendulen sowie Hebesteine für Schnellschwinger geeignet.
Und ich zitiere mich selber: Natürlich leisten andere Öle von anderen Herstellern das Gleiche denke ich, oder andere Arten zu ölen.
Es gibt beim Ölen nicht "den einen Weg".
Zitat von ZeitspechtMich würde interessieren wie Ihr das mit dem ölen seht wenn die Ankerzapfen in Steinlager mit Decksteine gelagert sind? LG Mario
Jetzt machst du mich neugierig, so sehr ich auch nachdenke, ich kann mich an so eine Konstruktion bei keiner Armbanduhr erinnern - was nicht heißt das es dass nicht gibt. Aber wie schon geschrieben, alles was kleiner als ein Standard Wecker ist und Steinlager hat, das öle ich beim Ankerzapfen nicht.
Hallo Hermann! Es gibt doch einige Werkhersteller die einen Anker mit Trompetenzapfen und Deckstein einbauen.Bei einer Eterna habe ich dass gerade so gehabt und auch von alten Unitaskalibern kennt man das. Mich würde wirklich sehr interessieren wie andere Uhrmacher diese Sache beurteilen? LG Mario
Zitat von Zeitspecht im Beitrag #13Hallo Hermann! Es gibt doch einige Werkhersteller die einen Anker mit Trompetenzapfen und Deckstein einbauen.Bei einer Eterna habe ich dass gerade so gehabt und auch von alten Unitaskalibern kennt man das. Mich würde wirklich sehr interessieren wie andere Uhrmacher diese Sache beurteilen? LG Mario
Da erwischt du mich komplett am linken Fuß. Entweder hatte ich so ein Caliber noch nicht am Tisch, oder vergessen weil es so selten ist....
Bleiben wir mal kurz nur bei Kleinuhrwerken, da verhält es sich so, wie Hermann die Richtung vorgibt. Ankerzapfen werden nicht geölt. Die Ankerpaletten nur bedingt und zwar nur die Ankerausgangspalette.
Warum, fragte ich damals schon meinen Lehrmeister und zur Antwort erhielt ich was die Zapfen angeht, die damalige Lehrmeinung, das die Ankerwelle keine komplette Drehbewegung macht und daher das Öl "stauchen" würde bei der Hin und Her Bewegung, insbesondere dann, wenn das Öl verunreinigt werden würde über die Tragezeit / Laufzeit des Uhrwerkes und man sich so eine Fehlerquelle einbaut.....
Zur Ölung der Ausgangspalette, erhielt ich die Antwort, das die Ankerradzähne das Öl vom Anker weg transportieren müssen, damit sich kein Öl zwischen der Eingangs- und Ausgangspalette festsetzt und es so zu möglichen Fehlern entsprechend kommen kann....daher nur die Ausgangspalette ölen oder epilamisieren
Die oder den Fall, den Zeitspecht anspricht, sollte man annehmen, das man den Deckstein ölt und sich so der Ankerradzapfen entsprechend mit Öl selber versorgt (und Verschmutzung sei ja ausgeschlossen, da das Lager durch den Deckstein verschlossen ist ....... jedoch geht die Lehrmeinung wie immer nicht überein, denn der Anker, macht immer noch keine Drehbewegung, wie eben ein Rad.... Ich schließe mich aus meiner Berufserfahrung, der damaligen Meinung meines Lehrmeisters an, das die Werkhersteller eben viele Steine verbauen wollten, weil es ein swiss made Gütesiegel sei......... Denn einzigen techn. Vorteil von Lagerdecksteinen auch bei Ankern, sehe ich in der Höhenluftbegrenzung, wenn man unsauber fertigt, kann man über die Konstruktion einiges kompensieren, um keine großen Summenfehler in der Hemmung aufkommen zu lassen....
Aber eine Berufserfahrung ist auch wichtig, sich mit den Erfahrungen und den alten sowie neueren Lehrmeinungen auseinander zu setzen, denn was oft bei alten Uhrwerken geht, stellt uns bei neueren Uhrwerken vor Problemen, wenn wir nur danach arbeiten würden, weil wir es immer so gemacht haben....daher erachte ich solche Diskussionen für angebracht.......... Nicht nur für den Hobbyschrauber, sondern auch generationsübergreifend, bei den noch wenigen Uhrmachern.
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08.01.2017 20:00
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