Dies ist schon ein tolles Projekt und viel zu schade um aufzugeben. Die Fehleranalyse ist schon interessant:
Zitat von Enno im Beitrag #326Auch diesmal blieb das Werk zuweilen stehen und zwar stets auf derselben Sekunde.
Liegt der größte Fehlereinfluss beim/im Umfeld des Sekundenrades?
Wenn ich das Räderschema sehe, so bringt das Äquationswerk doch einiges an zusätzlicher Komplexität und Fehlerquellen. Bei einer normalen Uhr braucht es manchmal schon Zeit die Fehlerquelle zu finden. Kann man testweise das Äquationswerk abkoppeln und die Uhr mal so laufen lassen? Grüße aus dem Nordschwarzwald Michael
ja, der Umkreis des Sekundenrades ist der Kernbereich aller aktuellen Probleme. Eingangsseitig ist es "nur" das Kleinbodenrad, aber ausgangsseitig folgen dem Sekundenrad ja noch ein Zwischenrad und das Gangrad unterhalb der großen Werkplatinen. Die Zapfen des Zwischenrades hatte ich bereits einmal nachbearbeitet, aber da gibt es zuweilen immer noch etwas Klemmendes trotz ausreichender Höhenluft.
Am Zeigerwerk und dem Äquationswerk waren die Nacharbeiten erfolgreich. Da ist nun alles leichtgängig und die Räder sind ausbalanciert.
Ganz spannend wird es noch, wenn ich ein neues Differenzialgetriebe fertig und eingebaut habe. Seine Räder werden direkt vom Minutenrohr angetrieben und haben so enormen Einfluss auf den Kraftfluss.
Sobald ich soweit bin, werde von den weiteren Arbeiten berichten.
Zitat von Enno im Beitrag #330 ... meine komplizierte Analyse ist für Außenstehende wahrscheinlich kaum nachzuvollziehen. ... Für die Überwachung der Pendelamplitude habe ich eigentlich den Einsatz eines Arduino-Prozessors vorgesehen. Doch der Aufbau und die Programmierung sind praktisch ein weiteres Projekt, das sich mindestens über etliche Monate erstrecken wird. Das Material dazu liegt bereit, einschließlich Sensoren für Luftdruck und Temperatur. ...
Hallo Enno,
jetzt mit der ausführlichen Erklärung habe ich es verstanden :-)
Eine elektronische Überwachung ist in der Tat hilfreich. Willst Du ohne GPS- oder Funkuhr-Modul auskommen, oder hast Du das nur nicht mit aufgezählt?
Für die Amplitudenmessung wie zu momentanen Diagnosezwecken bedarf es keiner exakten Zeit. Aber für eine spätere Genauigkeitsüberwachung werde ich ein Zeitnormal benötigen. Mit Details habe ich mich noch nicht befasst. Dazu gibt es verschiedene Lösungen. Eine Atomuhr soll es jedenfalls nicht werden. ;-)
Seit Weihnachten 2023 bis Pfingsten 2024 habe ich mich (viel zu lange) mit einem anderen Projekt beschäftigt. Dann war die weitere Abarbeitung meiner to-do-Liste für Haus und Hof nötig, darunter "Restpunktarbeiten", die seit über 30 Jahren auf Erledigung warteten. Nun soll es wieder weiter gehen mit meinem (P)PU-Projekt.
Letzter Stand: Die Uhr lief immer nur einige Stunden lang. Als U(h)rsache sehe ich die viel zu ungleichmäßige Teilung der Radverzahnungen. Eine Nachbesserung ist nicht mehr möglich. Ich muss etliche Räder erneut anfertigen.
Dazu habe ich vor kurzem einen Präzisions-Rundtisch bestellt. Damit werde ich zunächst das Zahnfräsen testen.
Was hast Du bestellt? Präzisionsrundtisch hört sich ja gewaltig an. Ich bin gespannt.
Meiner Einschätzung nach liegt Dein Fertigungsproblem weniger wahrscheinlich in einer ungenauen Teilungseinstellung (Teilkopf) als vielmehr in einer Aufspannung, die durch mangelnden Rundlauf und Elastizitäten zu einer schlechten Teilung führt. Dein Setup sollte sehr gut durchdacht sein, dass Bohrung und Aussendurchmesser jedenfalls besser als 10µ zueinander und zum Teilungsmittelpunkt laufen und auch der Fräser wirklich sauber und steif möglichst genau auf Achshöhe läuft, was auch nicht einfach ist rauszumessen. Deine Maschine wird sich ausserdem beim langwierigen Fräsen der Zähne erwärmen und die Spindelnase ist schnell 30µ weggewandert, was ein Hauseck ist.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Der bestellte Rundtisch ist ein VERTEX AV-4. Für Achsparallelität, Rundlauf und Ebenheit werden jeweils 0,02 mm angegeben. Ich hoffe, diese Werte sind nur mögliche Maxima innerhalb der Produktserie.
Hallo Enno, Vielen Dank für den ausführlichen Baubericht. Du machst da einen tollen Job.
Jedes mal, wenn mich der Hafer sticht und ich an den Selbstbau einer Uhr denke, lese ich Deinen Bericht und frage mich dann selbstkritisch, ob ich das auch schaffen könnte. Ist irgendwie wie eine Sucht, darüber nachzudenken.
Eine Frage habe ich aktuell. Warum fertigst Du die Räder mit einem Rundtisch? Wäre es nicht sicherer, das Drehbankfutter als Rundtisch zu verwenden? Ich stelle mir das ungefähr so vor.
Halterung für den Rohling zusammen mit Teilscheibe oder großem Schneckenrad, alles in der Bank recht genau fertigbar. Dann Rohling ausdrehen, auf Halterung aufpassen, runddrehen, mit Fräse auf dem Schlitten montiert verzahnen, alles in einer Aufspannung. Sollte doch viele Fehler vermeiden.
Zitat von kioto im Beitrag #338Warum fertigst Du die Räder mit einem Rundtisch? Wäre es nicht sicherer, das Drehbankfutter als Rundtisch zu verwenden?
Hallo Werner,
so ähnlich habe ich es bei meinen zuletzt gefertigten Trieben gemacht. Die vorgedrehten Triebe kann ich mit den Spannzangen bis 6 mm spannen. Bei Rädern von 50 bis 80 mm Durchmesser ist die Uhrmacherdrehbank nicht verwendbar, denn für die großen Räder nutze ich Spannvorrichtungen mit Wellendurchmessern von 12 bis 16 mm. (siehe Baubericht - PPU RGBH-60-1 (8) Beitrag #116) Auf diesen Spannvorrichtungen werden die ausgeschenkelten Radscheiben auf Maß rund gedreht. Zum Spannen benutze ich kein Dreibackenfutter, sondern ein Spannzangenfutter. Das besitzt bessere Rundlaufeigenschaften.
Die Räder sollen dann in den Rundteiltisch gespannt werden. Den Rundlauf kann ich daran kontrollieren und bei Bedarf korrigieren, da das darauf befindliche Dreibackenfutter mit Nutenmuttern und nicht mit einem Drehfutterflansch befestigt ist.
Der neue Rundteiltisch hat laut beiliegendem Prüfprotokoll 0,01 mm Abweichung in allen Maßen. Zudem besitzt er eine andere Feststellvorrichtung, die ein ungewolltes Verdrehen beim Festsetzen vermeidet. In den kommenden Tagen werde ich den Rundtisch testen und ausmessen.
Ein Fakt ist jedenfalls sehr beruhigend: Meine einst erworbenen Teilscheiben, die Index-Kurbel und die Schere sind originales Zubehör für den HV-4 und passen daher saugend.
Ich halte Euch auf dem Laufenden. Schönes Wochenende!
Kreisbogenverzahnungen für Uhren haben viel mehr Spiel als Evolventen-Verzahnungen im Maschinenbau. Deshalb hatte ich meine Zähne 0.05 - 0.1 mm schmaler gemacht. Damit spielen auch kleine Ungenauigkeiten keine Rolle.
Zitat von kioto im Beitrag #338Jedes mal, wenn mich der Hafer sticht und ich an den Selbstbau einer Uhr denke, lese ich Deinen Bericht und frage mich dann selbstkritisch, ob ich das auch schaffen könnte. Ist irgendwie wie eine Sucht
Werner Die Sucht kannst Du nur heilen,wenn Du eine Uhr baust.
Zitat von Willy im Beitrag #340 Kreisbogenverzahnungen für Uhren haben viel mehr Spiel als Evolventen-Verzahnungen im Maschinenbau. Deshalb hatte ich meine Zähne 0.05 - 0.1 mm schmaler gemacht. Damit spielen auch kleine Ungenauigkeiten keine Rolle.
Kreisbogenverzahnungen haben eine ganze Reihe von Problemen nicht. Vor allem sind sie relativ resistent gegen Teilungsfehler. Da dort nur Kreissegmente und Geraden vorkommen, die man auch messen kann, und keine "Wunderkurven" die man nicht messen kann, kann man dort sogar regulierend eingreifen. Das vergrößern des Flankenspiels hilt nur gegen verklemmen ... aber die Fehlerquellen liegen meist woanders. In der Industrie werden die Zahnräder durch Wälzhobeln oder Wälzfräsen hergestellt. Da entstehen die Zahnkurve der Kopf und Fusskreisradius und die Teilung in einem Ritt. Was zur Folge hat, das Du nur die Differenz von Form und Teilungsfehlern hast, Bei der Fertigung auf Index, musst Du damit rechnen das sich alle Fehler addieren. Zum Anderen haben die günstig zu erwerbenden "Modulfräser" bei der Herstellung nicht mal neben einer Evolvente gelegen. Sondern die Schneidkannte setzt sich aus einem kleineren Radius an den Füßen und einem Größeren an den Köpfen zusammen. Diese Radien werden nach einer Tabelle bestimmt, die zum Odontograph nach Grant & Willis gehört, leider sind soche Dinge für die breite Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Warum soll der Hersteller es Dir auch sagen? Wie willst Du eine Evolvente am Modul 0,3 nachmessen die Zahnbreite ist kleiner als 0,5 mm, nur mal so . Dazu kommen noch die angeborenen Fehler dieser Verzahnungsart, Die Überdeckung ist immer >1 also können immer mehrere Zähne für den Kontakt infrage kommen. Was je nach Stellung, vor oder hinter der Verbindungslinie, und der Entfernung vom Wälzpunkt ein unterschiedliches Maß an Reibarbeit veruhrsacht. Ob Kontakt oder nicht, entscheiden Abweichungen von 0,2 My Daher kommen über die Übersezungskette heftige Drehmomentschwankungen zustande.
Zitat von Enno im Beitrag #339[quote=""|p156245]Die Räder sollen dann in den Rundteiltisch gespannt werden. Den Rundlauf kann ich daran kontrollieren und bei Bedarf korrigieren, da das darauf befindliche Dreibackenfutter mit Nutenmuttern und nicht mit einem Drehfutterflansch befestigt ist.
Der neue Rundteiltisch hat laut beiliegendem Prüfprotokoll 0,01 mm Abweichung in allen Maßen. Zudem besitzt er eine andere Feststellvorrichtung, die ein ungewolltes Verdrehen beim Festsetzen vermeidet. In den kommenden Tagen werde ich den Rundtisch testen und ausmessen.
Der Vertex ist ein Klassiker im Hobbykeller und für den Preis oftmals ganz ordentlich. Oftmals, weil er in vielen Ausprägungen und Fälschungen daherkommt. Ich habe den etwas größeren HV6 Prinzipbedingt ist der Rundlauf aber in meinen Augen für Deine Aufgabe mangelhaft, denn die Lagerung ist nicht präzise genug, als dass nicht bei jedem Klemmen das Werkstück in eine andere Position gedrückt würde. 2/100 als resulierender Rundlauf der Verzahnung sind in meinen Augen deutlich zu schlecht für diese kleinen Zähnchen.
Wie schon damals dargelegt, brauchst Du in meinen Augen eine wirklich spielfreie Spannung des Rohlings, die von der Klemmung und der Teilung unabhängig ist. Z.B. Rohling zwischen Spitzen und Antrieb entkoppelt. Hast Du nicht damals sowas gebaut?
Eine Uhrmacherdrehmaschine hat alleine wegen der kleinen Lagerdurchmesser einen um eine Größenordnung besseren Rundlauf wie der Vertex. Dazu sind die ehemaligen Spitzenmodelle noch weit präziser gefertigt.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Zitat von mikromeister im Beitrag #343[quote=Enno|p156246][quote=""|p156245]Wie schon damals dargelegt, brauchst Du in meinen Augen eine wirklich spielfreie Spannung des Rohlings, die von der Klemmung und der Teilung unabhängig ist. Z.B. Rohling zwischen Spitzen und Antrieb entkoppelt. Hast Du nicht damals sowas gebaut?
Eine Uhrmacherdrehmaschine hat alleine wegen der kleinen Lagerdurchmesser einen um eine Größenordnung besseren Rundlauf wie der Vertex. Dazu sind die ehemaligen Spitzenmodelle noch weit präziser gefertigt.
Bei der Fertigung der Triebe habe ich zuletzt die Uhrmacherdrehbank auf den Frästisch gespannt. Das Ergebnis war auf jeden Fall besser als die Kopplung von Teilapparat und Werkstückträger mittels Balgkupplungen.
Die großen Räder kann ich jedoch nicht auf der kleinen Boley-Drehbank spannen.
Habe gerade eine Menge zum Thema Teilaparate gelöscht. Also der Preis wächst mit der Präzision im Quadrat.
Die Teilköpfe in diesem Bereich sind einfach nur Kumpelbetrüger. Je kleiner Du zu teilen beabsichtgst um so schlechter wird die Präzision. Die Wiederholgenauigkeit liegt so bei 5 Bogenminuten, Das liegt an dem zwischengeschalteten Getriebe. Die Folge davon ist das schon bei einer Teilung von 54 der Fehler größer +-1% wird. Das sagen die Dir weder in der Werbung noch in der Wikipedia. Ist aber so, und nicht verhandelbar.
Tipp vom Praktiker; Um einen stabilen Schmierfilm in allen Lagern und Gerieben zu erzielen, Klemme nie ganz lösen, alle Positionen müssen vorwärts ohne Stopp und ohne Korrektur angefahren werden. Du musst immer über eine ganze Runde drehen, also nicht nur eine Teilung weiter, sondern eine Runde UND eine Teilung. Wenn Du angekommen bist hast Du maximal 1 Sekunde zum festklemmen, denn länger trägt der Schmierfilm nicht. Niemals, wirklich niemals zurückdrehen. Und auch nicht absetzen. Schaffst Du es nicht mit einer einzigen ununterbrochen Bewegung auf dem Punkt zu kommen ist einer weitere Runde angesagt. Vor dem Weiterdrehen die Klemmung öffnen, aber niemals ganz öffnen, eine leichte Klemmung muss bleiben, damit sich das Lagerspiel nicht woanders hin setzt. löst Du nur einmal die Klemmung ganz, ist alles zum Teufel.
Die Teilaufnahme in das Backenfutter spannen und mit der Messuhr abfahren. Solange mit Beilagen hantieren bis es läuft. Niemals auf Dinge verlassen die Du nicht gemessen hast.
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
19.11.2023 13:40
Antworten
