Irgendwie hat die gefehlt, und ohne geht es nicht.

300 mm Durchmesser ist jetzt auch nicht so klein. Das Original war aus Gusseisen.
Nach etwas Messen habe ich ein Segment aus Blech geschnitzt und auch die Lage der Einschnitte kontrolliert.



Aus 8mm Stahlblech gelasert, Nabe gedreht, verschweißt und erster Test: Verzahnung passt.



Nun den Ring aus Flachstahl 20x 6 gebogen und elektrisch angeschweißt.
Dann ging es ab in die große Drehmaschine, den Ring sauber abdrehen.



Als nächstes gab es die Einschnitte auf der Fräsmaschine.



Der Skalenring entstand aus Messing mit aufgelöteten Messingziffern. Das letzte Teil war der geschmiedete
Messingzeiger.


Fertig:




Grüße Bernd

Hier noch ein Bild mit dem Zeiger.
Querschnitt ca. 12 x 8 mm, den verbiegt man nicht.



Grüße Bernd

Kann ein Moderator das "l" in der Überschrift einfügen?

(Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage).

Grüße Bernd

Hallo Bernd,
ja das gefällt, da warst Du wirklich richtig fleißig.
Und nun ist die Uhr auch wieder komplett.

Nun leider wird das Rad trotz aller Mühe ein Fremdkörper bleiben, ein technologisches Alien.
Meine erste Frage wäre, wo ist das Original, Gusseisen geht ja nicht mal einfach so kaputt ?

Der Schöpfer dieser Uhr arbeitete mit einer grundsätzlich anderen Technologie. Er machte Eisenguß.
Warum machst Du es nicht ebenso? Modell aus Holz mit ca. 1% Aufmaß? Das Modell ist wenn man es an der oberen Toleranzgrenze hält sogar Funktional.
Nach dem Gießen landet es an der unteren Toleranzgrenze, und funktioniert mit geringen Nacharbeiten ebenso. Das war der eigentliche Trick am Ganzen.
Um das Gißen an sich, musste er sich nicht kümmern. Wann immer es ging blieb sogar die Gußhaut drauf. Denn sie ist deutlich Korrosionsbeständiger als das freigelegte Material.
Nur dort wo es funktional wurde, wurde nachgearbeitet. Dadurch entsteht ein gewisser Habitus, der sich nicht in einer Schweisskonstruktion abbilden lässt.
Obendrein ist Eisenguss auch im Preis nicht zu schlagen.

Also siehst Du mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Also großes Lob, und einen ganzen Sack voller Fragen.

LG Matthias

Hallo Matthias,

es ist eine Kostenfrage. Diese Uhr ist mein privates Sammlerstück. Ich hätte es gießen lassen können, aber
es wird schon schwierig bei einem Einzelteil.
Bei der Rekonstruktion ging es mir vorrangig um die Funktion. Das Design habe ich soweit möglich von
Bildern übernommen.

Warum jetzt ausgerechnet die Schloßscheibe gefehlt hat?
Das stark verrostete Werk wurde von einem Landwirt beim Ausbau aus der Kirche gerettet und 40 Jahre
in einer Scheune eingelagert. Ich bin doch schon sehr glücklich, dass es überhaupt überlebt hat.

Auch andere Teile haben gefehlt: Die Aufzugskurbel, der untere Teil des Pendels usw.
Andererseits gab es keine gravierenden Schäden an Zahnrädern oder Lagern, auch die exotische Hemmungspartie
von Seybold war erhalten. Immerhin haben wir hier Baujahr 1890.

Seybold hat übrigens einen recht wilden Materialmix veranstaltet, Gusseisen, Stahlräder- gefräst, Schmiedeeisen, Bronze
für Lager und Hemmrad. Also jeweils das Passende.

Hier (Kundenauftrag, Möllinger Neustadt ca.1730) wurde es auch schwierig. Funktional sollte sie werden.
Aber was macht man mit teilweise grottenschlechten Umbauten der letzten Jahrhunderte?



Ich habe alles entfernt, dokumentiert und dem Kunden in eine Kiste mitgegeben.
Den Umbau auf Scherengang habe ich so belassen.

Viele Grüße
Bernd

Hallo Bernd,
Du machts mir grad den Mund wässrig ...
Ein typisch schmiedeeisernes Werk, die Räder gebaut aus Nabe Speichen und Felge ... der Radranz in Klauen gefangen, wenn das nicht oberlecker ist, dann weiss ich auch nicht weiter.
Das ist auch heute noch richtig große Handwerkskunst.

Dankeschön fürs zeigen

LG Matthias

Das einzige, was mir bei dieser ganzen Arbeit und der Qualität schleierhaft bleibt: Warum besitzt der Mann keinen Teilkopf?

Zitat von mikromeister im Beitrag #9

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Das einzige, was mir bei dieser ganzen Arbeit und der Qualität schleierhaft bleibt: Warum besitzt der Mann keinen Teilkopf?

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In meiner (mittlerweilen aufgelösten) Werkstatt gab es schon die wichtigen Sachen:
Vom Schmiedefeuer zum Reiter- Lufthammer. Ich bin (war) doch Kunstschmied. Große Voest Präzisionsdrehmaschine,
kleine Siemens- Drehmaschine (habe ich behalten), 2 Standbohrmaschinen (Eine habe ich behalten), Blechschere und Kantbank
sind weg, von den 7 Schweißgeräten habe ich 2 behalten. Fräsmaschine ist auch weg (so eine kleine wackelige Spielzeugmaschine
habe ich noch).

Auch als Rentner reicht meine Ausstattung für anspruchsvolle Bastelarbeiten, manches ist halt etwas schwieriger, als früher.
Aber gut vernetzt ist immer noch alles machbar.

Dieses recht große Platzangebot in der (aufgelösten) Werkstatt fehlt mir etwas. Dazu natürlich dieses Wissen, blind in jeder Schublade
das Gesuchte zu finden.

Viele Grüße
Bernd

Turmuhren für mich ein faszinierendes Kapitel der Zeitanzeige. Deshalb auch meine Anerkennung für die Restaurierung der hier vorgestellten Turmuhr. Ob jetzt Gußrad oder nicht, das ist doch 2.rangig, den Restaurator ging es vordergründig darum die Funktionalität der Uhr wieder herzustellen, und das ist im bestens gelungen. Sollte die Uhr im Museum gewürdigt werden, wo es möglichst um eine historische Rekonstruktion geht, dann meinetwegen Gußrad. Aber weg von so marginalen Dingen, mich würde jetzt interessieren (ich weis, ich steh momentan auf der Leitung, weis es einfach nicht mehr) warum die merkwürdige Einteilung auf den Stundenkreis? Der Abstand ab 12 Uhr immer größer werdend? Bei Federwerk würde ich es mit nachlassender Federkraft begründen, aber wir haben doch Gewichte.

Und hier noch ein Werk einer Turmuhr gerade in EBay-Kleinanzeigen angeboten, der Text dazu sagt alles! Uhr ist „funktionsfähig“!! Was ich unter diesen Begriff schon alles erlebt habe, das Pendel durch Handbewegung eine Amplitude ausführen lassen, schon ist die Uhr „funktionsfähig!“

Zitat von Metallfunk im Beitrag #11

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………“Blechschere und Kantbank
sind weg

Dieses recht große Platzangebot in der (aufgelösten) Werkstatt fehlt mir etwas. Dazu natürlich dieses Wissen, blind in jeder Schublade
das Gesuchte zu finden.

Viele Grüße
Bernd

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@grafkrokolinsky Prinzip Schlossscheibe - wenn der Einfallhebel in einer Kerbe liegt, dann steht das Schlagwerk. Das Schlagwerk läuft, wenn der Einfallhebel auf Höher des Aussenringes steht bzw auf diesem aufliegt. Das Gehwerk hebt kurz vor dem Stundenschlag den Einfallhebel aus der Kerbe, die Warnung läuft ab und dreht dabei die Schlossscheibe im Uhrzeigersinn weiter. Zur vollen Stunde fällt der Einfallhebel auf die Schlossscheibe, dann läuft das Schlagwerk und zwar so lange, bis der Hebel in die nächste Kerbe fällt. Nur um 1 Uhr hast Du keine Auflagefläche auf der Scheibe - das Schlagwerk läuft an, die Schlossscheibe dreht sich, es erfolgt ein Schlag, zeitgleich fällt der Hebel wieder zurück in die Kerbe
Due Schlosscheibe dreht sich in 12 Stunden genau 1 Mal

Danke, wieder was gelernt!