heute möchte ich Euch einmal die Arbeiten bei der Reinigung eines Uhrwerkes mit 4/4-Schlag vorstellen. Nachdem mir einmal beim Zerlegen eines Halbstundenwerkes die Feder herausgesprungen ist und ein Zahnrad auf Nimmerwiedersehen verschwand. Obwohl ich schon unzählige franz. Pendulenwerke zerlegt und gereinigt habe, traute ich mich danach an die Österreicherwerke nicht mehr ran. Dieser Zustand nagte an mir als Hobbybaster und mußte daher geändert werden. Ich kaufte mir also in der Bucht ein günstiges 4/4-Uhrwerk mit dem Ziel, diese Uhrwerke kennenzulernen, die einzelnen Funktionen zu verstehen und nicht zuletzt das Zerlegen und den Zusammenbau zu üben. Nachfolgend nun ein paar Bilder meiner Vorgehensweise:
So sah das Werk vor der Reinigung aus. Halb- und Viertelstundenschlag ging nicht, Werk war verschmutzt und angerostet, eine Feder rutschte durch, einige Teile fehlten.
Und nun ging es an das Zerlegen. Zuerst die Teile der Vorder- u. Rückseite (vor allem die Federn komplett ablaufen lassen), dann waren nur noch die Platinen zu sehen, die 3 ausgebauten Federhäuser und alles fein säuberlich sortiert. Nach dem Zerlegen habe ich alle Teile einer Sichtkontrolle unterzogen auf Beschädigungen - gottseidenk war hier weiter nichts zu finden, bis auf die linke Feder, denn die rutschte immer aus dem Schlitz des Federkerns heraus.
Anschließend habe ich sämtliche Teile im Ultraschall gereinigt (danke an Christian u. Silvia für die Reinigungstipps) und in der Towalisiermaschine zum Glänzen gebracht.
Der nächste Schritt war der Zusammenbau der diversen Rädchen und Teile, die zwischen den Platinen sitzen. Ich gebe zu, daß es beim ersten Mal nicht geklappt hat, aber mit der Zeit hat man dann den Bogen raus und es klappt dann ganz gut. Geholfen haben mir viele Bilder. Ein zweites Werk mit 4/4-Schlag hat mir dann geholfen, den Stunden- und Viertelstundenschlag richtig einzustellen. Auch an der Kadratur der beiden Schlagwerke mußte ich etwas durch ein wenig Biegen ändern, sodaß es wieder funktionierte.
Und so sieht das Werk nach der Generalreinigung und dem Zusammenbau aus und zum Schluß noch etwas Ölen.
So, das war´s. Ich bin froh, daß alles so gut geklappt hat und das Wichtigste dabei ist, daß das Werk wieder einwandfrei läuft und schlägt. Ich selbst habe viel dabei gelernt und meine anfängliche Angst vor diesen Werken ist nun auch weg. Ich hoffe, dieser Beitrag ist auch für Euch interessant gewesen.
Eine Bitte hätte ich noch an Euch, denn zwei Sachen fehlen mir bei dem Werk: zum einen die orginalen Zeiger (ca. 6 cm und ca. 7 cm) aus dieser Zeit und die originalen Klöppel (habe mir momentan mit anderen Klöppeln geholfen). Vielleicht hat jemand in seinem Fundus für mich solche Teile. Wäre ganz toll - einfach melden unter PN.
Viele Grüsse und
Norbert
nobby
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
da hast Du als Hobbybastler (Deine eigene Worte) einen tollen Bericht geschrieben. Auch ich kleiner Hobbybastler wollte schon mal in dieser Richtung etwas schreiben, aber wegen der möglichen fehlenden fachlichen Kenntnisse / Ausdrucksweise habe ich es lieber gelassen. Uhren zum aufarbeiten hätte ich reichlich.
Dein Mon Cheri Sortiersystem finde ich übrigens besonders einfallsreich.
da hast Du als Hobbybastler (Deine eigene Worte) einen tollen Bericht geschrieben. Auch ich kleiner Hobbybastler wollte schon mal in dieser Richtung etwas schreiben, aber wegen der möglichen fehlenden fachlichen Kenntnisse / Ausdrucksweise habe ich es lieber gelassen. Uhren zum aufarbeiten hätte ich reichlich.
Dein Mon Cheri Sortiersystem finde ich übrigens besonders einfallsreich.
Hallo Martin,
vielen Dank für Dein Lob. Auch ich kenne nicht die meisten Fachausdrücke für die Uhrenteile als Laie. Aber mit ein bißchen Erläuterung und Umschreibung weiß Jeder hier im Forum, was gemeint ist. Traue Dich einfach mal, selbst so einen Bericht einzustellen und außerdem belebt es das Forum zum Thema Großuhrwerke.
Mein Sortiersystem hat zwei Vorteile, denn zum Einen schmeckt es mir und zum Anderen kann man die kleinen Kästchen gut zum Sortieren hernehmen.
Tolle Arbeit! Am besten finde ich die Idee mit dem Trowalisieren (hättest Du da einen Tip für eine im Laienbereich erschwingliche Anschaffung?) - phantastisches Ergebnis! Mich interessiert das Thema sehr, weil ich mich zur Zeit auch zu neuen Ufern aufgemacht und Werke von "Buffetuhren" (FHS etc.) für mich entdeckt habe. Deswegen kann ich Deine Beschreibung gut nachvollziehen. Ob ich noch ein paar Fragen loswerden darf? Hinsichtlich des Reinigens im Ultraschallbad würden mich doch ein paar Details interessieren. Ich halte es so, daß ich den gröbsten Schmutz mit Waschbenzin zu Leibe rücke und die Teile dann für einige Minuten ins warme Ultraschallbad gebe (Elma 1:9). Danach kurz durch destilliertes Wasser und hochprozentigen Alkohol gezogen, das Trocknen dann mit schwachem Fön. Wie hältst Du das? Und dann: Wie hast Du das Werk geölt/geschmiert? Ich habe die Lager (bis auf die "feinen", z.B. beim Windfang, Anker, die wurden geölt) leicht gefettet (Dr.Twillich) und die beweglichen Teile, Flächen (Schöpfrad, Rechen, Laufflächen der Zahnräder) geölt (Koch 5). Um alles ein wenig zu verteilen, habe ich die Werke etwas aufgezogen und ablaufen lassen (ohne Anker). Nach welchem System bist Du vorgegangen?
PS: Vielleicht findest Du >> HIER << die von Dir noch benötigten Teile?!
Zitat von 10:10 im Beitrag #4Tolle Arbeit! Am besten finde ich die Idee mit dem Trowalisieren (hättest Du da einen Tip für eine im Laienbereich erschwingliche Anschaffung?) - phantastisches Ergebnis! Mich interessiert das Thema sehr, weil ich mich zur Zeit auch zu neuen Ufern aufgemacht und Werke von "Buffetuhren" (FHS etc.) für mich entdeckt habe. Deswegen kann ich Deine Beschreibung gut nachvollziehen. Ob ich noch ein paar Fragen loswerden darf? Hinsichtlich des Reinigens im Ultraschallbad würden mich doch ein paar Details interessieren. Ich halte es so, daß ich den gröbsten Schmutz mit Waschbenzin zu Leibe rücke und die Teile dann für einige Minuten ins warme Ultraschallbad gebe (Elma 1:9). Danach kurz durch destilliertes Wasser und hochprozentigen Alkohol gezogen, das Trocknen dann mit schwachem Fön. Wie hältst Du das? Und dann: Wie hast Du das Werk geölt/geschmiert? Ich habe die Lager (bis auf die "feinen", z.B. beim Windfang, Anker, die wurden geölt) leicht gefettet (Dr.Twillich) und die beweglichen Teile, Flächen (Schöpfrad, Rechen, Laufflächen der Zahnräder) geölt (Koch 5). Um alles ein wenig zu verteilen, habe ich die Werke etwas aufgezogen und ablaufen lassen (ohne Anker). Nach welchem System bist Du vorgegangen?
PS: Vielleicht findest Du >> HIER << die von Dir noch benötigten Teile?!
Hallo (leider weiß ich keinen Vornamen),
Dir auch vielen Dank für das Kompliment. Nach meinem ersten Mißerfolg mußte ich mich schon überwinden, ein zweites dieser Werke zwecks Reinigung in die Hand zu nehmen. Natürlich hat das Zerlegen und Reinigen dieses doch relativ komplizierten Werkes Einiges an Zeit und Tüfteln in Anspruch genommen, andererseits wollte ich es aber genau und ordentlich machen und vor allem die einzelnen Funktionsabläufe kennenlernen und verstehen. Der schönste Lohn für die ganze Arbeit ist letztlich dann ein sauberes und ordentlich funktionierendes Werk - was will man da mehr. Nun zu Deinen Fragen:
Towalisiermaschine: ich habe mir die mittlere Größe dieser Maschine (Typ QT 12) vor ca. 12 Jahren gekauft und sie läuft heute noch einwandfrei, obwohl ich sie in den vergangenen Jahren ganz schön strapaziert habe. Ich habe die Maschine damals bei Hans Eichler in Stolberg (Tel. 02402/6999) gekauft. Ich bin dortmals durch einen Tip auf die Maschine und ihn gekommen. Rufe ihn doch einfach mal an, damit er Dir den aktuellen Preis nennen kann. Soweit mir bekannt ist, werden diese Maschinen in Seattle (USA) hergestellt. Übrigends dürfte es auch für die Uhrenliebhaber hier im Forum ganz interessant sein, daß sich Herr Eichler vorwiegend auf Comtoisen und Uhrenzubehörteile spezialisiert hat. Näheres kann man auf seiner Homepage (La-Pendule.de) nachsehen. Natürlich gibt es auch beim Towalisieren verschiedene Meinungen, aber letztendlich muß jeder selbst wissen, wie er seine Werke reinigen will. Ich persönlich bin so zufrieden.
Reinigung: im Prinzip mache ich es genauso wie Du. Das Prozedere hat mir mal ein Uhrmacher gezeigt und so mache ich es auch heute noch. Auch bei der Verwendung von Ultraschall gehen die Meinungen auseinander. Zum Thema Reinigen gibt es hier im Forum schon einige interessante Berichte (Suche und Stichwort eingeben).
Ölen und Fetten: ich öle meine Werke grundsätzlich nur an den vorgesehenen Vertiefungen an der Vorder- u. Rückseite des Werkes und ausnahmsweise nur die Eingriffe des Ankers in das Ankerzahnrad und lieber weniger Öl als zuviel, denn sonst läuft es heraus auf die Platinen. Die Laufflächen der Zahnräder werden nicht geölt. Auch zu diesem Thema sind hier im Forum schon einige Beiträge eingestellt worden von Hobbyschraubern und Uhrmachern - daher einfach mal nachlesen.
Noch einen letzten Tip von mir: bevor Du Dich an das Reinigen und Wechseln von Uhrenzugfedern machst, lese bitte unbedingt "vorher" die entsprechenden Hinweise dazu, die hier im Forum von Profis gegeben werden (Thema Federwechsel, Federwinder usw), denn hier geht es um Deine Gesundheit und Sicherheit.
Vielen Dank für die vielen Tips und Hinweise. Wie schon geschrieben: Schrauben an allen möglichen Werken ist mir nicht neu, nur an Uhren mit Schlagwerken (bevorzugt sog. Buffetuhren) traue ich mich erst seit kürzerem. Daher kann ich die "Risiken und Nebenwirkungen" ganz gut abschätzen (Stichwort "Zugfedern") und kenne meine Grenzen. Gott sei Dank habe ich einen fachkundigen, hilfsbereiten Uhrmachermeister, der mir nicht nur mit Tat (Federwechsel) sondern auch Rat zur Seite steht - unbezahlbar.
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Xobor-Interview
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18.02.2015 19:10 (zuletzt bearbeitet: 18.02.2015 20:50)
und meine anfängliche Angst vor diesen Werken ist nun auch weg. Ich hoffe, dieser Beitrag ist auch für Euch interessant gewesen.
Antworten
Uhren zum aufarbeiten hätte ich reichlich.
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