Hallo zusammen,

für eine französische, rundumverglaste Pendule habe ich das fehlende, typische Quecksilber-Pendel nachgebaut.
Der Grundkörper besteht aus Messing 20x8 mm, die Röhren sind aus Acrylglas, das sich leicht bearbeiten läßt.
Das Quecksilber hat mir ein alter Elektromeister aus Relais gesammelt.

Die Arbeiten sind größtenteils in der Modellbau-Werkstatt ausgeführt, die ich Euch mit einer kleinen Bildergeschichte zeigen möchte.

Die beiden Messingstücke werden verstiftet, und nach dem Bohren werden die Radien gefräßt. Vorschub in der z-Achse ist nicht ideal, aber da muß man improvisieren.




Dann werden die Außenradien geschliffen.



Mit Formdrehstählen werden die Muttern aus 10 mm Messing gedreht.



Hier sind die Einzelteile nach Politur am Schleifbock



Aus Kunststoff werden genau passende Deckel gedreht, die anschließend mit 2 K Klebstoff verklebt werden.



Die Uhr selber hat noch Revisionsbedarf, aber optisch passt es gut.




Viele Grüße!


Matthias

Große Klasse! Gefällt mir!

LG Thomas

Sehr schöne Arbeit, danke für die ausführlichen Bilder!

Ganz wichtig ist, dass das Quecksilber dicht eingeschlossen ist, entweder verklebt oder wie bei Glas, eingeschmolzen. Quecksilberdämpfe sind nicht gesundheitsfördernd!

Wunderbar gemacht, neidlose Anerkennung!

Mich würde aber auch interessieren, ob die Kompensation richtig kompensiert.

Gruß
Norbert

Hallo zusammen,

vielen Dank für Euer Lob.
Prinzipiell läuft die Uhr mit dem Pendel schon, nach Revi und evtl. Federtausch muß die Länge noch richtig eingestellt werden.

Zur Kompensation habe ich nichts berechnet, dazu müßte man die Längenausdehnung der Komonenten (Pendelstange, Quecksilber) kennen,
und den Durchmesser der Röhren anpassen.

Ich denke, das war bei der Uhrenart schon damals mehr eine Spielerei oder Modeerscheinung, die franz. Pendulen laufen auch mit gewöhnlichem Pendel sehr genau.


Viele Grüße!


Matthias

Genau, auch schon damals Spielerei. Ich habe schon andere Varianten gesehen: Einfache verchromte Metallröhren ohne Quecksilber. Oder - noch "besser": In eine Glasröhre wurde ein versilbertes Stück Metall hineingelegt, welches nur halb so groß wie das Glas war. Es sollte halt nur nett aussehen. Von daher ist Deine Variante schon Luxus und birgt schon gewisse Gefahren.

Frank

Das mit der Spielerei würde ich nicht ohne weiteres unterschreiben.

Auch damals wurde gerne so getan als ob, um Produkte teuerer verkaufen zu können. Ich denke z.B. da an vorgetäuschte Schrauben auf dem Unruhreif, bimetallische aber nicht aufgeschnittene Unruhen, Gitterpendel mit nicht funktionalen Zierstäben etc.. Warum also nicht auch so tun als sei das ein Kompensationspendel?

Vermutlich wurde das Quecksilber auch gelegentlich bei Reparaturen entfernt und durch einen Dummy ersetzt. Weil es ja potentiell gefährlich ist und nicht jeder damit umgehen oder es in der Wohnung haben möchte.

Gruß
Norbert

Also, ich mag Hg, hab einige Barometer mit diesem quicklebendigen Metall
Aber stimmt schon, man sollte aufpassen!

Sehr schön gemacht, Matthias! Danke fürs Zeigen.

Kürzlich sind mir mehrere kg Hg in die Hände gefallen, z.T. noch in der originalen Handelsverpackung. Davon gebe ich gern etwas an Freunde der Quecksilberpendel ab.

Roland

Hallo,

das ist ja sehr schön geworden. Danke für´s Zeigen.

Für alle im Bezug auf Hg: bestimmt erinnert Ihr euch an Kompaktleuchtstoffröhren. Da ist Hg drinnen.
Solange es fest und luftdicht verpackt ist; so wie es Matthias gemacht hat; ist es ungefährlich. Nur freikommen sollte es nicht - Hg ist ein starkes Nervengift!! Kommt es frei - aufnehmen mit Zinkspäne und gründlichst lüften, min. 20 min Durchzug.

mfg
derTeichfloh (Berufsfeuerwehrmann auf einer Umwelt-Wache)

Hallo,

Zitat von Alberich im Beitrag #1

---

für eine französische, rundumverglaste Pendule habe ich das fehlende, typische Quecksilber-Pendel nachgebaut.

---

Zitat

---

Das Quecksilber hat mir ein alter Elektromeister aus Relais gesammelt.

---

Du weist, das Dir und besonders Kindern offenes Quecksilber in der Wohnung durchaus einige Lebensjahre kosten kann?
Der verrueckte Hutmacher bei Alice im Wunderland, hat reelle Vorbilder. Die Hutmacher waren frueher sehr oft von einer speziellen stark psychotischen Form der Quecksilbervergiftung betroffen, aber auch viele andere Berufe waren betroffen.
Die EU hat nicht umsonst strenge Handelsverbote erlassen.

Man sollte durchaus nach Ersatzstoffen ausschauhalten(es gibt Lote die schon bei 95°C schmelzen).
Denn die gewuensche Kompensationswirkung wird meist nicht erreicht, es ist eher nur eine Dekoration, aber das Quecksilber verdampft auch schon bei Raumtemperatur merklich. Man muesste es hermetisch verschliessen, und Massnahmen zur Sicherung bei Havarie vorsehen. Bricht Dir so ein Roehrchen, und das Quecksilber verkriecht sich unter das Parkett ... hast Du den Hauptgewinn.

Zitat

---

Aus Kunststoff werden genau passende Deckel gedreht, die anschließend mit 2 K Klebstoff verklebt werden.

---

Ob das dann Dampfdicht wird?

mfG
Matthias

... ein kurzer Kommentar zum Thema Quecksilber aus der Perspektive der Medizintechnik:

Trotz aller messtechnischen Vorteile wurden Blutdruckmessgeräte mit Quecksilbersäule bereits vor vielen Jahren in Deutschland und Frankreich verboten!

LG

Ralf