Hallo Uhrenfreunde

Bislang bin ich hier im Uhren-Werkstattforum ja überwiegend als Drechsler-Holzwurm (natürlich im Umfeld von Uhren) in Erscheinung getreten.

Aber ich wäre ja hier nicht Mitglied geworden, würde ich mich nicht auch für mechanische Uhren interessieren.

Neulich fiel mir per Zufall ein altes Hettich W51-Schwebankerwerk wieder in die Hände, daß in den 60er/70er-Jahren eine Küchenuhr meiner Eltern „zierte“. Das Gehäuse, ich glaube es war Keramik, hat schon vor vielen Jahren das Zeitliche gesegnet. Das Uhrwerk einfach wegwerfen, brachte ich damals glücklicherweise nicht übers Herz. Also wurde es ausgebaut und fristete seitdem ein unwürdiges Dasein in einer Wühlkiste bei mir im Keller.

Nach der ersten Teilzerlegung und mechanischen Reinigung (Pinsel, Gummibläser u.s.w) sieht das Werk nach all den Jahren Kellerdasein gar nicht mal so schlecht aus.



Die Papier-Umwicklung des Hubmagneten weist zwar eine leichte Beschädigung auf, die Windungen sind aber glücklicherweise noch intakt.



Das Uhrwerk habe ich komplett zerlegt und im Ultraschallbad (mit Platina WF1 und WF2) gereinigt,(den Hubmagneten natürlich! nicht) wobei ich das Echappement mit dem eigentlichen Schwebanker zwar abgenommen, aber nicht weiter demontiert habe, sondern so ins US-Bad gegeben habe. (Ich hoffe, das war kein grober Fehler?) An den feinen Spanndraht habe ich mich nicht ran getraut.

Nach der Reinigung und Montage sieht das Ganze doch schon recht passabel aus.



Alle Lager mit synthetischem Öl Nr. 3-5 versorgt und wieder in das ebenfalls gereinigte Kunststoffgehäuse eingebaut. Auch die arg korrodierten Kontakte des Batteriegehäuses strahlen (fast) wieder im alten Glanz.



Das Ganze scheint sogar einwandfrei zu laufen.

Fortsetzung in den nächsten Tagen, wenn wieder etwas Zeit ist.

Viele Grüße aus dem schönen Odenwald

Heinz

Diese Werke sind sehr robust und laufen z.T. auch noch mit steinhartem Öl in den Lagern.

Hallo Heinz,

gut das du dieses Werk aufgehoben hast, viel zu schade zum Wegwerfen.
Die Hettich Schwebeanker Werke gibt es in vielen Variationen, mir gefallen besonders die mit der übergroßen Unruh, mit den vier Regulierschrauben.
Das Röhrchen durch das der dünne Draht durchgeführt wird sollte peinlich sauber sein, ebenso der Stein am unteren Ende
( wenn vorhanden ).
Ob das Röhrchen bzw. der Draht geölt werden muss oder soll, darüber streiten sich die Fachleute.
Wenn sonst alles ok. ist lassen sich diese Uhren sogar extrem genau justieren.

Gruß Wolfgang

Wichtig ist dass nach der Reinigung im Ultraschall der Gangregler sehr gut mit Alkohol und Reinbenzin gespült wird um etwaige Wasserreste zu verdrängen. Zum Trocknen verwende ich dann immer den Gummibläser oben wo der Führungsdraht einmündet angesetzt.
Der Führungsdraht bekommt bei mir immer etwas Oel.

Gruss
Wolfgang Fritz

Zitat von Wofri im Beitrag #4

---

Der Führungsdraht bekommt bei mir immer etwas Oel.

---

Ein Hallo an beide Wolfgang´s

Vielen Dank für Eure Kommentare.

Na dann habe ich ja rein intuitiv nichts falsch gemacht, indem ich auch den Führungsdraht der Schwebe-Unruh leicht geölt habe. Da war ich nämlich zunächst doch etwas unsicher. Auch ob ich das unzerlegte Echappement komplett im US-Bad reinigen sollte oder nicht. Spricht eventuell etwas dagegen, oder gibt es Argumente, die eine Komplettzerlegung sinnvoll oder gar notwendig machen? Die Nachbehandlung gemäß Wofri`s Ausführungen mal vorausgesetzt.

Viele Grüße aus dem Odenwald

Heinz

Hallo Heinz
Ohne zwingenden Grund (def.Draht,verosteten oder gerissenen Draht, def.Lagerstein etc..)würde ich das Echappement nicht zerlegen.

Gruss
Wolfgang Fritz

Hallo Wolfgang (Wofri)

Vielen Dank für Deine Erläuterung. Rein optisch ist am Lager, bei der Feder-Wendel (ich hoffe, das heißt so ? )und dem Führungsdraht alles in Ordnung gewesen. Ich hoffe, das bleibt auch noch lange so, damit ich da nicht so bald ran muß!


Hallo Uhrenfreunde

So, jetzt hatte ich ein wieder lauffähiges Uhrwerk hier, daß noch eine passende "Unterkunft" suchte. Die Chance, irgendwo nochmal ein Originalgehäuse aufzutreiben geht ja wohl fast gegen Null.

Da ich mich noch schwach daran erinnere, daß das Werk damals im Haushalt meiner Eltern in einem achteckigen, bräunlichen Keramikgehäuse eingebaut war, daß dann irgendwann zu Bruch ging und als Scherben entsorgt wurde, habe ich kurzerhand aus Holz ein entsprechendes Gehäuse entworfen und gebaut, das ein wenig an die frühere Uhr erinnern, aber doch einen eigenen Charakter besitzen sollte.

Auch wollte ich sie nicht wieder als Wanduhr einsetzen, um bei Bedarf jederzeit einen Blick auf das arbeitende Uhrwerk werfen zu können ohne gleich auf den Tritthocker steigen zu müssen.

Das eigentliche Gehäuse entstand aus knapp 1cm starkem Fichtenholz, daß ich an den Sichtflächen mit Palisander-Furnier veredelt habe. Um dem ganzen auch genügend Standfestigkeit zu geben, wurde alles auf einem Massivholzsockel mit untergeschraubter Platte aus gebürstetem Aluminium montiert. Zifferblatt und Scharnierglasdeckel wurden bei Selva zugekauft.Die Zeiger sind noch original und mußten nur geringfügig gekürzt werden.

Hier die fertige Uhr mit Blick aufs Werk



und einmal von vorne an ihrem jetzigen Standort.



Ich hoffe, damit ein kleines Stückchen Uhrengeschichte bewahrt und wieder einem sinnvollen Dasein zugeführt zu haben.

Viele Grüße aus dem schönen Odenwald

Heinz

Hallo Heinz,
respekt, das Werk revisioniert und noch ein schönes Gehäuse angefertigt.
Hast du den Sockel auch angefertigt, sieht auch gut aus ?

Gruß Wolfgang

Hallo Wolfgang (Asur)

Vielen Dank für das Lob zu meiner Arbeit.

Der Sockel entstand natürlich ebenfalls in meiner Werkstatt. Die Aluplatte befand sich noch im Fundus und mußte von den Maßen her leicht angepaßt und naturlich mit Befestigungsbohrungen versehen werden.

Gruß Heinz