Hallo, ich habe im Frühjahr über ein seriöses Auktionshaus eine Mysterieuse erworben. Sie wurde als ungeprüft angeboten, auf Nachfrage bekam ich immerhin die Mitteilung, dass sich die Uhr bewegt. Und ja, sie lief doch 5 Minuten. Und seither kämpfe ich (mit Pausen). Erst mal ein Bild
Die seitherigen Probleme: Da dies meine 1te " Großuhr" ist und ich die Uhr super schön finde, hatte ich sie erst mal zerlegt und bin erschrocken. Klar war sie schmutzig, schlimmer waren 2 verbogene Wellen, die ich aber wieder gerade gebracht hatte. Mit meinen (Nicht) Wissen ließ die Reinigung zu wünschen übrig und danach lief sie nicht wirklich besser. Ich ging mit der Uhr dann zu einem "Uhrmacher-Schnupperkurs", wir ersetzten ein paar Lager, die Ankerwelle hatte anstatt ein Lager 3 Löcher, bekam also 1 Lager, neue Aufzugsfeder rein usw. und sie lief danach, allerdings nur 1 Tag mit sehr, sehr viel Nachlauf. Mehr ging nicht (mit meinem kaum vorhandenen Wissen). Ich habe viel gelesen, komme nun aber nicht weiter und hoffe auf Hilfe. In der von mir gelesenen Literatur oder im www gibt es kaum Informationen zu Mysterieusen. Und wenn man was findet, dann zu den Junghans Mysterieusen. Meine hat eine Kreuzfederaufhängung. Dazu habe ich gar nichts gefunden, außer dass Ansonia in Uhrwerken die Kreuzfederaufhängung verwendete.
Der aktuelle Stand ist, dass sie 1 Woche durchläuft, allerdings mit 2,5 Minuten Nachlauf pro Stunde! Ich habe viele Stunden, oder Tage mit experimentieren verbracht - da fehlt mir einfach das Wissen. Das Pendel ist ganz unten, oben habe ich etwas Gewicht aus dem Deckel genommen, dass das Gesamtpendel jetzt nicht mehr ganz senkrecht steht (damit könnte ich leben). Aber so läuft sie wenigstens durch. Die Kreuzfederaufhängung habe ich mit 0,05 mm Federstahl bestückt. Original (wenn es original war) waren 0,06 mm verarbeitet. Ich habe die Bleche so montiert, dass immer eine geringe Vorspannung vorhanden ist. Was passiert, wenn man dickere oder dünnere Blechstreifen nimmt? Insgesamt hängt die Aufhängung an 3 Blechen. 2 eine Richtung, anderes über Kreuz. Für das Einzelne habe ich doppelte Breite genommen, damit links und rechts gleiche Kraftübertragung ist. Ist das korrekt ?
Ich hatte die Uhr nochmals zerlegt und gewissenhaft gereinigt. Alle Lager von Hand nachgereinigt, alle Lagerstifte poliert und die Hemmung/Ankereingriff perfekt bezüglich Gleichlauf eingestellt. Dazu schon die nächste Frage: Die Welle mit dem Anker lässt sich per Schlitz/ Schraube verstellen. Als die Uhr kam, rutschte manchmal der Anker durch. Jetzt steht die Welle im Originalzustand (erkennt man anhand deutlicher Spuren) . Was passiert, wenn man die Welle z.B um 10 Grad nach links oder rechts verstellt (möchte ich nicht einfach testen, da sehr schlecht justierbar) ?
Was kann man sonst noch machen, dass die Uhr schneller läuft? Bei einem Zahnrad waren viele Zähe verbogen. Beim Korrigieren ist mir 1 Zahn gebrochen. Den Zahn habe ich ersetzt (eingelötet). Er ist nicht perfekt, man hört aber bei Eingriff keine Änderung. Das Zahnrad ist immer noch nicht perfekt, könnte das der Verursacher sein?
Ich hoffe, es ist nicht zu viel auf einmal. Vielen Dank schon mal fürś lesen. Grüße, Willi
Oh, ich sehe gerade, dass ich das falsche Unterforum erwischt habe. Kann man den Beitrag bitte nach Werkstatt und Werktisch - Hilfe verschieben? Grüße, Willi
Hallo Willi, herzlich willkommen.. jeder hat mal angefangen, aber man wächst an den Aufgaben. Ich selbst habe keine Mysterieuse, finde die aber faszinierend. Zu den Uhren von Junghans gibt es eine schöne Seite, wo auch die Regulierung beschrieben ist. Für die Ansonia wirst Du in englischsprachigen Seiten suchen müssen. Um einen eindeutigen Drehpunkt zu erreichen, müssen die Federn meines Erachtens länger sein, damit ein spannungsfreies Kreuz entsteht. siehe hier oder hier, Seite 83 Zur Federdicke habe ich 0,004" gefunden, also 0,1mm. Je dicker die Feder, desto größer wird die benötigte Kraft, um das Pendel einen bestimmten Winkel auszulenken. Wenn die Federn zu dünn sind, ist die Beschädigungsgefahr zu gross. Viel Erfolg damit Grüsse Achim
Hallo Willi, hattest Du die Antriebsfeder aus dem Federhaus ausgebaut, gereinigt und frisch geölt? Das hört sich für mich stark nach einer alten müden Zugfeder an. Am besten mal eine neue einbauen. Das hilft meistens wenn Lager und Zapfen richtig gemacht und geprüft wurden.
Hallo Willi, nur noch sicherheitshalber als Zusatz. Pass blos auf wenn Du die Zugfeder aus und wieder einbaust. Die haben normalerweise ganz schön viel Kraft und man kann sich damit ziemlich weh tun. Am besten ist es einen richtigen Federwinder für Großuhren zu verwenden. Damit verbiegen sich die Federn auch nicht.
LG Christian
P.S.: Wenn das Problem bei der Zugfeder nicht zu finden ist kommt dann als nächstes noch die Hemmung in Frage aber die Zugfeder ist momentan der wahrscheinlichere Kandidat.
Hallo Christian, die Aufzugsfeder ist neu. Die hatte der Uhrmacher neu rein. Ich weiß allerdings nicht, ob die stärker ist, wie die was drin war. @Achim, eine Ansonia wir es nicht sein. Dazu habe ich ( diesmal hoffentlich im richtigen Abschnitt) einen neuen Betrag erstellt. 0,01mm Bleche werden die Uhr kaum tragen. Das gilt evt. für kleine Mysterieusen. Meine ist ca. 70cm hoch Es hängt ja das ganze Gewicht des Gesamtpendel von ca. 1kg dran, also Uhrwerk und das unter Pendel. Wo bekommt man denn Federbleche her? Im www hatte ich nichts gefunden. Mein Uhrmacher um's Eck hat keine. Er hat nur "normale" Pendelfedern. Ich würde gerne mit 0,03mm testen. Weiß jemand, wie das ist mit den Federblechen? 2 Streifen a 3mm und 1 * 0,06mm oder alle 3 Streifen mit 0,03mm. Als sie zu mir kam, hatte sie 3 gleiche Federstreifen drin. Aber das hat keine Aussage für mich, da der Bastler es nicht mal fertiggebracht hatte, gewaltfrei das Uhrwerk zusammenzubauen (Ergebnis waren verbogene Wellen). Mit "keiner Vorspannung" werde ich als Nächstes testen. Hatte gestern Abend ich mal die "Krone" vom Uhrwerk weggeschraubt, immerhin 22 Gramm weniger Masse und jetzt läuft sie ganz leicht inś Plus. Allerdings bleibt sie rel. schnell stehen, wenn ich das Gesamtpendel nur 0,5 Umd. an der Schraube hochdrehe. Klar, jetzt könnte auch etwas Gewicht aus der unteren Kugel machen - ist halt keine saubere Lösung. Und wie verhält es sich mit dem Ankereingriff in die Hemmung? Ändert sich da die Kraftübertragung oder muss der einfach satt und sicher sein. Wenn jemand 0,03mm Federblech hat, 10 * 30mm reicht, oder eine Quelle weiß, wäre ich sehr Dankbar.
mit den Mysterieusen habe ich keine Erfahrung, aber vielleicht weiß jemand von Euch, ob man bei den Schwingpendeluhren die Pendellänge mit dem Zählen der Zähne berechnen kann ?
Wenn ja, würde ich zuerst rechnen, ob überhaupt genügend Platz nach unten ist. Zur Längenänderung dient vermutlich die mittlere Stange mit dem runden Gewicht unten. Ich persönlich hätte keine Hemmung, diese Stange dann zu ersetzen.
Hallo, da spielt so viel eine Rolle. Aber immerhin habe ich sie schon so weit im Griff, dass sie zu schnell oder auch zu langsam läuft. Die Kreuzfederaufhängung ist sehr mühsam einzustellen, dass das alles im Lot ist, aber wichtig. Auch die Federdicke spielt eine Rolle. Die Längenänderung des unteren Teils über die Schraube spielt kaum eine Rolle, die ist anscheinend wirklich nur für die Feineinstellung. + - ca. 30 Sekunden pro Stunde. Über Gewichte oben und unten kann man am besten grob einregeln. Wenn ich oben die "Bekrönung" abnehme, ist sie deutlich im Plus ( 2 Minuten pro Stunde) und müsste dann über Zusatzgewichte in der unteren Kugel einregelbar sein. Habe ich nicht fertig getestet, möchte ich so nicht. Mit Bekrönung läuft sie zu langsam. Mit zusätzlichen Gewichten unten, damit sie schneller läuft, schafft sie es letztendlich nicht und bleibt stehen. Als Nächstes werde ich mir einen einfachen Werkzeughalter aus Holz bauen, um die Kreuzfederaufhängung ordentlich mit seinen Federstählen zu bestücken können. Also Halteplatte und Aufhängung parallel und alle 3 Federbleche gleiche Vorspannung. Und dann testweise mit dünneren Blechen bestücken. Ich denke schon, dass die Aufhängung viel Energie kosten kann. Da sind aber alles Vermutungen. Ist alles Learning by Doing. Wenn jemand mehr weiß: Bitte her damit. Grüße, Willi
Hallo zusammen, ich habe nun die Kreuzaufhängung mit 7/100mm bestückt. Dazu habe ich mir einen einfachen Werkzeughalter aus Holz gebaut - lässt sich viel besser montieren und ausrichten. Ob das etwas gebracht hat, kann ich nicht wirklich sagen. Sie läuft wunderbar durch, aber zu langsam ( bin bei ca. 20Sek pro Stunde Nachlauf). Wenn man das Pendel für den schnelleren Lauf noch etwas herunterdreht, bleibt sie stehen. Da kommt man nicht weiter. Heute habe ich die Bekrönung abmontiert, die ca. 20 Gramm wiegt. Dafür habe ich 15 Gramm an Blei dran gemacht und sofort läuft sie zu schnell (nach 7 Stunden Laufzeit 3 Minuten Vorlauf). Die Bekrönung sollte wieder drauf. Nun die Gretchenfrage: Habe ich was übersehen? Man kann die Geschwindigkeit über Gewicht einstellen. Entweder oben in der Kugel oder über die untere Kugel oder das Gewicht/ Drehmittelpunkt verschieben über die Pendelstange. Sonst fällt mir keine Möglichkeit ein. Am Uhrwerk selbst ist alles gemacht. Die einzige "Unbekannte" ist dieses Zahnrad, da die Zähne doch etwas krumm sind
Der fehlende Zahn ist auf meinem Mist gewachsen. Der ist beim Versuch, die Zähne geradezubiegen, abgebrochen. Ich habe mir den fehlenden Zahn zurecht gefeilt und wieder rein gelötet. Die anderen Zähne sind immer noch etwas krumm. Kann das so ausbremsen? Kreuzfederaufhängung: Spielt die Dicke der Federbleche eine Rolle? Die einzelnen Bleche spannen sich durch die Bewegung ( Kraftaufnahme) und entspannen sich wieder, wenn das Pendel in die Richtung geht. Für mein Verständnis ist die Dicke des Federstahlbleches egal, so lange es sich spannen kann und wieder entspannen kann. Wenn das Federblech sich z.B. bei verbiegen von 70Grad knicken würde, wäre doch die Kraftübertragung gleich, ob sich das Blech nun 20 Grad oder 50Grad maximal verbiegt. Es herrscht doch durch den Biegewinkel immer die gleiche Kraftübertragung. Oder?
Klar könnte man jetzt an der Bekrönung 5 Gramm Masse abschleifen und alles wäre gut. Möchte ich bei der ca. 140 Jahre alten Mysterieuse nicht machen.
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29.11.2024 19:48
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