Hallo zusammen,
Ich habe hier ein altes Familienerbstück, die Uhr haben meine Großeltern zu ihrer Hochzeit in den 40er Jahren bekommen.
Seit 2017 ist sie in meinem Besitz. Weil meine Frau von dem Stundenschlag immer fast aus dem Bett gefallen ist hatte ich mir angewöhnt abends das Gewicht vom Schlagwerk abzuhängen und morgens wieder anzuhängen. Interessanterweise stimmten die Stundenschläge trotzdem mit der Zeit überein. Das war jahrelang kein Problem.
Seit 2022 lasse ich das Schlagwerk wieder durchgängig mitlaufen.

Vor einigen Wochen ist mir dann durch eine Unaufmerksamkeit die Uhr stehen geblieben weil ich die Gewichte nicht rechtzeitig hoch gekurbelt habe.
Also habe ich beide Gewichte wieder hoch gekurbelt, da stimmten aber die Schläge nicht mit der Uhrzeit überein. Das konnte ich relativ leicht beheben. Schlagwerk ohne Gewicht stilllegen, Uhr auf passende Zeit vorstellen. Danach waren Stunden und Schlag wieder synchronisiert.

Nun tritt seitdem sporadisch folgender Effekt auf: um 1:00 Uhr auf (und zwar nur dann) die Uhr schlägt zwölfmal, also so wie bereits eine Stunde zuvor.
Um 2:00 schlägt sie dann zweimal und die nächsten Stunden immer korrekt. Nur um 1:00 oder 13:00 tritt dieser Effekt auf.

Was kann da passiert sein? Oder besteht gar kein Zusammenhang?

Ein anderer Punkt ist eher eine Verständnisfrage. Im Uhrenkasten hängt neben den Gewichten noch ein kleines Seil von dem in meiner Familie immer kommuniziert wurde damit könne man den letzten Stundenschlag wiederholen. Tut es auch, aber was ist der eigentliche Sinn dahinter? Habe ich vielleicht damit den obigen Fehler ausgelöst?

Identifikation der Uhr wäre auch noch so ein Thema, die 2433 auf der Rückseite vom Uhrenkasten ist das einzige was ich auf Anhieb gefunden habe. Es müsste aber in der Familie noch Informationen geben.

Gruß
J

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Abend
Deiner Uhr hat ein sogg Rechenschlagwerk - das synchronisiert sich eigentlich selber
Der Repetitionszug ist lediglich dazu da, um die Uhrzeit mittels Seilzug nei Nacht abrufen zu können. So sagt man jedenfalls
Zu Deinem Problem müßte ich jetzt mal das gesamte Schlagwerk erklären...
Vom Vorgehen her kann beschriebener Fehler nicht durch Deine Handlungsweise ausgelöst worden sein
Der Beschreibung nach ist der Abtaster, der auf die Stundenstaffel fällt, leicht verbogen - das passiert aber nicht von selber....
Einzige Möglichkeit:
Du hast die Uhr im Uhrzeigersinn vorgestellt, während sie dabei war 12 Mal zu schlagen - Du hättest dabei einen deutlichen! Widerstand merken müssen....

Hallo,
wahrscheinlich eine geringfügige Fehlstellung der Stundenstaffel bzw. des Einfallhebels. Ursache kann mechanische Gewalt oder Abnutzung sein. Die Uhr scheint aber älter zu sein, als aus den 40er Jahren des vorigen Jhd.
Eine Reinigung und Revision wäre angebracht. Dabei lässt sich die Schlagfolge auch wieder einfach korregieren.

PS:
Ah, Oggy war ein paar sekunden schneller.

Zeitliche Einordnung wäre Mitte bis Ende 19.Jhdt
Aufbau französisch a la Comtoise - abgesehen vom Windfang - aussen liegend in dieser Größe ist mir neu

Das ist eine Uhr in der Bauart der bergischen Uhren. Vermutlich um 1800-1820, mit einem sehr schönen zusammengehörigen Uhrenkopf und Uhrenkasten in Eiche. Besonders typisch für bergische Uhren ist das Porzellanzifferblatt, sowie die um die Aufzugslöcher angebrachten Messinghülsen.
Der S-förmige Windflügel hinter dem Uhrwerk ist ebenfalls absolut typisch für bergische Uhren.

Trotzdem kann die Uhr auch in Richtung Aachen-Lüttich entstanden sein, das Gehäuse liefert für mich einige Hinweise auf diese Gegend als Entstehungsort des Kastens. Aber die Uhrwerke bergischer Uhrmacher wurden von Händlern in einem großen Umkreis in andere Städte und Gegenden verkauft.

Auf jeden Fall eine sehr schöne und sehr gut erhaltene Uhr aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Ich sehe lediglich einige Umbauarbeiten an der Pendelaufhängung, die aber keinen Einfluss auf die Funktion der Uhr haben dürften. Das ehemals originale Pendel mit einer Metallstange ist hier vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts gegen eine Aufhängung mit einem Holzstabpendel getauscht worden.

Und völlig richtig, die im Kasten hängende Schnur dient zur Auslösung des Stundenschlages, damit man auch bei Dunkelheit den Schlag der vergangenen Stunde anhören konnte.

Da stimme ich mit Fred total überein. Habe solche Uhren früher auch repariert, eine schöne Aufgabe. Zu Bergischen Standuhren sollte es Literatur geben.
Frank

Vielen Dank an euch für die fundierten Informationen.
Die 40er Jahre sind der mir bekannte Zeitpunkt an dem meine Großeltern die Uhr bekommen haben, natürlich sehr gut Möglich dass sie damals schon alt war. Dafür spricht ja auch der Stil.

Hinsichtlich des Problems mit dem Stundenschlag mache ich dann wohl erstmal nichts. Es könnte wirklich sein dass ich dort beim vorstellen der Zeit etwas leicht verbogen habe, ich kann mich zwar nicht konkret erinnern will es aber auch nicht ausschließen. Trotzdem schade.

Generell braucht die Uhr mal eine Wartung, weil auch die Seile mal erneuert werden müssen. Eines ist vor einiger Zeit gerissen und wurde nur provisorisch repariert. Irgendwo las ich dass man bei neuen Seilen auch direkt alle Lager revidieren sollte.
Ich habe zwar einen Ingenieursbackground, werde aber den Teufel tun hier selber Hand anzulegen. Ich bin wirklich totaler Laie was das angeht.
[Trotzdem interessiert mich (rein technisch) was

Zitat von Bell im Beitrag #3

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Stundenstaffel bzw. des Einfallhebels

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Zitat von stratege-0815 im Beitrag #7

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[Trotzdem interessiert mich (rein technisch) was

Zitat von Bell im Beitrag #3

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Stundenstaffel bzw. des Einfallhebels

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sind. Aber das wird mir das Internet schon verraten]

Ich muss hier in Köln auch erstmal jemanden finden der so ein Handwerk noch beherrscht, wenn ich mich dazu entscheide die Uhr zur Reparatur zu geben.
Ist für mich leider auch eine Kostenfrage.

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