Servus,

hier möchte ich euch an der Überholung meiner RFT HU 22/60 teihaben lassen und einige Fragen an euch stellen.

Woran kann es liegen, dass die Amplitude des Pendels bei normalem Ablaufen des Gewichtes (Stromausfall simuliert) schwankt?

Wie verändert sich durch Verschieben der Achse der Hemmung die Amplitude, bzw. hat das eine Auswirkung?

Grüße
Sebastian

Hallo Sebastian,
während des normalen Betriebs sollte die Amplitude konstant sein, von Einflüssen durch Luftdruck, Luftdichte und Temperatur mal abgesehen.
Vermutlich ist etwas im Räderwerk schwergängig, was zeitweise eine geringere Antriebsenergie an der Hemmung zur Folge hat.

Die Änderung des Achsabstands zur Beeinflussung der Amplitude ist nicht zielführend. Die Verstellmöglichkeit dient zur Feineinstellung der Hemmung, in erster Linie um Toleranzen auszugleichen. Die Amplitude ergibt sich dabei.
Grüße
Achim

Versuche mal zu ermitteln mit welcher Frequenz die Amlitude schwankt. Das kann wertvolle Hinweise auf die Ursache der Drehmomentschwankung geben.

Ein übliches Problem beim Ablauf ohne Versorgungsspannung ist das Differenzialgetriebe in der Walze. Bei meiner Uhr waren die Räder so verharzt, dass sie sogar stehen blieb. Wenn die Amplitude bei Deiner Uhr bei Netzausfall kleiner ist, läuft das Differenzial vermutlich schon schwer. Dann kommst Du um eine Zerlegung und Reinigung nicht herum.

Gemein ist dabei, dass die Position aller Räder im Differenzial und die Gewichtsposition (oben/unten) unbedingt identisch eingestellt werden muss, damit die Nachholung und Endabschalt des Aufzugs funktionieren. Dabei ist nämlich entscheidend, wann die an einem Planetenrad befestigte kleine Blechfahne nach außen schwenkt und den Kontaktsatz berührt.

Das Thema wurde hier im Forum bereits erörtert. Mit etwas Geduld wirst Du die Einstellhinweise finden.

LG
Roland

Hallo Achim, megasonic und Roland,

die Uhr ist bereits überholt, d.h. alles wurde gereinigt, selbst die Planetenräder wurden aufgebohrt und nach der Reinigung neu vernietet.

Dieser Bericht wird also eher eine Rekapitulation meiner Modifikationen sein, um euch zu zeigen, was ich mit meiner RFT veranstaltet habe.

Mein Ziel war es, die Uhr von allen Schaltmechanismen zu befreien und auf einen motorisierten Gewichtsaufzug umzubauen - ähnlich wie hier an anderer Stelle gezeigt.

Leider waren bei meiner Uhr alle Lagerstellen so eingelaufen, dass die Uhr selbst nach der Reinigung relativ schnell stehen blieb. Daher habe ich mich dazu entschieden, die Mehrzahl der Lagerstellen mit Kugellagern hoher Qualität zu ersetzen - so auch die Lagerung der Seilrolle auf ihrer Welle. Zusätzlich habe ich die Seilrolle "ausgewuchtet", damit sie beim kompletten Ablauf des Gewichtes kein schwankendes Moment beiträgt. Auch die Zeiger habe ich ausbalanciert, damit deren Antriebskraft gleichmäßig ist.
Bei der RFT wollte ich, dass das Gewicht immer komplett abläuft, bevor es wieder hochgezogen wird und nicht wie bei meinen beiden Siemens HU10 immer durch den originalen Antrieb in hochgezogener Position gehalten wird.







Ich bin gespannt, was eure Meinung dazu ist und wer die Hände über seinem Kopf zusammenschlägt

Hallo Sebastian,

da hast Du ja schon viele wichtige Punkte für eine gute Uhr abgearbeitet.

Der Umbau einer HU22 zu einer wohnzimmertauglichen Uhr wurde auch schon von anderen Forianern durchgeführt. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Und als Nicht-Uhrmacher störe ich mich auch nicht am Einsatz von Kugellagern. Das habe ich für meine Eigenbauuhr auch da getan, wo es mir technisch sinnvoll erscheint.

Über einen elektrischen Aufzug hatte ich mir auch bereits Gedanken gemacht. Da für den Motor eine 1,5 Volt-Batterie Größe D ("Monozelle") vorgesehen war, habe ich mir einen kleinen Getriebemotor bestellt. Dabei habe ich aber keinen für 1,5 Volt, sondern für 6 Volt gewählt. Dieser läuft mit 1,5 V bedeutend leiser. Und durch einen Schneckentrieb reicht dann das Drehmoment für den Aufzug allemal. Nach meiner überschlägigen Rechnung sollte die Batterie bei ca. 5 Minuten täglicher Aufzugsdauer mindestens zwei Jahre lang ihren Dienst tun.

Wie hast Du denn die Motorsteuerung realisiert?

LG
Roland

Das mit den Kugellagern ist ein guter Gedanke, aber der Teufel lauert im Detail.

- Wie genau hast Du die Platinen zu den Lagerpositionen ausgerichtet?
- Wurden die Lagerstellen ausgedreht, oder einfach nur ausgebohrt?
- Haben die Wellen noch ausreichend Axialspiel?
- Sind die Kugellager hochwertig?

Falls das nicht 100% genau gemacht wurde, dann ergeben sich schnell Eingriffsfehler und Klemmungen der Wellen. Je höher Du in der Räderkette kommst, desto empfindlicher wird das System auf Drehmomentverluste und aus denen resultieren dann ggf. Amplitudenschwankungen.

Hallo Roland,

ich bin auch kein Uhrmacher, aber technisch bewandert und da die 20k€ Erwin Sattler Uhren auch Kugellager haben, dachte ich mir, dass das nicht so falsch sein kann.

Als Aufzugsmotor habe ich einen Maxon Getriebemotor verwendet, den ich gebraucht günstig in der Bucht gefunden habe. Die Steuerung erfolgt berührungslos über zwei Lcihtschranken, die mit einem bistabilen Relais verbunden sind > das Gewicht läuft ab und erreicht irgendwann das Niveau untrehalb der Pendelskala, wo es von der Lichtschranke (Reflektionslichtschranke) erfasst wird, die dann über ein bistabiles Relais den Strom zum Motor einschaltet. Ist das Gewicht oben angekommen, schaltet eine zweite Lichtschranke das Relais wieder um und der Motor wird ausgeschaltet.
Das Hochziehen des Gewichtes dauert bei mir mit 6V (der Motor ist bis 18V ausgelegt) gute 15 Minuten - in dieser Zeit konnte ich keine Änderung der Amplitude des Pendels feststellen > irgendwer schrieb mal, dass sich das Antriebsmoment beim Aufziehen ändert - das kann ich nicht nachvollziehen - dabei würde es sich höchstens um die Reibung der Seilrolle und der Planetenräder handeln können.

@megasonic ich habe die Platinen über drei der vier Bohrungen für die Pfosten positioniert, im Vierbackenfutter ausgerichtet, dann gebohrt und auf das Wunschmaß mit einem Innendrehmeissel fertiggedreht.
Auf das Axialspiel der Wellen habe ich auch geachtet - zwar nicht so viel wie vorher, aber meiner Meinung nach genug. Bei durchschnittlich 10€ pro Lager nehme ich an, dass es vernünftige Qualität ist - sie machen jedenfalls einen sehr guten Eindrück.

Grüße
Sebastian

Die Amplitude überwache ich mit zwei Kontrollleuchten, die über den Sekundengeber oben links am Uhrwerk gesteuert werden - das funktioniert wunderbar.

Vielen Dank für die gute Beschreibung.

Zitat von Luigi Pimpanelli im Beitrag #8

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Das Hochziehen des Gewichtes dauert bei mir mit 6V (der Motor ist bis 18V ausgelegt) gute 15 Minuten - in dieser Zeit konnte ich keine Änderung der Amplitude des Pendels feststellen

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Da hast du Dir richtig viel Arbeit gemacht. Sehr schön geworden.
Wenn sich die Amplitude ändert, ändert sich auch der Gang. Dies kann man mit einem Datenlogger/Zeitwaage messen und analysieren. So kannnst du den Fehler einkreisen und abstellen.
Die Rader müssen super leicht laufen. Ohne den Anker lässt sich das einfach prüfen. Einfach die Räder von der Seiltrommel her anschubsen und schauen, in welcher Stellung die Räder stehen bleiben. Wenn die Räder immer in der gleichen Position stehen bleiben, hast Du evtl ein unrund laufendes Rad, das etwas schwerer geht, oder leicht klemmt.
Deine Amplitude ist etwas groß. Wenn die ganze Elektrik abgebaut ist, braucht das Werk weniger Antriebskraft. Somit kannst du ein leichteres Gewicht verwenden.
@Enno :
Anstatt der Lichtschranken kannst Du auch Reedrelais verwenden. Die werden berührungslos betätigt und brauchen im Ruhezustand keinen Strom. Wenn Du den gesamten Gewichtshub nutzen willst, oben und unten ein Relais anbringen.
Alternativ mit nur einem Relais an der bestehenden Kontaktfahne, So ergibt sich alle Minute ein kurzer Aufzug.
Das ganze ohne Ruhestrom und mit 4x Babybatterien über ein Jahr Laufzeit.
Motorumbau, Schalter.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Kontaktfahne stösst bei Vollaufzug von oben an den Schalterhebel. Wenn der Aufzug ganz abgelaufen ist, kommt die Kontaktfahre wieder heraus, stösst von unten an den Hebel und stoppt das Werk.
Grüße
Achim

Hallo Roland,

von der Schaltfahne wollte ich nicht abhängig sein, da ich eh mehr Umdrehungen benötige, als im Original - da läuft das Gewicht nicht so weit ab.

Außerdem bekommt meine RFT einen Netzanschluss und somit muß ich nicht so sehr auf den den Verbrauch achten.

Wenn ich fast die volle Höhe des Uhrenkastens für den Ablauf verwende, ergibt sich ein anderes Problem > das Seil wickelt sich, nach dem die Seilrolle mit der ersten Lage voll ist, über selbige und ändert durch den größeren Radius auf jeden Fall das Antriebsmoment.

Außerdem habe ich festgestellt, dass das ablaufende Gewicht, sobald es auch Höhe der Pendelgewichte ist, durch selbige in Schwingungen versetzt wird; so stark, dass es mit den Pendelgewichten kollidiert. Ich dachte zuerst, dass es am Magnetismus der Pendelgewichte liegt und habe mir daher ein Gewicht aus Messing gedreht, aber auch bei diesem stellt sich das Problem ein - also wird es wohl die vom Pendel verdrängte Luft sein.

Grüße Sebastian

@Achimk
das Räderwerk ist so leichtgängig, dass das Hemmungsrad, welches eine kleine Unwucht hat, sich sogar wieder etwas zurückdreht, wenn sein Schwerpunkt nicht unter seiner Achse liegt.

Hallo Sebastian,
Dann scheint die Mechanik ok zu sein.
Zweilagig wickeln ist eher ungünstig. Der größere Durchmesser hat ein 2-3% größeres Antriebsmoment zur Folge, das ist schon richtig viel.
Die Beeinflussung des Gewichts hätte ich so nicht erwartet. Damit scheidet die Nutzung dieses Bereichs eigentlich aus.
Grüße
Achim

Interessanter Faden, geht schön in die Tiefe. Danke dafür an den TS.