Grüßt euch, Momentan versuche ich immer tiefer in die Materie der Wartung und Reperatur bei Taschen- und Armbanduhren vorzudringen.
Neben besserem Werkzeug und Verbrauchsmaterial kam jetzt neu die Epilamisierung in mein Repertoire. Das man dies bei Kleinuhren macht und auch wo ist mir klar. Jetzt stellte ich mir aber die Frage ob es nicht eigentlich auch gut wäre das Hemmrad und die Paletten bei Großuhren so zu behandeln so das das Öl an Ort und Stelle bleibt.
Macht dies Sinn oder ist das nicht nötig?
Liebe Grüße!
Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit
Ich behandle nur die Hebflächen des Ankers. Ein Ölfilm bildest sich am Ankerrad auch ohne Epilam. Wichtig ist meiner Ansicht nach das die Paletten/Hebflächen behandelt werden, da dort die Abnutzung stattfindet.
Zitat von HermannH im Beitrag #3Wichtig ist meiner Ansicht nach das die Paletten/Hebflächen behandelt werden, da dort die Abnutzung stattfindet.
Ich verstehe in diesem Fall den Zusammenhang zwischen Abnutzung und Epilamisierung nicht. Die Hebefläche eines Ankers wird doch großzügig geölt und sie befindet sich "unten". Das Öl wird nicht entgegen der Schwerkraft nach "oben" wegfließen. Es könnte zur Seite fließen, weg von der "Kontaktfläche" mit dem Zahn des Ankerrads (zumindest der Teil, der nicht vom Ankerzahn "abgetragen" wird und diesen hinunterläuft). Aber da es sich um eine Flüssigkeit handelt (sofern man nicht ein Fett verwendet - gibt es auch), sollte das verdrängte Öl auch wieder zurückfließen. Die Nicht-Kontaktfläche wäre dann quasi ein Öldepot. Was soll hier eine Epilamisierung bringen? Das Ankerrad "gräbt" quasi eine Art Furche in die Epilamschicht. Das Öl wird wohl aus der Furche auf die Nicht-Kontaktfläche gedrückt. Der Effekt bleibt m.M. nach der gleiche wie ohne Epilam. Vielleicht wirkt die "Epilamfurche" sogar eher ungünstig, weil das verdrängte Öl nicht mehr in die Epilamfurche kommt (es müsste dann ja wieder nach "oben" fließen).
Aufgrund der Positionierung des Ankers bei einer Großuhr macht m.M. nach eine Epilamisierung dort keinen Sinn. Vielmehr müsst man die Hebefläche des Ankers gelegentlich nachölen, sollte das Uhrwerk leicht zugänglich sein. Epilamisierung kann am Großuhrwerk doch nur an den Lagern Sinn machen, damit das Öl nicht gemäß der Schwerkraft, die Platine hinunterläuft. Verwendet man allerdings Uhrenöl und überölt die Lager nicht, läuft das Öl ohnehin nicht die Platine hinunter. Ergo kann man sich m.M. nach das Epilamisieren auch gleich ganz sparen.
Hallo Markus, ganz so einfach ist es leider nicht. Durch die Oberflächenspannung läuft das Öl nicht einfach nur nach unten sondern breitet sich gleichmäßig rund um die geölte Stelle aus. Es läuft also auch nach oben. Nur das überschüssige Öl läuft dabei nach unten.
Erst einmal vielen Dank für eure Antworten und die Einschätzung. Die Frage kam bei mir auf, da ich mir dachte das es vermutlich im großen und ganzen vermutlich nicht schaden würde auch eine Großuhr mit epilam zu behandeln.
Ich denke ich werde es einmal testen da es natürlich auch wieder reversibel ist sollte nach einer Weile sich ein negativer Effekt einstellen. Also das das Öl an falscher Stelle ist zum Beispiel.
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Zitat von steffl62 im Beitrag #5Durch die Oberflächenspannung läuft das Öl nicht einfach nur nach unten sondern breitet sich gleichmäßig rund um die geölte Stelle aus
Okay Christian. Aber was soll dann das Epilamisieren der Hebeflächen des Ankers genau bewirken/verbessern? Die Ankerradzähne graben eine Furche in die Epilamschicht. In diese Furche gibst du das Öl. Es läuft dann vielleicht anders als ohne Epilam nicht mehr zur Seite weg. Der Großteil des Öls dürfte aber von den Ankerradzähnen "abgekratzt" werden und sich allmählich über den Zahn verteilen bis zum Zahngrund - ob nun mit oder ohne Epilam auf der Ankerhebefläche. Wichtiger als Epilam dürfte doch eine möglichst perfekte Politur der Hebefläche sein, sofern es sich um Stahlpaletten handelt. Und ansonsten eben nachölen, falls baulich möglich.
Gibt es überhaupt irgendeinen Uhrenhersteller, der Epilam verwendet? Im Großuhrenbereich wäre mir keiner bekannt und selbst bei Kleinuhren fällt mir keiner ein. Gibt es überhaupt eine wissenschaftliche belastbare Untersuchung zur Effektivität von Epilam bei Uhrwerken? Dazu müsste man ja z.B. 100 baugleiche, neue Armbanduhrwerke mit Verwendung von Epilam gegen 100 Werke ohne Epilam bei gleichen Tragebedingungen antreten lassen und schauen, ob sich das Zeitintervall bis zur nächsten notwendigen Revision der beiden Gruppen signifikant unterscheidet. Hat das schon mal jemand gemacht? Ich frage das ganz wertfrei, weil mir nichts darüber bekannt ist, ich aber auch nicht mit der Nase in einschlägigen Fachpublikationen stecke.
Epilamisierte Flächen halten entweder das Öl, oder verhindern das dort Öl hinkommt. Dafür ist Epilam da. Man lässt nach der Behandlung die Hemmung ein paar Minuten trocken laufen, und ölt dann dort, wo die Zähne an der Palette wirken. So ist eine längerfristige Ölhaltung möglich, was natürlich die Abnutzung verringert.
Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #8 Die Ankerradzähne graben eine Furche in die Epilamschicht. In diese Furche gibst du das Öl. Es läuft dann vielleicht anders als ohne Epilam nicht mehr zur Seite weg. Der Großteil des Öls dürfte aber von den Ankerradzähnen "abgekratzt" werden und sich allmählich über den Zahn verteilen bis zum Zahngrund - ob nun mit oder ohne Epilam auf der Ankerhebefläche.
Und deswegen epilamisiert man dann natürlich auch das Steigrad. Ich habe schon genug Großuhren gesehen, bei denen sich das Öl durch Spreitung bis über die Schenkel des Steigrads und über den Gesamten Anker bis zu dessen Welle ausgebreitet und alles mit einer klebrig-harzigen Schicht überzogen hatte. Genau dies will man durch das Epilam verhindern, indem das Öl bitte nur dort bleibt, wo es hingehört: Auf den Kontaktflächen zwischen Anker und Zahnspitzen.
Besonders die zwei letzten Post waren auch ungefähr mein Gedankengang. Abnutzung an den Hebeflächen kamen mir besonders bei Großuhren unter. Ist auch irgendwie logisch denn da wirken ganz andere Kraftverhältnisse.
Wenn man dort mit der Epilamisierung etwas entgegenwirken kann sehe ich da definitiv einen Mehrwert.
Auslöser für die Frage war meine neue TN Sekundenpendel Uhr. Dort sind die hebeflächen sehr eingelaufen und ich würde sie einmal umdrehen und neu einstellen. Nachschleifen liegt bisher nicht in meiner Macht. Aber wenn dann ohnehin die Hemmung zerlegt ist kann man ja gleich schauen wie das epilam dort wirkt.
Vielen Dank für die Diskussion und die Auskünfte!
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Gerade solche hochwertigen Uhren lohnen meines Erachtens den (geringen) Mehraufwand. Bei einer einfachen Kuckucksuhr käme ich auch nicht auf die Idee zu epilamisieren.
Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #8 Gibt es überhaupt irgendeinen Uhrenhersteller, der Epilam verwendet? Im Großuhrenbereich wäre mir keiner bekannt und selbst bei Kleinuhren fällt mir keiner ein.
In der Feinwerktechnik (z.B. in den Zeigerinstrumenten im Automobilbau) wird Epilamisierung verwendet, und dort würde keiner auch nur einen Cent ausgeben wenn es nichts bringen würde.
Zitat von Bierjunge im Beitrag #10Ich habe schon genug Großuhren gesehen, bei denen sich das Öl durch Spreitung bis über die Schenkel des Steigrads und über den Gesamten Anker bis zu dessen Welle ausgebreitet und alles mit einer klebrig-harzigen Schicht überzogen hatte.
Das passiert, wenn zuviel oder falsch geölt worden ist. Bei der richtigen Menge und vor allem dem richtigen Öl, sollten die Ankerradzähne nur leicht benetzt sein. Das hat Jahrhunderte gut funktioniert, und sollte mit Epilam noch besser funktionieren. Epilam ist eigentlich für die Flächenwirkung entwickelt worden. Deshalb sehe ich persönlich keine Anwendung für Zahnspitzen.
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04.12.2022 14:00
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