Bei "künstlicher Intelligenz" werden mittlerweile fast nur noch neuronale Netze verwendet. Es handelt sich hier nicht vorwiegend um eine Programmierung, sondern um ein Lernen und eine Abspeicherung einer Datenstruktur, welche die menschlichen Neuronen im Gehirn nachbilden. Diese Neuronale Netze werden anhand von Beispielen "trainiert", d.h. in unserm Fall werden Wörter vorgegeben und was daraus als Bild entstehen soll. Das Neuronale Netz, in unserem Fall ein sogenanntes GAN-Netzwerk (Generative Adversarial Network), lernt dann intern den Zusammenhang und kann bei ähnlichen/abweichenden Vorgaben diese Logik reproduzieren. Gelernt werden alle Eigenschaften der vorgegebenen Beispiele. Trainiert man ein "Schlagzeug", lernt das neuronale Netz auch die "Unexaktheiten" in den vorgegebenen menschlichen Beispielen. Trainiert man ein Netz auf den Stil bekannter Maler wie van Goch, Monet,... so kann das Netz später aus irgendwelchen Fotos ein Gemälde in genau dem gleichen persönlichen Stil erzeugen. Hat man Tonaufnahmen von Menschen, kann man die Stimme austauschen. Hat man Fotos von Personen, kann die Person/Gesicht auf einem Foto ausgetauscht werden. Es geben auch hier Anwendungen die gefährlich sind und zum Teil für Staatspropaganda beliebig eingesetzt werden können.

Auf folgender Seite findet man sowohl die Software als auch Beispiele, was heute an "Kreativität" möglich ist: https://github.com/junyanz/CycleGAN
Weiteres Beispiel: https://www.kaggle.com/code/dimitreoliveira/introduction-to-cyclegan-monet-paintings

Grüße
Michael

Die neuste Interpretation von Midjourney:
looking over the shoulder of an watchmaker while he is inspecting a vintage pocket watch movement, low key volumetric lighting, hyper realistic, dslr --ar 3:2 --v 4

Cougarnaut_looking_over_the_shoulder_of_an_watchmaker_while_he__c94f8534-3e19-49a8-afee-23aa9257bb2e.png - Bild entfernt (keine Rechte)

OK, die Hände sind diesmal etwas weniger gruselig als bei den früher gezeigten Bildern, aber die Armbanduhr ist doch recht lieblos ans Handgelenk getackert .

Die neueste c't 25/2022 enthält übrigens mehrere Artikel zu KI-Bildgeneratoren, sowohl zur Bedienung ("prompt engineering") als auch zur Funktionsweise.

Die nächste Stufe. Es gibt seit Ende November eine neue, zur Zeit noch freie, Chat AI https://chat.openai.com/chat .

Ein Test:

Screenshot 2022-12-20 at 14.30.38.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Den Text dann als prompt bei Midjourney Version 4 eingeben und dies ist das Ergebnis.

Cougarnaut_A_100_year_old_car_winds_its_way_through_a_deep_vall_f883a802-6201-4098-981a-e46381cb0ac6.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Mal sehen wie die Uhrmacher werden.

Seit gestern ist Midjourney version 5 online.


a hand drawing a pencil sketch of a pocket watch on paper --ar 16:9

Cougarnaut_a_hand_drawing_a_pencil_sketch_of_a_pocket_watch_on__f31d10e2-10fc-44af-bb3c-20e94a338e0d.png - Bild entfernt (keine Rechte)

clock parts still life, skull in between, on table, dark, scary, mystic lighting --ar 16:9

Cougarnaut_clock_parts_still_life_skull_in_between_on_table_dar_8e31a560-5e93-4af7-9a13-52fb61002d15.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Mal wieder mit Midjourney rumgespielt, es gibt neue Funktionen.

Hier die Interpretation eines Zitates von Matthias Claudius: "Der Tod ist gewiß, die Stunde ungewiß. Mors certa, hora incerta.“

Cougarnaut_Der_Tod_ist_gewi_die_Stunde_ungewi._Mors_certa_hor_caf2d72e-d3e3-4d64-818b-ac3bf07e3b19.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Sieht natürlich eindrucksvoll aus.
Aber allen muss klar sein, dass gestalterische oder gar künstlerische Leistungen, wenn sie sozusagen automatisch erhältlich sind, damit auch wertlos werden.

Ich muss da wieder meinem SF Lieblingsautor Lem Bewunderung zollen. Er hat schon vor 60 Jahren in "Experimenta Felicitologica" beschrieben, wie der Robot Konstrukteur Klapauzius eine glückliche Welt schaffen wollte. Als er probehalber eine Zivilisation schuf, in der alle künstlerisch begabt waren, ging diese zu Grunde, weil alle alles schaffen konnte, deshalb aber die Kunstwerke für niemand mehr Wert hatten und die Wesen reihenweise vor Verzweiflung aus dem Fenster sprangen.

Hallo kioto,
ich bin ja selbst auch großer Lem-Verehrer. Solche Romane wie "Eden", "Der Unbesiegbare", "Der Schnupfen", "Solaris" u.a. habe ich mehrfach verschlungen. Oder die Pirx-Erzählungen. "Experimenta Felicitologica" sagt mir jetzt auf Anhieb nichts. Ist das ein separates Buch oder als Erzählung in irgendeinem Band enthalten?

Die mit KI erzielbaren Ergebnisse sind zwar beeindruckend und wirklich schön anzusehen, aber es ist m. E. keine Konkurrenz zu echter Kunst bzw. Kunsthandwerk. Man stellt ja auch nicht industrielle Massenware mit handgefertigten Unikaten auf eine Stufe obwohl beides hervorragende Uhren sein können, ...

Hallo Gnomus
Die Geschichte ist in einem Sammelband bei Suhrkamp, phantastische Bibliothek erschienen. Ist aber schon ewig her. Wenn es schnell gehen soll, schicke ich die einen Link per PN.

Hallo Beamer,
Im Prinzip hast Du recht, aber das Problem ist ja die Unterscheidung. Und dass die KI ja jedes Copyright missachten kann und Quellen millionenfach schneller analysiert als ein Mensch. Heutzutage wird ja ein Kunstwerk kaum noch durch das "Handwerk" definiert, also den Feil- oder Pinselstrich sondern durch die dokumentierte Herkunft und Geschichte. Wer kann prüfen, ob die Farbe von Pollock persönlich oder von einer KI mit "Farbausgießdrucker" erstellt wurde, die auf seine Werkgeschichte trainiert wurde.

Ich lebe ja davon, Bilder zu zeichnen.
Ich hab mir das alles auch mal näher angeschaut und mir meine Gedanken gemacht und muss sagen, ich bin da mittlerweile ein kleines bisschen entspannter mit dem Thema. Wird alles noch spannend, aber ich glaube nicht, dass Midjourney und Konsorten alles komplett auf den Kopf stellen.

These: Ein Typ macht KI-Bilder und präsentiert sie als sein eigenes Werk und nennt sich "Künstler". Er kann das gerne tun, aber er lügt sich dabei in mehrfacher Hinsicht selber in die Tasche. Das Ergebnis mag kreativ im Sinne von „schöpferisch“ sein, aber der „KI-Künstler“ übersieht dabei einiges.

1. Die Erzeugung von KI-Bildern mittels "Machine Learning" zielt auf ein Ergebnis ab, nämlich das, was der User statistisch gesehen aufgrund seiner Prompts am meisten zufriedenstellend finden könnte. Anders gesagt: Die "KI" versucht per Mustererkennung zu verstehen, was du von ihr willst und nähert sich dem an. Kunst im eigentlichen Sinne ist aber nicht ergebnisorientiert. Ein Bild, Musikstück oder ein Roman entsteht aus der Verarbeitung von Ereignissen, Emotionen, Eindrücken - kurz gesagt dem Leben selbst. Du erlebst was - du malst ein Bild oder schreibst einen Song darüber. Oder ein Buch. Neil Gaiman hat mal (sinngemäß) gesagt „du willst ein guter Autor werden und gute Geschichten erzählen? Dann musst du welche erleben, also geh raus und mach was, lass dir das Herz brechen!“
Das (Kunst-)Werk ist nur das Resultat. Ein Zwischenergebnis. Viel wichtiger ist der Weg, der dorthin geführt hat und die Erfahrungen, die man dabei gesammelt hat.

2. Natürlich kann bzw. muss ich als "Künstler" auch mal ergebnisorientiert arbeiten. Kollegen von mir nutzen auch Midjourney zur Ideenfindung oder zur Erstellung von Varianten eigener Designs - als Werkzeug als Teil eines Prozesses. Ich persönlich habe es noch nicht für mich genutzt, ich habe da keinen Bedarf, kenne aber die Funktionen und durfte bei einem Kollegen mal ran und ein wenig probieren. Der Funktionsumfang ist jedoch, wenn du bei Null anfangen willst, erstaunlich begrenzt und ich denke, der wird auch noch weiter beschnitten werden. Bereits jetzt ist eine ganze Reihe an Begriffen aus den Prompts herausgefiltert, die etwa politisch, militärisch oder sexuell interpretiert werden können. Dazu zählen schon Begriffe wie "Messer", "Waffe", "ohne Kleidung", "baden" oder "nackte Füße" (gab lustigerweise nen Alert bei Midjourney, Fußfetisch anyone?). Auch z.b. "Hitler" ist gesperrt. ChatGPT führt mittlerweile die Suche nach realen, lebenden Personen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr aus. Das hat alles gute Gründe, aber ganz ehrlich - so richtig "frei" bist du dann mit diesen KI-Tools ja nicht.

3. Aber es hat eine gewisse Faszination. Die Technik, also was bei Midjourney rauskommt, ist schon erstaunlich. "KI"-Funktionen können dir Arbeit und Zeit sparen, und auch (und gerade) als Dienstleister in der Kreativbranche weiß ich aus eigener Erfahrung, was für hohle und spaßfreie Arbeiten es gibt, die aber gemacht werden müssen und oft auch unter Zeitdruck. In vielen Software-Produkten sind „KI-Funktionen“ schon seit vielen Jahren implementiert, aber die Aufregung ging erst los, als auf einmal ganze Bilder generiert wurden.

3a. Bei aller Faszination für die Technik - ich bin natürlich der Meinung, dass Urheber gefragt werden müssen, bevor ihre Werke in irgendeiner Form genutzt werden. Das maschinelle Abgreifen von Milliarden Bildern aus Datenbanken ohne Einverständnis der Urheber ist nichts anderes als eine bodenlose Schweinerei, pardon my french.

3b. (Ich wäre gespannt, was eine KI mit meinen Zeichnungen anstellt. Natürlich mit meinem Einverständnis.)

4. Klar kann ich mir mit KI Arbeit sparen und Bilder im Stil von Edouard Manet erzeugen, ohne jahrzehntelang gemalt und gekleckst zu haben. Dazu ist Midjourney ja da. Man spart sich damit vielleicht viel Frust - aber, ganz ehrlich, auch den Spaß. Glaubt mir, das sollte man nicht unterschätzen.

5. Eine "KI" wie Midjourney hat Zugriff auf Milliarden Bilder, innerhalb weniger Sekunden. Und allein schon darin liegt ein kleiner, aber entscheidender Fehler: Ein Bild von einem Bild zeigt ja nie das ganze Ding. Ein Bild von einer Statue zeigt immer nur eine Ansicht, die ein Fotograf mal bewusst gewählt hat. Insofern ist das, womit eine KI arbeitet, bereits gefiltert. Deswegen glaube ich, dass "KI-Kunst" immer auf gewisse Art und Weise in ihrem eigenen Saft kochen wird.

Sind so meine Gedanken dazu...

Ich finde die Diskussion zum diesem Thread sehr gut und wie ich schon vorher geschrieben habe, halte ich die KI nicht für Kunst. Ich benutze die KI als Werkzeug, Hilfsmittel. Für Präsentationen zielgerichtet in kurzer Zeit Ergebnisse grafischer Art zu erhalten, für die das eigene Talent nicht reicht, gibt einem neue Möglichkeiten.

In der Kombination von den diversen KI Generatoren ergeben sich tolle Sachen, hier Midjourney und designer.microsoft.com

The exposed mind of human darkness..png - Bild entfernt (keine Rechte)

bold white background poster with the slogan FDM - Unveiling insights through behavioural interpretation, free from obvious data traps!.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Die Verarbeitung eigener Fotos mit Text to Speech und dann zum animierten Video in Minuten ist einfach super.

Spannend wird allenfalls sein, wann der "break-even" zwischen wachsender allgemeiner Unfähigkeit (in jedem Sinne, a la 360° Wende usw.) und wachsenden Fähigkeiten neuronaler Netze erreicht wird. Ich fürchte nicht mehr allzu lange. Nicht wegen der wachsenden Fähigkeiten neuronaler Netze.

Ich hatte für technische Zwecke ein KI Programm für Bildbearbeitung gekauft (nicht billig). Ich hatte mir eine Arbeitserleichterung versprochen. Es hat sich in wenigen Stunden als völlig (!) unbrauchbar für meine Zwecke erwiesen. Wenn ich Bilder dermaßen aufwändig manuell nachbearbeiten muss, damit sie auch nur ansatzweise brauchbar sind, dann nehme ich doch lieber gute konventionelle (nicht-KI) Bildbearbeitungssoftware.

Ich bin mal gespannt, ob nicht plastische Chirurgen bald als neues Geschäftsfeld Hand-OPs bekommen, nämlich die Hände von realen Menschen so um zu operieren, dass sie aussehen, wie diese Uhrmacherpfoten *lol*.

Apropo, kennt Ihr den? Wenn in 5000 Jahren Archäologen Fotos aus heutigen Instagrammprofilen von jungen Frauen entdecken, dann werden sie die Hypothese aufstellen, dass Frauen ursprünglich von Enten abstammen ...

Warum haben Menschen eigentlich Angst vor künstlicher Intelligenz und glauben auch, dass diese weniger kreativ, sicher, originell oder nutzbringend sei?
Gleichzeitig leben die selben Menschen völlig unbeeindruckt unter anderen Menschen, die objektiv mit einiger Wahrscheinlichkeit intelligenter, gebildeter, fauler und bösartiger sind wie sie.
Anscheinend genügt es als Individuum zu glauben, dass man eh schlauer wäre wie der Rest der Welt. Das kann man gegenüber künstlicher Intelligenz doch auch so halten.