Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #11

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@Gnomus Hallo Micha!
Typ 3: Stop des Schlagwerks durch Blockade des Anlaufrads durch die Einfalle. Auch dieses Schlagwerk hat einen ovoiden Schöpfer auf dem die Einfalle läuft. Aber der Schöpfer hat keine Nase zum stoppen des Schlagwerks. Stattdessen hat die Einfalle einen Arm, der hinter die Vorderplatine reicht um mit dem Anlaufrad zu interagieren. Fällt die Einfalle an die tiefe Stelle des Schöpfers und unter den Rechen, dann sinkt ihr Arm der hinter die Vorderplatine ragt so tief ab, dass der Pin auf dem Anlaufrad gegen diesen Arm prallt und somit das Schlagwerk anhält. Im Grunde gibt es gewisse Ähnlichkeiten zu den Schlossscheiben-Schlagwerken, wobei die ja zwei Anlaufräder haben, während bei Rechenschlagwerk Typ 3 das Anlaufrad sowohl von Einfalle (Stop des Schlagwerks) wie auch vom Auslösehebel (Stop beim Vorlauf nach Freigabe durch die Einfalle) blockiert werden kann.
Bei dem gezeigten Werk liegt meiner Meinung nach dieser Typ 3 vor.

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Beim Stundenschlag passiert das gleiche nur der Hebel wird etwas höher gehoben und der Rechen fällt ab.

Hallo Micha,
Hat sich überschnitten,der Hebel liegt am Schopfer an und stoppt am Stift des Rades.

Hallo Manfred,
Dein Schlagwerk scheint ja fast das gleiche zu sein wie das von Günter. Kann es sein, daß bei Günters Werk der Einfallhebel nicht richtig vom Auslösehebel geführt wird, sondern klemmt?

Hallo Micha,
Um die Frage zu beantworten bräuchte ich ne Glaskugel oder das Werk vor mir mit Lupe im Auge.
Eine gewisse Reihenfolge beim Zusammenbau vorausgesetzt kommen immer noch einige Fehler in Betracht.
Gruß
Manfred

Manfred, noch eine Frage: Liegt der Auslösehebel auf dieser Nase des Einfallhebels auf? Auf Deinen Fotos sieht das so aus.

Rechen2p.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Zitat von Gnomus im Beitrag #16

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Schade, daß der Schöpfer auf dem Foto vom Rechen zum Teil verdeckt ist, dann könnte man sehen, ob er eine "Nase" zum Stoppen hat oder nicht.

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Zitat von Gnomus im Beitrag #20

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Liegt der Auslösehebel auf dieser Nase des Einfallhebels auf?

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Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #21

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Der Schöpfer dieses Junghanswerks hat keine Nase und kann keine Nase haben. Das kannst du dir auch einfach logisch herleiten

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Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #21

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Da die Einfalle bereits einen Arm hat, der hinter die Vorderplatine greift und das Anlaufrad (und damit das Schlagwerk) zum stoppen bringt, kann es keine zweite Stopvorrichtung am Schöpfer geben. Das wäre ja sonst doppelt gemoppelt. Gestoppt wird entweder am Schöpfer oder am Anlaufrad - niemals beides.

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Nochmal 3 Fotos gemacht,der Hebel fällt in die Aussparung vom Schopfer und stoppt bei I am Stift nach ende der Schläge.

Super Manfred! Auf den Fotos kann man jetzt auch prima den "Arm" am Auslösehebel erkennen, mit dem er das Anlaufrad beim Vorlauf stoppt

Also Günter, dann versuche ich dir die Einstellung dieses Schlagwerkes nochmal Schritt für Schritt zu erklären.

Übrigens: Falls die Federhäuser Steckachsen haben und man sie nach dem Entfernen dieser Steckachsen seitlich aus dem Werk ziehen kann, solltest du die Federhäuser erst ganz zum Schluss einbauen, wenn das Werk fix und fertig zusammengesetzt ist. Dadurch ist das Handling einfacher.
Die Federhäuser sollten nur dann gleich beim Zusammenbau eingebaut werden, wenn sie feststehende Achsen haben bzw. man sie aus Platzgründen nicht bei vollständig montiertem Werk seitlich heraus- oder hereinschieben kann.

Schritt 1: Montage der Platinen.
Du setzt die mit den Rädern (und vermutlich sind die Hämmer ebenfalls gleich einzusetzen) bestückten Platinen zusammen. Da der Schöpfer hier auf eine runde Welle gepresst wird, spielt die Position der Räder im Schlagwerk zueinander keinerlei Rolle. VORAUSGESETZT du hast den Schöpfer bei der Demontage auch wirklich von seiner Welle abgezogen!

Schritt 2: Montage der Bauteile auf der Vorderplatine.
Auf der Vorderplatine muss die Auslösenocke auf die Minutenwelle aufgepresst sein (falls du sie bei der Reinigung überhaupt abgenommen hast - ist m.M. nicht zwingend notwendig), es müssen desweiteren sowohl der Auslösehebel wie auch die Einfalle montiert sein.
Der Rechen, das Stundenrad mit Stundenstaffel sowie das Wechselrad müssen hingegen noch NICHT bereits jetzt montiert werden! Ein herumbaumelnder Rechen stört jetzt erstmal nur. Auch der Schöpfer ist noch nicht zu montieren.

Schritt 3: Den Abschaltzeitpunkt festlegen.
Du treibst jetzt das Schlagwerk manuell mit dem Finger an. Mit der anderen Hand hältst du die Einfalle hoch, damit sie nicht das Anlaufrad blockiert. Auch darauf achten, dass der Auslösehebel nicht etwa von der Auslösenocke auf der Minutenwelle hochgedrückt wird! Du drehst das Räderwerk des Schlagwerks so lange bis der BAM-Hammer abfällt.
WICHTIG DABEI: Bei einem BimBam Werk musst du den BimBam Schlag immer als EINEN Schlag betrachten! Entscheidend für den Abschaltzeitpunkt ist der vollendete BAM-Schlag.
Sobald der BAM-Schlag erfolgt ist, hältst du das Räderwerk an und lässt nun die Einfalle auf der Vorderplatine herunterfallen. Jetzt drehst du das Räderwerk noch ein kleines Stück weiter bis der Pin auf dem Anlaufrad gegen die Einfalle schlägt und das Räderwerk sich nicht mehr weiterdrehen lässt. Du hast somit den Abschaltzeitpunkt des Schlagwerks erreicht.
Jetzt drückst du den Schöpfer so auf seine Welle, dass der Tastarm der Einfalle, der über den Schöpfer zu gleiten hat, an der Einbuchtung des Schöpfers (also an seiner tiefsten Stelle) positioniert ist. Nur in dieser Position bleibt die Einfalle unten und blockiert weiter das Anlaufrad.
Bevor du den Schöpfer fest auf die Welle aufpresst, kommt der nächste Schritt.

Schritt 4: Der Probelauf.
Du lässt das Schlagwerk probeweise mit Fingerantrieb laufen um zu schauen, ob du alles richtig gemacht hast. Du montierst dazu den Minutenzeiger auf die Minutenwelle und drehst die Minutenwelle bis die Auslösenocke den Auslösehebel hebt. Gleichzeitig gibst du per Finger Kraft auf das Räderwerk.
Der Auslösehebel wird gehoben; er wird wiederum die Einfalle heben; diese wird das Anlaufrad freigeben; das Anlaufrad macht eine 180° Drehung bis sein Pin gegen den Auslösehebel stößt; du drehst den Minutenzeiger weiter bis der Auslösehebel abfällt; das Anlaufrad wird freigegen; das Räderwerk läuft und löst genau einen BimBam Schlag aus bevor die Einfalle auf dem Schöpfer absinkt, das Anlaufrad blockiert und das Schlagwerk somit stoppt.
Wichtig ist darauf zu achten, dass der Bam-Hammer vor dem Stoppen des Schlagwerks sicher abgefallen ist und dass der Bim-Hammer noch nicht wieder angehoben wurde.
Funktioniert alles, schlägst du den Schöpfer mit einer Hohlpunze fest auf seine Welle.
Zur Sicherheit führe ich den manuellen Probelauf danach immer noch ein zweites Mal durch.

Schritt 5: Die Montage der restlichen Bauteile auf der Vorderplatine.
Zunächst drehst du den Minutenzeiger so lange bis der Auslösehebel unmittelbar von der großen Stundennocke abfällt. Du hast jetzt die Position unmittelbar nach dem Stundenschlag erreicht.
Jetzt setzt du den Rechen auf, sowie das Wechselrad und Stundenrad mit Stundenstaffel ... und zwar so, dass der Tastarm des abfallenden Rechens möglichst mittig auf der vorletzten Stufe der Stundenstaffel zu liegen kommt (Einfalle dazu manuell anheben, damit der Rechen fallen kann). Das wäre der 11 Uhr Schlag. Jetzt eine volle Umdrehung mit dem Minutenzeiger um zu schauen, ob der Tastarm des Rechens sicher auf der letzten Stufe liegt (12 Uhr Schlag). Nochmal eine volle Umdrehung mit dem Minutenzeiger (Rechen vorher manuell anheben) um zu sehen, ob der Tastarm zur Stundenschlagauslösung sicher auf der ersten Stufe der Stundenstaffel liegt (1 Uhr Schlag). Passt das alles, brauchst du die restlichen Stufen nicht weiter durchzuprobieren.

Das Werk ist jetzt fertig montiert. Ich würde als letzten Schritt nun die Federhäuser einsetzen, falls das baulich bei diesem Werk möglich ist. Dann muss das Schlagwerk korrekt laufen.

Tut es das dann dennoch nicht, dann ist höchstwahrscheinlich ein Wellenzapfen oder Lager so geschädigt, dass von der Feder nicht genug Kraft durchkommt. Oder einer der Hohltriebe ist beschädigt. Das wäre Pech.

Ich wünsche dir gutes Gelingen Günter.
Schönen Gruß!
Markus

Hallo alle zusammen!

Es hat leider etwas gedauert bis ich wieder Zeit und Platz hatte das Werk zu zerlegen, aber dank eurer Hilfe hab ich es hinbekommen! Mein größter Dank gilt natürlich dir Markus @Nippon-Fan für die wirklich tolle Schritt-für-Schritt Anleitung, danke vor allem für deine Zeit und deine Geduld einem Anfänger dein Wissen weiter zu vermitteln. Ist nicht selbstverständlich und ich weiß deine Hilfe echt sehr zu schätzen. Du hast jemanden einen kleinen Einstieg ins Uhrmacherhandwerk ermöglicht . Finde auch gut, dass dieser Prozess hier festgehalten ist und natürlich in Zukunft auch andere davon profitieren wenn sie ihr Rechenschlagwerk zum Laufen bringen möchten.

Ich hatte tatsächlich zum Reinigen den Schöpfer nicht abgezogen, da ich nicht wusste ob bzw. wie dieser abgenommen werden kann. Ich habe dann sicher eine Stunde vorsichtig herumprobiert und dann wieder aufgegeben ihn abzuziehen und habe testweise mal das Werk zusammengebaut mit deinen Tips im Hinterkopf. Das war auch echt mühsam irgendwie alle Räder gleichzeitig zu halten und aufzupassen, hat aber tatsächlich soweit funktioniert, dass zumindest die Warnung anläuft und korrekt funktioniert. Ich habe dann aber das ganze nochmal zerlegt, den Schöpfer etwas angelöst und mit einer Zange vorsichtig heruntergedreht. Ich weiß nicht, was ich jetzt anders gemacht habe aber mit drehen hat es gut funktioniert. Dann habe ich deine Anleitung befolgt, leider dürfte mein Werk schon etwas "eingelaufen" sein, d.h. beim Abschaltzeitpunkt ist der Arm nicht mehr ganz an der tiefsten Stelle sonder schon etwas weiter. Hat aber keine Probleme gemacht, jetzt nur noch etwas geölt und das Schlagwerk funktioniert korrekt auf die Minute genau, auch das zählen funktioniert tadellos.

Habe jetzt eine schöne Buffetuhr die munter vor sich her tickt und dem wahrscheinlich 60 Jahre altem Teil wieder Leben eingehaucht! Ich freue mich echt, mein erstes Uhrwerk (wenn auch nicht allzu professionell) in Gang gebracht zu haben. Die nächste Uhr (eine Hermle Wanduhr) wartet schon, jetzt kenne ich ja die Prozedur mit dem Rechenschlagwerk schon.

Ich möchte mich nochmal bei allen die mitgeholfen haben sehr herzlich Bedanken, ihr seid eine tolle Community!

Es freut mich, dass wir helfen konnten Günter und dein Uhrwerk wieder schön läuft.

Einen kleinen Tipp noch: Besorg dir einen Abzieher um den Schöpfer von seiner Welle runter zu bekommen. Das muss nichts Spezifisches für Uhren sein, sondern einfach ein Stempel der auf die Welle drückt während gleichzeitig zwei Greifer den Schöpfer an der Unterseite packen und somit von der Welle ziehen. Das kannst du auch gut gebrauchen um so manchen Schlaghammer von seiner Welle zu ziehen. Das findest du ganz leicht im Netz oder vielleicht sogar im Baumarkt.

Schönen Gruß!
Markus