Guten Abend, ich habe eine ziemlich ramponierte Schatz Drehpendeluhr wieder ans Laufen gebracht, aber ich habe kein passendes Pendel. Sie läuft jetzt mit einem zu leichten Pendel und damit auch viel zu schnell. Hat jemand ein ca. 380 Gramm schweres Drehpendel abzugeben? Dann könnte ich diese Arbeit zu Ende führen. abendliche Grüße, woho
Bei keinem Uhrenpendel spielt das Gewicht eine große Rolle. Bei einem schwingenden Pendel wirkt sich nur der Abstand zwischen Angelpunkt und Schwerpunkt auf die Geschwindigkeit aus. Deshalb wird auch nicht das Gewicht der Pendellinse verändert sondern die Pendellinse selbst nach oben (schneller) oder nach unten (langsamer) verschoben. Jetzt hat aber eine Drehpendeluhr kein schwingendes Pendel das man rauf oder runter verschieben könnte. Hier ist der Haupteinflussfaktor die Torsionssteiffigkeit der Pendelfeder, das ist jener Draht an dem das Pendel hängt. Diese wird zum Einen durch das verwendete Material und zum Anderen durch die Materialstärke bestimmt. Leider ist das bei jedem Typ und Hersteller unterschiedlich und muss in der entsprechenden Literatur nachgeschlagen werden. Nur für die "Feinverstellung" gibt es an einem Drehpendel normalerweise eine Vorrichtung mit der man die sich drehenden Massen weiter nach außen (langsamer) oder weiter nach innen (schneller) verstellen kann. Ein schwereres Drehpendel wird Dir also nichts nützen. Was Du brauchst ist die richtige Pendelfeder und dann etwas Geduld zum Einregulieren.
Kann in der Sache leider auch nicht helfen, aber bei Ebay gibt es auch immer wieder Pendel. Noch was anderes: Wenn ich nun in der Literatur ( oder wo auch immer ) nachgeschlagen habe, das besagte Uhr eine Pendelfeder (Draht) von xyz Stärke haben muss und ich diese verbaue funktioniert die Uhr doch mit einen leichteren Pendel (als Original) trotzdem nicht? Dann müsste ich mich von der Drahtstärke her an das vorhandene Pendel "ranarbeiten". Oder liege ich falsch/Denkfehler?
Frank
Ich kann von allen ein bissel was - aber nüscht richtsch
Zitat von steffl62 im Beitrag #2erstmal ein paar Grundlagen.
Bei keinem Uhrenpendel spielt das Gewicht eine große Rolle.
Hallo, Gestattet mir bitte hier ein wenig zu ergänzen, wenn Du schon Grundlagen ansprichst. So würde ich das nämlich ungern stehenlassen.
Bei jedem mechanischen Schwinger (egal ob Pendel oder Unruh) hängt die Frequenz von zwei widersächlichen Einflüssen ab: Einmal vom Rückstellmoment (das die Schwingung beschleunigt) und von der Massenträgheit (die die Schwingung verlangsamt).
Da beim gewöhnlichen Pendel das Rückstellmoment von der Gewichtskraft gebildet wird, und auch die Trägheit proportional zur Masse ist, kürzt sich nur hier die Masse wieder geraus, so dass beim idealisierten Fadenpendel das "Gewicht keine Rolle spielt" und lediglich die Länge des Pendels relevant ist. Anders ist dies jedoch beim Drehschwinger, also bei einer Unruh oder beim Drehpendel der Jahresuhr: Hier zeichnen zwei getrennte, voneinander unabhängige Bauteile für Rückstellmoment (Feder) und Massenträgheit (Pendelkörper bzw. Unruhreif) verantwortlich. Daher gibt es zwei Möglichkeiten, die Frequenz zu verändern: Die Torsionssteifigkeit und die Massenträgheit.
Konkret: Wenn die Uhr zu schnell geht und Du keine weichere (dünnere) Torsionsfeder bekommst, muss das Pendel träger werden. Das Massenträgheitsmoment wiederum ist proportional von der Masse und quadratisch vom Radius abhängig. Also schwerer und/oder größer vom Durchmesser her.
Zitat von Bierjunge im Beitrag #4 Anders ist dies jedoch beim Drehschwinger, also bei einer Unruh oder beim Drehpendel der Jahresuhr: Hier zeichnen zwei getrennte, voneinander unabhängige Bauteile für Rückstellmoment (Feder) und Massenträgheit (Pendelkörper bzw. Unruhreif) verantwortlich. Daher gibt es zwei Möglichkeiten, die Frequenz zu verändern: Die Torsionssteifigkeit und die Massenträgheit.
die Massenträgheit (Trägheitsmoment) beim Drehpendel kann erhöht werden indem die Masse weiter von der Drehachse angeordnet wird (wie ein Eiskunstläufer bei einer Pirouette, sind die Arme ausgestreckt dreht er langsam, sind sie am Körper angelegt dreht er schnell). Insofern kann schon die Frequenz verändert werden ohne die Masse zu verändern, nur die Masseverteilung ändert sich. Was ist dann an der Aussage "Bei keinem Uhrenpendel spielt das Gewicht eine große Rolle." falsch?
Zitat von Bierjunge im Beitrag #4 Anders ist dies jedoch beim Drehschwinger, also bei einer Unruh oder beim Drehpendel der Jahresuhr: Hier zeichnen zwei getrennte, voneinander unabhängige Bauteile für Rückstellmoment (Feder) und Massenträgheit (Pendelkörper bzw. Unruhreif) verantwortlich. Daher gibt es zwei Möglichkeiten, die Frequenz zu verändern: Die Torsionssteifigkeit und die Massenträgheit.
die Massenträgheit (Trägheitsmoment) beim Drehpendel kann erhöht werden indem die Masse weiter von der Drehachse angeordnet wird (wie ein Eiskunstläufer bei einer Pirouette, sind die Arme ausgestreckt dreht er langsam, sind sie am Körper angelegt dreht er schnell). Insofern kann schon die Frequenz verändert werden ohne die Masse zu verändern, nur die Masseverteilung ändert sich.
Da ist doch keinerlei Widerspruch zu meinem Posting. Du hättest fairerweise ruhig auch dessen letzten Satz mitzitieren dürfen, der hätte es nämlich erklärt:
"Wenn die Uhr zu schnell geht und Du keine weichere (dünnere) Torsionsfeder bekommst, muss das Pendel träger werden. Das Massenträgheitsmoment wiederum ist proportional von der Masse und quadratisch vom Radius abhängig. Also schwerer und/oder größer vom Durchmesser her."
Zitat von Lothman im Beitrag #7Was ist dann an der Aussage "Bei keinem Uhrenpendel spielt das Gewicht eine große Rolle." falsch?
Falsch ist daran, dass wie gesagt das Massenträgheitsmoment sowohl vom Radius als auch der Masse der Pendelkörper abhängig ist. Nur beim Schwerkraftpendel kürzt sich die Masse wie beschrieben aus der Bewegungsgleichung (näherungsweise) heraus. Beim Drehpendel bleibt die Masse aber ungeschmälert als proportionaler Faktor erhalten. Dass der Radius, auf dem die Massen beim Drehpendel angeordnet sind, ebenfalls eine Rolle spielt, habe ich doch nie bestritten.
dann habe ich das teilweise falsch verstanden. Ich könnte dann aber beim Pendel auch anführen, dass Du automatisch die Masse immer im gleichen Schwerpunkt annimmst, denn wenn ich die Pendelstange schwerer mache und die Pendellinse leichter, dann ändert sich auch die Frequenz obwohl die Masse gleich bleibt.
P.S.: wie ist denn bei Drehpendeln die Temperaturkompensation gemacht, auch mit Bimetall wie bei einer Unruh?
Ich möchte auch etwas anmerken - man kann die theoretische Länge eines Pendels mit Masse verändern. Somit auch den Gang.
Gruß hermann
Ich weiß jetzt nicht ganz, wie Du das meinst. Natürlich kann man die theoretische Länge eines Pendels verändern, indem Masse außerhalb des Schwerpunkts angebracht wird. Bekanntes Beispiel ist ja der Huygenssche Läufer, wo kleine Gewichtsstückchen auf den Teller gelegt oder von diesem angenommen werden. Aber solltest Du eine Masseveränderung im theoretischen Schwerpunkt meinen, müßtest Du das schon genauer erklären. Es ist natürlich klar, daß auch die Pendelstange den Schwerpunkt nach oben verschiebt, und sogar die Reguliermutter (auch ohne Verschiebung der Linse) immer noch einen kleinen Einfluß auf den Schwerpunkt hat.
Das ist alles richtig mit der Masseveränderung, Masseschwerpunkt und der Längenänderung. Sogar noch die Federkraft berücksichtigt. Aber es ist alles noch nicht genug. Wann wird die Kraft ausgelöst die das Pendel antreibt? Ist sie in beide Richtung gleich? Treten vieleicht überhöte Reibungsverluste auf? Ein Ausgeschlagenes Lager könnte der Pendelbewegung entgegen wirken. Bevor ich andere Teile einbaue, würde ich mit dem was da ist, den Gang der Uhr verstehen lernen und dann probieren Schritt für Schritt die Parameter logisch verändern.
Zitat von praezis im Beitrag #11Vorsicht, Micha: dünnes Eis!
OK, ich bin vorsichtig genug, um nicht einzubrechen. Aber erstmal: Worauf beziehst Du Deine Warnung? Ich möchte z.B. auch behaupten, daß selbst bei einer angenommen masseloser Pendelstange, der für das Pendel relevante Masseschwerpunkt nicht in der Mitte der Pendellinse liegt. Rhetorik ist leider nicht meine Stärke, aber als Ingenieur würde ich meine Gedanken lieber mit einer Skizze verdeutlichen, falls dies nötig sein sollte.
Zitat von praezis im Beitrag #11Vorsicht, Micha: dünnes Eis!
OK, ich bin vorsichtig genug, um nicht einzubrechen. Aber erstmal: Worauf beziehst Du Deine Warnung?
Wahrscheinlich auf diesen Thread: Frage-zum-RFT-Sekundenpendel. Und ich pflichte bei, das wir hier dieses Fass hier bitte nicht erneut aufmachen sollten. Zumal es in hier doch eigentlich nur um Drehpendel ging...
Hallo, Habe auch eine Schatz-das Gewicht des reinen Pendels liegt so bei 170gramm. Habe auch lange rumversucht.Wichtig ist den richtigen Pendeldraht zu verwenden.Gibtes bei Horolovar. Außerdem ist der Mitnehmer oben am Pendel exakt einzustellen. Ist allerdings ein Geduldsspiel. Für die richtige Länge des Pendeldrahtes gibt es Listen. Die Länge ist wichtig!
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19.11.2020 17:56
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