Hallo zusammen,

ich hatte gerade eine Laco mit dem interessanten, elektromechanischen Durowe 861 auf dem Werktisch. Hier zeige ich ein paar Besonderheiten bei der Revision:

Zum Ausschalen wird zuerst die Batterie entfernt. Dann löst man die Schraube der Krone, und hebelt diese ab.
Wenn die Krone keine Schraube hat, ist in der Uhr das einfachere Timex M87. Dannwird die Krone nur in "Zeigerstellung" gebracht.
Als nächstes wird das oft sehr festsitzende Glas abgehoben, dann kann das Werk nach vorne entnommen werden.



Bei diesem Werk sind alle Arbeiten deutlich schwieriger als bei herkömmlichen Werken, weil alle Teile, insbesondere die Stoßsicherungsfedern, immer wieder vom Magneten angezogen werden. Eine antimagnetische Kornzange ist von Vorteil.



Jetzt wird zuerst die Kontaktfeder ausgebaut. Dann wird die untere Schraube des Magnetblechs entfernt, die obere nur ca. 1/2 Umdrehung gelockert. Dann kann das Blech ausgeschwenkt werden. Wenn man beide Schrauben entfernt, besteht die Gefahr, daß der Magnet das Blech so anzieht, daß es auf die Unruh drückt, und den Zapfen beschädigt. Unter dem oberen Schraubenkopf muß eine Isolierscheibe sitzen.



Als nächstes wird die Unruh ausgebaut. Unter dem Unruhkloben ist die Schraube für Zeigerstellung/Unruhstopp. Achtung! Linksgewinde !
Ob man die Platine des Räderwerks entfernt, muß man sich gut überlegen. Ich habe es hier nicht getan, weil es fast unmöglich ist, Anker, Schaltrad und die übrigen Metallteile gegen die Magnetkraft wieder unter die Platine zu bekommen.





Auf der Rückseite Wird das Zeigerwerk noch entfernt.



Die Platine habe ich ganz normal in Elma WF gereinigt, die Unruh darf nur in Benzin geschwenkt werden, die Kontaktfeder soll überhaupt nicht gereinigt werden.
In der originalen Wartungsanweisung steht, daß die Steinlager "wie üblich" geölt werden, die Metallager sollen trocken bleiben, da kraftlos.



Zum Probelauf habe ich eine Vorrichtung aus Kunststoff gebaut, für die Zeitwaage auch.
Ungünstig an der Konstruktion ist, daß das Werk zum Regulieren ausgeschalt werden muß.









Viele Grüße!

Matthias

Leider haben diese sehr schönen Uhren nur eine begrenzte Laufzeit: Wenn der Unruhkontakt verschlissen ist, lässt sich ohne neue Unruh nichts mehr machen. Und wo soll man die herbekommen?

Ansonsten finde ich diese frühen elektrischen Armbanduhren immer wieder interessant.

Frank

Sehr interessanter Bericht! Ich habe mich bisher auch noch nie getraut, ein elektromechanisches Armabnduhrwerk komplett zu zerlegen. Der Fluch dieser Werke ist, dass danach alle normalen Werkzeuge magnetisiert sind und und Teile ihr Eigenleben haben und nicht dahin wollen, wo man sie braucht. Wenn man sowas öfters macht lohnen sich bestimmt Schraubendreher aus Berylliumbronze und Messingkornzangen.

Grüße
Norbert

Zitat von Typ1-2-3 im Beitrag #2

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Leider haben diese sehr schönen Uhren nur eine begrenzte Laufzeit: Wenn der Unruhkontakt verschlissen ist, lässt sich ohne neue Unruh nichts mehr machen. Und wo soll man die herbekommen?

Ansonsten finde ich diese frühen elektrischen Armbanduhren immer wieder interessant.

Frank

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Beide Kaliber, Laco 861 und 870 haben eine Unruh mit mechanischem Kontakt. 861 war eher, Batterie von hinten und von der Unruhseite her gesehen auf der rechten Seite, ebenso der Kontakt. 870 hat die Batterie auf der linken Seite, ebenso den Kontakt. Sollte man an der Unruh sehen können.

861 wurde ab 1960 gefertigt, 870 ab 1964.

Interessant ist, dass Laco zuerst (!) eine transistorisierte Uhr gefertigt hatte, bevor sie mit Kontaktsteuerungen anfingen. Das einzige Problem bei der transistorgesteuerten Uhr war, dass die Transistoren in den 50gern 30 DM pro Stück (!) kosteten, was 10% des durchschnittlichen Monatslohns eines Arbeiters war.

Vergleich mal, was heute ein Transistor kostet...

(Quelle: Die elektrische Armbanduhr Bd. 1, sehr lesenswert!)

Sehr schöner Bericht - danke!

Obwohl ich viele elektrische Grossuhren habe und daran alles machen kann traue ich mich nicht an eine elektrische Armbanduhr.
Eine sollte ich schon haben.... Ich lese immer nur abschreckende Berichte - eine Bulova oder Junghans Ato Chron wäre schon schick.......

LG Karl

Hallo Frank,
vielen Dank für die Erklärung. Wieder etwas gelernt, obwohl ich sicher keine dieser Uhren jemals reparieren werde.

Toller Bericht, danke! Das mit den magnetischen Teilen kenne ich - hab mich aus unbedarftem Übermut und ohne Praxis auf eine Timex dynabeat gechmissen und die komplett zerlegt (war quasi eh fast kaputt). War eine Fummelei, aber alles ging gut und die Uhr tickt seit Monaten perfekt! (Habe ich aber auch eher unter "Pfoten weg von diesen Werken einsortiert).