die Frage geht vor allem an die Fachleute für Elektrotechnik. Ich bin auf dem Gebiet nicht grad der hellste, dass schonmal vorweg. Auf der Arbeit messe ich Quarzuhren mit dem Timotest und Timometer 4500, Zuhause hats bisher nur für nen Renata Batterie- und Schrittschaltmotor Tester gereicht. Nun wollte mir erstmal einen Multimeter besorgen, damit kann man ja immerhin schonmal die Spule prüfen.
Nun die Frage: Gibt es bei einfachen Multimetern die Möglichkeit Strom einzuspeisen, also 1,5 bzw. 3 Volt und den Gesammtstromverbrauch zu ermitteln? Ich verstehe die Angaben zu den Geräten, die ich mir angeschaut habe, nicht so richtig.
Ansonsten: Was für Möglichkeiten eine Quarzuhr durchzumessen bietet so ein Multimeter generell?
Du kannst mit dem Multimeter zumindest Spannungen, Ströme und Widerstände messen. Eine Armbanduhr zieht im einstelligen µA-Bereich (oder gar darunter) Strom. Das ist so wenig, daß es sich mit einem einfachen Multimeter nicht sinnvoll messen läßt. Was aber gut geht: Widerstand der Spule und Spannung der Batterie messen. Viel mehr kannst Du da nicht messen.
Was verstehst Du konkret nicht bei den Geräte-Angaben? Vielleicht können wir Dir da weiterhelfen.
Als Beispiel mal ein übliches Gerät aus der Bucht.
Das Gerät lässt sich z.b. auf die Messbereiche 20k, 2k und 200 einstellen. Die Spulen bei Quarzuhren haben meines Wissens nach so einen Widerstand von vllt. 1-3 kohm. Zumindest war es bei den Spulen die ich bisher gemessen habe in dem Bereich. Wenn ich nun 2 Spulen nacheinander messen würde, die hypothetisch 1,6 kohm bzw. 2,5 kOhm hätten (was ich dann wohl aufgrund der Warnung von Phalos garnicht erst machen werde) was bekomme ich dann für einen Wert angezeigt wenn ich das Gerät auf z.b. 2k stelle? Einfach 1,6 und 2,5?
Dann gibt es die Messbereiche 20μ, 2μ, 200n. In dem technischen Dokumen/PDF vom ETA 955.412 steht auf Seite 14 z.B. für die Kontrolle der Stromaufnahme des Uhrwerks, das Messgerät soll auf 10μA eingestellt sein. Daher hätte ich jetzt gedacht, der Ruhe- oder Gesamtstrom bei so einer Quarzuhr lässt sich grundsätzlich mit einem Multimeter messen.
Bei einem anderen Multimeter steht in den Angaben „Frequency measurement range: to 10MHz 1Hz„ ich dachte damit könnte man möglicherweise prüfen ob der Quarz noch funktioniert.
Aber da hab ich mir wohl zu viel erhofft. Ei Ei Ei, ich hab echt keinen Plan davon.
Ich habe ein Gerät mit dem man alles was es so an einer Quarzuhr zu messen gibt, messen kann. In der Praxis messe ich damit aber nur den Widerstand der Spule oder - sofern er sich ablöten lässt - des Quarz. In Zeiten in denen man komplette Werke ab 5,99€ bekommt, ist es meiner Ansicht nicht sinnvoll sich mehr als das Gerät auf dem Foto zu haben. Es sei den, man beschäftigt sich mit der Restaurierung älterer Quarzwerke.
Zitat von Phalos im Beitrag #3Achtung! Ein normales Multimeter hat eine Prüfspannung von 9 Volt für die Widerstandsmessung. Das kann u.U. die Spule der Uhr zerstören!
Hallo Phalos,
ich habe auch Geräte mit u.a. 2xAAA Batterien gefunden. Das wären dann ja 3 Volt, also da wäre das Risiko, eine Spule damit zu zerstören ja dann gering. Oder?
Ich habe ein Gerät mit dem man alles was es so an einer Quarzuhr zu messen gibt, messen kann. In der Praxis messe ich damit aber nur den Widerstand der Spule oder - sofern er sich ablöten lässt - des Quarz. In Zeiten in denen man komplette Werke ab 5,99€ bekommt, ist es meiner Ansicht nicht sinnvoll sich mehr als das Gerät auf dem Foto zu haben. Es sei den, man beschäftigt sich mit der Restaurierung älterer Quarzwerke.
Gruß hermann
Hallo Hermann,
Also bei mir auf der Arbeit werden regelmäßig Revisionen oder Reparaturen von Quarzuhren gemacht. Vor allem bei älteren Kalibern, die nicht mehr lieferbar sind. Alte Seiko Werke, PUW oder France Ebauches hatte ich letzens eins. Außerdem kommen auch öfter Quarzuhren mit kostspieligeren Werken rein. Wir haben auch ein recht umfangreiches Lager an ausgemusterten Werken für Ersatzteile, so das man auch mal eine Spule oder einen E-Block tauschen kann, wenn die Teile so nicht mehr lieferbar sind. Bei günstigen Werken machen wir natürlich auch einen Werktausch, aber Revisionen von Quarzuhren macht trotzdem bestimmt 1/4 bis 1/5 der Armbanduhrrevisionen aus.
Ich bin erst im zweiten Gesellenjahr. Für die nächste Zeit hab ich mir vorgenommen, dass Spirale richten zu verbessern und ein umfassenderes Verständnis für Quarzuhren zu erarbeiten. Nächsten Monat wollte ich mir deshalb die Neuauflage von dem Buch „Elektrische und elektronische Uhren“ von Günter Krug bestellen und das durcharbeiten. Daher der Gedanke, wenn ich mir so einen Multimeter hole, könnte ich dann ein wenig rumtüfteln und ein paar Sachen gleich in die Praxis umsetzen. Sowas mach ich nämlich lieber in Ruhe Zuhause als auf der Arbeit.
Es ist ja schonmal eine brauchbare Info, das so ein Gerät zum messen von Quarzuhren brauchbar ist. Ich werd mir einfach mal irgendeins besorgen und es dann ausprobieren.
Willst Du die Stromaufnahme messen, musst Du das Multimeter seriell zwischen einen Pol einer externen Batterie und das Werk einschalten. Die im Meter vorhandene Batterie ist da nicht geeignet.
Aber was ganz anderes: Quarzuhr Prüfgeräte wie Timometer/Timotest gibt es seit den 70ern. Ältere Versionen sind in der Bucht billig zu haben, und Zeigeranzege statt digital ist für diese Messungen genauso gut.
Gruß, Frank ______________ Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service PCZW - PC Zeitwaage der Profis
Zitat von Caius im Beitrag #4Das Gerät lässt sich z.b. auf die Messbereiche 20k, 2k und 200 einstellen. Die Spulen bei Quarzuhren haben meines Wissens nach so einen Widerstand von vllt. 1-3 kohm. Zumindest war es bei den Spulen die ich bisher gemessen habe in dem Bereich. Wenn ich nun 2 Spulen nacheinander messen würde, die hypothetisch 1,6 kohm bzw. 2,5 kOhm hätten (was ich dann wohl aufgrund der Warnung von Phalos garnicht erst machen werde) was bekomme ich dann für einen Wert angezeigt wenn ich das Gerät auf z.b. 2k stelle? Einfach 1,6 und 2,5?
Der Bereich gibt den Endwert an. Stellst Du also den Widerstandsbereich auf 2k, wirst Du keine Widerstände größer als 2 kOhm messen können (Gerät zeigt dann OL oder vergleichbares an). Für 2,5k müßtest Du also den nächstgrößeren Meßbereich wählen.
Zitat von Caius im Beitrag #4Dann gibt es die Messbereiche 20μ, 2μ, 200n. In dem technischen Dokumen/PDF vom ETA 955.412 steht auf Seite 14 z.B. für die Kontrolle der Stromaufnahme des Uhrwerks, das Messgerät soll auf 10μA eingestellt sein. Daher hätte ich jetzt gedacht, der Ruhe- oder Gesamtstrom bei so einer Quarzuhr lässt sich grundsätzlich mit einem Multimeter messen.
Wenn Du ein Multimeter mit einem derart empfindlichen Strommeßbereich hast, sollte das kein Problem sein. Den Meßbereich wählt man immer so, daß möglichst viel angezeigt wird. Also 1 µA nicht im 100-mA-Bereich messen, sondern im 2µ-Bereich.
Zitat von Caius im Beitrag #4Bei einem anderen Multimeter steht in den Angaben „Frequency measurement range: to 10MHz 1Hz„ ich dachte damit könnte man möglicherweise prüfen ob der Quarz noch funktioniert. Aber da hab ich mir wohl zu viel erhofft. Ei Ei Ei, ich hab echt keinen Plan davon.
Das Problem ist die viel zu geringe Empfindlichkeit der Multimeter-Frequenzmessung, zudem ist die Messung viel ungenauer als der Uhrenquarz selbst (z.B. 0,1 %, das entspricht ca. 90 s Gangabweichung pro Tag). Man braucht hier also unbedingt ein präzises Meßgerät mit Vorverstärker. Die Quarzfrequenzmessung sagt auch nicht unbedingt etwas über den Gang aus, viele Uhren sind elektronisch ab Werk kalibriert. Bei der Herstellung wird also den Gang gemessen und elektronisch kalibriert, der Quarz wird nicht angerührt und läuft weiterhin ungenau, aber die Elektronik gleicht das aus.
Zitat von Phalos im Beitrag #3Achtung! Ein normales Multimeter hat eine Prüfspannung von 9 Volt für die Widerstandsmessung. Das kann u.U. die Spule der Uhr zerstören!
Spezielle Messgeräte für solche Uhren haben eine Prüfspannung von maximal 2 Volt.
Wichtiger Hinweis. Die Spule juckt die Spannung wenig, aber die angeschlossene Elektronik kann auf diese Überspannung sehr empfindlich reagieren.
Zitat von praezis im Beitrag #8Willst Du die Stromaufnahme messen, musst Du das Multimeter seriell zwischen einen Pol einer externen Batterie und das Werk einschalten. Die im Meter vorhandene Batterie ist da nicht geeignet.
Aber was ganz anderes: Quarzuhr Prüfgeräte wie Timometer/Timotest gibt es seit den 70ern. Ältere Versionen sind in der Bucht billig zu haben, und Zeigeranzege statt digital ist für diese Messungen genauso gut.
Hallo Praezis,
Das geht? Wie muss ich mir das vorstellen? Die Batterie aus dem Meter müssen entnommen sein, das ganze wird seriell geschaltet und das Meter springt auf die Speisung durch eine 1,55 Knopfzelle an?
Ja, da werd ich mal Ausschau nach halten, wäre eine bessere Lösung. Hab bisher nur nach diesen Timostet/Timometer 4500 gesucht, die gehen ja noch zu höheren Preisen weg.
Hallo Gustav,
Ah, jetzt verstehe das mit dem Messbereich. Super, danke. Stimmt, der Quarz ist ja auch meist nicht ganz genau, das wird dann mit einem Trimmer oder der Inhibition abgeglichen.
Hallo David, Strom- und Spannungsmessung sind normalerweise potentialfrei (Messgerät). Spannung wird parallel gemessen, Strom in Reihe. Das heißt, dass das Ampermeter zwischen der Uhrenbatterie und dem Batteriekontakt angeschlossen wird. Ideal ist ein Zeigerinstrument, da das Gerät eine gewisse Trägheit hat und sich dadurch ein Durchschnittswert einstellt, da der Strom durch den Sekundenimpuls schwankt. Beim Digitalmessgerät würde es nur Zahlensalat geben.
Mit einem Uhrenprüfgerät kannst du separat den Prüfling mit einer Spannung versorgen, das eingebaute Messgerät für den Stromverbrauch ist in diese Spannungsversorgung eingebunden und zeigt beim Anlegen der Spannung den Strom an. Ich habe vor kurzem ein Prüfgerät für Uhren recht günstig erwerben können (Wagutest). Mit ihm kann eine separate Spannung (Uhrenbatterie), Widerstände und Strom gemessen werden. Außerdem kann eine regelbare Spannung entnommen werden (0-3,5V). Kleinster Strommessbereich 0,5 Mikroampere.
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
Etwas bessere Multimeter bieten die Möglichkeit einer Mittelwertbildung, dann bekommt man auch für schwankende Werte eine stabile Anzeige. Oder man puffert die Spannung an der Uhr mit einem kleinen Kondensator...
Zitat von masterpiece im Beitrag #11Hallo David, Strom- und Spannungsmessung sind normalerweise potentialfrei (Messgerät). Spannung wird parallel gemessen, Strom in Reihe. Das heißt, dass das Ampermeter zwischen der Uhrenbatterie und dem Batteriekontakt angeschlossen wird. Ideal ist ein Zeigerinstrument, da das Gerät eine gewisse Trägheit hat und sich dadurch ein Durchschnittswert einstellt, da der Strom durch den Sekundenimpuls schwankt. Beim Digitalmessgerät würde es nur Zahlensalat geben.
Mit einem Uhrenprüfgerät kannst du separat den Prüfling mit einer Spannung versorgen, das eingebaute Messgerät für den Stromverbrauch ist in diese Spannungsversorgung eingebunden und zeigt beim Anlegen der Spannung den Strom an. Ich habe vor kurzem ein Prüfgerät für Uhren recht günstig erwerben können (Wagutest). Mit ihm kann eine separate Spannung (Uhrenbatterie), Widerstände und Strom gemessen werden. Außerdem kann eine regelbare Spannung entnommen werden (0-3,5V). Kleinster Strommessbereich 0,5 Mikroampere.
LG Thomas
Hallo Thomas,
Das ist ja interessant. "Potentialfrei", da musste ich erstmal nachschauen, was das bedeutet :). Ich kann dir ungefähr folgen. Über das Gerät Wagutest finde ich aber nichts.
Zitat von Gustav Becker im Beitrag #12Etwas bessere Multimeter bieten die Möglichkeit einer Mittelwertbildung, dann bekommt man auch für schwankende Werte eine stabile Anzeige. Oder man puffert die Spannung an der Uhr mit einem kleinen Kondensator...
Zitat von Gustav Becker im Beitrag #12Etwas bessere Multimeter bieten die Möglichkeit einer Mittelwertbildung, dann bekommt man auch für schwankende Werte eine stabile Anzeige. Oder man puffert die Spannung an der Uhr mit einem kleinen Kondensator...
Hallo Gustav,
woran erkenne ich bei einem Gerät, ob es einen Mittelwert bildet und über welchen Zeitraum es diesen bildet? Ich meine, gibt es da eine Bezeihnung für diese Funktion? Ich glaub das mit dem Kondensator, das übersteigt mein Verständnis für Elektrotechnik.
Meist kann man den Zeitraum selbst festlegen (Start und Stop), das Multimeter berechnet den Mittelwert (nennt sich z.B. AVG oder MEAN). Beispiel bei Fluke: http://assets.fluke.com/manuals/80v_____umger0200.pdf (Seite 32)
Möglicherweise werden hohe Stromspitzen nicht oder nur ungenau erfaßt, etwa wenn der Motor eingeschaltet wird. Der zusätzliche Kondensator ist nix anderes als ein Energiespeicher. Ganz einfach beschrieben: Er lädt sich langsam auf, entsprechend ruhig ist die Anzeige des Multimeters. Zieht die Uhr kurzzeitig einen hohen Strom, stellt den der Kondensator zur Verfügung. Bis sich dieser merklich entladen hat, ist der Impuls schon wieder vorbei. Der Kondensator filtert die Stromspitzen also heraus.
Das Gerät gab es wohl auch unter der Bezeichnung Timotest. Potentialfrei heißt soviel wie Spannungsfrei.
Das mit dem Kondensator, parallel zur Uhrenbatterie halte ich für unwirksam. Ein Strom von eins, zwei mü juckt wohl kaum die Batterie, schon gar nicht, wenn die Uhr fremdgespeist wird. Die Dämpfung muss am Messwerk vorgenommen werden. Evtl. Parallelschaltung eines Kondensator.
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
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15.01.2018 23:24
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