Ich überprüfe jeden Monat meine Electro-Vedette-Uhr auf elektrische Fehler oder Schadenszeichen.








Heute ist mir aufgefallen, dass der Entstörkondensator doch tatsächlich aufgeplatzt ist.



Die beiden Sicherungen haben natürlich nicht ausgelöst.
Wäre zwar schade gewesen, weil es die nicht mehr gibt und sie verkittet sind, aber gut.



Ich habe den Kondensator mal durchgemessen und sein Leckstrom war jenseits von gut und böse. Fast schon als Kurzschluss zu bezeichnen.
Da dieser Kondensator zwischen "heißen" Leitungen und den berührbaren Messingteilen des Uhrwerks sitzt, habe ich ihn aufgemacht, den alten Wickel rausgezogen...



Dann einen neuen Kondensator eingesetzt und mit schwarzem Heißkleber das Gehäuse aufgefüllt...



Verlötet...



Und wieder eingebaut.



Die originale Stoffisolierung des langen Kondensatordrahtes konnte ich leider nicht erhalten. Daher habe ich einen blauen Schrumpfschlauch genommen.
Schwarz wäre sicherlich besser gewesen, hatte ich aber nicht da.

Auf den Kondensator steht: Geprüft mit 1500V~
Die Kondensatoren die ich verwende, halten laut Aufdruck max. 630V= aus - das entspricht ca. 315V~
Getestet habe ich die Kondensatoren mit 2000V= (ca. 1000V~) und sie haben auch nach 10 Stunden am Testgerät noch nicht durchgeschlagen.
Da wir im Netz aber sowieso nur 230V~ haben, stellt das für den neuen Kondensator auch kein Problem dar. Die Spannungsspitzen die beim Motor entstehen, kann der Kondensator daher auch gut verkraften.

Den Kommutator des Motors habe ich bei der Gelegenheit auch mal wieder gereinigt.

Mir gefällt die Uhr sehr gut, daher darf sie nun weiter ihren Dienst verrichten.
Der Motor zieht die Uhr immer um 4 Uhr nachts und um 16 Uhr nachmittags auf. Ein Aufzugsvorgang dauert etwa 20 Minuten.

Hallo Phalos,
vor elektrischen Uhren hab ich ja ziemlichen Bammel, sofern sie an das "Lichtnetz" angeschlossen sind. Deswegen kommt mir z.B. auch keine Synchronuhr ins Haus. Aber sag mal, wodurch kommt es daß die "Unterwäsche" des Kondensators so gelitten hat? Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du einen neuen Kondensator eingesetzt, der ohne Leibwäsche auskommt, richtig?
Eine Vedette wäre ja auch ein Traum von mir, z.Z. aber finanziell nicht machbar. Und wenn, dann nur eine zum händischen Aufziehen. Will ja meine Wohnung nicht in Brand stecken.

Der alte Kondensatorwickel besteht aus Metallfolie und hat als Isolationsmaterial zwischen den beiden Folien wachs getränktes Papier.
Ein s.g. Papierkondensator. Diese haben die Eigenschaft, sofern sie nicht hermetisch abgeriegelt* sind, dass sie über die Jahre Feuchtigkeit aus der Luft ziehen.
Dadurch sinkt mit der Zeit der Isolationswiderstand, bis es irgendwann zu einem Spannungsüberschlag von den Folien durch das Papier kommt. An dieser Stelle ist das Papier dann durchschlagen.
Entweder springt hier dann schon bei wenigen 'zig Volt ein Funke über und beschädigt das Papier weiter (s.g. Leckströme entstehen), oder die Folien berühren sich und ein Kurzschluss ist die Folge.

Vor allem bei Leckströmen wird der Kondensator zum Widerstand und erwärmt sich, dadurch schmilzt das Wachs und verdampft in Teilen. Das kann bei Metallgehäusen wie diesem dazu führen, dass sich die Verschalung aufbiegt.
Bei einfacheren Kondensatoren die aus Pappe und Teer als Vergussmasse bestehen, kann es dazu führen, dass der teer ausläuft und/oder das Brennen anfängt.

*Meiner Erfahrung nach sind alte Papierkondensatoren einfacher, offener Bauart zu 99% defekt. Das restliche 1% folgt bei weiterem Betrieb.

Der Jetzige Kondensator ist ein Folienkondensator. Dieser hat als Isolationsmaterial eine hochisolierende Kunststoffolie anstatt Papier, welche mit Kunstharz vergossen ist.
Dadurch sind sie praktisch "ewig" haltbar.

Auszug Aus Wikipedia:

Zitat

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Kunststoff-Folienkondensatoren sind selbstheilend, d. h., bei einem punktuellen Kurzschluss zwischen den metallisierten Elektroden verdampfen infolge der hohen Lichtbogentemperatur sowohl das Dielektrikum in der Durchschlagstelle als auch die metallischen Folienbeläge, die nur eine Stärke von etwa 0,02 bis 0,05 μm haben, in der Umgebung der Durchschlagsstelle. Die Kurzschlussursache wird förmlich weggebrannt, wobei der entstehende Dampfdruck den Lichtbogen des Kurzschlusses auch noch ausbläst.

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Danke, Phalos, für die Erklärung.
Als älteres Kind (oder junger Jugendlicher?) hatte ich mal vor, einen großen Kondensator aus Alu-Folie und Zeitungspapier zu basteln. Aber meine Eltern hätten mir sicherlich niemals eine Rolle Alu-Folie für solche "Spinnereien" überlassen. Hatte deshalb erst gar nicht gefragt. Nun erinnere ich mich wieder daran und werde mir dieses "Kindheits/Jugend-Experiment" doch mal gönnen. Natürlich nur im "Schwachstrombereich". Vielleicht kann ich den dann sogar bei der Modellbahn anwenden.