ich bin neu hier, da ich auf ein paar Infos zu einer Uhr hoffe, die ich letztens gekauft habe. Es ist eine Junghans Tischuhr, das Werk ist ein W278, vermutlich von Oktober 1936, wenn die Infos zu diesem Werk stimmen, die ich im Internet gefunden habe. Als ich die Uhr bekommen habe, lief sie nicht mehr, der Glasdeckel über dem Ziffernblatt war auch lose und nur hängend am Scharnier befestigt. Aber der Kasten machte noch einen guten Eindruck für sein Alter. 20170621_201423.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das Uhrwerk wurde also ausgebaut, zerlegt und gereinigt. Das Schlagwerk funktionierte noch, wenn man die Zeiger manuell verstellte. Allerdings hing der Hammer für den Ding-Schlag etwas herunter und dämpfte den Ton dadurch doch sehr. 20170610_142551.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Am ausgebauten Werk war dann grünlicher Schmutz mit wachsartiger Konsistenz erkennbar. Wie sich zeigen sollte, war davon noch mehr in den Uhrenhäusern. 20170610_143741.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 20170610_172519a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Natürlich wurden die Federn vorsichtig entspannt, bevor das Werk zerlegt wurde. Um den Schmutz aus den Federn zu bekommen, hab ich mir selbst einen Federwinder gebaut. Damit ging das dann ganz einfach. IMG-20170613-WA0000.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Federn habe ich dann mit etwas Clock 859 gefettet und wieder in die Federhäuser eingewunden. 20170614_202147.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das Werk wurde ebenfalls wieder zusammengebaut, die Lager vorsichtig mit etwas Clock 859 geölt, der Abfall eingestellt und dann lief das Werk auch wieder. 20170616_084526.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Befestigung von Scharnier und Uhrglas wurde ebenfalls wieder repariert und nun steht sie wieder da und tickt fleissig vor sich hin. Macht sich auch gut, wenn man das erste Bild betrachtet. Ein paar Dinge sind mir aber aufgefallen: 1. Das Werk läuft 18 Tage durch, was für ein 14 Tage Werk vermutlich akzeptabel ist. Allerdings musste ich die Pendellinse sehr weit nach oben drehen, damit sie nicht nachgeht. Da gibt es nur noch wenig Reserve nach oben. Kann es sein, dass die Aufzugsfeder nach 80 Jahren zu schwach ist? 2. Das Schlagwerk verrichtet seinen Dienst, verschluckt aber komischerweise bei den Stundenschlägen um 7 oder 8 des öfteren das letzte "Dong". Aber nur da und auch nicht immer. Sonst gibt es immer ein "Ding-Dong", z.B. bei den Halbstundenschlägen und allen anderen vollen Stunden. 3. Wenn die Aufzugsfeder des Uhrwerks schon schwach ist, dürfte die Feder des Schlagwerkes noch mehr gelitten haben. Das Schlagwerk läuft 14 Tage, allerdings ist der Schlag in der zweiten Woche doch sehr schleppend. Wie beim Uhrwerk verdächtige ich die Aufzugsfeder, da die Zapfen und Lager noch einen guten Eindruck machen und nicht eingelaufen scheinen. Ich hatte hier im Forum bereits einen Bericht über eine ähnliche Uhr mit dem gleichen Werk gelesen. Ein Forumsnutzer hatte zu diesem Werk ein Bild aus dem Furniturenkatalog der Firma Junghans von 1937 angehängt (siehe Junghans W.278a Uhrwerk). Dort scheinen die Maße der Aufzugsfeder des Schlagwerkes angegeben zu sein (Zugfeder Nr 401, L: 1650x17x0,44mm). Aufzugsfeder von Schlag- und Uhrwerk sind aber nicht identisch, auch die Federhäuser haben eine unterschiedliche Höhe. Hat vielleicht jemand hier die Maße der Aufzugsfeder des Uhrwerkes oder eine Datei des Furniturenkataloges von 1937? In dem Bild aus dem anderen Beitrag wird nämlich angegeben, dass alle nicht aufgeführten Teile identisch sind mit dem Werk 278 Echappement. Mit den Angaben aus dem Katalog zu diesem Werk, wäre es mir leicht möglich, beide Federn zu bestellen und einzubauen. Damit die Uhr mit entsprechender Wartung nochmal 80 Jahre läuft. Ich danke schonmal für Kommentare und Ratschläge.
Jens S.
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
f8t2816p27115n2.jpg
Hallo Jens, Die Federn sind unterschiedlich,Maße hab ich nicht,ich messe immer die alten Federn. Die vom Schlagwerk ist stärker. Gibt auch Formeln zur Berechnung,müßtest Du hir in der Suche mal schauen. Mit dem schlag,7+8:Werk ausbauen prowisorisch befestigen laufen lassen und beobachten wo es hapert. MfG
Die Federn sind ganz, ganz selten "zu schwach", es liegen beinahe immer andere Fehler vor, wie eingelaufene Zapfen, Lager usw.
Das unbefriedigende Regulieren der Pendelscheibe mag mit der Pendelfeder zusammenhängen, vielleicht ist die mal ersetzt worden. Einfach mal eine etwas kürzere ausprobieren !
Viele Grüße
Nachtrag: Wie ich auf dem Bild sehe, geht hier keine kürzere Pendelfeder. Der Fehler wird also wahrscheinlich am Eingriff des Ankers liegen....
im Werksucher Flume G2 habe ich zu Deiner Kaliberangabe 2 Eintragungen gefunden:
W 278 mit Hakenanker 111x96 mm Gehwerk: 17x45x0,44x1650 (Breite x FH Durchmesser x Stärke x Länge) Schlagwerk: 20x45x0,45x1650
W 278/500 mit Grahamanker 111x96 mm Gehwerk: 17x45x0,4x1500 Schlagwerk: 17x45x0,44x1500
Die Federn auf Deinem Bild sind meiner Meinung nach noch in Ordnung.
Bist Du sicher, daß Du das Schlagwerk richtig zusammengesetzt hast ? Das Schlagwerk muß immer unbelastet anlaufen, sonst stellt sich bei teilweise abgelaufenem Werk der von Dir beschriebene Fehler ein, bzw. das Werk läuft nicht mehr an.
Hallo Jens, was Punkt 3 betrifft, habe ich den selben Verdacht wie Alberich. Das Schlagwerk muß unbelastet genug "Schwung" holen (besser gesagt, die Reibung der Lager überwinden), bevor es zum "ersten Schlag ausholen kann". Zum Punkt 2: Der Abtasthebel de Rechens sollte ungefähr in die Mitte der jeweiligen Ebene der Stundenstaffel (das ist diese schneckenförmige Scheibe, die am Stundenrad befestigt ist) fallen. Fällt der Hebel mehr an den Rand einer Ebene, kann es vorkommen, daß die Stunde vom Schlagwerk nicht richtig erkannt wird. Bei Fragen kann ich Dir auch auch gerne ein Bild dazu machen. Wenn Wolfri nicht schon wieder schneller als ich ist...
Zitat von NilsM. im Beitrag #3Nachtrag: Wie ich auf dem Bild sehe, geht hier keine kürzere Pendelfeder. Der Fehler wird also wahrscheinlich am Eingriff des Ankers liegen....
Wenn ich den Eingriff verändere, sollte dieser vermutlich geringer werden, damit die Hemmung weniger Kraft aus der Feder nimmt, vermute ich mal. Der Anker sollte also von mir nach oben verschoben werden. Oder verstehe ich den Sachverhalt falsch?
Zitat von Gnomus im Beitrag #7Hallo Jens, was Punkt 3 betrifft, habe ich den selben Verdacht wie Alberich. Das Schlagwerk muß unbelastet genug "Schwung" holen (besser gesagt, die Reibung der Lager überwinden), bevor es zum "ersten Schlag ausholen kann". Zum Punkt 2: Der Abtasthebel de Rechens sollte ungefähr in die Mitte der jeweiligen Ebene der Stundenstaffel (das ist diese schneckenförmige Scheibe, die am Stundenrad befestigt ist) fallen. Fällt der Hebel mehr an den Rand einer Ebene, kann es vorkommen, daß die Stunde vom Schlagwerk nicht richtig erkannt wird. Bei Fragen kann ich Dir auch auch gerne ein Bild dazu machen. Wenn Wolfri nicht schon wieder schneller als ich ist...
Das Schlagwerk läuft definitiv unbelastet an und der Abtasthebel liegt auch mittig auf der Stundenstaffel, es ist eher so, dass die Blockierung nach dem kompletten Anheben des Rechens etwas zu schnell geschieht. Interessanterweise nur bei Schlag 8 und manchmal um 7. Und dann hängt der Hammer für das Dong noch gerade so am Auslöserad (oder wie das genau heisst ;) und wird erst bei der Vorbereitung für den nächsten Schlag ausgelöst. Das bedeutet wohl, dass ich das Werk nochmal auseinander nehmen muss, um die Stellung der Zahnräder zu verändern. Oder gibt es eine andere Lösung?
Zitat von Manfred im Beitrag #2Hallo Jens, Die Federn sind unterschiedlich,Maße hab ich nicht,ich messe immer die alten Federn. Die vom Schlagwerk ist stärker. MfG
Wenn die Feder des Schlagwerkes stärker ist, dann wurde vermutlich bereits mal an dem Werk gearbeitet. Denn das höhere Federhaus (und damit vermutlich die stärkere Feder) war vor dem Auseinanderbau im Uhrwerk, das niedrigere im Schlagwerk verbaut. So habe ich das auch wieder eingebaut. Kann man auch auf den Bildern unten sehen. Beim ersten Bild, bei dem der Windfang erkennbar ist, sieht man unten das niedrige Federhaus des Schlagwerkes. 20170610_143845.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)20170610_144025.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Oder wird die Stärke der Feder nicht so sehr durch deren Höhe, sondern eher durch die Dicke der Feder bestimmt? Wenn ich die anderen Arbeiten am Werk vornehme, werde ich am Besten auch mal die Dicke der Federn ausmessen.
im Werksucher Flume G2 habe ich zu Deiner Kaliberangabe 2 Eintragungen gefunden:
W 278 mit Hakenanker 111x96 mm
W 278/500 mit Grahamanker 111x96 mm
Leider kenne ich den Unterschied zwischen den beiden Ankern nicht. Aber ein Bild kann ich beisteuern: 20170610_144047.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ich vermute, dass dies ein Hakenanker ist. Stimmt das?
Die unterschiedliche Tiefe/Breite der Federhäuser irritiert mich etwas, das habe ich so als Original noch nicht gesehen - was nichts zu sagen haben muß :-)
Umtausch (falls das überhaupt geht) der beiden ist ganz sicher einen Versuch wert. Vielleicht liegen hier auch schon beide Fehler begründet : schwer regulierbarer Gang und Probleme mit dem Schlagwerk.
Bevor das nicht geklärt ist, bitte nichts am Ankereingriff verändern.
Habe den Ankereingriff bereits heute mittag verändert und den Anker nach oben verschoben. Sie läuft nun schneller (hat bereits etwas aufgeholt auf meine anderen Uhren) und auch leiser. Finde letzteres einen guten Nebeneffekt ;) Die Federhäuser werde ich dennoch demnächst tauschen, um zu beobachten, wie sie sich dann verhält. Ich berichte dann.
Zitat von Jens S. im Beitrag #14Habe den Ankereingriff bereits heute mittag verändert und den Anker nach oben verschoben. Sie läuft nun schneller (hat bereits etwas aufgeholt auf meine anderen Uhren) und auch leiser. Finde letzteres einen guten Nebeneffekt ;).
Ich hab das mal so gelernt, daß der Haken möglichst tief eingreifen soll, aber nur soweit, daß die Hemmung noch sicher funktioniert. Also so, daß die Ankerzähne immer sicher frei gegeben werden und die Hemmung nicht klemmt. Ich bezweifle, daß das Verschieben des Ankers nach oben wirklich viel bringt. Ich könnte mir vorstellen, daß die Uhr dann keine 14 Tage mehr durchhält, wenn der eingriff zu "seicht" ist. Ist durch diese Aktion die Pendelamplitude (also die Schwingungsweite) jetzt kleiner? Wäre bei einer Hakenhemmung nicht so gut. Bei der Grahamhemmung und bei Präzisionspendeluhren ist das was anderes, da sorgt die geringere Amplitude für mehr Genauigkeit. Nils' Hinweis auf die unterschiedlichen Federhaustiefen könnte ein Indiz dafür sein, daß eins der Federhäuser vielleicht gar nicht original ist. Und vielleicht ist auch das Pendel nicht Original und läßt sich daher nicht richtig einstellen. Aber das sind nur Vermutungen.
19.07.2017 14:42 (zuletzt bearbeitet: 19.07.2017 15:06)
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
Antworten
