Servus, ich werde mir nie ne Uhr von Richard Mille leisten können - und wenn dann lieber Lange & Söhne
Aber ! Ich habe mir einige Videos angesehen und die Fertigungstiefe und das können und wollen hat mich wirklich massiv beeindruckt. Die haben meiner Ansicht nach die besten Maschinen die man kaufen kann (mehrfach...) und die besten Leute die man engagieren kann. Das Produkt an sich - neutral betrachtet - ist absolut high end.
Da steckt viel mehr dahinter als ich gedacht habe. Da muss man erst mal hinkommen...
Wie wird "Richard Mille" eigentlich ausgesprochen? Ich kenne bisher nur die englische Aussprache, aber ist das nicht ein Schweizer Unternehmen? ... französisch ausgesprochen? Oder deutsch?
Grüße aus Berlin, Ingo -----------------------------------
Du hast ja im Prinzip recht. Nur mir persönlich gefällt das Design so gar nicht. Ich würde sie auch nicht kaufen, wenn sie nur wenige Tausend Euro kosten würde. Geradezu schlimm finde ich die Anbiederung an Ferrari mit dem großen Logo, das wirkt m.E. "billig" (man schaue mal was an Uhren so bisher "Ferrari" Marken trugen, alles keine Burner). Marketingmäßig m.E. desaströs, mal abgesehen von dem Preis. Die Käuferzielgruppe bei dem Preis kauft sich im Übrigen nicht so ein arme Leute Auto, wie einen Ferrari. Die haben einen Koenigsegg und einen Pagani in der Garage stehen. In einem Koenigsegg oder Pagani mit einer Ferrari Uhr am Handgelenk zu fahren wäre mehr als peinlich.
Technisch ist der Sprung von 1,6 mm Dicke (Vacheron 1003, vor 3/4 Jahrhundert) auf 1,2 mm natürlich eine Herausforderung, auch wenn der Unterschied dem Laien nicht so groß erscheint.
Schlicht nicht glauben möchte ich die Behauptung, die Uhr halte 5.000 g aus. Bei einem angenommenen Gesamtgewicht von 20 g würde das 100 kg entsprechen. Geht man von einer plastischen/elastischen Verformbarkeit aus, dann würde das bedeuten, dass man die Uhr schadlos mit einem 5 kg Hammer bearbeiten könnte. Oder man legt das Werk auf zwei Bälkchen, so dass die Mitte nicht unterstützt ist. Und eine 100 kg Person stellt sich drauf. Bei einer Dicke des Werkes von 1,2 mm halte ich es schlichtweg für ausgeschlossen, dass dieses großflächige Werk das tatsächlich schadlos überlebt.
Moin Michael, du hast schon recht. Die Technik ist erstaunlich. Ja, das ist schon ein geiles Ding, ich gebe es zu. Der Aufzug mit Spezialschlüssel ist sogar sympathisch.
Es ist vielleicht gar nicht diese Technik, die mich stört, es sind eher die Menschen oder sagen wir besser, das Konstrukt drumherum… Eine Armbanduhr, die 1,7 Millionen Euro kostet, ist keine Technologie, die dazu genutzt wird, die Welt irgendwie besser oder schöner zu machen, obwohl sie es vielleicht sogar könnte. Das Luxussegment, bei aller Bewunderung für technische Finesse und Ausgereiftheit, ist ein Statement, und es ist kein gutes.
Das war jetzt meine unbeabsichtigte Kapitalismuskritik. Unbeabsichtigt deswegen, weil ich ja selbst einer bin und im Grunde auch gar nichts dagegen habe. Aber bei gewissen Preiskategorien ist bei mir irgendwie eine Grenze erreicht…
Grüße aus Berlin, Ingo -----------------------------------
Zitat von monozelle im Beitrag #12Das Luxussegment, bei aller Bewunderung für technische Finesse und Ausgereiftheit, ist ein Statement, und es ist kein gutes. Das war jetzt meine unbeabsichtigte Kapitalismuskritik.
Dem kann ich nicht so beitreten. Das Luxussegment war und ist geprägt durch feinen Stil und aufwändige Herstellung. Würdest Du beispielsweise diese Uhr für ein nicht gutes Statement halten? Es war damals sicherlich ein sehr hochpreisiges Luxusgut, denn ein Gehäuse in Vierfarbengold braucht nun wirklich niemand.
Solche Luxusgüter haben Menschen in Arbeit gehalten, und zwar zu nicht schlechten Arbeitsbedingungen. Insofern vielleicht auch eine Form der Vermögensverteilung von oben nach unten ...
Jedenfalls wird die Wertschätzung von heutigen Luxusgütern in 100 oder mehr Jahren auch vom Design bzw. der Anmutung abhängen. Da habe ich bei vielen modernen mechanischen Armbanduhren dann doch heftige Zweifel. Dass jemand diese Richard Mille Uhr dann so zum Niederknien schön findet, wie ich diese unlängst erworbene ca. 100 Jahre alte Uhr (gabs bei Dr. Crott letzten Samstag zum Startpreis), das ist für mich mehr als zweifelhaft.
29.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Denn der flüchtige Betrachter wird in 100 Jahren noch eher als heute denken, die Richard Mille Uhr sei halt noch so ein Werbeartikel. Natürlich kann es auch sein, dass mein Geschmack völlig daneben ist
Beste Grüße, Bernhard
P.S.: die oben gezeigte Melly Uhr hat ein unbeschädigtes Aufzugsloch. Selten. Jetzt stelle ich mir gerade vor, wie die Richard Mille Uhr über Jahrzehnte von den üblichen Grobmotorikern beim Aufziehen traktiert wird (Wohlhabende sollen zu Wurstfingern neigen clown.gif - Bild entfernt (keine Rechte) ) ...
Ah. Da sind wir wieder. Bernhard, mein liebster Kontrahent und Diskussionspartner. Kienzle und Hauser, Augstein und Blome. Da schenk ich mir doch im Geiste ein Glas Rotwein ein. Dir auch? Oder lieber Weiß?
Zitat von Bernhard J im Beitrag #13Solche Luxusgüter haben Menschen in Arbeit gehalten, und zwar zu nicht schlechten Arbeitsbedingungen. Insofern vielleicht auch eine Form der Vermögensverteilung von oben nach unten ...
Klar, das Argument ist mir wohlbekannt. Ich stimme nicht zu, aber das führt weg vom Thema. Ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich bleibe bei meiner Anerkennung und auch Bewunderung für die Technik und die Fertigung einer Richard Mille, von Geschmack und Design spreche ich auch nicht. Ich meine, vorbehalten bleiben solche Produkte doch nur einer verschwindend kleinen und extrem privilegierten Bevölkerungsgruppe. Und das nicht, weil huch, jetzt haben wir soviel teures Material, Arbeit und Zeit reingesteckt, au backe, jetzt ist es irgendwie doch wieder teurer geworden (so wie beim BER etwa), sondern andersherum: Man weiß ganz genau, was eine solche Uhr kosten soll, von Anfang an, bevor das erste Bohrloch sitzt.
Zitat von Bernhard J im Beitrag #11Die Käuferzielgruppe bei dem Preis kauft sich im Übrigen nicht so ein arme Leute Auto, wie einen Ferrari. Die haben einen Koenigsegg und einen Pagani in der Garage stehen. In einem Koenigsegg oder Pagani mit einer Ferrari Uhr am Handgelenk zu fahren wäre mehr als peinlich.
Das ist sarkastisch gemeint, aber im Grunde triffst du den Punkt. Welche Menschen bzw. welche Einkommensklasse diese Produkte kaufen soll oder darf, ist durch die Preisgestaltung in der Produktidee schon angelegt. Und ich denke, das ist es, was ich kritisiere. Vielleicht schauen wir in 200 Jahren auf diese Richard Mille ähnlich bewundernd, wie wir heute eine Spindeltaschenuhr aus dem Jahre 1823 betrachten. Ich halte es jedoch nicht für so sehr wahrscheinlich, denn die immensen Kosten und die Unerschwinglichkeit einer tragbaren Uhr waren damals, in der vor-industriellen Zeit, ein bisschen anders begründet als heute. Und ich glaube auch nicht, dass die Firma Richard Mille bei Kerzenschein mit kurbelgetriebener Klammerdrehbank und Handbohrern arbeitet.
Meine Bemerkung war unscharf formuliert und nicht frei von Polemik, gebe ich zu... aber mit Verlaub, ich finde, dein Vergleich hinkt auch ein bisschen. Cheers!
Grüße aus Berlin, Ingo -----------------------------------
Nun, das gab es vermutlich schon immer, diese extrem privilegierten kleinen Bevölkerungsgruppen. Diesbezüglich besteht natürlich immer die Gefahr, in eine "Neiddebatte" zu geraten. Interessant ist dabei andererseits die noch heute bestehende Faszination, die beim "gemeinen Volk" beispielsweise den Könighäusern oder sonstigen "Celebrities" entgegen gebracht wird (das war mir schon immer ein Rätsel). Ich denke es macht einen Unterschied, ob die Privilegierung quasi per Geburt gegeben ist (Adelige, Erben), oder ob sie das Resultat eigenen Wirkens ist. Ersteres halte ich für unangebracht. In letzterem Fall spielt dann wiederum noch eine Rolle, inwiefern die Privilegien (sprich Vermögen) auf ethisch bedenkliche oder unbedenkliche Art entstanden ist. Selbst das ist wiederum ein schwieriges Thema. Die Bill Gates Stiftung haut Milliarden für allerlei Projekte raus. Andererseits nimmt dessen ungeachtet das Stiftungsvermögen nicht ab, sondern eher zu. Weil damit "spekuliert" wird, beispielsweise durch Investitionen im Pharmabereich. Und wenn beispielsweise ein Jeff Bezos Milliarden damit verdient, dass hunderttausende Leute mit Niedrigstlöhnen ausgebeutet werden und Lieferanten mit wettbewerbsverzerrenden Knebelverträgen versehen werden, dann ist das in meinen Augen schlichtweg unethisch.
Was offenbar aber eine Minderheitsmeinung ist, denn alle Welt, bis hin zum "Präkariat" bestellt bei Amazon, und zwar auch noch ohne Preisvergleiche anzustellen. Der "Normalbürger" ist also alles andere als unschuldig an diesem Status quo, sondern festigt ihn sogar proaktiv. Ich selbst habe übrigens noch nie bei Amazon bestellt, bei Twitter/X bin ich auch nicht, habe kein WhatApp, etc., sondern beschränke mich auf auf Betätigung in so exotischen Foren, wie hier oder dem Pocketwatch Forum. Und lebe komischerweise dennoch nach wie vor .
Und wenn das der Status quo ist (an dem ich persönlich auch rein gar nichts ändern kann), dann wäre es mir wenigstens eine tiefe Befriedigung, wenn beispielsweise ein Bezos für eine Uhr irre Summen bezahlen würde und damit eben eine gewisse Anzahl an Leuten in Brot und Arbeit kommt, wobei die Arbeit zudem noch Spaß machen dürfte.
Bei der Richard Mille Uhr sehe ich es ansonsten genauso, wie Du. Es wird eine Zielgruppe ausgemacht und der "passende" Preis (also ein Preis, den der "Plebs", wozu hier auch "einfache" Millionäre zählen, sich niemals leisten können wird) ausgerufen. Dann bekommen Entwickler die Aufgabe das Produkt so zu entwerfen, dass der Preis nicht offensichtlich total unangemessen erscheint. Da sind die Superreichen nämlich schon "picky". Wobei am Rande, es hat bestimmt Spaß gemacht eine solche Uhr entwickeln zu dürfen, ohne dass bei den Entwicklungskosten Limits gesetzt sind. Gerade deshalb wundert mich das Labeling "Ferrari", was mich zu der in der Tat sarkastischen Anmerkung mit dem "arme Leute" Ferrari veranlaßte. Wenn eine Uhr (egal ob irgendwie "berechtigt") das Mehrfache eines neu erwerbaren Serien-Ferrari kostet (außer vielleicht solche Unikate, wie der Ferrari SP48 Unica), dann ist das m.E. ein eklatantes Mißverhältnis.
Also, mein persönliches Resume: 1) tolle technische Leistung, auch wenn nicht gerade wegweisend, da kann die Nanomechanik noch ganz andere Dinge heutzutage, siehe beispielsweise https://www.scinexx.de/news/technik/das-...riebe-der-welt/, 2) potthäßlich (mag an meinem unqualifizierten Geschmack liegen, den mag ich im Alter aber nimmer verbiegen), 3) kann ich mir sowieso nicht leisten, 4) ich schaue lieber nach mir gefallenden Uhren, die auch technisch sehr interessant sein können, und die in meiner finanziellen Reichweite liegen, 5) ob und wer sich die Uhr leistet, ist mir sowas von schnurz, 6) nächstes Thema, vorzugsweise demgegenüber wichtig, beispielsweise der Höhenflug der Rheinmetall Aktie, oder die neue Maxime "Frieden schaffen mit immer mehr Waffen".
Und darauf gleich noch ein Glas *hicks*
P.S.: Und wer eine Uhr nur als Statussymbol wahrnimmt und allein deswegen sie kauft, weil sie "hinreichend teuer" ist, der hat mit Uhrenliebhaberei rein gar nichts am Hut . Ich persönlich mag meine für wenige Hundert Euro als Schrotthaufen erworbene und von mir restaurierte Dent Silent Escapement Bibliotheksuhr keinen Deut weniger als irgendeine meiner im vierstelligen Bereich gekostet habenden Uhren. Und dass mein Parkzeit-Kurzzeitwecker, für den mir wohl jemand allenfalls 10 € geben würde, wieder im Neuzustand, optisch und technisch, erstrahlt hat mir ebensolche Freude gemacht, wie das Restaurieren beispielsweise besagter Dent.
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18.11.2023 23:26
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Lieber Weißwein 
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