Guten Abend liebe Uhrenliebhaber, nach etwas längerer Zeit melde ich mich nun auch mal wieder. Mir liegt nun ein neues Projekt, eine Spindeluhr "Leiche" mit Repetition aus Frankreich, auf dem Tisch und ich bin noch etwas unsicher in meinem Vorhaben.

Ihr habt mir in der Vergangenheit schon sehr nett und gut Ratschlag und Hilfe geboten, weshalb ich gerne eure Meinung zu meinem Vorhaben und der Wahrscheinlichtkeit des Gelingens erfahren würde.
Soweit ich sehe fehlt der besagten Spindeluhr die gesamte Unruhe, Gesperr-Rad und das Kronrad, das Zwischenrad hat einen extremst verbogenen Zapfen und die üblichen Schäden wie abgebrochenen Haken an der Kette, gebrochenen Zeiger und verbogene Zähne am Hemmrad. Zwei Schrauben fehlen auch noch für Unruhreif und die oberste Platine.
Aber Immerhin ist bis auf eine gerissene Kette das Schlagwerk meines erachtens nach vollständig und ohne große Schäden.
Ein neues Glas bräuchte das gute Stück ebenso.

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Das Spenderwerk:
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Nun will ich von einem funktionierenden Spindelwerk mit Repetition das besagte Zwischenrad, Kronrad und die Unruhe ausbauen und in die "Leiche" einbauen. Das Spindelrad müsste ich eventuell auch austauschen falls ich die Zähne nicht wieder gerade gebogen bekomme. Die Kette des Schlagwerks bekomme ich neu vernietet, den Haken der Gehwerk-Kette denke ich ebenso hergestellt und das Gesperr-Rad wollte ich per Säge und Feile versuchen herzustellen.
Das Spenderwerk läuft allerdings auch nur auf der Zifferblatt Seite liegend. Das Schlagwerk funktioniert allerdings problemlos.
Da ich die Umsetzbarkeit schwer einschätzen kann und das Spenderwerk nicht unnötig auseinandernehmen will, wäre ich wie schon gesagt sehr froh eure Meinung über dieses Vorhaben zu erfahren.

Nachtrag:
Das Schlagwerk habe ich bis jetzt noch nicht auseinandergenommen, da ich mir unsicher bin ob ich es wieder korrekt zusammengesetzt bekomme. Kann mir jemand vielleicht ein gutes Buch als Hilfestellung für genau dies empfehlen?
Ich hatte das Buch "Die Reperatur komplizierter Armband und Taschenuhren" von Bruno Hillmann im Auge bin mir aber der Nützlichkeit in diesem Anliegen unsicher.

Beste Grüße,
Daniel

Mit deinem Buch zur Reparatur zu komplizierten Uhren stehst du eigentlich ganz gut dar. Zumindest um über die Funktion des schlagwerks mehr zu erfahren. Im Buch wird sowohl über die ältere Bauart wie bei dir berichtet wie über die neuere moderne. Ich habe eine ähnliche taschenuhr mit schlagwerk und drücke mich da nun auch schon Jahre um die Revision. Irgendwann kommt die Zeit...

Liebe Grüße!

Meinst Du dieses Buch?
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Ist etwas schwer zu lesen aber ich kann's empfehlen.

Hallo Daniel,

ich habe gerade erst ein ähnliches Projekt abgeschlossen. Du solltest es einfach angehen und Deine Überlegungen sind m.E. nach schon zielführend.

Möglicherweise musst Du die Wellen der Zahnräder aus dem Spenderwerk, wenn der Platinenabstand nicht gleich ist, noch anpassen. Das die Spenderuhr nur auf der Zifferblattseite liegend läuft, liegt möglicherweise (wenn nicht der Zapfen an der Brückenseite abgebrochen oder verbogen ist) an einem eingelaufenen Lager bzw. dem Frosch. Manchmal streift auch die Spiralfeder an den Speichen des Unruhereifes oder der Unruhering an der Brücke.

Das Schlagwerk selber ist kein Hexenwerk. Auf jeden Fall sollte der Freilauf des Zahnrades welches mit dem Ankerrad für die Schlagwerksfeder verbunden ist funktionieren, ansonsten ist die Gefahr dass die Kette an der Schlagwerkssteuerung bei der Nutzung reist sehr hoch und ebenso der Auslösewiederstand. Die Feder muss beim Zusammenbau auch vorgespannt werden (meist eine halbe bis dreiviertel Umdrehung).

Ich habe mich sicherlich nicht hundertprozentig fachgerecht aber hoffentlich verständlich ausgedrückt und wünsche Dir viel Erfolg.

Gruß
Uwe

Entschuldige die doofe Frage, wieso das tolle "Spenderwerk" schlachten?

Das "Spenderwerk" hat nicht nur ein perfektes und schönes Ziffernblatt, sondern ist auch technisch in viel besserem Zustand. Das wäre mir persönlich viel zu schade als Ersatzteilspender. Ich würde vielmehr mich nach einem gut passenden Gehäuse dafür umsehen.

Beste Grüße, Bernhard

Hallo allesamt, schonmal vielen Dank für eure Hilfe!

Zitat von michl53 im Beitrag #3

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Ist etwas schwer zu lesen aber ich kann's empfehlen.

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Zitat von UhrenLars1995 im Beitrag #2

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Mit deinem Buch zur Reparatur zu komplizierten Uhren stehst du eigentlich ganz gut dar. Zumindest um über die Funktion des schlagwerks mehr zu erfahren.

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Zitat von kellermaster im Beitrag #4

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Das die Spenderuhr nur auf der Zifferblattseite liegend läuft, liegt möglicherweise (wenn nicht der Zapfen an der Brückenseite abgebrochen oder verbogen ist) an einem eingelaufenen Lager bzw. dem Frosch.

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Zitat von kellermaster im Beitrag #4

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Auf jeden Fall sollte der Freilauf des Zahnrades welches mit dem Ankerrad für die Schlagwerksfeder verbunden ist funktionieren, ansonsten ist die Gefahr dass die Kette an der Schlagwerkssteuerung bei der Nutzung reist sehr hoch und ebenso der Auslösewiederstand.

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Zitat von kellermaster im Beitrag #4

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Die Feder muss beim Zusammenbau auch vorgespannt werden (meist eine halbe bis dreiviertel Umdrehung).

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Zitat von Bernhard J im Beitrag #5

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Entschuldige die doofe Frage, wieso das tolle "Spenderwerk" schlachten?

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Zitat von Dankat im Beitrag #6

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Oder schlagen die "Schlägel" direkt auf das Gehäuse?

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Hat vielleicht jemand von euch eine Ahnung welche Punzen/Marken dies sein könnten und zu welchem Meister/Hersteller/Sponsor o.ä. die Rautenförmige Marke gehört?
Ich würde sie als PW entziffern.

Die Marke welche den bärtigen Mann abbildet scheint wohl eine Silbermarke für den Feingehalt 800/1000 aus Frankreich für den Zeitraum vom 16.8.1819 bis 9.8.1838 zu sein.
Der Herstellungsort war wohl eins der etlichen Departements in Frankreich, ausgenommen Paris.

Nun frage ich mich was die anderen 3 Punzen/Marken abbilden und ob diese eventuell einem bestimmten Departements o.ä. zugeordnet werden könnten.
Erkennt vielleicht jemand diese Punzen/Marken?
Die Jahre haben ihnen leider seeeeehr zugesetzt.

Ich bedanke mit trotz alle dem schonmal im voraus für die eventuellen Versuche.

Viele Grüße,
Daniel

Hallo Daniel,

das vorspannen geht tatsächlich über den von Dir benannten Vierkant. Damit beim aufsetzen des Kettenrades das Ganze auch gespannt bleibt solltest Du in geeigneter Form den Ablauf blockieren (z.B. mit Radicio Knete).

Die Schlägel schlagen in der Regel auf eine Glocke die sich im Inneren des Gehäuses befindet. Die Ausschwingung (damit es auch ein ordentlicher Klang wird) kannst du normalerweise über die Begrenzungsschrauben (horizontal zur Platine) einstellen.

Gruß
Uwe

Hallo Uwe,

schonmal vielen vielen Dank für deine sehr guten Tips! Auf jedenfall ist sowas nicht selbstverständlich.
Das Schlagwerk habe ich soweit gereinigt und bis auf Kette, Laufrollen, Federhaus mit Welle, usw. wieder zusammengesetzt. Dein Tip zum Vorspannen und einstellen der Schlaghammer muss also leider noch etwas warten.
Geölt wird der Staffelstern auf seiner Welle, der Staffelhebel an seinem Drehpunkt, die Welle der Schlaghammer auf dem der Hammerhebel sitzt und der Viertelrechen auf seinem Anrichtstift sonst weiter nichts, richtig?

Nun sind leider zwei neue Probleme aufgekommen und ich würde gerne bevor ich anfange euch meine Ideen schildern, sodass eventuelle Fehler vermieden werden können.

Einerseits ist der Ausläufer des Druckhebels gebrochen, sodass der Viertelstunden-Teil des Schlagwerks in den letzten 4 Positionen der Stundenstaffel nicht auslöst.
Ich hatte vor, den abgebrochenen "Hebel" mit einem anderen Stahlstück (Werkstoffnummer 1.1274?) per Hartlot zu verlängern. Wie lang hat dieser nun zu sein?
Es ist klar, dass er die unter dem Staffelstern liegende Stundenstaffel in allen 12 Positionen berühren muss.
Wie weit muss jetzt allerdings die Feder über die Kette in den 12 Positionen jeweils gespannt werden sodass die Hebeplatte die korrekten Stundenschläge angibt?

Findet man sowas lediglich über ausprobieren heraus oder gibt es dafür gewisse Angaben/Tipps o.ä?

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Andererseits fiehl mir auch auf, dass das äußere Federende der Schlagwerksfeder gebrochen/ausgerissen ist.
Das offene Loch mit einem Stück Feder und Hartlot zu schließen ist denke ich mal zu instabil.
Daher würde ich die beiden Enden des vorherigen Loches abtrennen und ein neues Loch einbohren und wenn nötig ausfeilen.
Eine Federlochzange habe ich leider nicht.
Wird durch das Abtrennen der beiden Enden die Feder in der Länge so beeinträchtigt, dass sie eine korrekte Funktion des Schlagwerks nicht mehr ermöglicht?

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Anbei habe ich nochmal ein wunderbares Dokument angehangen. Endlich vestehe ich die korrekte Funktion des Schlagwerks. (Quelle: Die Mechanik der alten Spindeluhren)
Das bestellte Buch von Bruno Hillmann soll leider erst Montag ankommen.

Zitat von kellermaster im Beitrag #4

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Das Schlagwerk selber ist kein Hexenwerk.

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Hallo Daniel,

die Kürzung der Schlagwerkfeder in dem von Dir beschriebenen Maß ist glaube ich unproblematisch, da sie beim Spannen nie vollaufgezogen wird.

Das der Abtaster gebrochen ist, ist aus meiner Sicht schon aufwendiger zu reparieren. Du müsstest erst mal das Schlagwerk zusammenbauen und die Feder dabei möglichst korrekt vorspannen (meist nicht mehr als eine dreiviertel Umdrehung-ich habe es immer mit intaktem Abtaster ausprobiert-).
Dabei müssen aber eben auch die "Auslösezähne" richtig positioniert werden und das habe ich nur mit intakten Stundenabtaster hinbekommen.
Dann könntest Du den Auslöser so weit betätigen bis beim Loslassen desselben ein Stundenschlag ausgelöst wird. Jetzt kannst Du den Abstand zur Stundenstaffel (am besten bei 1Uhr) bestimmen und den Abtaster ggf. entsprechend verlängern sowie darauf hoffen, dass das auch bei allen anderen Stunden funktioniert. Wird bestimmt eine spannende Fummelarbeit.

Viel Spaß
Uwe