Zitat von steffl62 im Beitrag #13Die mittlere davon ist eigentlich nur suboptimal weil die Lagerpfanne nach oben zeigt. So sammelt sich eventuell Schmutz darin an.
Danke Christian!!
Das hatte ich dank meiner Betriebsblindheit glatt übersehen und mich stattdessen immer gefragt, warum die Schneiden bei verschiedenen Uhren mal oben, mal unten sind. So einfach und treffend kann die Interpretation technischer Realisierungen also sein!
Zitat von Bernhard J im Beitrag #11Hier ein Beispiel von Stahl auf Stahl
Sehr schöne Uhr! Was ich auf den Bildern nicht erkennen kann: Wodurch ist die Position des Pendels längs der Messerschneide bestimmt?
Moritz
Gute Frage. Muss ich mal nachschauen, ich meine mich aber zu erinnern, dass es keine erkennbaren "Anlaufkanten" in Längsrichtung gibt. Das würde ja auch keinen Sinn machen, weil die Uhr dann mit Sicherheit stehen bleiben würde.
Ich denke, dass die Schneide und/oder die Rille in der Pfanne nicht exakt geradlinig ausgebildet sind, sondern einen extrem flachen Bogen bilden. Dann könnte die Lagerung "selbstzentrierend" in Bezug auf die Längsrichtung sein. Ist aber nur eine Hypothese. Leider kann man kein Haarlineal an der Schneide anlegen zwecks Prüfung der Hypothese. Aber ich schaue bei Gelegenheit mal meine alte Fachliteratur durch, da müßte zu der Frage entwas zu finden sein.
Zitat von Bernhard J im Beitrag #18Ich denke, dass die Schneide und/oder die Rille in der Pfanne nicht exakt geradlinig ausgebildet sind, sondern einen extrem flachen Bogen bilden. Dann könnte die Lagerung "selbstzentrierend" in Bezug auf die Längsrichtung sein. Ist aber nur eine Hypothese.
Halte ich für unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, denn das würde geometrisch nicht funktionieren: Schneidenlagerung verlangt zwingend eine schnurgerade Berührlinie, damit es trotz der Drehbewegung beim Linienkontakt bleibt.
Hm, theoretisch würde ich zustimmen. Praktisch dürfte ein Linienkontakt aber selbst bei einer Neuanfertigung extrem unwahrscheinlich bzw. unmöglich zu sein. In der Praxis wird es sich bei mikroskopischer Betrachtung m.E. immer um einen Kontakt an zwei Punkten entlang der Längsrichtung der Schneide handeln.
Beste Grüße, Bernhard
P.S.: Wenn ich als Gedankenexperiment eine schnurgerade Schneide (unten) und eine in Längsrichtung konkave Wanne mit extrem hohem Radius (oben) annehme, dann liegt die Wanne auf beiden Enden der Schneide auf. Dazwischen ein Lichtspalt. Das würde sich dann doch in Längsrichtung der Schneide selbst zentrieren? Wie gesagt, alles hypothetisch.
sicher passt das in das Thema. Interessant aber auch hier, ob es eine Begrenzung in Längsrichtung der Schneide gibt. Die Fotos in dem verlinkten Thread lassen da für mich wenig bzw. gar nichts erkennen.
Falls du mit dem "exakt zur Ausgangsposition zurückkehrt" meinst, dass der Waagbalken wieder waagerecht steht, das ist hier nicht die Frage, sondern ob der Waagbalken in Längsrichtung der Schneide (= quer zum Waagbalken) mit der Zeit bzw. mehrfachen Wiegevorgängen "wandern" kann, oder nicht. Und wenn nicht, warum nicht.
Ok, Problem erkannt. Vor jedem Wiegevorgang wird der Waagebalken etwas angehoben (stabil gelagert um Gewichte aufzulegen etc.) und dabei auch gleich jedes mal zentriert. - .... das untere Lager etwas kippbar machen und mittels Feingewindeschraube so lange nachjustieren bis es "passt"... Also die Position nicht mehr wandert. Irgendwas selbstzentrierendes.
Die Pendelaufhängungen können nach der Darstellungen in "Das Pendel" von K. Giebel (vergl. dort Kapitel 20) folgendermaßen beurteilt werden:
Die folgenden Zitate aus der 2. Auflage 1951, S. 141 ff.
a) Schneidenlagerung
Vorteil u.a.: Festliegende Schwingungsachse, Pendel schwingt in einer Ebene: "Die Schneidenaufhängung ist nicht nachgiebig wie eine Pendelfeder, sondern starr. Auch liegen die beiden Schneiden sehr weit auseinander (bei Riefler etwa 40mm), was der Einhaltung der starren Drehungsachse sehr förderlich ist."
Nachteil: Abnutzung an der Berührungsstelle; das Lager muß vor Gebrauch erst sehr gut einlaufen und zeigt während dieses Einfahrprozesses ein instabiles Verhalten, da die Geometrie der Schneide sich verändert: "Wenn aber infolge der Abnutzung der Kreisquerschnitt (der Schneide, Anm.) in einen flachen elliptischen übergeht, so kann der Faktor q ( Beiwert in der Gleichung zur Bestimmung der Pendellänge, Anm.) sehr große Werte annehmen, sodaß die mathematische Länge und damit die Schwingungsdauer des Pendels während des Gebrauchs sich erheblich ändern kann." Dass Riefler mit der Schneidenlagerung dennoch "Dauererfolge" erzielen konnte, ist nach Darstellung im Giebel der Beachtung dieses Umstandes zu verdanken.
Insgesamt scheinen die Probleme nicht gering. Die Verschmutzung ist ein weiteres, wie von Euch schon erwähnt!
b) Pendelfeder
Vorteil u.a.. Preiswert, Belastung auf Zug anstatt wie bei Schneide auf Druck, einfache Möglichkeit der Isochronismus-Kontrolle
Nachteile: "...denn auch nur geringe Unterschiede in den Längen (der beiden Pendelfedern, Anm.) usw. rufen das gefürchtete Schaukeln (Pendelschlingern, Anm.) hervor (...) und beeinträchtigen die Zuverlässigkeit des Ganges. Weiter: "Die Feder hat (...) noch verschiedene Untugenden. Professor Bock (...) weist darauf hin, daß das Pendel außer der Grundschwingung noch Oberschwindungen macht, seitliche Bewegungen des oberen Stabendes um den Schwingungsmittelpunkt des Pendels. Diese Schwingungen sind sehr schnell (etwa 1/100 sec) und beeinflussen den Gang i.a. nur sehr wenig, können aber in Gemeinschaft mit den Störungen durch die Hemmung unangenehm werden.
Weitere Probleme: Wärmedehnung der Feder und sich ändernder Elastizitätsmodul, Materialermüdung.
Im Zusammenhang fand ich in Kapitel 21 (Isochronismus) hochinteressant:
"Es war in der Zeit, in der die Graham-Hemmung ihren Siegeszug in der Uhrentechnik vollendet hatte, als F. Berthoud (...) und (...) A.C. Rozé (...) auf den Vorzug der verachteten rückführenden Hemmung hinwiesen (...), in unserer Zeit setzt sich der Gedanke wieder durch, besonders für Kurzpendeluhren.
Also muss man die Korrektur des Isochronismus-Fehlers nicht unbedingt allein durch die Charakteristik der Pendelfeder bewirken. Beziehungsweise man muß bei einer Schneidenlagerung auch nicht notwendig eine zusätzliche Isochronismus-Kompensationsfeder anwenden. Vielmehr ist es sicherlich vernünftig, die diesbezüglichen Eingriffsmöglichkeiten der ohnehin schon vorhandenen Hemmung neu zu überdenken und diese in geeigneter Weise gestalten, zumindest auf dem Gebiet der klassischen mechanischen Uhrenentwürfe.
Anders sieht das in der Welt der Magnetpendeluhren aus, denn dort ist mir eine rückführende Hemmung durchaus nicht bekannt! So baute Bulle stattdessen tatsächlich eine Kompensationsfeder ein (wenngleich gut getarnt als Stromzuführung). Bei der einfachst gestrickten Brillié hat man darauf hingegen verzichtet. Die dahinterstehenden Philosophien tragen in sich den Charakter des Unentschiedenen. Man muss also weiter experimentieren - wenn man sich nicht sagen will: Wieviel Aufwand macht bei mechanischen und elektrischen Uhren klassischer Bauart noch Sinn im Angesicht der erreichten Präzision im Zeitalter der Atomuhren?
Zitat von tictacsaystheclock im Beitrag #24 So baute Bulle stattdessen tatsächlich eine Kompensationsfeder ein (wenngleich gut getarnt als Stromzuführung).
Es muß heißen: Bulle baute aufgrund des andersartigen Antriebskonzeptes (bewegte Spule) eine Stromzuführung zum Pendel ein -in Gestalt einer Feder. In welchem Umfang und ob überhaupt deren Direktionskraft zur Kompensation des Isochronismus-Fehlers beiträgt kann man nur vermuten. Soweit mir bekannt ist das jedoch nicht näher untersucht oder mit Meßdaten belegt worden.
Zitat von tictacsaystheclock im Beitrag #24 So baute Bulle stattdessen tatsächlich eine Kompensationsfeder ein (wenngleich gut getarnt als Stromzuführung).
Es muß heißen: Bulle baute aufgrund des andersartigen Antriebskonzeptes (bewegte Spule) eine Stromzuführung zum Pendel ein -in Gestalt einer Feder. Martin
In der Bulle gibt es zwei Wendelfedern: a) eine führt den Strom zur Gabel und hat keine Kompensationswirkung. b) die Kompensationsfeder. Ihre Spannung hat starke Auswirkung auf den Gang.
Außerdem noch eine Spiralfeder, die eine leitende Verbindung zum Pendel bewirkt. Auch ohne beabsichtigte Kompensationswirkung.
Zitat von tictacsaystheclock im Beitrag #25In welchem Umfang und ob überhaupt deren Direktionskraft zur Kompensation des Isochronismus-Fehlers beiträgt kann man nur vermuten. Soweit mir bekannt ist das jedoch nicht näher untersucht oder mit Meßdaten belegt worden. Martin
Ist es. Sogar in diesem Forum :-)
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11.07.2023 19:40
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Also die Position nicht mehr wandert.
