Heute ist die hier angekommen. Es handelt sich um ein Japy 8-Tage Werk mit Halbstundenschlag (Schloßscheibe) und einer Plattformhemmung, nämlich Zylinderhemmung mit monometallischer Unruhe. Läuft offenbar dennoch recht genau, seit vielleicht vier Stunden mit weniger als 1 Minute Gangabweichung (also nicht wirklich messbar, Sekundenzeiger gibts ja nicht). Das Ziffernblatt ist makellos, wenn man von der beriebenen Verkäufersignatur absieht, die offenbar nachträglich aufgebracht wurde.

Der Quecksilberfaden des Thermometers ist vermutlich transportbedingt gerissen und hatte bei Ankunft eine Lücke von fast 10 mm. Da die Messingplatte des Thermometers genagelt ist, läßt es sich auch nicht einfach abnehmen. Senkrecht stellen und gelegentliches geduldig ausdauerndes leichtes (!) "Schnippen" am Reservoir mit einem Fingernagel hat die Lücke mittlerweile auf ca. 1 mm schrumpfen lassen, so dass ich zuversichtlich bin, dass auch diese verbleibende Lücke bald geschlossen ist. Falls nicht, werde ich mit etwas Kältespray nachhelfen, denn die Skala beginnt kurz oberhalb des Reservoirs bei -10°C. Dabei muss man darauf achten, dass die Abkühlung möglichst langsam erfolgt, damit das Glas nicht unter thermischer Spannung reißt. Vielleicht versuche ich daher zunächst die Tiefkühltruhe aus, wobei allerdings die Uhr darin nicht stehen kann. Eine blöde Idee wäre, was die "Schwarmintelligenz" gerne verbreitet, nämlich Erhitzen, bis sich die Fäden oben vereinigen. Denn wie alle Flüssigkeiten ist Quecksilber praktisch nicht kompressibel und schon 1°C zu viel würde das Kapillarrohr regelrecht sprengen. Zwar haben manche Thermometer am oberen Ende der Kapillare eine Erweiterung, dieses jedoch nicht.

Das Barometer scheint auch gut zu funktionieren (Plastiktütentest).

Das Werk läuft zwar gut, aber Ölnebel auf der Rückseite des Ziffernblattes läßt vermuten, dass vergangener "Service" eher "kostenbewußt" erfolgte (Sprühöl) *lol* . Also ausbauen, zerlegen, reinigen und ölen, dann ist die Uhr wieder für mindestens 10 Jahre gerüstet.

Die Uhr macht mir gerade total viel Freude, sie ist so schön anzusehen, vom Design her ungewöhnlich und in der Ausführung hochwertig. Und der Preis? "Peanuts", da bekommt man gerade mal eine Hotelübernachtung für 2 in einem besseren Hotel an der Ostsee. Ohne Frühstück.

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Ein Eiswürfel ans Thermometerende könnte helfen

Hi Oggy,

da bin ich eher ein Schisser und habe Angst das Glas so lokal, nämlich praktisch punktuell, "schock zu frosten". Ist vermutlich völlig übertrieben, ich weiß. Nicht weil ich Angst vor Quecksilber habe, sondern weil dieses Thermometer unwiederbringlich wäre. Ein modernes Thermometer mit farbigem Alkohol anstelle von Quecksilber wäre für mich völlig inakzeptabel. Dass das Original noch vorhanden und intakt ist, war für mich mit kaufentscheidend.

Im Moment neige ich zur Tiefkühltruhe (langsames und gleichmäßiges Abkühlen des Glases), wobei die Truhe auf die Seite gekippt ist, damit die Uhr senkrecht in der Schublade stehen kann ... clown.gif - Bild entfernt (keine Rechte)

Im Ernst, notfalls löse ich die Messingplatte mit der Kapillare behutsam ab und dann kommt die senkrecht stehend in die Tiefkühltruhe. Aber erstmal sehen, ob sich das Problem nicht in Wohlgefallen auflöst. Denn zwischen den Fäden kann ja keine Luft sein, sondern allenfalls eine reine Quecksilberdampfatmosphäre. Dass die Lücke überhaupt Bestand haben kann ist wohl der extrem hohen Oberflächenspannung zwischen Quecksilber und Glas geschuldet.

Klingt vielleicht etwas rustikal, aber das haben wir früher bei den alten Quecksilber-Fieberthermometern gemacht: Schütteln. Also mit Hilfe der Fliehkraft so "schleudern", daß der obere Quecksilberfaden Richtung "Kugel" gedrückt wird. Natürlich aufpassen, daß man dabei nicht an irgendeinen Gegenstand anstößt. Nicht nur, daß das Thermometer dann kaputt war, man mußte sich dann auch noch um die Entsorgung des Quecksilbers kümmern, denn die Dämpfe davon sind bekanntlich sehr giftig.
Versteht sich von selbst, daß dazu das Therm. ausgebaut werden müßte, um nicht die ganze schöne Uhr rumschleudern zu müssen.

Hi Micha,

so ähnlich habe ich es gerade geschafft. Obwohl die Lücke wieder größer geworden war, also vielleicht doch Luft zwischen den Fadenteilen war.

Da ich logischerweise nicht die ganze Uhr schütteln wollte, habe ich zuächst die genagelte Messingplatte mit der Kapillare abgelöst. Mit Hilfe eines Gehäusemessers (also mit stumpfer polierter "Schneide"), immer abwechseld an den vier Ecken, bis alle Nägelchen raus waren, und ohne die Messingplatte auf Biegung zu beanspruchen. Und dann das Messingplattchen mit der Kapillaren auf einem Stapel Papier (bin noch im Büro) vorsichtig aufgestupst. Zunächst war es widerspenstig, Teile des oberen Fadens lösten sich, vereinigten sich aber wieder mit dem oberen Teil, anstatt mit dem unteren. Aber irgendwann hat sich der Faden insgesamt zur Wiedervereinigung entschlossen, yuhu.

Politurränder um das Messingplättchen mit einem feuchten (nicht nassen) Tuch abgerieben und das Thermometer wieder montiert. Dabei die Nägelchen mit dem Gehäusemesser eingedrückt, nicht etwa gehämmert.

Alles gut, Thermometer heile geblieben und jetzt ohne Lücke im Faden

P.S.: Selbstredend ist mir ein Nägelchen auf den dunklen Büroteppichboden gefallen. Glücklicherweise waren die Angestellten schon im Feierabend, wenn die mich da herum kriechen gesehen hätten ... *lach*

Zitat von Bernhard J im Beitrag #5

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Selbstredend ist mir ein Nägelchen auf den dunklen Büroteppichboden gefallen. Glücklicherweise waren die Angestellten schon im Feierabend, wenn die mich da herum kriechen gesehen hätten ... *lach*

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