Zitat von kugellager im Beitrag #15

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Hallo, da muß ich einschreiten.
Mit Fliehkraft hat das gar nichts zu tun.
Das Schwingsystem ist ein Feder-Masse-System. Da aber hier die Masse eine Drehmasse ist, ist das Trägheitsmoment ausschlaggebend für die Frequenz. (neben der Steifigkeit der Feder)
Hier wird also mit den Schrauben das Trägheitsmoment verstellt.

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Ich versuche mal zu erklären.
Eine Zentrifugalkraft entsteht, wenn eine bewegte Masse einen Richtungswechsel erfährt.
Wenn man die Unruhe in ihre einzelnen Elemente zerlegt (Schraube, Reif, Reifsegment oder auch bis zum Atom), dann macht kein Element eine lineare Bewegung, sondern eine Drehbewegung um die Drehachse.
Deshalb wirkt an jedem Element die Fliehkraft, welche radial von der Drehachse fortweist. Diese Fliehkraft kann höchstens die Reibung im Lager erhöhen. Deshalb ist eine Unruhe auch möglichst ausgewuchtet. Das heißt, diese Kräfte heben sich gegenseitig auf, und es gibt keine Resultierende. Diese Unruhe hat dazu vier Schrauben, welche zuerst zum Auswuchten dienen, dann aber paarweise zur Regulierung. Es gibt zwei lange Schrauben(für große Regulierschritte), , und zwei Kurze (für kleine Schritte). Eigentlich handelt es sich bei dem Bild um Muttern.
Beim Regulieren werden die Muttern paarweise verstellt, damit ändert sich zwar auch die Fliehkraft, weil der Radius der Masse sich ändert, allerdings heben sich die zwei Kräfte auf, da sie in entgegengesetzte Richtungen weisen.
Ändern tut sich auch das Trägheitsmoment, das ist der Widerstand den eine Drehmasse einer Drehbeschleunigung entgegensetzt. Je näher die Massenelemente an der Drehachse sind, desto weniger Kraft / Moment wird für die Drehbeschleunigung gebraucht, und umgekehrt. Bei jeweils gleicher (statischer) Gesamtmasse.
Bei einem Feder-Masse-System bestimmen bei linearer Bewegung die Federsteife und die bewegte Masse die Eigenfrequenz, bei einer Drehbewegung die Federsteifigkeit, jetzt aber die Drehsteifigkeit, und das Massenträgheitsmoment um die Drehachse.
Nennen würde ich diese Regulierung eine Trägheitsmomentregulierung. (also eine Regulierung über das Trägheitsmoment)

Es gibt selbstverständlich Fliehkraftregulierungen bei zum Beispiel Dampfmaschinen, Grammophonen, Wählscheiben von Telephonen, usw.
Bei solchen Reglern könnte man durch radiales Verstellen von Schrauben die Drehzahlen regulieren, das wäre dann eventuell eine Fliehkraftregulierung. Hier spielt aber Drehzahl und Fliehkraft eine Rolle, und nicht Eigenfrequenz. Das ganze kann man jetzt noch auf Fliehkraftkupplungen erweitern. Da kann durch ein radiales Verstellen von Schrauben die Eingriffsdrehzahl oder das übertragbare Moment beeinflusst werden.
Bei diesen Regelungen bzw. Kupplungen macht die Fliehkraft etwas, und dazu muß es verschiebbare Massen geben.

Das ist vielleicht etwas verwirrend und kompliziert ausgedrückt, aber besser kann ich es nicht. Außer ganz ausführlich, aber dann auch sehr lang und damit langweilig.

...ich finde es gut beschrieben!
Will nur mit anmerken, dass natürlich eine Fleihkraft am Umfang/ Schrauben entsteht, die unbedingt zu kompensieren ist, wie z.B. durch entsprechend steifes Material.
Ein "Problem" kann die Fliehkraft bei großen offenen Unruhen sein, wie z.b. bei Marinechronometer. Das zeigt sich dann als Phänomen, dass die Uhr bei Vollaufzug nachgeht und bei nachlassender Energie vorgeht.

Im Übrigen "sehen" wir bei solchen Unruhen (Rolex usw.) die Masse. Natürlich ist bei jeder anderen Unruh (Reif) eine Veränderung des Gewichtes am Umfang wirksam. Gute alte Taschenuhren haben auch Regulierschrauben, fallen bloß nicht auf, wie bei Rolex & Co.

LG Thomas

Ich wollte jetzt gerade schreiben (ernsthaft):
Und jetzt kommt mir bitte keiner, der darauf hinweist, wenn man den Unruhreif aufschneidet, am Ende eine große Masse anbringt, dann biegt sich der Reif auf, die Massenträgheit wird größer, die Eigenfrequenz wird kleiner. Das wäre eine Fliehkraftregulierung, das ist richtig.
Aber das ist bei Uhren nicht gewünscht.

Warum? Den Gedanken gab es schon. Es gab viele Irrwege in der Geschichte der Uhrmacherei.

Gruß
Norbert

Zitat von nobrett im Beitrag #21

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Warum? Den Gedanken gab es schon. Es gab viele Irrwege in der Geschichte der Uhrmacherei.

Gruß
Norbert

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@kugellager

Danke, jetzt verstehe ich den Unterschied - gut beschrieben!

Gruß hermann