Hallo.

Vorgeschichte: Ich bin gerade dabei den Chronokloben (das ist ein Kloben, ich weiß dass man das Ding eigentlich Brücke nennt, habe aber noch nicht verstanden warum) eines Armbanduhrchronographen nachzubauen. Die Koordinaten der Lochmittelpunkte habe ich mithilfe des USB Mikroskops auf meiner Portalfräse gemessen. Dabei habe ich ein Rauschen von etwa 4/100stel mm. Heute ergab sich die Gelegenheit, bei einem Bekannten mit seinem Leitz Messmikroskop eine Messreihe zu machen. Das ist schon viel besser, das Rauschen lag nur noch zwischen 1/1000stel mm und 14/1000stel mm. Die Abweichung der gemittelten Werte von meiner Methode und dem Messmikroskop liegt zwischen 0,016 und 0,025mm, also im Bereich weniger Hundertstel. Das ist jetzt noch der Entwurf, die Fertigung ist dann ein separates Thema. Wenn man sich mit sowas beschäftigt, dann macht man sich ja weitere Gedanke zu dem Thema. Irgendwann will ich ja vielleicht mal ein Uhrwerk bauen.

Daher meine Frage: wie genau müssen die Achsen bei einem sagen wir mal 10.5 linigen Armbanduhrwerk sitzen, damit das Räderwerk ohne Veränderung der Räder noch sauber läuft? Wenn man eine Platine oder Räderwerksbrücke anfertigt, welche Toleranz ist hier noch vertretbar? Ab wann ist mit hakeln und unsauberem Lauf zu rechnen? Mir fehlen für die Beantwortung leider noch die theoretischen Grundlagen.

Würde mich sehr freuen wenn jemand Licht in Dunkel bringen könnte.

Gruß
Norbert

... eine interessante Frage, deren Antworten mich auch interesseren würden ...

LG

Ralf

... übrigens habe ich mal gelernt, dass man von einem Kloben spricht, wenn dieser nur einen Befestigungspunkt hat, von einer Brücke hingegen, wenn diese zwei oder mehr Befestigungspunkte hat ...

Weshalb man beim Chronographen, von dem Kloben für Chronozentrumsrad und Minutenzählrad von einer Brücke spricht, verstehe ich auch nicht wirklich.

LG

Ralf

Zitat von nobrett im Beitrag #1

---

Daher meine Frage: wie genau müssen die Achsen bei einem sagen wir mal 10.5 linigen Armbanduhrwerk sitzen, damit das Räderwerk ohne Veränderung der Räder noch sauber läuft? Wenn man eine Platine oder Räderwerksbrücke anfertigt, welche Toleranz ist hier noch vertretbar? Ab wann ist mit hakeln und unsauberem Lauf zu rechnen? Mir fehlen für die Beantwortung leider noch die theoretischen Grundlagen.

Würde mich sehr freuen wenn jemand Licht in Dunkel bringen könnte.

Gruß
Norbert

---

Hallo.

Die Randparameter hatte ich ja genannt: 10,5 liniges Armbanduhrwerk. Damit ist die Größenordnung von Rädern, Trieben und Zapfen genannt. Die Fertigungsqualität der Werkelieferanten kann ich nicht definieren, ich gehe von üblicher Industriequalität aus, wie sie z.B ETA und Sellita liefern.

Das mit dem Eingriffszirkel kann ich ja mal probieren um ein Gefühl für die Sache zu bekommen. Messen und in Zahlen fassen kann ich das aber so nicht beonders gut. Das wäre aber schon das Ziel, damit ich das fertige Werkstück vermessen und so beurteilen kann, ob meine Methoden ausreichend, gut oder nicht ausreichend sind, um sie dann ggf. zu verändern und zu verbessern.

Klassische Uhrmacherei mit Eingriffszirkel und Planscheibe hat nicht das Problem alles in Zahlen fassen zu müssen, wie es CAD Herstellung mit sich bringt.

Wo sind denn hier die Industrieuhrmacher, die das ja wissen müssten?

Gruß
Norbert
* der jetzt fräsen geht, Versuch macht kluch *

Bei einem Chrono-Kloben (nenne ich schon immer so) ist das unkritischer als bei Rädereingriffen, denn beim feinzahnigen Chr-Zentrumrad ist der Eingriff einstellbar. Schlimmstenfalls steht deine Welle schief und der Zeiger tanzt auf und ab.

Bei Trieb/Radeingriffen, auch noch 10 1/2 lin., sollte m.M (ohne das weiter begründen zu können) 1/100 schon eingehalten werden können. Messbar aber sind sicher Toleranzen von 1-3/100, wenn verschiedene gleiche Werke geprüft werden.

Als Belohnung für die bisherigen Beiträge zeige ich mal meinen aktuellen Zwischenstand. Der erste Prototyp ist fertig. Die Senkung für den Schraubenkopf fehlt noch, die Steinlöcher sind noch unbesteint und er ist noch nicht finissiert, aber er liess sich auf Anhieb spielfrei aufs Werk stecken. Da bin ich doch schon reichlich zufrieden:



Zurück zum Thema:

Zitat von praezis im Beitrag #6

---

Messbar aber sind sicher Toleranzen von 1-3/100, wenn verschiedene gleiche Werke geprüft werden.

---

Zitat von praezis im Beitrag #6

---

Bei Trieb/Radeingriffen, auch noch 10 1/2 lin., sollte m.M (ohne das weiter begründen zu können) 1/100 schon eingehalten werden können.

---

Sauber, wenn die Stellstifte auf Anhieb passen, ist das schon 'ne Leistung!

Bei industriell auf einer CNC produzierten Teilen würde ich von einer Abstandstoleranz der Bohrungen zueinander von besser 0,01 ausgehen.
+-5 µ ist da als Positionstoleranz sicher machbar. +- 3µ auch kein Hexenwerk.

0,02 oder gar 0,04 ist viel zu schlecht.
Man kann sich das ja auch leicht ausrechnen.
Positionstifte haben etwa eine Übergangspassung von + -0,5µ
Ein Stift mit 0,01mm Spiel wackelt gefühlt.
Wenn dann der Abstand schlechter als 0,01 nicht passt, kann man einen Kloben nicht montieren.

Zitat von nobrett im Beitrag #7

---

Don, falls Du hier mitliest, kannst Du dazu etwas sagen? Wie hast Du das gemacht?

---

@Don: Super, danke. Kanonenbohrer scheinen sowieso ein Geheimtip für präzises Bohren zu sein, davon lese ich nicht zum ersten Mal. Muss ich unbedingt mal ausprobieren. Die Dixi Seite mit den Schnittdatentabellen ist auch sehr interesssant. Jetzt muss ich nur noch herausfinden wie man da Werkzeug kaufen kann und ob es in meinem Budget liegt.

@Mikromeister: Hmm, mein Kloben wackelt nicht, sondern lässt sich mit etwas Kraft auf die Platine stecken. Dann müsste ich ja besser als 0,01 liegen? Das glaube ich kaum, das wäre ein absoluter Glückstreffer, denn das war der erste Versuch und da ist noch nichts angepasst. Wenige Hundertstel halte ich für realistisch und für den ersten Versuch schon gut, aber besser als ein Hundertstel??

Damit es noch geschmeidiger wird wollte ich die Stellstifte beim nächsten Versuch im Durchmesser 0,05mm dünner machen. Und wie Frank ja schon sehr richtig schrieb, ein Chronokloben ist nicht unbedingt eine Herausforderung, weil man alles schön einstellen kann.

Ich mache demnächst mal das Experiment mit dem Eingriffszirkel und berichte dann.

Danke und Gruß
Norbert

Zitat von nobrett im Beitrag #11

---

Jetzt muss ich nur noch herausfinden wie man da Werkzeug kaufen kann und ob es in meinem Budget liegt.

---