Ich habe vor einigen Monaten durch Zufall einen Unruhmax bekommen. Dachte ich hätte verstanden wie das Ding funktioniert und habe versucht die U-Welle damit auszuschlagen. Der Unruhreif bzw. die Schenkel war anschließend äusserst stark verbogen.
Kann bitte jemand erklären wie man damit arbeitet.
ZitatKann bitte jemand erklären wie man damit arbeitet.
Am besten überhaupt nicht, als Ungeübter in solchen Arbeiten garnicht. Warum ist der Unruhreif wohl so stark deformiert worden? Weil die Vernietung eben nicht abgeplatzt ist, sondern die Vernietung hat sich durch den Unruhreif hindurchgequetscht, die Bohrung beschädigt und den Reif über die verbogenen Schenkel deformiert. Schade um die Unruh.....
ich habe dieses Werkzeug nie selbst benutzt, aber nach dem was ich darüber gelesen habe, sollte man am besten gar nicht damit arbeiten. Aber vielleicht hilft Dir dieser Beitrag hier weiter?
Man kann den Unruhmax anwenden wenn es sich um eine Steckwelle handelt (Form 2 nach Flume). Bei vernieteten Wellen dreht man den Auflageteller ab und schlägt die Welle in Richtung Vernietung aus dem Reif. Auch da könnte man den Unruhmax einsetzen. Der Vorteil des Unruhmaxes besteht ja in der äußeren Hülse, die mit Federkraft auf die Unruhschenkel drückt und damit einer Verformung der Schenkel entgegen wirken soll. Er kann aber nicht verhindern, das die Vernietung die Bohrung aufweitet wenn man sie durchtreibt. Im günstigsten Fall passt dann die neue Welle nicht und lässt sich entweder gar nicht oder nicht zentrisch vernieten.
Den Unruhmax durfte ich im Meisterkurs kennenlernen. Ich mag ihn nicht, habe mich aber mit dem Werkzeug arrangiert. Der Trick ist: man muß wirklich kräftig draufhauen, da mußte ich mich richtig überwinden. Gottseidank hatte ein Kollege aus dem Kurs eine Schachtel voller Unruhen zum Üben.
Viele Grüße
Kurt
PS: Jetzt beschäftige ich mich nur noch mit Großuhren, da brauche ich den Unruhmax nicht mehr.
das Abdrehen des Unruhtellers habe ich in einem Seminar gelernt. Es ist aber garnicht so einfach, dreht man zu wenig ab, verzieht sich die Unruh, dreht man zuviel ab, sind die Unruhschenkel ebenso geschädigt. Der große Nachteil dieser Methode ist aber, daß man die U-Welle nicht mehr zu Mess- oder Vergleichszwecken anhalten kann, somit nur sinnvoll, wenn man eine genau passende Ersatzwelle hat.
Ganz rechts im Bild ist das letzte Ringchen, das beim Ausschlagen übrigbleibt.
Jetzt benutze ich den Platax-Nachbau, der hier im Beitrag # 147 vorgestellt ist. Das Werkzeug wurde in Furtwangen kontrovers diskutiert, die einen waren begeistert, die anderen lehnen das ab, mit der Begründung, daß trotzdem die Aufnahmebohrung im U-Schenkel geweitet wird. Das stimmt sicherlich. Ich drehe die Wellen selbst, und passe den Unruhansatz entsprechend an. Dafür bleibt die ursprüngliche Welle erhalten, und kann immer als Lehre verwendet werden.
Ich denke, bei so komplexen Arbeiten muß jeder seinen Weg finden, mit dem er zurechtkommt.
Ich habe mit dem Unruh- Max nur sehr gute Erfahrungen gemacht.Wichtig dabei ist dass man die Unruh in eine möglichst genau passende Bohrung mit nur ganz wenig Spiel legt.Ich habe letztes Jahr bei drei Omegauhren ( 2 Armbanduhren Kaliber 30T2 und eine Taschenuhr Kaliber 40.6) die Uhnruhwellen getauscht und alle 3 Unruhen sind nach Anwendung des Unruh-Max traumhaft rundgelaufen. Beste Grüsse Mario
Zitat von Zeitspecht im Beitrag #7Ich habe mit dem Unruh- Max nur sehr gute Erfahrungen gemacht.Wichtig dabei ist dass man die Unruh in eine möglichst genau passende Bohrung mit nur ganz wenig Spiel legt.Ich habe letztes Jahr bei drei Omegauhren ( 2 Armbanduhren Kaliber 30T2 und eine Taschenuhr Kaliber 40.6) die Uhnruhwellen getauscht und alle 3 Unruhen sind nach Anwendung des Unruh-Max traumhaft rundgelaufen. Beste Grüsse Mario
Hallo Mario,
da hast Du bisher einfach Glück gehabt. Das Aussuchen einer Bohrung ohne Spiel hilft leider rein garnichts. Das wird deutlich, wenn Du das Bild aus dem von Sigi zitierten Beitrag genau ansiehst.
Gruß, Frank ______________ Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service PCZW - PC Zeitwaage der Profis
Hallo Frank! Ich tausche schon 30 Jahre lange Unruhwellen und verwende seit Anfang an den Unruh-Max.Sollte ich einmal damit eine schlechte Erfahrung machen werde ich die Sache neu überdenken. Am ehesten bei ganz alten Unruhwellen hätte ich da bedenken weil der Nietansatz da oft höher ist und da dann wirklich eine gewisse Gefahr für den Unruhreif entsteht. Beste Grüße Mario
Hallo Mario, was die Praxis des UW Ersatz betrifft, so kann ich gut 10 Jahre mehr anbieten. Dennoch habe ich nie ohne Vorarbeit eine vernietete UW mit dem Unruhmax oder anderem Werkzeug durch den Reif getrieben. Das Material des Reifs ist in der Regel immer weicher als das Material der UW. Daraus folgt unabdingbar eine Erweiterung der Bohrung beim Ausschlagen, sofern man die Vernietung nicht vorher entfernt hat. Daran kann auch das beste Werkzeug nichts ändern. Es mag Ausnahmen geben, wenn die Vernietung nur ganz schwach ausgeführt wurde. Das kann man aber zuvor nicht einschätzen. Deshalb verbietet sich diese Arbeitsweise von selbst. Viele Jahre war es üblich und auch meine Arbeitsweise, die Vernietung auf der Drehbank zu entfernen. Der Erfolg war nicht immer gewährleistet und die Gefahr in den Reif zu drehen oder zu wenig zu entfernen war groß. Seit vielen Jahren drehe ich den Teller ab und kann diese Arbeitsweise nur jedem empfehlen. Ich drehe grundsätzlich mit VHM und Support, da geht die Gefahr in den Reif zu drehen gegen Null und der Reif bleibt beim anschließenden Ausschlagen der UW in Richtung Vernietung absolut unbeschädigt. Die relevanten Maße wie untere Höhe ermittle ich natürlich vorher an der Welle sofern die Maße nicht laut Liste für das Kaliber zur Verfügung stehen und die Welle angefertigt werden muß.
Ich hatte das "Glück", schon ziemlich am Anfang mit dem Unruhmax einen Steg gründlich zu ruinieren, Der Schock hält bis heute, Unruhmax liegt in der Schublade und ab und zu freue ich mich an seiner feinen Ausführung - aber mehr nicht.
Gruß, Frank ______________ Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service PCZW - PC Zeitwaage der Profis
Ich finde das Thema mit den verschiedenen Auffassungen hier sehr interessant und kann einiges aus den Beiträgen mitnehmen. Die ersten Jahre habe ich wegen mangelnder Erfahrung nur komplette Unruhen getauscht. Auch hierbei gab es schon einmal böse Überraschungen, dass eine Unruhe, obwohl original und neu, nicht passte. Selten aber immerhin möglich. In den letzten Jahren fehlt es an Unruhen für ältere Uhren. Ich kam also an den Wechsel der UW nicht mehr vorbei. Alles was hier geschrieben wurde, habe ich erlebt. Und der Misserfolg, den ich am Anfang selbstverständlich auch hatte, liegt einem wirklich lange schwer im Magen. Ich habe so gearbeitet, wie Mario es in etwa beschrieben hat, nur ohne Unruhmax. Als ich den ersten Misserfolg hatte, indem ich einen vernietete UW heraus gedrückt habe, habe ich alles reichlich vergeigt. Die Schenkel verbogen und die Bohrung erweitert. Letzteres habe ich zuerst nicht begriffen. Wenn ich heute nach Jahren in die Schachtel mit dem Longines - Werk sehe, ist mir immer noch schlecht und ärgere mich kräftig über mich selbst. Man lernt eben nie aus!
Ich habe auch viele UW reparieren können, obwohl meine Methode noch immer zu optimieren ist, wie ich hier lesen kann. Da ich wieder einige Uhren hier liegen habe, wo die UW gewechselt werden muss, konnte ich einiges für die zukünftigen Arbeiten lernen. Seit erst ca. 3 Jahren habe ich eine Drehbank und die Arbeit daran wieder auch immer besser. Dass ich noch einmal eine vernietete UW durchdrücke, wird mir sicherlich nicht noch einmal passieren.
Vielen Dank an die Profis für die lehrreichen Ausführungen hier.
Ich hätte da noch eine Frage zum Entfernen der Vernietung auf der Drehbank. Was ist denn so schlecht daran wenn man zu viel abdreht, also auch noch etwas von der Oberfläche der Unruh mit entfernt. Ist das nicht nur ein optisches Problem?
ich denke, daß sich beim Eindrehen in die Schenkel insbesondere die offenen, bimetallischen Unnruhen verziehen können. Dann kommt noch das Problem mit der Reglage: Durch den Gewichtsverlust könnte man bei Unruhen ohne Schrauben schnell Bereiche erreichen, in denen man mit dem Rücker nicht mehr regulieren kann. Sind aber nur meine laienhaften Vorstellungen.
Wenn das Loch auf einer Seite ein wenig angefressen oder ausgefranst ist … erhöht sich das Risiko dass die UW nicht 100% senkrecht zum Schenkel kommt ; auch muss man dann die neue UW mit mehr Gewalt vernieten … etc.
Ich habe auch schon Unruhen so verhunzt, aber auch schon einige Mal mit Erfolg gemaxt.
Heute drehe ich ab und/oder verwende lieber den Platax (da kann man die Unruheschenkel vor dem Schlagen fest pressen).
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22.01.2017 21:58
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