Hallo zusammen,

ich hatte das Glück eine sehr gut erhaltene und recht gut ausgestattete Lorch LL Drehbank zu erwerben, welche auch nicht aus verschiedenen Stücken zusammengesetzt wurde, sprich alle Komponenten tragen die gleiche eingeschlagene Seriennummer. Mittlerweile habe ich den Originalmotor und das Zwischengelege gegen einen neuen Motor mit FU-Ansteuerung ersetzt. Der Originalmotor hatte knapp 300W bei 2000 U/min. Der neue Motor hat etwas über 350W und schafft 3000 U/min.



Um den alten verschlissenen und für den neuen Motor zu kurzen Riemen zu entfernen, musste ich den Spindelstock komplett zerlegen, was gut funktioniert hat. Die Gleitlager schienen mir alle in einem sehr guten Zustand, ebenso wie das Axial-Kugellager. Dann also den Riemen getauscht, alle Lager gereinigt und neu abgeschmiert und wieder zusammengebaut. Ich habe mir große Mühe gegeben, das Lagerspiel so gut wie möglich einzustellen, so dass eben geradeso kein Spiel mehr zwischen Spindel und loser Konushülse feststellbar war.

Die ersten Probeläufe verliefen im Grunde auch problemlos, jedoch habe ich eine Frage zur Erwärmung der Spindelstock-Gleitlager: Wenn ich die Spindel ca. 1-2 Minuten bei 2000 U/min laufen lasse, wird das rechte Gleitlager ein ganzes Stück wärmer (ca. 40-45°) als das linke (ca. 35°C). Ich habe bisher absolut keine Erfahrung mit dieser Art Uhrmacherdrehbänken und habe bisher nur auf größeren Maschinen gearbeitet. Daher die Frage, welche Temperaturen hier normal sind (bei Einhaltung der herstellerseitig max. vorgegebenen Drehzahl!) und bei welchen Temperaturen man lieber nochmal Spindelspiel und/oder Lagerschmierstoff überprüft. Als Schmierstoff verwende ich übrigens Gleitbahnöl VG68. Da gibt es evtl. geeigneteres, aber was anderes habe ich gerade nicht zur Hand.



Vielen Dank schonmal.

Gruß
Johannes

Hallo, also ich finde eine Erwärmung bei genannter Umdrehungszahl absolut nich ungewöhnlich. Auch meine Lorch verält sich da nich anders. Ich kann mir das logischerweise durch eine temperatur bedingte Ausdehnung der Spindel erklären...Fragt sich eigentlich nur, wofür werden derart hohe Umdrehungszahlen überhaupt
benötigt??
Lg

Uhrmacherdrehbänke waren für 4000 bis 5000 U/min ausgelegt. 2000 U/min im Leerlauf sollten also kein Problem sein. Ich vermute, daß die Gleitlager zu stramm eingestellt wurden. Wenn sie kalt sind müssen sie sich leicht drehen lassen. Durch die leichte Erwärmung im Betrieb und der daraus folgenden Ausdehung der Spindel wird das Spiel auf nahezu null reduziert. Wenn es vorher schon praktisch Null ist, fängt es an zu klemmen.

Bei meiner WW-Drehbank erwärmen sich die Lager auch bei längerem hochtourigen Betrieb nur kaum merklich.

Die hohen Drehzahlen werden für das Drehen oder Bohren kleinster Durchmesser gebraucht.

Wenn Du die Schmierstoffempfehlung, die sicherlich aufzutreiben ist studierst, wirst Du da ca. VG10 und nicht VG68 finden.
Dein Spindelöl ist zu dick.
Andererseits ist eine Erwärmung auf 45° überhaupt kein Thema und so lange muss dich das falsche Öl auch nicht stören.

Welfacks Behauptung dass die Lager bei Erwärmung klemmen ist falsch.
Ein guter Konstrukteur hat die Erwärmung berücksichtigt und den Druckwinkel der kegeligen Gleitlager so berechnet, dass sich Längen- und Durchmesseränderung genau kompensieren.
Trotzdem ist es nicht von Schaden, die Lagerluft auch bei Betriebstemperatur zu kennen.
10 bis 30µ scheinen mir gut.
Wenn die Welle läuft ist das dann spielfrei bei guter Steifigkeit und sehr guter Dämpfung.

Hier im Forum wurde das Thema Öl für Uhrmacherdrehbänke schon behandelt.
Wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, kann ein falsches Öl bereits nach einer Minute Betrieb zu sehr heißen Lagern führen. Nimmt man jedoch ein sehr dünnflüssiges Öl für schnell laufende Maschinen (Spindelöl), werden die Lager nur lauwarm.

Roland

Hallo zusammen,

Ja, da muss ich mich mal zu Wort melden ;-)

Ich habe noch ein paar Fläschchen von dem hier zum Selbstkostenpreis abzugeben:

Mobil Velocite Oil No. Reihe No 3

ISO Viskosität Klasse 2
Viskosität, ASTM D 445
mm²/s bei 40ºC 2,1
mm²/s bei 100ºC 0,95
TAN, ASTM D 974, mg KOH/g 0,06
Kupferkorrosion, ASTM D 130, 3 Std. bei 100ºC 1A
Korrosionsschutz, ASTM D 665, Destilliertes Wasser Erfüllt
Pourpoint, ºC, ASTM D 97 -36
Flammpunkt, ºC, ASTM D 92 84
Dichte bei 15ºC, ASTM D 4052, kg/L 0,802

Meine Erfahrung: fast keine Erwärmung
Wer hier noch Erfahrungen mit dem Öl hat, bin ich um Feedback fü rdie anderen dankbar.
Ich nehme es für sehr viele Gelegenheiten her, da die Adhäsion sehr gut ist.

Bei Interesse bringe ich nach Furtwangen ein paar Flaschen mit (wenn ich's diesmal schaffe ).
Gern PN an mich.
LG

Ich verwende das Öl auch als Spindelöl und bin sehr zufrieden damit.
Für mich kannst Du noch ein Fläschchen nach Furtwangen mitnehmen.

lg Christian

Bin auch fündig geworden. Danke für die Rückmeldungen und ganz besonders Pascal für das Öl .

Gruß
Johannes

Knapp über 40° sehe ich als normale Betriebstemperatur an und das würde mir keine Sorgenfalten bereiten.
Ich habe eine Vental sowie eine Boley und seit kurzem eine Lorch KD50 im Einsatz. Bei allen habe ich nach 10-15 Minuten Laufzeit grob geschätzt auch etwa 40° und das bleibt dann stabil.

Unter http://www.s1p.de/05_w/wzg/Kataloge/Betr.../fr_betrkd.html gibt es eine Betriebsanweisung mit Schmiervorschrift sowie eine Schmierstofftabelle.
Diese findet Ihr links unter der zweiten abgebildeten Maschine (KD50) und dann rechts auf den Seiten 6 und 11. Beim Stöbern findet man da auch noch andere ganz nützliche Hinweise.

Gruß
Bernd

Also ich mache mir das mit Erfolg relativ einfach. Was im Auto, unter teils höchster Belastung, einen Motor mehrere 100000 Km am Leben erhält, kann bei einer ähnlichen Werkstoffkombination in einer Drehmaschine nicht schlecht sein. Ich verwende niedrigviskoses Motoröl (ab 5W 40 abwärts). Vor jeder Inbetriebnahme einige Tropfen aus der Spritze und alles ist gut. Die Erwärmung ist auch bei einem Wert von ca. 40 ° Celsius mehr als normal (nehmt doch mal wieder das Auto als Maßstab- Verschleiß bei Betriebstemperatur 80° Celsius am geringsten).
Gruß
Uwe

Zitat von kellermaster im Beitrag #10

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Also ich mache mir das mit Erfolg relativ einfach. Was im Auto, unter teils höchster Belastung, einen Motor mehrere 100000 Km am Leben erhält, kann bei einer ähnlichen Werkstoffkombination in einer Drehmaschine nicht schlecht sein. Ich verwende niedrigviskoses Motoröl (ab 5W 40 abwärts). Vor jeder Inbetriebnahme einige Tropfen aus der Spritze und alles ist gut. Die Erwärmung ist auch bei einem Wert von ca. 40 ° Celsius mehr als normal (nehmt doch mal wieder das Auto als Maßstab- Verschleiß bei Betriebstemperatur 80° Celsius am geringsten).
Gruß
Uwe

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Diese Frage mit Motoröl ist im Hobby Werkzeugmaschinen-Sektor uralt.
Christian hat recht, wenngleich es nicht so ganz krass zu sein scheint.

Zudem ist Motoröl immer Mehrbereichsöl und hat schechtere Schmiereigenschaften wie Einbereichs-Getriebeöl oder Hydrauliköl.
Nachdem letztere auch nicht teurer sind, lohnt es sich nicht Motoröl zu verwenden.

Andererseits wird man mit Motoröl so schnell keine Maschine wirklich schädigen.
Kein Öl ist jedenfalls mit Abstand das schlimmste.
Es ist eher eine Frage von Grenzbereichen.

Ich nehme einfach dünnes Nähmaschinenöl.
Ist vielleicht etwas hochviskos, aber die Erwärmung bleibt unter 60°
Letztendlich kann man mit zu dickem Öl nicht viel kaputt machen, solange einen die Erwärmung nicht stört.

Bei Maschinen dieser Bauart und Größe verwende ich ein Hydrauliköl, Liqui Moly HLP 46.
Das war mal ein Tipp aus der CNC Ecke, der sich gut bewährt hat.

Das Öl ist nicht ganz so dünnflüssig und läuft somit nicht ganz so schnell durch die Lager.
Bis etwa 2.500 U/min werden die Lager kaum warm.

Das Öl gibt es im Autozubehörhandel oder in Baumärkten für 5-8 € pro Liter.

Grüße

Herbert