Mein Meisterstück eine Armbanduhr auf Basis ETA 6498-1 mit Dreiviertelplatine und Regulatorzifferblatt

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#1 | Mein Meisterstück eine Armbanduhr auf Basis ETA 6498-1 mit Dreiviertelplatine und Regulatorzifferblatt datum

03.02.2016 22:43 (zuletzt bearbeitet: 04.02.2016 06:43)

Philclockproduktions Präsentiert

Von den Machern von "Der Uhrmacher im Schafspelz" und "Das Uhrenwerkstattforum"

Mein Meisterstück eine Armbanduhr auf Basis ETA 6498-1 mit Dreiviertelplatine und Regulatorzifferblatt

Werte Freunde der Uhrmacherei,
nun möchte ich mal den Werdegang zu meinem Meisterstück euch zeigen.
In der kommenden Woche geht es zur Meisterprüfung und da kann ich jetzt auch was von dieser Uhr zeigen.

2015 im Februar ging es mit dem Meisterkurs los.Wir mussten erstmal die Schulbank wieder drücken.
Dies war schon sehr komisch für mich. Hier war ich also wieder,an dem Ort des Geschehens.
Hier absolvierte ich meine Gesellenprüfung im Jahr 2009. In meiner Lehrzeit hab ich wirklich viel hier "veranstaltet".
Hätte ich gedacht,dass ich hier jemals wieder einkehren werde,nein damit hatte ich nicht mehr gerechnet.

Nun hat aber ein guter Freund Lucas hier seinen Meister 2012-2014 gemacht und damit nahm diese Idee ihren Lauf.
Ein Meisterstück bauen.... Unitas 6498 mit Dreiviertelplatine

Ich meldete mich bei der Handwerkskammer Dresden an und wollte mich für den Kurs einschreiben aber er war voll.
OK dachte ich,dann wartest Du noch 1 1/2 Jahre. 3 Wochen vor Kursbeginn klingelte es sehr früh am Morgen,
es war eine sächsische Frauenstimme am Telefon. Herr Nitzsche in 3 Wochen geht es los,es ist einer Abgesprungen!
Alles Klar,ich hab mit der Brechstange bei meinem damaligen Arbeitgeber diese Zeit frei gekämpft und los ging es.

Wirklich verrückt nach 6 Jahren setzte ich mich unbewusst auf meinen alten Platz im Theorieraum.
Unser alter Theorielehrer sagte noch spöttisch zu mir: "Der Platz ist noch warm,da hast Du schon vor 6 Jahren gesessen.."

Kommen wir nun zu der Uhr.
Meine Ideen zu der Uhr waren schon lange sehr klar. Es sollte eine ganz klare sehr einfache Uhr werden.
Mich haben schon immer die Designs von Sir Ken Adam gereizt und so hab ich mich auch ein wenig danach bei der Gestaltung der Uhr gerichtet.

Man beachte die Gestaltung der Kleidung und die Ausstattung der Kulissen.

Dieses Mal sollte es kein Messing als Material sein,sondern Neusilber!
Dieses Material ist nix führ Lehrlinge,man muss die Geduld und Besonnenheit eines Altgesellen haben um
nicht an dem Material zu verzweifeln. Dieses Material muss immer wieder Wärme behandelt werden um sich nicht extrem zu verziehen.

Dieses Mal wurden keine Rohlinge aus Platten ausgesägt,sondern ich wählte ein Stück Rundmaterial und sägte mir davon ein paar Scheiben ab.

Hier sieht man 2 Neusilberplatten,schon mit den Bohrungen und Senkungen für die Schrauben und Stellstifte.

Ein Stellstift in der Neusilberplatte

Für die Aufnahme dieser Platten mit den Grundplatinen musste noch eine Aufnahme für die Planscheibe her.
Es handelt sich um eine sogenannte Mutterplatte. Ich hab eine aus Edelstahl angefertigt,damit dürfte ich so
schnell keine neue mehr brauchen.

Nun kann man mit Hilfe dieser Mutterplatte und einer selbstgebauten Zentriernadel die gewünschte Position ermitteln.
Man muss Plascheibe im Spindelstock mit der Zentriernadel so lange ausrichten bis,die Zentriernadel am Lineal nicht mehr ausschlägt.
(-.....leichter gesagt als getan)

Die Ausdrehung fürs Sperrrad

Im Meisterkurs wurden auch einige Teile für das ETA 6498-2 angefertigt u.A. der Unruhkloben.

Hier hab ich den Plan etwas umgestellt und dann an dem Kloben und der Dreiviertelplatine gearbeitet.
Alle Bohrungen und Ausdrehungen hab ich auf der kompletten Platte gemacht,bevor ich dann den Unruhkloben davon abgefräst hab.

Hier sieht man etwas von den Arbeiten im Meisterkurs an meiner Unterwegsdrehmaschine.

Die Räder müssen ja auch drunter passen,also muss hier auch ausgedreht werden!

Hier geht es an die Ausfräsung zum Vereinzeln des Unruhklobens.

Die weiteren Konturen am Unruhkloben mussten auch noch gefräst werden.
Man muss nicht unbedingt eine Planscheibe zum Bau einer Dreiviertelplatine nehmen.
Man kann hier auch mit Lackscheiben arbeiten. Aber Achtung,man muss sich damit auskennen und der Reitstock muss zum Spindelstock passen!

Hierfür nutze ich eine Lackscheibe in Philclock-Atomgröße

Auflacken mit Deiberit,dieses Zeug zieht sich perfekt plan und gibt dann optimalen Halt.
Kleine Teile sollte man aber nur mit Schellack auflacken.

Hier sollte man immer einen kaputten Topf von einer Stoßsicherung aufheben,
diesen kann man dann super zum Zentrieren nehmen.

Mit rohem Unruhkloben drauf

Bei der Ausdrehung für die Stoßsicherung

Beim Fräsen der Kontur um die Stoßsicherung

Die Position für das Kronrad hab ich im Planteur zentriert.

Hier könnte man auch mit der Fülhebelmessuhr im Höhensupport eingespannt und der Planscheibe zentrieren
aber so wurden auch 2 Stunden dann 10 Minuten draus.

Die Ausfräsung für das Gesperr

Für das Gesperr habe ich eine einfache feiner Form gewählt.
So können aus einem Ring aus Härtbaren Stahl mehrere Gesperrfedern angefertigt werden.
Dies ist besonders für die Meisterprüfung wichtig,
denn wenn eine Feder beim Härten den Geist aufgibt,dann kann man schnell weiter machen.

Hier sieht man eine Sperrfeder auf so einem Ring aus härtbaren Stahl.

Wenn man so kleine Teile Bohrt,dann macht es Sinn,sich diese auf zu lacken.

Fürs Härten kann man sich recht schnell eine Hilfe aus Blumendraht und einem Akkuschrauber machen.

Auch mein geliebter,selbst gemachter,Linksgewindebohrer,war wieder im Einsatz!

Das Gehäuse zu der Uhr ist auch aus Glashütte,da hab ich mich über die Hilfe dieser Firma riesig gefreut!
Hier galt es,das rohe Gehäuse auf unserer Begebenheiten anzupassen.
Ohne die Verwendung von Hartmetalldrehstählen geht hier nix!

Nun ging es an den großen Augenblick,wo der Elefant das Wasser lässt.
Läuft die Uhr? Dreht sich hier überhaupt was?
Sie läuft,sie läuft!!!!!!!!

!!! Schwingfest !!!

In diesem Zustand stellt sich das Uhrwerk absolut roh aber komplett funktionstüchtig dar!

Das Finish kommt dann später!

Auf diesem Bild sieht man leist einen Stahlring um das Kronrad herum.

Dies wird später eine Art Einlegearbeit in Blau.

Auf dem folgenden Bild sieht man auch mal einen kleinen Teil der vielen,vielen zusätzlich gebauten Werkzeuge,
um so eine Uhr bauen zu können.
Kleine Lehren,Aufnahmen,Platten,Bohrer,Senker usw. usw. und auch die Gravurvorlage!
Wir sind also beim Thema Zifferblatt angekommen.

Die Graviermaschine ist ein Heiligtum von mir,Sie wird selten genutzt aber dann mit Hingabe!
Ich bin der Zweitbesitzer und hab sogar noch die Rechnung von .
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an UWE SCHOLZ,fürs Organisieren dieser Maschine.

Der Gravierstichel hat an der Spitze die astronomische Breite von 0,10 mm!

Hier sieht man die Graviermaschine mit der Vorlage und der Aufnahme fürs Zifferblatt fertig eingerichtet.

Die Gravurvorlage ist mit CNC Technik hergestellt worden. Hier haben wir in der Werkstatt von meinem besten Freund gesessen und diese gemacht.
Ich bin echt froh,dass ich Ihn dafür hatte. Mir wären sicherlich sonst die Kosten dafür weg gelaufen.

Nach der Prüfung machen wir auch nochmal eine neue Vorlage mit ein paar Verbesserungen.
Das Thema Zifferblätter ist wirklich komplex und nicht so einfach,wie man sich sowas vorstellt.
Der Aufwand war hier teilweise größer als bei der Herstellung der Dreiviertelplatine!

Hierzu gibt es auch ein tolles Video!

Die Spitze des Abtaststiftes muss auch immer wieder mal nachgedreht werden,
so hat man mehr Sicherheit beim Führen des Pantographen.
Hierzu war öfter mal meine geliebte Saupe DMT 160 Mechanikerdrehmaschine im Einsatz.

Oft ist es bei mir in der Werkstatt sehr spät geworden,
manchmal weiß man dann auch nicht mehr wie spät es ist oder welcher Tag heute ist....

Diese Zeit in meiner Werkstatt mit mir allein und guter Musik genieße ich sehr.

Mit Dual und ZZ-Top geht alles!

Das Zifferblatt hab ich mit viel Öl graviert.

Also ich mache nach der Prüfung nochmal ein Blatt und dann auch eins mit meinem Namen.
Mir ist hier schlicht weg die Zeit und das Geld für verscheidende Fräser ausgegangen.
Aber ich mag das Blatt total. Soviel Arbeit ist schon ein Wahnsinn aber das Ergebnis am Ende belohnt einen.

Eine andere Baustelle konnte ich dank unserer Wiener schon abschließen.
Ich hab für mein Meisterstück eine geniale,von Hand gefertigte,Uhrenbox im Art Deco Design geschenkt bekommen!
Diese Box hat auch eine geniale Mechanik aus Hold,womit man die Uhr hoch fahren kann.
Also Stilvoller kann man diese Uhr schon gar nicht mehr beheimaten!
Vielen lieben Dank an dieser Stelle nochmal dafür!

Ein kleines Federstegwerkzeug zu der Uhr wird es auch geben.
Den Abschluss des Werkzeuges habe ich aus einem Olivenkern gemacht.

Demnächst geht es dann in Teil 2 mit der Regulatoranzeige,dem Einschalen und den Prüfungsvorbereitungen weiter.

In Teil 3 bekommt die Uhr Ihr endgültiges Finish und kommt dann in die Vitrine.
(So können die Meister genau unsere Bearbeitungsspuren sehen)

Philclock hat folgende Bilder an diesen Beitrag angeh�ngt