Oh, ein Ölthread In Uhrenforen ja eher selten. Trotzdem ist es richtig, sich darüber mal Gedanken zu machen.
ZitatÖlmenge, die Art des Uhrwerkes, Material der Bestandteile… Das alles wird ja wohl auch einen Einfluss auf das Öl -oder eher umgekehrt- haben.
Ich bin der gleichen Meinung, speziell in Bezug auf die Reibungspartner. Leider wird in den Spezifikationen der Ölhersteller wenig darauf eingegangen, falls diese Spezifikationen überhaupt frei verfügbar eingesehen werden können. Und manche Schmierpläne der Uhrenindustrie sind schon etwas verwunderlich, ich erinnere mich an einen Schmierplan für ein Omega-Coaxialwerk, wo an den Hemmungsradzähnen Molykote DX verwendet werden sollte Hilfreich bei der Beurteilung von Schmiermitteln ist die Beobachtung von Lagerstellen nach längerer Betriebszeit, wobei hierbei auch der Zustand/Oberflächengüte der Reibungspartner beim Zusammenbau eine Rolle spielen und auch die spezifische Lagerbelastung. D5 Microgliss und 9020/9010 verwende ich bei Stahl-Messing Lagerungen schon lange nicht mehr, meiner Meinung nach sind diese Öle für Steinlagerungen vorgesehen.
ZitatIch kenne Uhrmacher, die verwenden "genau" zwei Öle und ein Fett - ich kenne Uhrmacher, die verwenden sechs Öle und drei Fette. Das Ergebnis ist genau das Gleiche, nichts ist besser oder schlechter.
Was ist in dieser Hinsicht das "Gleiche Ergebnis"? Das die Uhr wieder funktioniert? Korrekte Auswahl der Schmiermittel hat eher etwas mit Verschleißminderung über viele Betriebsjahre zu tun. Bei der Wartungsignoranz vieler Uhrenbesitzer sollte ich dies besser auf "Betriebsjahrzehnte" ausdehnen.
ZitatFür Zugfedern verwende ich Standard Motoröl
Welchen Vorteil hat denn dieses Schmiermittel in Uhren? Ok, besser als trocken lassen ...... Würde mich über weitere rege Beteiligung an diesem "Ölthread" freuen. Gruß Werner
Sehr viel wichtiger ist es, richtig dosiert zu ölen. Es hilft das beste und richtigste Öl nichts, wenn man es nicht korrekt in der optimalen Menge aufbringt.
Zitat von "uhrologeD5 Microgliss und 9020/9010 verwende ich bei Stahl-Messing Lagerungen schon lange nicht mehr, meiner Meinung nach sind diese Öle für Steinlagerungen vorgesehen.
Ich wollte es nicht erwähnen, weil ich Keinem vorschreiben will wie er zu ölen hat, aber ich bin der selben Ansicht.
Welchen Vorteil hat denn dieses Schmiermittel in Uhren? Ok, besser als trocken lassen ......
Na ja erstens ist es synthetisch (vorsicht es gibt auch nur teilsynthetisches) und damit lange haltbar, zweitens ist die Viskosität bei Zimmertemperatur nahezu ideal für Federn und Federhäuser von Großuhren (benetzt mit einem dünnen Film der sich durch Druck nicht verdrängen lässt) und drittens ist es viel billiger als alle anderen speziell für Uhren angebotene Öle.
Ich finde das Thema auch spannend, es ist natürlich unerschöpflich …
Ich stelle mir diese Frage immer wieder von neuem, da ich ja nur hobbymässig an solchen Werken arbeite … aber womöglich eine dauerhafte Schmierung anstrebe.
@Loris : - Die unter #1 aufgelisteten Angaben … sind das die Empfehlungen der Schule ? - Des weiteren: Liegen Euch womöglich Herstellerempfehlungen zur Schmierung der landläufigen Werke (Neuchateloise … LeCastel, Zenith etc.) vor ?
- In einem späteren Beitrag (#12) : … bei mir geht der Zaponlack fast immer runter … aber eben nur zum Teil … und dann ist das oft eine richtige Sauerei bis alles weg ist. Wahrscheinlich ist meine Suppe zu scharf (oder zu wenig scharf… wie man's nimmt)
@Christian (und weitere) : - Das mit dem Motorenöl für Grossuhren hat mir auch schon mal ein alter erfahrener Uhrmacher gesagt … - Interessant das Fetten der Teile zum Korrosionsschutz (habe das bei der Sumiswalder Pendüle festgestellt…) - Du erwähnst wieder einmal Dein Wundermittel : Trovalisieren. Ich habe am Wochenende auf Google und Youtoube rumgezappt. Bleibe aber unentschlossen (bei den Amerikanern mehrere Selbstbauberichte unter "Rotary Tumbler" "Vibratory Tumbler"). Könntest Du mal bei Gelegenheit Deine Methode und Einrichtung in einem Artikel darstellen ? Ich wäre Dir sehr dankbar !
@Manfred : - #2 : Das weckt mein Interesse : nur synthetisch bei Bronzelagern … irgend ein Grund ?
Ich selbst nehme Clock 859 (weil ich das habe und « clock » draufsteht ) und 8207 für Federhaus inkl. Lager Gelegentlich verwende ich auch 9020 im oberen Bereich des Schlagwerkes und/oder Hemmungsrad (habe aber dazu kein scharfes Kriterium).
@ fugix habe die Erfahrung gemacht das Nr 4 oder Nr 5 bei Bronce-lagern sehr schnell schwarz wird und die Uhr nach einigen wochen stehen bleibt.Das ist mir einige male passiert,aber nur bei ersetzten Hartbronce-Lagern. MfG
Da ich mich fast ausschließlich mit Großuhren befasse, habe ich, nachdem ich mir einen Überblick über angebotene Öle verschafft habe, "Koch Uhrenöl Sorte 4" gekauft. Nach der Reinigung wurden fortan alle Regulatoren, Wanduhren und Wecker damit geölt. Bei etlichen Regulatoren blieb nach einigen Wochen das Schlagwerk stehen, weil das Öl zäher wurde. Seitdem benutze ich für meine Uhren diese drei Öle:
- ein relativ dickflüssiges Feinmechaniköl (für Streifenschreiber) für Federn, Federwellen und Gesperre - "Koch Nr. 4" für Großbodenrad bis Minutenrad, bei großen Uhren bis Kleinbodenrad - Synthetisches Öl "Tillwich Sorte 1-3" für Gangräder, Windflügel und andere leichte/schnell drehende Räder
Für meine Zwecke hat sich diese Aufteilung bewährt.
Zitat@Loris : - Die unter #1 aufgelisteten Angaben … sind das die Empfehlungen der Schule ? - Des weiteren: Liegen Euch womöglich Herstellerempfehlungen zur Schmierung der landläufigen Werke (Neuchateloise … LeCastel, Zenith etc.) vor ?
Die Schule verwendet auch diese Öle.
Von Seiten der Grossuhren-Hersteller liegen mir keine Angaben vor, oder sind mir zumindest noch nicht unter die Augen gekommen… Hersteller-Empfehlungen kenne ich bislang auch nur von Kleinuhren-Hersteller…
Hier ein hilfreicher Beitrag aus einer Firmenpublikation der Fa. H. MOEBIUS & FILS
ZitatWelche Öle verwendet man nun in Uhren? Man unterteilt sie zunächst in zwei grosse Hauptgruppen: die sogenannten klassischen Öle und die synthetischen Öle.
Die klassischen Öle sind Gemische aus tierischen (meist Klauenöl) oder pflanzlichen und Mineralölen. Ihre besonderen Eigenschaften sind die gute Schmierfähigkeit, die Fähigkeit, einen hochdruckbeständigen Film zu bilden und die geringe Neigung zum Breitlaufen. Diese Eigenschaften hängen wesentlich vom Anteil des Klauenöls im Gemisch ab.
Ihr grosser Nachteil besteht in der begrenzten Alterungsstabilität. Das heisst, sie beginnen, abhängig von ihren Umgebungsbedingungen, zum Teil schon nach kurzer Zeit zu verdicken und schliesslich zu verharzen. Durch Zugabe bestimmter Stabilisatoren kann man diese Entwicklung verzögern, aber nicht aufhalten. Dafür sind zwei Vorgänge hauptsächlich verantwortlich: die Reaktion mit dem Luftsauerstoff und die katalytische Wirkung des Kupfers in abgeriebenen Messingteilchen der Lager. Bei Versuchen im Baader-Gerät konnte man feststellen, dass der Alterungsverlauf bei klassischen Ölen in Gegenwart alterungshemmender Stabilisatoren linear in teilweise recht flacher Kurve verläuft, während beim Fehlen der Stabilisatoren der Alterungsverlauf deutlich progressiv ist. Stabilisiertes klassisches Öl verhält sich also am Anfang über einen gewissen Zeitraum relativ alterungsstabil. Da die Menge der Stabilisatoren, die man einbauen kann, jedoch begrenzt ist und diese beim Verhindern der Alterung abgebaut werden, wird zwangsläufig der Zeitpunkt erreicht, bei dem die Alterung progressiv verläuft.
Um diese unerwünschte Eigenschaft auszuschalten, begann man vor ca. 50 Jahren mit der Suche nach alterungsbeständigen Schmiermitteln. Sie führte zu zwei vorläufigen Endgruppen, den Estern und den Äther-Alkoholen. Beide haben im chemischen Sinn nichts mehr mit klassischen Ölen gemein und es sind vor allem die Äther-Alkohole, die die Überlegenheit der synthetischen Öle gegenüber den klassischen ins Bewusstsein des Uhrmachers gerückt haben.
Synthetische Öle besitzen eine hohe Alterungsbeständigkeit, zum Teil ist eine Alterung auch unter schwierigsten Bedingungen nicht feststellbar, wie bei den Synt-A-Lube-Ölen. Dagegen sind ihre Schmierfähigkeit und Druckaufnahmefähigkeit geringer, jedoch hat man hier durch Zugabe von Additiven Verbesserungen erreicht, die auch den Reibungsverhältnissen in Metall-Lagern durchaus genügen. Steinlager sind wegen ihres niedrigeren Reibungskoeffizienten weniger problematisch.
Eine weitere gute Eigenschaft der Äther-Alkohole ist ihre gute Verträglichkeit mit fast allen Kunststoffen. Sie gewinnt bei der zunehmenden Verwendung von Kunststoffen in mikro- und feinmechanischen Geräten verschiedenster Art und auch in Uhren mehr und mehr an Bedeutung.
Bei Versuchen hat sich hier gezeigt, dass bei Kunststoff-Kunststoffpaarung und bei Kunststoff-Metallpaarung die sogenannten Selbstschmiereigenschaften der Kunststoffe nicht genügen, um eine ausreichende Reibungsminderung zu gewährleisten. In solchen Fällen hat die Schmierung mit diesen Ölen ausreichende bis gute Ergebnisse gebracht.
Allerdings ist hier - zumindest an bestimmten Stellen - die Verwendung eines Epilams zu empfehlen, um eine unerwünschte Ausbreitung des Öls zu verhindern.
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08.11.2015 18:51
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In Uhrenforen ja eher selten. Trotzdem ist es richtig, sich darüber mal Gedanken zu machen.
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