Hallo Zusammen,

ich bastele so an verschiedenen Dingen die zu einer Uhr gehören. Momentan waren Muttern fürs Werkgestell dran.
Unbedarft wurde die Sache angegangen und ein paar passende Rändelräder organisiert. Stunden und viele „cm“ Messing später hatte ich die Erkenntnis dass das so nichts wird. Die Rändel sahen zum fürchten aus.
Als meinen Uhrenfreund Ingo angerufen und mir erklären lassen wie er es bei seinen Uhren gehalten hatte. Prompt kam zwei Tage später ein Päckchen mir konkaven Rändelrädern in verschiedenen Teilungen.
Es wurde wieder Messing beim Händler meines Vertrauens eingekauft und Versuche auf meiner Drehmaschine gefahren, mit dem Ergebnis, dass ich nicht zufrieden war.
Da ich auch andere Foren zum Thema Metallbearbeitung besuche, suchte ich nach Vorgaben zum Rändeln auf kleinen Drehmaschinen. Es wurde einiges gefunden. Unter anderem wurde ein sehr interessanter Hinweis zum Rändelfräsen gefunden. Nun was soll ich sagen, ich habe sofort so ein Rändelfräsrad gekauft und einen Halter gebastelt und gespielt. Mit manchmal sehr guten Ergebnis und manchmal deutlich schlechteren Ergebnis. Nachdem auch wieder einiges an Material zerspant wurde, ging ich die Sache anders an. Ziel war es eine gleich bleibende Qualität der Rändelmuttern zu erhalten. Mit meinen vorhandenen Möglichkeiten blieb nur noch das Fräsen der Riffelung übrig. Die Fräsmaschine macht nur rund 2.000 Umdrehungen und lärmt dabei dass man sehr schnell die Lust an hohen Drehzahlen verliert.
Also blieb nur die Verwendung einer Graviermaschine, da solche Maschinen von Haus aus in einen für Stichel optimales Drehzahlfeld arbeiten. Die Arbeiten wurden auf einer kleinen Lienhard 1H ausgeführt.

Wie zu sehen ist der Teilapparat bereits aufgebaut und ausgerichtet.

Als erster Schritt wurden die Rohlinge vorgedreht und mit einer Schraube versehen.


Zum Spannen im Teilapparat wurde ein Spannbolzen mit einem Bohrungdurchmesser welcher dem Absatz der Rändelmutter entspricht angefertigt. Die maximale Rundlaufabweichung von beiden Teilen beträgt im Teilapparat gerade mal knapp 0,02mm.




Jetzt musste der Stichel nur noch an das Werkstück geführt und genullt werden und schon konnte es losgehen.


Den Vorschub habe ich in Ermangelung eines Panthographenfeststellers von Hand durchgeführt. Der Panthograph wurde auf eine Untersetzung von 1:5 eingerichtet. Da der Fräsweg komplett 10mm beträgt, wurde schnell eine Schablone mit einen Weg von 50mm gefräst und in den Schablonenhalter gespannt.


Nach einigen Optimierungen wurde die optimale Tiefenzustellung gefunden und das erste „Rändelmütterlein“ gefräst. Leider bin ich noch nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis.




Ich gehe davon aus dass die nächste Rändelmutter besser gelingt.

Viele Grüße,
Dieter

Hallo Dieter,

Das ist ein guter Bericht der von guten Bildern untermalt wird.

Solche detaillierten Berichte über Arbeitsverfahren werden leider viel zu selten eingestellt. Das Bestimmen von Uhren und deren Werke ist zwar auch schön, aber mehr bin ich an solchen Ideen interessiert die einen möglichen und machbaren Weg aufzeigen, Arbeitsschritte dokumentieren und auch auf Sackgassen hinweisen um einmal gemachte Fehler in der Zukunft vermeiden zu können.
Es wäre toll wenn in dieser Richtung auch von gelernten Uhrmachern mehr gebracht würde.

Hallo Zusammen,

ich habe gestern und heute wieder ein wenig gespielt und war im Keller zum Basteln. Ich wollte ja unbedingt den Zweiten Satz Rohlinge mit dem 60°-Stichel bearbeiten. Da ich die Teilung beibehalten wollte musste bedingt durch den kleineren Spitzenwinkel die Frästiefe angepasst werden. Hier ist das Ergebnis. Was meint Ihr, sind die 90° oder die 60° Fräsungen schöner?









Danke für die Antworten,
Dieter

Hallo Dieter, ich finde die 60°-Fräsung schöner.

Übrigens sehr schöner und ausführlicher Bericht
Als Lehrling muss man sich sowas merken...

Ich persönlich finde auch die 60°-Fräsung schöner, ich mag immer diese spitzen Rändelmuttern nicht, die piksen so

also ich habe gerade mal nachgeschaut.

Rändelungen gibt es in gerade und schräg.[img][widget=50][widget=51][/img]
mal so in der Reihenfolge wie abgebildet:

Mutter vom Werk Riefler Versuchsuhr
Werkbefestigungsschraube Riefler Versuchsuhr
Werkbefestigungsschraube Riefler mit Federkrafthemmung
Werkbefestigungsschraube Riefler mit Schwerkrafthemmung
Werkbefestigungsschraube Uhrmacherschule Furtwangen
Werkbefestigungsschraube Uhrmacherschule Furtwangen
Werkbefestigungsschraube Stübner

Die Bilder sind nicht so gut, aber ich denke man kann etwas erkennen.

Es muss nicht immer so eine grobe Rändelung sein und ob gerade oder schräg darf man sich aussuchen.

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Die Riefler - Rändelungen würden sich hervorragend zur Restaurierung auch von feinmechanischen Instrumenten des 19. Jahrhunderts eignen.
Kommen den damals gängigen Rändelungen sehr nahe. Ein Werkzeug mit dieser Rändelung könnte mich schon interessieren.

Super,

vielen Dank für die Bilder. Die Bilder sind sehr informativ..

Viele Grüße,
Dieter

Hallo mbc,
könntest du mir die Bilder per mail senden und vieleicht noch den größten durchmesser mit angeben, dann wäre es rlativ einfach die restlichen Proportionen abzuschätzen.

Danke in voraus,
Dieter

Zitat von Astrolab

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Die Riefler - Rändelungen würden sich hervorragend zur Restaurierung auch von feinmechanischen Instrumenten des 19. Jahrhunderts eignen.
Kommen den damals gängigen Rändelungen sehr nahe. Ein Werkzeug mit dieser Rändelung könnte mich schon interessieren.

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Kann man bestimmte Formen der Schrauben und der Rändelungen bestimmten Epochen (zB: 19. Jahrhundert) zuordnen? Oder eventuell verschiedenen Firmen?

lg Christian

Zitat von steffl62

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Zitat von Astrolab

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Die Riefler - Rändelungen würden sich hervorragend zur Restaurierung auch von feinmechanischen Instrumenten des 19. Jahrhunderts eignen.
Kommen den damals gängigen Rändelungen sehr nahe. Ein Werkzeug mit dieser Rändelung könnte mich schon interessieren.

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Kann man bestimmte Formen der Schrauben und der Rändelungen bestimmten Epochen (zB: 19. Jahrhundert) zuordnen? Oder eventuell verschiedenen Firmen?

lg Christian

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Hallo Christian,

Für den vereidigten Sachverständigen für Astronomische Instrumente und profunden Kenner dieser Materie, Karl Heinz Pohl in Köln dienen oft diese Rändelungen unter anderem als Nachweis für etwaige Fälschungen, weil dieses Detail oft übersehen wird und zum anderen diese Werkzeuge meißt nicht mehr exestieren, oder nur sehr schwer zu beschaffen sind.

Sehr interessantes Thema,

Um die Rändelungen zu machen gibt es eine Vielzahl von Geräte. Die Riefler Rändelungen sehen m.e. nicht aus als wären diese gefräst, vielmehr gemacht mit ein Rändelrädchen.
Mann kann diese sogar noch anfertigen lassen, sind aber nicht gerade billig. Fuer die Anfertigung der Riefler Rändelungen ist m.e. auch eine stabile schwere Maschine notwendig weil nur ein einziges Rändelrädchen benutzt werden muss und nur von einer Seite Druck erzeugt werden kann. Fuer die regulären Rändelungen (ueberkreuz und gerade) kann mann sehr gut ein zangenformiges Rändelgerät benutzen weill dann der Druck durch die Zange erzeugt wird. Die Härte des Materials ist natuerlich auch einen wichtigen Faktor, Kupfer oder Messing rändeln geht viel leichter als Stahl.

Mit freundlichem Gruss,
Marc

Hallo Zusammen,

das Thema lässt mir noch keine Ruhe. Angestachelt, im positiven Sinn.
Ich habe ja in einen früheren Beitrag erwähnt, dass ich auch schon Versuche mit einem so genannten „Fräsrändel“ mit doch sehr mäßigem Erfolg durchgeführt habe. Das Teil habe ich noch mal herausgekramt und die Einstellungen korrigiert. Nach einigen Fehlversuchen ging es endlich voran.
Hier die Ergebnisse:


Die Zähne sind sehr spitz ausgeprägt, da habe ich ein wenig zuviel in der Tiefe zugestellt. Man kann es auch durch nochmaliges überdrehen des Außendurchmessers den eigenen Geschmack anpassen.


Das Rändel wurde in zwei Durchgängen gefräst unter Verwendung von Schneidöl. Der Riesenvorteil ist, dass die Belastung gegenüber dem Drücken des Rändels wesentlich geringer ist. Auch die Oberfläche ist sehr ordentlich geworden.
Aufmerksam geworden bin ich über einem Thread in „Peters CNC-Ecke, da ist die Technik ausführlich beschrieben.

Den Halter für das Fräsrändelrad habe ich mir selber geschnitzt, kein großer Aufwand.





Wie ist Eure Meinung zu dieser Ausführung?

Viele Grüße,
Dieter

Hallo Dieter,

Ich finde das es sehr gut gelungen ist!
Der Halter sieht auch Super aus, so etwas muss Ich auch mal machen. Damit sollte es ja durch einstellen des Winkels auch ohne weiteres moeglich sein um die Riefler Rändelung zu machen.

Mit freundlichem Gruss,
Marc