Lieber Ralf; was ich schon an Reparaturen bekommen habe, die kurz vorher bei einem Uhrmacher waren, völlig vermurkst, das glaubt man nicht! Erst vor kurzem bat mich ein Notar bei uns in der Val Müstair, ob ich nicht mal seine Turmuhr aus Schmiedeisen mit einem feinem Messingwerk anschauen möchte, da sie nicht geht. Als ich das Werk sah, fragte ich entsetzt, welcher Bastler war denn da dahinter. Da meinte er, die war soeben bei einem Uhrmacher in Zürich. Darauf erwiderte ich; das glaube ich nicht, wenn diese Uhr bei einem wirklichem Uhrmacher war, dann repariere ich diese Uhr gratis und franko! Dann verschwand er für kurze Zeit in sein Büro und kam schwenkend mit der Rechnung der besagten Uhrenrevision. Ich traute meinen Augen nicht; die Rechnung stammte von einem renommierten Uhrenfachgeschäft in Zürich! Der Besitzer wollte schon wegen den hohen Transportkosten die Uhr nicht wieder zurücksenden und meinte, der Uhrmacher sei ein guter Kunde von Ihm und er wolle keine Umtriebe. So, dann habe ich die Uhr gratis repariert; das waren insgesamt bei weitem über 10 Stunden, da ich auch Teile anfertigen musste. Natürlich wollte er das nicht annehmen aber ich bestand darauf... selber schuld. Meine Erfahrung zeigt; es gibt viele sehr gute Uhrmacher die spezialisiert sind auf Armbanduhren, aber bei Großuhren praktisch große Mühe haben. Wie gesagt, es gibt in unserem Lande nicht mehr viele Leute, die dieses Metier auch wirklich verstehen. Es ist schwierig, den Fachmann zu finden, der antike Uhren auch reparieren und Ersatzteile besorgen kann. Damit so ein Schmuckstück wieder genau läuft braucht es viel Idealismus und Freude am Beruf.
Bei Schraubenschlitze ist das eine reine Charaktersache. Es gibt Automechaniker, die eine M6-Schraube mit einem 3er-Schraubenzieher lösen... etc.

LG Giacumin

In meiner Arbeit auf den Uhren mit alter 60 Jahre und älter der Marke Omega sehe ich tag täglich Uhren die vermurkst wurden, oder an denen gebastelt wurde. Mir ist klar dass es aufgrund dessen, dass Omega keine Ersatzteile zu diesen viel verbreiteten mechanischen Kalibern mehr liefert, mancher Uhrmacher zum "kreativen" Basteln gezwungen wird. Dennoch gibt es zwei Arten von Basteln. Das schnelle und einfache, und das aufwendige und dafur beständige. Und daran erkennt man auch welche klasse ein Uhrmacher hat, und ob er die langlebigkeit oder sein Budget im Kopf hat. Ausserdem sind die meisten Werke die schnell und unsachgemäss bebastelt wurden oft mal im Gesammten nicht gut revidiert und eingestellt. D.h auch mit neuen ersatzteilen wurden die Uhren nicht ihre besten Werte erzielen, weil manche Uhrmacher zwar wissen was man machen sollte, aber entweder nicht wissen warum oder zu wenig routine darin haben z.b einen Breguetspirale wieder herzurichten und dazu die rückerstifte einzustellen, dass die uhr dann wieder zuverlässig funktioniert.

Ich rede hier bei weitem nicht von allen unabhängigen Uhrmachern, jedoch ist es wie bei allem, man hört ja nur von den schwarzen Schafen.

Mfg

@philclock: da gebe ich dir recht. Die meisten Werke sind in sehr gebrauchtem Zustand und benötigen immer mal wieder ein neues Lagerfutter oder zt auch Räder. Jedoch bringt man auch diese Werke wieder zu top Gangresultaten. Und ich persönlich fertige gerne neue Futter an oder ersetze aich gern mal gefasste Steine, und am liebsten ersetze ich eine fassung die niczt mehr zu schliessen ist;) sehr aufwändig aber wenn man danach kaum einen Unterschied zu Vorher sieht, obschon es sich dann um einen gepressten stein in einem gesetzten Futter handelt ist das ein super Gefühl.

Mfg

Mit dem "der Uhrmacher war's" sollte man vorsichtig sein.
Niemand weiss, wer die Platinen von Phil's Uhr zerkratzt hat. Wenn sie nun aus seiner Werkstatt kommt, sind die Kratzer ja immer noch da. War es dann wieder "der Uhrmacher", in dem Fall unser Phil??

Hallo Praezis,


ja, der Eindruck zwingt sich praktisch auf auch wenn es nicht so ist. Eine Uhr mit vermurksten Schrauben einfach wieder dem Kunden zurück zu geben finde ich persönlich nicht gut. Das muß mit dem Besitzer der Uhr schon geklärt werden ob es so bleiben soll. Wert erhaltend, falls möglich, sollten schon neue Schrauben eingebaut werden. So teuer dürften die doch nicht sein, oder?

LG Joachim

Hallo Philipp,

da liegt ein großes Mißverständnis vor. Keinesfalls stellte ich Dich als Scharlatan hin!

Zitat:
"Die Schrauben sind dann zu ersetzen,wenn sie gebrochen sind,komplett verrostet oder was vom Schrauebkofp abgeplatzt ist." Zitat Ende:

Das ist doch unbestritten.

Zitat:
"Dann hat man am Ende eine Überholtes und auch altes Uhrwerk mit blitzenden Schrauben? So schaut es doch komisch und gefummelt aus."
Zitat Ende:


Es muss natürlich stimmig aussehen. Nur vermurkste Schraubenköpfe möchte ich als "Kunde" eben auch nicht sehen.


Sehe das auch mal aus den Augen der Kunden an, die sehen es vielleicht anders. Wenn ich als Kunde nichts von den vermurksten Schraubenköpfe weiß, und dann feststellen muß, daß es eben nicht so ist, dann ist immer der jenige dran, der zu letzt daran gearbeitet hat. So tickt die Welt nun mal.

Mein Uhrmacher hat immer(?) im Beisein des Kunden die Uhr geöffnet und den Kunden auf besagte Mängel hin gewiesen. Auch was Kratzer auf dem Gehäuse betraf wurden immer Beweisphotos angefertigt.

Ja es gibt seltsame Zeitgenossen als Kunden, ich war Zeuge eines Streitgespräches zwischen dem Uhrmachermeister und dem Kunden in dem der Kunde den Uhrmacher beschuldigt hat seine Uhr zerkratzt zu haben. Dank den Aufnahmen konnte der Vorwurf schnellstens erledigt werden.


LG Joachim

Wie Phil schon sagte, Originalschrauben sind kaum zu beschaffen. Und wer welche hat, wird die nicht mit der Giesskanne verteilen, damit's schöner aussieht, sondern für wichtigere Fälle vorhalten.
Eine nicht originale, neue Schraube wird man immer erkennen - dafür sind die Variationen der Maße zu groß. Da ist es besser, original aber nicht mehr schön zu bewahren.

Hallo Praezis,

so sehe ich das auch. Aber was spricht gegen polieren (Kosten?) und neu konservieren?

LG Joachim

Polieren kann man. Das kostet aber Zeit und und damit wenn man die bezahlen oder bezahlt kriegen muss Geld. Es ist ein Riesenunterschied ob man ein Uhrwerk technisch überholt oder auf Neuzustand oder besser bringt. Letzteres ist auch nicht unumstritten, auch der Einfluss auf den Wert der Uhr und ob man das will kann nur der Besitzer der Uhr entscheiden.

Als Hobbyist, den seine Freizeit nichts kostet, hat man da bessere Möglichkeiten als ein Profi, der die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten muss. Ausser der hat einen Kunden dem egal ist was auf der Rechnung steht. Dann kann man auch gleich noch die Platinen, Kloben und Brücken bearbeiten, alle Stahlteile polieren und anglieren,... Und wenn man es noch weiter treiben will, nicht nur auf der sichtbaren Werkseite, sondern auch unterm Zifferblatt und wo es nur der Uhrmacher sieht wenn er die Uhr zerlegt...

Ich kenne Leute, die machen das bei jeder Uhr die sie anfassen, weil Ihnen die Perfektion Freude bereitet und es für sie eine Herausforderung ist. Für mich wäre das nichts, mir reicht es wenn die Uhr technisch wieder top ist.

Gruß
Norbert

Hallo Norbert,

Zitat:
"Für mich wäre das nichts, mir reicht es wenn die Uhr technisch wieder top ist."
Zitat Ende:


dann vergleiche mal Uhren Liebhaber und Auto Liebhaber. ;)

Mit einem verrosteten und verbeultem Auto kommt man auch von A nach B. Macht aber keine Freude!

LG Joachim

Ich widerspreche: Gerade bei automobilen Klassikern sind gut gepflegte Exemplare mit Spuren der Jahre, genannt Patina, gesuchter und erheblich wertvoller als überrestaurierte Exemplare die aussehen als wären sie gestern vom Band gelaufen. Dabei rede ich aber von Liebhaberfahrzeugen und nicht von Youngtimern zum aufbrauchen.

Das brauchen wir wegen o.T. jetzt aber nicht weiter vertiefen.

Gruß
Norbert

Widerspruch ist genehmigt. :)

Von überrestaurierten Uhren sprach ich nicht! So mag jeder seine eigenen Vorstellungen haben...