Hallo,

eigentlich wollte ich in Loris' Thread weiterschreiben, aber der wurde wegen Inaktivität geschlossen.

Ich habe heute mit der Reparatur und Revision eines El Primero 400 begonnen. Zenith Uhren mag ich irgendwie ganz besonders, seit ein 2542PC einmal meine Geduld strapaziert, gleichzeitig aber mit einem schön dekorierten Innenleben, das nur der Uhrmacher und kein Kunde zu Gesicht bekommt erfreut hat. Der Sonnenschliff auf dem Federhaus ist nur dafür da, dass der Uhrmacher lächelt und einen schönen Tag hat. Sowas mag ich.

Die Uhr mit dem El Primero habe ich einigermaßen günstig bekommen, ich wollte schon immer mal eins machen, hatte die Hosen aber bisher gestrichen voll. Die Dinger sind ja nicht ganz billig, ich bin weit entfernt davon der perfekte Uhrmacher zu sein und die Möglichkeit Schaden anzurichten ist enorm. Das Werk hatte auf den ersten Blick einen Rostschaden an der Aufzugswelle die zur Hälfte samt der Krone fehlte und scheinbar war auch schon jemand dran gewesen, denn die Zeiger haben irgendwie aber nicht auf Null genullt und der Chrono lief nur in bestimmten Lagen. Und die Zeiger ließen sich nicht stellen.



Ein intensiver Blick ins Innere und die Zeitwaage sagten mir, dass der Rostschaden vielleicht gar nicht so schlimm war. Dass beim Chrono nur die Feder fehlte, die die Kupplung gegen das Zentrumsrad drückt. Dass die Winkelhebelfeder kaputt ist. Dass das Werk sonst aber eigentlich tut was es soll. Mein Verstand sagte zurückschicken. Mein Herz sagte machen. Den Ausschlag gab Marius der Uhrmacher, der sagte sie hätten im Moment zwar keine Zeit aber wenn ich es selbst versuchen wolle, dann sollte ich das doch einfach machen. Wenn etwas schiefginge seien sie ja immer noch da. Ehrensache dass ich das natürlich nicht in Anspruch nehmen will.

Nachdem ich eine Kalenderuhr meiner Freundin endlich und nach viel Kopfzerbrechen fertig habe, habe ich heute mit dem El Primero angefangen. Entrostet habe ich mit Cola und Glasfaserstift. Das Ergebnis ist überraschend gut. Der Rost ist weg, die Oberflächen sind völlig ok. Lediglich auf dem Schalthebel blieben Rostnarben, die ich mit feinem Degussit eingeebnet habe. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden.



Um Loris' Rat zu beherzigen und die Schrauben nicht durcheinander zu bringen verteilen sich die Bauteile auf zwei Sortierboxen. Zusammen mit einem Haufen Fotos der Zerlegung und aller Bauteile samt zugehöriger Schrauben dürfte da nichts passieren.




Wenn ich sie morgen beim Durchgang durch die Waschmaschine nicht durcheinanderbringe. ;(

Gedanken mache ich mir über das Klinkenrad. So, voller Öl und Spak habe ich es aus dem Werk operiert. Eine Seite ist furztrocken, die andere schwimmt in Öl. Hier die furztrockene:



Ich werde es jetzt auch mal in Cola baden und sehen ob es danach verwendbar aussieht oder ich mir ein neues bestelle. Der Mechanismus liegt ja schön offen und man kann prima die Funktion sehen.

Jetzt meine erste Frage (werden bestimmt noch mehr): Wenn ich den Schmierplan richtig interpretiere, dann werden beim Klinkenrad nur die Zapfenlager geölt. Hat das so seine Richtigkeit? Sollte man nicht die Klinken auch ölen? Zumindest wenn man das Rad nicht tauscht, sondern reinigt und weiterverwendet? Und da sind noch mehr bewegliche Teile. Wäre vielleicht eine Tauschschmierung angebracht wie man das von anderen Kalibern kennt?

Gruß
Norbert

Am besten eignet sich eine Tauchschmierung für das Klinkenrad (z.B Lubeta V105) Ansonsten alles mit dünnflüssigem Öl (auch die Klinken).

Dein Klinkenrad sieht aber schon recht übel aus…

Ein kleiner Tipp zu den Schrauben. Die Schraube des gesamten Chronographen-mechanismus habe ich direkt wieder eingeschraubt nachdem ich ein Einzelteil abmontiert habe. Somit wird eine Verwechslung ausgeschlossen...

Gruss Loris


Edit: Lubeta V105 !

Danke, so ähnlich hatte ich mir das auch gedacht. Das Klinkenrad ist im Schmierplan nicht als vorgeölt markiert, aber ganz trocken kann auch nicht richtig sein. Das verwirrt mich: Ich möchte gerne die Herstellervorgaben einhalten. An der Stelle weiche ich dann aber schon wieder davon ab, weil ich meine es besser zu wissen.

Bei den Chronos die ich bisher gemacht habe, hatte ich das Mitnehmerrad immer vorsichtig abgehebelt. Weil ich dabei aufgepasst habe wie ein Lux ist nie etwas passiert. Bei dem Werk habe ich mich aber nicht getraut und daher den Uhrmacher meines Vertrauens aufgesucht, der den Abheber hat (Bergeon Presto Nr.3). Das Werkzeug fehlt mir noch. Falls einer eins abzugeben hat... Bei der Gelegenheit habe ich gleich die Teile bestellt. Das Klinkenrad noch nicht, das kostet ja ein Vermögen. Seit dem Colabad sieht es auch wieder sehr gut aus (Foto folgt). Ich werde es heute noch einmal sehr genau inspizieren, hoffe aber dass es verwendbar ist.

Nächste Frage. Ich habe jetzt alles zerlegt bis auf die "Federwippe" aka Kupplungshebel. Die ist noch mit der Platine verbunden durch ein Teil namens "Schraube f. Federwippe". Die Schraube hat aber einen glatten Kopf ohne Schlitz!?



Hier die andere Seite, das sieht man auch nix erhellendes.



Wie wird das demontiert? Oder soll ich den Weg des geringsten Widerstands gehen und das Teil für die Wäsche einfach dran lassen?

Danke und Gruß
Norbert

IMAG1124.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Zur Not habe ich eine Bastelanleitung für diese Kaliber...

LG Ellipse

Zitat von Ellipse im Beitrag #4

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Zur Not habe ich eine Bastelanleitung für diese Kaliber...

LG Ellipse

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Hallo.

Ich habe mir die Bastelanleitungen soweit ich sie im Netz gefunden habe bereits heruntergeladen. Bei den Cousins findet man viel Material, auch für die alten 3019er. Bei den Schmierungsempfehlungen gehe ich davon aus, dass das PDF das bei Boley zu finden ist einen aktuellen Stand wiedergibt.

Fragen, wie z.B. wie der Kupplungshebel demontiert wird beantworten diese Unterlagen aber nicht.

Das Klinkenrad ist auch wieder blitzblank und darf guten Gewissens bleiben.





Das mit den Schrauben ist wirklich nicht so einfach. Die 5126 und die 5116 sind gleich der 5106. Ich habe sie mir minutenlang mit der Lupe angeschaut um den Unterschied zu finden, da sie im Ölplan unterschiedliche Nummern haben. Die Stückliste verrät, dass sie gleich sind.

Es geht voran. Das Grundwerk schwingt wieder. Ich montiere Chronos am liebsten mit schwingender Unruh, weil man da gleich sieht wenn man etwas falsch gemacht hat und sie stehen bleibt. Federhaus und jede Menge Räder kommen unter eine einzige Große Brücke und ich hatte Befürchtungen wie gut oder schlecht sich die Zapfen einfädeln lassen. Aber überhaupt kein Problem. Das Werk fällt förmlich ineinander. Da ist es wieder, das Lächeln im Gesicht des Uhrmachers, für das ich schon das 2542 ins Herz geschlossen habe. Mal sehen was noch an Schwierigkeiten kommt, aber bis jetzt geht es leichter als gedacht. Toitoitoi...

Gruß
Norbert

Hallo nobrett,

den Zeigerstellhebel bzw. Teil 443 / la tirette = Stellhebel, den du Kupplungshebel nennst- also dessen Lager, die "Schraube" ohne Schlitz, kann man herausdrücken, das ist ein Presssitz.

Die Serviceanleitung No.: 16 geht da auf S. 3, eigentlich darauf ein. Den Oel- und Schmierplan aus der Serviceanleitung, solltest du zwingend befolgen, insbesondere die Hinweise, was man tunlichst nicht oelen und schmieren sollte. Sonst hast du einige Probleme.....

LG Ellipse

Hallo.

Ich meinte eigentlich Teil 435 und nicht Teil 443. Jendritzki bezeichnet das Teil als Kupplungshebel, daher kenne ich das Wort, in der Ersatzteilliste von Boley ist es mit Federwippe bezeichnet, in der Ersatzteilliste von Zenith als Wippe oder französisch Bascule. Die Schraube ohne Schlitz die es hält und um die es sich dreht ist Teil 5435, bei Boley bezeichnet mit "Schraube f. Federwippe".

443 kenne ich als Winkelhebel. Der ist mir praktisch entgegengefallen und sitzt recht lose auf der Stellhebelwelle.

Ich will nicht nerven, aber ich bin über die Begriffe etwas verwirrt. Die Funktion ist ja klar. Ich habe das Problem umschifft, indem ich den Hebel für die Reinigung dran gelassen habe.

Deine Serviceanleitung scheint mehr zu enthalten als das was ich aus Netz gezogen habe, nämlich diese hier die Seiten 1-3 und hier die Seiten 4-7.

Könntest Du mir die fehlenden Seiten evtl. einscannen? Mir fehlen auch die Hinweise was man nicht ölen und schmieren sollte. Dafür wäre ich sehr dankbar.

Und Ralf, wenn du Material hast das ich noch nicht kenne würde ich mich auf freuen. Ich gehe nach diesem Ölplan vor.

Gruß
Norbert

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Klinkenrad nach einem Colabad funktionieren soll. Bei diesem Klinkenrad dreht sich ein Trieb auf der Achse.Damit ist gewährleistet der Rotor in beide Richtungen aufziehen kann. Wenn hier (nicht einsehbar) Rost oder raue Stellen geblieben sind, wird sich das im Aufzug zeigen und möglicherweise größeren Schaden verursachen.

Viel Glück

Michael

Hallo Norbert

Den Ölplan, den Du vorliegen hat, habe ich ebenfalls und dieses Dokument ist das aktuellere. In dem Servicemanual Nr. 16, das ich ebenfalls vollständig in Papierversion besitze, weicht die Empfehlung zur Schmierung der Hemmungsteile ab, bzw. soll gemäss dieser Anleitung nicht geschmiert werden.

Dieses Servicemanual Nr. 16 ist sicher älter als die Version, die Dir vorliegt.

Ich stehe im Moment auch gerade vor der Revision eines El Primero 410 und habe mich dahingehend auch ein bisschen informiert. Ich werde die Hemmungsteile epilamisieren, danach einbauen, zuerst trocken laufen lassen und danach die Paletten mit Moebius 9415 fetten. Dieses Mittel ist speziell für Schnellschwinger geeignet.

Da ich, wie bereits erwähnt, vor der Revision stehe, kann ich Dir noch keine Empfehlung aus der Praxis geben. Ich habe mir inzwischen die benötigten Ersatzteile und Schmiermittel beschafft und werde mit der Revision in den nächsten Tagen beginnen.

Zur Behandlung des Klinkerades kann ich Dir aber nichts sagen, hierzu habe ich keine Informationen.

Lieber Gruss

Ralf

Hallo.

@Michael: Das mit dem Klinkenrad werde ich darauf ankommen lassen. Die Seite mit den Trieben hat wie gesagt vor Öl getrieft, weshalb ich hoffe, dass der Zustand im Inneren ok ist. Mir fällt auch kein Grund ein wie es Schäden anrichten könnte. Oder übersehen ich da etwas? Schlimmstenfalls zieht die Uhr nicht richtig auf, aber das Klinkenrad funktioniert ja, das lässt sich durch die offene Bauweise ja gut prüfen.

@Ralf: Genau so habe ich das mit der Hemmung auch vor, das war mir auch so geraten worden. Das 9415 soll den Vorteil haben da zu bleiben wo es hingehört und nicht wegzufließen oder wegzuspritzen.

Ich hatte mich übrigens zu früh gefreut und gerade noch ein neues Sekundenrad bestellt...

Gruß
Norbert

Wir verwenden auch bei industriellen Grossserie Revisionen für alle Eta Kaliber das Moebius 9415. Für die Hemmungsart der Schweizer Ankerhemmung meines Erachtens die beste Wahl. Ob Schnellschwinger oder nicht...

Zitat von nobrett im Beitrag #11

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Das 9415 soll den Vorteil haben da zu bleiben wo es hingehört und nicht wegzufließen oder wegzuspritzen.

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Kleiner Zwischenstand: Das neue Sekundenrad ist da und gerade läuft sich die Hemmung noch trocken ein. Auf der Zeitwaage sieht das dramatisch besser aus als mit dem alten eiernden:



Das wird was!

Gruß
Norbert

Ich mache mir gerade wieder Gedanken über den Ölplan.

Die Räder auf beweglichen Teilen des Chronomechanismus wie Sternradwippe 8100 und Kupplung 8080 werden an ihren Lagerstellen nicht geölt. Warum? Die drehen sich doch vergleichsweise schnell und müssen so leicht wie möglich laufen.

Die lange Achse des Chrono Zentrumsrads 8000 wird an ihren Lagerstellen geölt. Die des Minutenzählrads 8020 bleibt trocken. Ok, das dreht sich nicht so oft und wird nicht so beansprucht. Ich hätte es intuitiv aber mit einem Hauch Öl eingebaut weil ich mir denke das kann nicht schaden.

Kann mir jemand die Systematik dahinter erklären, damit ich verstehe was ich warum tun soll? Ich will ja lernen und verstehen, damit ich es bei einem Werk ohne Dokumentation auch richtig machen kann.

Gruß
Norbert