Hallo zusammen,

Gruen Precision Autowind (2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)ich bin durch Zufall auf Euer Forum gestossen und habe mich gleich angemeldet, weil ich als relativer Neuling eine Frage an die Fachleute habe.

Ich recherchiere die Geschichte des deutsch-amerikanischen Uhrenherstellers Gruen und habe im Zuge der Arbeiten mit dem Sammeln dieser interesanten Uhren begonnen. Die Uhren werden alle von mir fotografiert und dafür muss ich sie öffnen. Bei den normalen Einpress- oder Schraubböden ist das relativ einfach möglich. Jetzt habe ich aber ein sehr ungewöhnliches Exemplar erwischt, das mit 4 kleinen Schrauben gesichert war. Diese konnte ich lösen und den Uhrdeckel öffnen aber nun stehe ich vor dem nächsten Problem:

Gruen Precision Autowind (1).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Das Uhrwerk lässt sich nicht entnehmen, ohne die Krone und/oder Welle zu entfernen. Ich habe Angst, da etwas kaputt zu machen, deshalb wende ich mich jetzt an Euch: Wie kann ich an das Uhrwerk kommen, ohne die Uhr zu beschädigen?

Freue mich auf Eure Antworten,
Peter

Hallo Peter,

herzlich willkommen im Forum! Schönes Sammelgebiet!

Wenn sich das Gehäuse nicht entfernen lässt ohne die Welle zu ziehen, dann musst Du das wohl tun. Wobei es mich wundert, dass die vier Schrauben so keinerlei Bedeutung haben sollen.
Üblicherweise werden bei Einschalengehäusen zweiteilige Wellen verwendet, die durch "gewaltsames" Ziehen an der Krone den ersten Teil der Welle lösen. Der zweite Teil der Welle verbleibt dabei im Gehäuse und im Werk. Ich habe allerdings auch schon Einschalenghäuse gesehen, wo ein findiger Zeitgenosse eine einteilige Welle verbaut hat.
Seis drum. Bei dieser Uhr ist es nicht ganz genau zu erkennen. Wenn Du das Zifferblatt leicht anhebst sollte zu sehen sein ob es sich um einen zweiteilige Welle handelt. Da Werk sollte dabei am Zifferblatt verbleiben.

Viel Erfolg und korrigiert mich bitte, wenn ich was Falsches von mir gebe!

Gruß Michael

Hallo und Willkommen, Peter!
Diese Uhr dürfte eine sogenannte Reißwelle haben. Bezeichnet auch als zweiteilige Aufzugswelle.

Du müsstest evtl. mit einer Bronzepinzette zwischen Krone und Gehäuse greifen und die Pinzette dann als Keil weiterschieben, bis sich die Krone mit dem Teil der AZW gelöst hat.
Bitte setze dafür nochmals das Gehäuseoberteil auf, um ZB und Zeiger zu schüzen.

Gruß. Thomas

Herzlich Willkommen Peter

Ich handhabe dies folgendermassen. Es gibt aber auch noch ein Spezialwerkzeug dafür.
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Gruss
Wolfgang

Hallo Peter,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Dein Sammelgebiet finde ich interessant und hoffe zu diesem Thema noch mehr von dir hier lesen zu können.

Zu deiner Frage:
Wie bereits hier geschrieben, zieht man an der Krone die Welle heraus.
Michael hat mit seinem Hinweis allerdings Recht! Da ich mich ausschließlich mit alten Uhren beschäftige, erlebe ich es häufig, dass jemand eine einteilige Welle mangels zweiteiliger Welle verwendet hat.
In solch einem Falle würdest du die Welle nicht ziehen können, bzw. sogar schlimmstenfalls Beschädigungen verursachen.
Ich merke ob nun feste oder geteilte Welle mit etwas Gefühl. Versuche das Werk an der gegenüberliegenden Seite der Welle leicht anzuheben und drehe gleichzeitig die Krone nach links. Bei geteilter Welle flutscht oft das Werk mit dem festen Stück der Welle heraus. Bei einer festen Welle wird dies meist auch sichtbar. Da jemand eine feste Welle auch verbauen konnte, muss man den Punkt finden, wo man sie lösen kann.
Hierfür gibt es 2 Möglichkeiten:
a.) du kannst das Werk im Gehäuse soweit drehen, dass du an die Schraube die den Winkelheber fest zieht, heran kommst und somit die Welle lösen kannst
b.) du ziehst die Krone heraus und kannst das Gewinde der Welle sehen und mit einer Flachzange festhalten und die Krone abschrauben
Mehr Möglichkeiten gibt es nicht die feste Welle in ein solches Gehäuse zu montieren.

Falls du noch nie eine Aufzugswelle entfernt haben solltest, werden dir die geschriebenen Möglichkeiten nicht weiter helfen.
In diesem Falle musst du zu jemanden, der Erfahrung hat oder diese Uhr auf einen späteren Zeitpunkt zurückstellen.

Gruß

Fridspeed

NS. für die fachkundigen: Ich weis, dass es auch noch Uhren gibt wo die Welle per einem Hebelchen gelöst wird. Dies können wir hier aufgrund des Fotos ausschließen.

Herzlichen Dank für die schnellen und teilweise sehr ausführlichen Antworten.

Gruen Precision Autowind (6).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Ich habe die Welle jetzt behutsam mit einem Werkzeug wie beschrieben herausgezogen, was soweit auch ganz gut ging. Jetzt bin ich aber an einem Punkt angelangt, wo der Widerstand sehr groß geworden ist. Ich habe dann auch versucht, die Welle an der Krone mit den Fingern weiter herauszuziehen was aber auch nicht mehr ohne sehr großen Widerstand geht. Wenn ich das Uhrwerk auf der Gegenseite leicht anhebe und dann die Krone nach links drehe, drehen sich nur die Zeiger weiter. Ich habe Euch noch einmal ein Foto vom derzeitigen Zustand gemacht.
Wie geht's jetzt weiter?

Gruen Precision Autowind (5).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Was die Schrauben angeht, hatte ich mich wohl etwas missverständlich ausgerückt. Der Gehäusedeckel war mit jeweils zwei Schrauben zwischen den Bandanstössen verschraubt, was für Gruen-Uhren sehr untypisch ist (siehe Foto).

mfg Peter

Die Zeiger drehen sich mit, weil du die Krone in die vordere Stellung (eben zum verstellen der Zeiger) gezogen hast.
Ist aber kein Problem! Du kannst auch noch einmal versuchen bei angehobenem Werk an der Krone langsam und gefühlvoll zu drehen. Wenn du einen kleinen Ruck oder ähnliches in den Fingerspitzen verspürst, dann bewege das Werk etwas.
Nach dem letzten Bild sehe ich als Möglichkeit nur die zweitteilige Welle, die unter Umständen sehr straff sitzen kann.
Außen kannst du die Welle nicht sehen und das Werk kannst du wegen dem rechteckigen Zifferblatt nicht mehr drehen.
Eine einteile Welle kann man nun nur noch verbaut haben, wenn man nachher erst das Zifferblatt montiert hat. Dies wäre zwar möglich, habe ich aber noch nicht erlebt.

Gruß

Fridspeed

Die zweiteilige Welle erkennst du gefühlsmäßig auch daran, dass du das Werk anhebst und die Zeiger drehst. In zwei Stellungen verrutscht die Welle etwas und gibt das Werk ein kleines Stückchen mehr frei.

Nachfolgend Bilder von der zweiteiligen Welle.

Gruß

Fridspeed

Hallo Fridspeed,

ich fühle mich schon ganz miserabel, weil Du Dir alle Mühe gibts, mir alles zu erklären, aber das Herausziehen der Krone und Welle bei mir einfach nicht klappt. Entweder habe ich ein sehr hartnäckiges Exemplar erwischt, oder ich bin einfach nur zu dämlich. (Ich weiß nicht, was von beiden mir lieber ist.)

Ich gehe inzwischen sogar recht mutig und mit viel Kraft an die Sache heran, aber es tut sich einfach nichts.
Andererseits läuft das Uhrwerk auch nach 50 Jahren noch wie eine Eins und ich möchte nichts kaputt machen.

Eine Sache ist mir aus Deinen Erklärungen aber nicht ganz klar: Darf die Krone beim Herausziehen in der zweiten Stellung zum Verstellen der Zeit stehen, oder nicht?

MfG Peter

Zitat von www.gruen.watch im Beitrag #9

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Eine Sache ist mir aus Deinen Erklärungen aber nicht ganz klar: Darf die Krone beim Herausziehen in der zweiten Stellung zum Verstellen der Zeit stehen, oder nicht?

MfG Peter

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Ich mag ja vollkommen falsch liegen…

Die zweite Foto im ersten Beitrag macht mich jedoch stutzig und ich vermute, dass sich da der Boden vom Mittelteil (aufgeklipst) lösen lässt. -> mit feinem Uhrmachermesser in die Nut…
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Einschalige Gehäuse machen ja nur Sinn wenn damit Wasserdichtheit erlangt wird und das ist bei diesem Aufbau nicht der Fall

Ich vermute dass die Uhr in die späten '40 Jahre zurückgeht (Hammerautomatik) damals waren split-stems eher sehr selten.

Aber wie gesagt ich mag da völlig falsch liegen.

Hallo fugix,
image.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Sicherlich ist es schwer auf den Fotos erkennbar, aber das Gehäuse lässt sich nicht an der Nahtstelle öffnen. Vielmehr ist es in der Tat ein wasserdichtes Gehäuse (siehe Foto). Außerdem hat die Uhr keine Hammerautomatik sondern einen Rotor, wie ich beim Anheben des Uhrwerks schon erkennen konnte. Ich taxiere die Uhr daher auf späte 1950er Jahre.

MfG Peter

Hallo Peter, ich würde versuchen, falls es eine einteilige A-Welle ist, das Werk bei 9 vorsichtig anzuheben und nach links zu ziehen bis der Spalt bei 3 vielleicht groß genug wird um mit einer Spitzzange die Welle festzuhalten und dann die Krone abschrauben zu können.

Möglicherweise ist es eine 2-teilige Welle aber keine Reisswelle, sondern eine 2-teilige Welle bei der sich in einer bestimmten Position das Werk herausheben lässt. Ich würd mal bei 180 Grad Kronendrehung jede Position ausprobieren und das Werk vorsichtig anheben.
Mehr als ein misslungener Versuch kanns nicht werden.

Michael

Foto (8).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Vielen Dank für die tollen Tipps. Leider waren Sie bei mir alle nicht erfolgreich, was aber wahrscheinlich eher an mir als den Tipps lag. Ich konnte aber doch ein paar Fotos vom Inneren der Uhr machen, wodurch ich alle notwendigen Informationen bekommen konnte.

Foto (7).JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Bei der Uhr handelt sich um das Gruen-Modell 880 mit einem Gruen Uhrwerk 480. Das Modell 880 wurde Ende 1954 auf den Markt gebracht, so dass die Uhr wahrscheinlich von 1954 oder 1955 stammt. 1958 hat Gruen dann leider die eigene Produktion in Cincinnati eingestellt und die Uhrwerksfabrik in Biel/Schweiz wurde an Rolex (!) verkauft, die das Gebäude bis heute nutzt.

Wer mehr Interesse an Gruen-Uhren hat, kann gerne einmal auf meine Gruen-Uhrenseite (www.gruen.watch) gehen, die im Moment noch im Aufbau ist.

MfG Peter