Ich würde gerne auf Eure Erfahrung (best practises) zurückgreifen können …
Zur Reinigung von Kleinuhrwerken (Armband und Taschenuhren) verwende ich nach etlichen Versuchen Rubisol und PF80 (beide ohne Wasserzusatz) und bin sehr zufrieden damit.

Hingegen für Grossuhren aus Messing bin ich immer noch am suchen.
Rubisol / PF80 geht natürlich auch, aber für den Finish habe ich dann oft mit Polierwatte "Metarex" (Estalin) für die Platinen nachgeholfen.
Das kommt wohl sehr schön, doch danach kann man mit dem Reinigen der Löcher wieder von vorne beginnen.

Ich kann mir vorstellen, dass Ihr da bessere Ideen habt !?
Was ist Euer Rezept ?

Danke im Voraus !
Andreas

Beispiel einer Offiziersuhr wo das Ergebnis besonders wichtig ist (vorher/nachher):

Hallo Andreas,

Großuhrwerke stecke ich ins Trovalisiergerät, je nach Granulat und Zusatz bringt das sehr gute Ergebnisse und ist schonend zum Material.

Christian

Ganz genau,
Trovalisieren bringt die besten Ergebnisse und ist lange nicht so brutal wie Metarex.

lg Christian

Danke für diese ersten Antworten !

Trowalisieren… das wäre dann eine zusätzliche Maschine… liegt im Moment nicht drinn.

Ich bin mir schon im Klaren, dass Metarex nicht das gelbe vom Ei ist (und brauchte dies bisher nur da wo eine Fläche unmittelbar sichtbar ist)

Meiner Meinung nach ist das Problem nicht dass dies so brutal wäre… oberflächlich betrachtet bleiben keine Kratzspuren (Baumwollwatte…)
Jedoch ist es eine Sauerei und auch nach fleissigem Abreiben mit einem weichen Tuch färbt sich dieses immer noch schwarz…

Man weiss also nie wann genau man damit fertig ist ; dabei bleiben natürlich auch Fasern hängen… dazu kommt, dass ich nicht weiss ob die chemische Aktion nicht irgend wie weiter agiert… (deshalb meine Frage)

Irgendwelche Alternativen zu einer Trowalisiertrommel ?

Moin Moin,

du kannst es mal mit Elma 1:9 ausprobieren.
Im Ulltraschall mit Wärme, geht das sehr gut.
Aber nicht die Nase in das Zeug halten !

Grüß Thomas

Hallo

Wenn ich mit dem restaurieren der Uhr fertig bin, mit Feinbenzin abgebürstet und ab in den Ultraschall mit der roten 1:9 Flüssigkeit von Elma.
Hartnäckige Flecken werden mit Sidol vor behandelt.
Mir persönlich ist die möglichst 100%ige Funktion wichtiger, als ein schön goldig schimmerndes Uhrwerk. ;-)

@TomBee

Nicht zu heiß. Messing wird dann gerne rot. Ich meine irgendwo einmal gelernt zu haben, dass das durch übermäßige Wärme Kupfer/Zink(?) durch eine chemische Reaktion frei kommt und sich am Messing festsetzt.
Ich mache mal gerade einen Versuch. Melde mich dann...

Gruß Hermann

Hallo,

da ahtten wir noch nie Probleme mit gehabt.
Das Trolligerät ist auch sehr gut und das haben wir auch.
Sicher, es kostet Geld, aber man hat etwas über Jahre davon und kann
da sehr viel Werke durchziehen.

Thomas

Wenn der Kunde unbedingt eine wie neu glänzende Uhr haben will, kann man wohl nichts machen.
Ansonsten empfehle ich die hier schon öfter zitierte Seite zu studieren, auch wenn die Beiträge teils 30 Jahre alt sind.

http://www.info-uhren.de/technik/Oel/3/lymp3.htm

Sie beschäftigt sich nicht nur mit Ölen sondern auch mit dem Reinigen aus dem konservatorischen Gesichtspunkt.
Sehr schön wird auch die Ölkorrosion beschrieben, die man auf dem größten Rad sehen kann.

Ein paar Zitate, die uns aufhören lassen könnten:

"Das Polieren von Platinen etc. auf Hochglanz, unabhängig davon, ob solch eine Politur überhaupt vorhanden war oder nicht, wird, wie bei der Restaurierung aller Antiquitäten, als Vandalismus angesehen"

"Trommelreinigung wird in diesem Zusammenhang nicht eingegangen, ist sie doch eine der brutalsten Reinigungsformen"

"Ziel der Reinigung ist die Entfernung von Alterungsprodukten (sog. Verharzungen), Ölresten und Schmutz, letzterer meistens organischer Hausstaub. Auch Korrosionsprodukte, z. B. Rost, kupferhaltige Ablagerungen etc., dürfen nicht belassen werden.
Dies bedeutet nicht, daß eine makellose, fleckenfreie Oxidschicht einer Platine mit Reinigungsmitteln oder Politur vernichtet werden sollte. Eine solche Schicht ist im Gegenteil erstrebenswert, schützt sie doch vor weiteren chemischen Angriffen und ist im übrigen unter dem Begriff Patina einzuordnen, deren Erhaltung bei der Restaurierung/Konservierung von Antiquitäten, soweit mir eben möglich, ein eisernes »muß« ist." [Autor anonym in: UHREN Journal für Sammler klassischer Zeitmesser 4/1994 S.39 ff + 5/1994, S. 40 ff]

Auch interessant:
http://www.info-uhren.de/technik/Oel/2/lymp2.htm

" Die erhaltene Oberfläche ist aber ein wesentliches Merkmal und Charakteristikum des alten Gegenstandes, und deren Veränderung würde eine Wertminderung bedeuten. Rostnarben sind in aller Regel überhaupt nicht mehr entfernbar. Daraus geht hervor, daß eine mechanische Entrostung durch Schleifvorgänge nicht zulässig ist. Besonders verwerflich ist die Bearbeitung in der Trommel; hierbei erhalten die Teile eine Oberflächen-Struktur, abhängig von den Polierkörpern, die sie nie hatten.......Die einzig praktikable Möglichkeit, bei der Uhrenrestaurierung konservatorisch korrekt vorzugehen, ist die elektrolytische Entrostung [von Stahlteilen] ..
... Alle behandelten Stahlteile müssen konserviert werden, da nachgewiesen ist, daß selbst bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von nur 5% der Rostvorgang wieder einsetzen kann. Einölen oder Fetten ist weniger empfehlenswert. Ein ideales Schutzmedium ist mikrokristallines Wachs [Autor anonym in:Alte Uhren und moderne Zeitmessung 4/1987, S. 35 ff]

Hallo,

teuer muß das reinigen mit einer Trommelpoliermaschine nicht sein:

http://www.zujeddeloh.de/produkte/goldsc...eren_-_582.html

Ich habe auch nur eine preiswerte Maschine, welche ich inzwischen aber sehr oft benutze.

Christian

Vielen Dank an Thomas, Herrmann, die beiden Christians und Mikromeister !!

Elma 1:9 enthält wahrscheinlich Ammoniak und funktioniert auf Wasserbasis…
Da gibt es ja verschiedene solche Produkte, bei Bergeon zum Bsp. Imbayol (auch 1:9) davon hab ich noch einen Rest zum Ansetzen.
Dann mit warmen Wasser gründlich spülen…
Schlussendlich, um das Restwasser zu evakuieren… hatte mir, ein alter, erfahrener, jurassischer Uhrmacher, eine letztes Bad in Brennsprit (überall und günstig zu finden) empfohlen.

@ mikromeister: Sterns Uhrenseiten : top zu diesem Thema ! hatte ich vor langer Zeit mal gelesen, aber nicht mehr daran gedacht
Meine hausgemachte Suppe war folgende: Ammoniaklösung, Schmierseife und 40-50° warmes Wasser… (bin ich mir aber mit den Mengenverhältnissen nicht mehr sicher; 2:1:10 ?!)

Nochmals Dank !

Meine unmassgebliche Meinung zu diesem Thema:

Ich beschäftige mich ja meist mit Jahresuhren und die haben nunmal gut sichtbare Werke. Da stört dann die Patina fast immer. Also werden die Platinen, die Räder und Wellen möglicht gut gereinigt.
Die Platinen (nur Messing, alles aus Stahl muss ab) kommen in ein warmes (max. 70°C) US-Bad aus Wasser und auf 500ml dann 5ml Cilit Bang (einfach ein Haushaltsreiniger 3,45 €uronen im Supermarkt), das Orange. Nach ca. 8 Minuten sieht das Messing aus wie neu. Die Räder werden mit Mellerud Polierpaste bearbeitet, ebenso evtl. noch vorhandene Flecken auf den Platinen.

Nachbehandlung dann bei neueren Uhren (meist nach WKII oder wo es von der Fabrik her schon drauf war) Überzug mit Zaponlack und bei alten Uhren wird eine Konservierung mit Micro-Wachs gemacht.

Vorsicht ist bei den Gehäusen (Säulen, Stuhl und Grundpltte) geboten, da diese in einigen Fällen brüniert sind. Heftiges Putzen entfernt das und dann wird es schwer, das wieder rückgängig zu machen.

Das wird alles händisch gemacht und nix Trowalisiert oder gar in die Trommel. Soviel Zeit muss sein.


In beiden Fällen müssen die Lager natürlich NACH der Behandlung gereinigt werden.

Bei Werken, die man nicht sieht, bin ich auch der Meinung, das die ihre Patina bitte behalten sollten. Das gehört zur Uhr und ihrem Alter. Hier wird nur nach der Reinigung eine Konservierung mit Micro-Wachs gemacht, das stoppt die weitere Korrosion.

Hochglanz oder gar "Vergolden" halte ich da für absolut übertrieben.

@mikromeister:
Also ich schätze die Seiten von michael Stern sehr, vor allem rund um's Ölen und reinigen. Aber die Stellungnahmen zur Trommelpolitur zeugen meiner Meinung nach von einer kapitalen Unkenntnis des Prozesses und dessen Möglichkeiten. Solche Aussagen ohne darauf einzugehen was eigentlich in der Trommel drinnen ist sind einfach nur dumme Vorurteile. Ich behaupte das das Trowalisieren, so wie ich es z.B. anwende, wesentlich materialschonender ist als sämtliche gebräuchliche Polierpasten mit denen Platinen händisch abgeschliffen werden.

lg Christian

Zitat von steffl62 im Beitrag #12

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@mikromeister:
Aber die Stellungnahmen zur Trommelpolitur zeugen meiner Meinung nach von einer kapitalen Unkenntnis des Prozesses und dessen Möglichkeiten. Solche Aussagen ohne darauf einzugehen was eigentlich in der Trommel drinnen ist sind einfach nur dumme Vorurteile. Ich behaupte das das Trowalisieren, so wie ich es z.B. anwende, wesentlich materialschonender ist als sämtliche gebräuchliche Polierpasten mit denen Platinen händisch abgeschliffen werden.

lg Christian

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O.K. Das kann ich unterschreiben. Da sind die Geschmäcker wirklich sehr verschieden. Bis hin zur alten Diskussion ob alter Dreck einfach nur Dreck ist oder kostbare Patina.

lg Christian

Dreck bleibt Dreck, stört die Funktion und muss ab, wenn es ohne Beschädigung geht.
Darüber gibt es eigentlich keine große Diskussion.
Patina ist was anderes.

Bezüglich der technischen Möglichkeiten und dazu gehört auch Trommelbehandlung muss man finde ich das Alter der Beiträge berücksichtigen.
In 30 Jahren hat sich auch was getan.

Schlechte Erfahrung habe ich schon mit warmen Reinigungslösungen gemacht.
Einmal hatte ich Neusilber, das schon vom Baden in 60°C Isopropanol so fleckig angelaufen ist, dass nur noch mechanisches Polieren half.
Fein-Goldblech von 0,2mm Dicke konnte ich im Ultraschall in destilliertem Wasser schon perforieren.