Ich wollte schon immer einen Regulator haben … und habe mir schlussendlich einen auf der Bucht ergattert.
Es handelt sich um ein komplettes eingewichtiges Werk, inklusive Zifferblatt, Pendel und Gewicht (ohne Kabinett).

Ob Tragstuhl und Pendelaufhängung original sind kann ich nicht sagen, wohl eher nicht … Werk, Zifferblatt, Pendel und Gewicht scheinen aber zusammen zu gehören.

Nach Reinigung läuft alles wie es soll (80 Halbschläge/min).

Testanordnung:


Die Pendelfeder ist jedoch leicht verdreht (und auch verknittert) und sollte ersetzt werden
(Pendel schwingt leicht schrägt verdreht und deshalb nicht auf einer Ebene)
Bevor ich mir meine eigene Lösung ausdenke, würde ich gerne auf Eure Erfahrung zurückgreifen.

Pendelaufhängung:


Ich denke, dass ich ohne grosse Probleme eine entsprechende Feder finden kann…
Ich habe mir auch schon über die Verfahrensweise Gedanken gemacht… (Messingteil abschrauben, Stift rausschlagen, Feder ersetzen, neu vernieten…)

Ich würde jedoch gerne wissen, wie man routinemässig ein solches Teil ersetzt ?


Im übrigen handelt es sich um ein einfaches Werk ohne Signatur, ohne Nummer. Einzige "Bezeichnung" sind 5 Körner Punkte, oder Striche welche sich auf den meisten Teilen in irgend einer Form wiederfinden.
Die Werkplatinen sind fast unmerklich trapetzförmig ; ich kann mir nur schwer vorstellen dass dies einer industriellen Produktion entstammt.

Schrauben, Vorsteckstifte, Räderwerk, etc. geben mir den Eindruck eines nicht industriellen Werkes.
Der Verkäufer pries das Werk mit "um 1850" an… Ich würde mal sagen, dass das Werk bestimmt vor 1900 zu datieren sei… ?!

Einige Fotos zur Illustration:









Ich danke im Voraus
Grüsse
Andreas

Hallo Andreas,

deine Überlegungen zum Nachbau einer Pendelfeder sind schon richtig. Als Material eignet sich übrigens sog. Fühlerlehrenband, kann auch ein Blatt aus einer Fühlerlehre sein.

Bevor du dir die ganze Mühe machst, kannst du ja noch einen einfachen Trick probieren. Dazu mußt du die Pendelfeder aus der unteren Halterung lösen und das dünne Blech 2-mal über eine minmal angefaste Holzkante ziehen, So ähnlich wie man Papier einrollt, indem man es über die Tischkante zieht. Wenn man es auf jeder 'Seite einmal macht, ist es danach wieder gerade und knitterfrei. ein leichter 'Bogen macht nichts, das Pendelgewicht zieht die Feder dann schon gerade.

Viele Grüße

Kurt

Vielen Dank Kurt,

Ich werde zunächst mal Deinen Trick versuchen. Wenn es nicht will kann ich ja noch immer ersetzen


Andreas

Hallo,

Ich möchte nochmals nachhaken …
Der Trick von Kurt hat funktionniert das Pendel schwingt nun gerade.
(Dabei merkt man übrigens, dass ein unebenes Schwingen einen Einfluss die Ganggenauigkeit hat)

Die aktuelle (original alte) Pendelfeder scheint jedoch mir sehr fein (0,1 mm) und wenig steiff (zu weich ?)… , bei der geringsten Störung des Pendels wobbelt dieses und erst nach einigen Minuten stabilisiert sich die Schwingebene.

Deshalb meine Frage: nach welchen Kriterien wählt man Stärke und Länge einer Pendelfeder ?

Ich danke im Voraus
Andreas

Hallo Andreas,

die Stärke einer Pendelfeder kann man natürlich mit Hilfe der max. Zugfestigkeit des Federmaterial berechnen. Bei einer Breite von 5mm und der Stärke von 0,1mm wäre der relevante Querschnitt 0,5mm2. Wenn man dann einfachen Kohlenstoffstahl, z.B. C45, nimmt, hat der eine Zugfestigkeit (gehärtet und angelassen) von min. 600N/mm2. Bei einem angemessenen Sicherheitsfaktor von 2 wären das letztendlich eine Rechengröße von 300N/mm2, woraus sich dann eine Zugkraft des Pendel von 150N (volkstümlich 15Kilo) ergibt. Wenn man rein nach der Zugfestigkeit geht, ist also 0,1mm Federstahl total überdimensioniert.

Um das Schwanken (Wobbeln) des Pendels zu unterbinden wird gerne eine zweistreifige Pendelfeder verwendet (sieht man sehr oft an franz. Pendulen und sehr gut an Turmuhren). Wobbeln kann man auch dadurch unterbinden, daß man die Pendelfeder über eine scharfe (Holz-)kante zieht. Wenn das Pendel schwer genug ist, reicht die Vorspannung in der Feder aus um das Pendel gerade schwingen zu lassen.

Du erwähnst, daß das pendel deiner Uhr nach einer Störung zwar wobbelt, aber nach einiger Zeit wieder gerade schwingt. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Da würde ich nichts weiter machen. Eine Störung der Schwingung sollte ja in der Regel nicht vorkommen.

Viele Grüße

Kurt

Hallo Andreas,
die Frage wurde hier schon mal behandelt, mit Humor Unbekannte Standuhr, nur noch Dekoobjekt?

"Fachrechnen für Uhrmacher" von Gustav Bruemmer hab ich dazu gerade nochmal durchgesehen. Auf die Schnelle hab ich nichts zur Länge der Pendelfeder gefunden. Vielmehr geht man von der mathematischen Pendellaenge vom Drehpunkt zum Schwingungsmittelpunkt aus.
Betont wird der Einfluss des Aufstellungsortes der Uhr, d.h. die Höhe über dem Meer.

Vorerst Danke !

Meine Frage betrifft nicht so sehr die Länge der Feder in Bezug auf die Gesammtlänge des Pendels (obwohl da natürlich auch ein Zusammenhang besteht…) die Gesammtlänge des Pendels lässt sich ja berechnen, schätzen und schlussendlich (fein-)regulieren. (Dazu kommt dass ich ja das Original noch habe)

Ich würde jedoch gerne wissen, welche Federstärke bei einem Gewicht Regulator diesen Typs (siehe photos oben) üblich ist ?

Ich denke, dass das weniger eine Frage der Reissfestigkeit, als eine Frage des "Auslenk Widerstandes" ist.
… eine zu starke Feder braucht mehr Energie zum auslenken, jedoch stabilisiert sie das Pendel in der Schwingebene…
… eine feinere Feder oder gar ein Faden (wie bei den "pariser" Werken) schwingt freier, die Stabilität wird jedoch eher durch eine schnellere Schwingfrequenz des viel kürzeren Pendels gewährleistet.

Das kann man natürlich ausprobieren bis man einen guten Mittelweg findet…
Ich denke jedoch, dass hier einige Wiener-Regulator-Spezialisten gelegentlich vorbeischauen welche die guten Erfahrungswerte der Federstärke kennen.

Habe mich ganz einfach entschieden die bestehende Feder um den zerknitterten Teil zu kürzen…



Das Pendel "wobbelt und rollt" nun nicht mehr (obwohl die Feder mit 0,1mm Stärke immer noch sehr weich ist)

Hallo,
du mußt nun natürlich das Pendelgewicht um den selben Betrag nach unten verschieben.
Hast du soviel Spiel?

Gruß,
derTeichfloh

Ja natürlich, da ist genügend Spiel und es bleibt sogar noch ein wenig Reserve…

(Ich hatte ein wenig gezögert zwischen zwei Lösungenmöglichkeiten:
- kürzen der alten relativ weichen Feder… oder aber
- ein Stück einer genügend breiten (und nicht allzu starken) Aufzugsfeder zu verwenden… hatte aber schlussendlich keine geeignete zur Hand (auch kein Fühlerlehrband)
Wenn's denn sein muss, kann ich noch immer eine Pendelfeder bestelln ; jetzt weiss ich wie das Verankern geht.)

Zitat von fugix im Beitrag #1

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Schrauben, Vorsteckstifte, Räderwerk, etc. geben mir den Eindruck eines nicht industriellen Werkes.
Der Verkäufer pries das Werk mit "um 1850" an… Ich würde mal sagen, dass das Werk bestimmt vor 1900 zu datieren sei… ?!

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Vorerst werde ich ihm, hinter dem Zifferblatt, ein Plexidach zum Schutz vor Staub fixieren…
Wenn ich bis nächsten Sommer auf eine gute Idee, besser noch auf einen Plan, eines einfachen Gehäuses stosse, werde ich ihm sowas basteln.

Mein Traum wäre natürlich eine Dachluhr… aber was anständiges in dieser Kategorie ist leider ausserhalb meines Budgets.

gib mir mal den Zifferblattdurchmesser und die Länge von Zifferblattoberkante bis Pendelspitze...

Danke Siverl für Dein Interesse !

18.5 cm ø Zifferblatt
70 cm Gesammthöhe