Hallo, Sie ist schon vor einiger Zeit mir zugelaufen und bedurfte einer Reperatur. Und dann war es gar nicht so einfach, sie dazu zu überreden, auch ihren Dienst zu tun. Zu meiner Überraschung ist die Hemmung recht empfindlich:
Zwei Probleme gab es: 1. das einstellen der Hemmung, insbesondere des Ankers - ich denke, es handelt sich hier um eine Art der Graham-Hemmung mit Stiftankerrad. Ohne gute Schmierung geht hier nichts! 2. ein Problem am Zeigerwerk. Der große Zeiter ist der Minutenzeiger, der kleine (auf dem kleinem Zifferblatt) der Stundezeiger. JederZeiger hat ein eigenes Werk mit eigenem Zahnrad. Die sind leider teilweise (die kleineren) aus Plaste und etwas abgenutzt. Beim Minutentrieb kommt es vor, daß Zahn auf Zahn kommt und die Uhr stehen bleibt. Abhilfe schaffte gute Schmierung mit Teflon. Aber irgendwann werde ich die Zahnräder ersetzten müssen.
Das Außergewöhnliche ist aber das lange Pendel. Es ist 1,50 Meter lang und bewegt sich doch nur 4cm.
noch ein paar Daten: - Hergestellt ca. 1970/80; (Replikat) - zwei Zifferblätter; ein großes, 19cm für die Minute; ein kleines, 7cm für die Stunde - Laufzeit 18 Stunden, mit loser Rolle - Orginal-Gewicht: 2,3 kg; ich habe es auf 1,5 kg reduziert - Pendel 150cm lang, Pendelstab mehrteilig Metall, Linse Eisen/Kupfer, 8cm Durchmesser - die meißten Zahnräder sind aus Holz, die kleineren aus Plaste
Ich nehme an, dass sich das Stiftenrad, von vorn gesehen, links herum dreht. Die Paletten aus geknickten Drähten machen allerdings aus der ruhenden Stiftenhemmung eine rückführende. Möglicherweise macht gerade das die Einstellung problematisch und die Pendelamplitude so klein.
Aus meiner Sicht dürfte der geknickte Teil an den Drähten nur sehr kurz sein, nur so lang, dass damit die Hebung geschieht. Beim Pendelüberschwung, auch wenn dieser kurz ist, sollte die Drahtpalette senkrecht zum Stiftenkreis zeigen. Dann wird das Pendel nur durch Reibung zwischen Draht und Stift gebremst, nicht zusätzlich durch die Kraft des Antriebs.
Hallo, @Enno : deine Beobachtung ist richtig, das Stiftenrad dreht sich nach links. Aber die Paletten müssen geknickt sein - mit geraden Dräten geht es nicht. Nur so werden die Hebeflächen erreicht. Die linke Palette arbeitet sogar noch krasser - sie hält das Pendel an! Das federt nun über den lange Pendelstab zurück. Leider scheind das nicht anders zu gehen, ich hab da ein wenig herum experimentiert. Im Buch "Reparatur antiker Pendeluhren" von Jendritzki ist diese Hemmung aufgeführt, allerdings mit einem Anker aus Vollmaterial. Die Hebeflächen sind allerdings gleich: R_Hemm.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) R_Hemm2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Vielleicht kannst du mal einzeichnen, wie du das meinst.
Soweit ich das aus Deinen Bildern erkennen konnte, sind die abgewinkelten Enden an den Drahtpaletten so lang, dass die Stifte des Hemmungsrades stets auf die Hebeflächen, statt auf die Ruheflächen fallen:
Mein Vorschlag war, die abgewinkelten Teile der Drahtpaletten so kurz zu machen, dass sie den Hebflächen eines Ankers entsprechen. Dann würden die Stifte wieder auf Ruhe fallen:
Zu beachten wäre, dass die Drahtpaletten (Ruheflächen) stets senkrecht zur Bewegung der Stifte stehen sollten. Sie müssten also entsprechend dem Radius ihrer Befestigung gebogen sein, wie die Ruheflächen des Ankers.
Der Anker der hier vorgestellten Uhr ist sehr unsymmetrisch. Das muss einen Grund haben. Ich könnte mir vorstellen, dass die obere Palette (nahe Ankerdrehachse) gar keine Hebfläche braucht, sondern das Stiftenrad nur am Weiterdrehen hemmt, wärend die rechte Palette allein mit ihrer Hebung das Pendel in Schwung hält. Das würde dann so aussehen:
Hallo Roland, Danke für die Tipps! Wahrscheinlich hast du Recht, die Paletten sind zu lang. Ich habe hier noch ein Orginal-Teil gefunden:
DSCN8190.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
da ist der "schräge" Teil auch sehr kurz. Ich muß mir das mal genau ansehen und ein paar Versuche starten. Wird wohl erst nächste Woche, denn ich "darf" am Wochenende arbeiten.
Hallo Roland, da bin ich mal deinen Tips nachgegangen... 1. die Paletten sind BEIDE für den Antrieb es langen Pendels nötig. Verändere ich die linke nach deinem Maß, bleibt die Uhr schnell stehen. Die "Kraft" von rechts reicht nicht aus. 2. auch die Länge der Paletten ist nicht groß veränderbar. Ich kann sie zwar etwas kürzen, nicht aber soweit, wie es sein sollte (der Literatur nach) 3. ohne "reichlich" Öl geht wirklich nichts, die Reibung ist recht groß 4. der Pendelstab "dient" sozusagen als Feder. Er "wackelt" richtig, wenn die linke Palette das Ankerrad "abrupt" anhält. diese Federwirkung und die Masseträgheit der Pendelmasse halten das Pendel am laufen.
Danke für deine Hilfe. Es ist schon eine besondere Uhr. Sie geht übrigends gut vor - selbst das Verlängern des Pendels hilft nicht. Weniger Zugkraft geht aber auch nicht. Somit eine schöne und zuverlässig Uhr, die eben etwas vorgeht.
Irgend etwas ist wohl trotzdem falsch. Das Durchfedern des Pendels kann kaum im Interesse des Erfinders sein. Durch das Zurückfedern wird ja die Pendelfrequenz nur zum Teil von der Schwerkraft, aber zum großen Teil auch von der Masse des Pendelgewichts und der Federkonstante des Pendelstabs beeinflusst. Deswegen ist das Einregulieren wohl auch nicht auf normalem Wege möglich. Im Gegensatz zu einem echten Pendel könnte eine Vergrößerung der Pendelmasse bei Deiner "Federpendel-Uhr" möglicherweise zur Verlangsamung dienen.
Soll die Hemmung vielleicht ja doch eine rückführende sein? Dann müssten die Hebeflächen der Paletten (vor allem die obere) einen solchen Winkel zum Stiftenkreis haben, dass das Pendel sowohl beim Vorwärtsschwungs eine Hebung erfährt als auch seinen Überschwung ausführen und dabei das Hemmungsrad leicht zurück drehen kann.
Der extrem unsymmetrische Anker macht es schwer, Erfahrungen von bekannten Hemmungen auf diese Uhr zu übertragen. Es wäre schön, wenn einer der "alten Hasen" sich zu diesem Sonderfall äußern könnte.
Du wirst ja bestimmt weiter mit der Uhr experimentieren. Halte mich/uns bitte auf dem laufenden.
Die 18 Stunden Laufzeit erscheinen mir übrigens für den Hausgebrauch sehr unpraktisch. Soll das so bleiben?
Hallo Enno, - ja, es wäre nicht schlecht, wenn sich mal ein "gelernter" Uhrmacher mit dieser Hemmung beschäftigen könnte. So richtig klar ist mir deren Funktion auch nicht. Der Anker ist ja wirklich etwas besonders, ich habe keine zweite Uhr mit einer solchen Hemmung. - ein Überschwung findet statt! das Hemmungsrad dreht sich sowohl bei Auftreffen auf die linke, als auch auf die Rechte Palette geringfügig zurück. Komisch nur, daß bei der linken Hemmung dabei das Pendel regelrecht "angehalten" wird und dabei eben "federt". Dabei sind Pendel und Pendelmasse orginal. - die 18 Stunden Laufzeit sind sogar als gut anzusehen. Konzeptiert ist diese Uhr auf 12 Stunden. Ich habe den "Strick" mit Gewicht und Gegengewicht verlängert und die Uhr etwas höher aufgehängt. Möglich sind, bei noch etwas längerem Strick, 24 Stunden Laufzeit.
Ja. Problem ist, dass sie zu schnell läuft. Das Orginal-Gewicht ist 2200g, da rennt sie. Mit 1550g geht sie nur noch etwas vor. Sie muß sehr genau eingestellt werden, da der Pendelausschlag sehr gering ist. Die Paletten haben nur sehr wenig Spielraum - ausprobieren!
Hallo, es gibt eine gute Nachricht: meine Uhr läuft jetzt seit knapp 8 Stunden mit einer Pendellänge von 150cm (Aufhängung bis Mitte Pendellinse) und einem Gewicht von 3600g. Damit geht sie rund 1 Minute pro Stunde nach. Ich werde die Pendellänge auf 148cm reduzieren und mal schauen, was passiert. Der Ausschlag bertägt von Wendepunkt zu Wendepunkt 7,5cm und die "Paletten" sehen so aus:PB046718.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Mit der Einstellung wird das Pendel nicht abrupt angehalten, sodass der Stab (5mm Edelstahlschweißstab) stark federt, sondern die Scheibe mit den Stiften dreht sich minimal zurück, genau so wie es bei einer Ankerhemmung aussieht. Die Einstellung lässt jedoch so gut wie keinen Spielraum zu, ist also sehr sensiebel bzw. kritisch. Besten Dank für die Infos lieber Teichfloh. Gruß, D.
Hi, gern geholfen. kleiner Unterschied zu meiner Uhr: der rechte Palettedraht sieht bei mir genausoaus wie der linke. Eine kleine Rückdrehung ist bei mir auch, die Einstellung ist wirklich recht kritisch. Der Pendelstab ist bei mir orginal aus Plasterohr und mehrteilig - da will ich mir noch etwas anderes ausdenken.
Ach ja, fast vergessen: BITTE die Paletten gut schmieren!!! Hier läuft Stahl auf Stahl. Dein Gewicht ist über 3,5 kg? Ist das nicht etwas zu viel? Das ist doch eine Holzuhr mit Plaste-Teilen. Versuch doch mal, dass Gewicht so weit wie möglich zu verringern. Wenn das nicht geht, mußt du auf eine gute (!) Schmierung aller Lager achten, sonst hast du nicht lange Freude an deiner Uhr.
Hallo, mich stört das große Gewicht auch und ich werde die Uhr ja bei Gelegenheit zerlegen und verschiedene Plasteteile ersetzen. Den Pendelstab werde ich auch austauschen gegen einen Holzstab womöglich, denn die Masse eines Metallstabes erscheint mir bei der Länge auch nicht unerheblich. Wichtig war im Moment nur mal zu sehen, ob das Teil überhaupt zum Laufen zu bringen ist.
Hi, ich hab die Orginal-Gewichte mal gemessen: 2400g; Gegengewicht: 345g DSCN8248.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Meine läuft derzeit mit Zuggewicht: 1550g und Gegengewicht (orginal): 345g; beides über Umlenkrolle (also ist das wirksame Zuggewicht: 947g)
nach deinen Bildern und Hinweisen hat ich ein wenig herum experimentiert: die Einstellung der Paletten ist nicht nur kritisch, sondern superkritisch und stark abhänig von: dem Zuggewicht und dem Pendelgewicht. Das klingt etwas komisch, ist aber so. Mehr Zuggewicht: die Paletten springen gern über, das Pendeln schlägt zu weit aus. Paletten zurück gestellt: Pendel schlägt zu knapp aus, die Uhr bleibt stehen. Paletten weiter gestellt: die Uhr dreht ab und zu durch (Ursache: die Stifte sind nicht ganz gleichmäßig ins Rad eingeschlagen, Abweichung 0,2 - 0,7 mm - das genügt !!) Weniger Zuggewicht: Pendel schlägt nicht mehr weit genug aus und die Uhr bleibt stehen, Palettenänderung sehr kritisch und schwierig, mm entscheiden.
Meine geht ein wenig vor, so 30Minuten per 12 Stunden. Pendel voll auf Länge, ich müßte das Pendel noch verlängern, so um 2cm. Ein Problem bei mir: das Plastezahnrad am Zeiterantrieb für den Minutenzeiger ist abgenutzt und stellt sich ab und zu Zahn auf Zahn. Dann bleibt die Uhr stehen. Gute Schmierung hilft. Wie bereits gesagt, müssen die Paletten gut (!) geschmiert werden. Ich nehme Öl, aber ich denke Fett währe besser.
05.11.2013 08:20 (zuletzt bearbeitet: 05.11.2013 08:44)
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