Vor kurzem kam ich in den Besitz von Teilen einer Bahnhofsuhr, bestehend aus einem defekten Nebenuhrwerk NU90/SYN, vermutlich der Marke "Bürk mobatime", einem durchscheinenden Zifferblatt und Zeigern.
Da meine Frau im Keller eine Eisanbahnanlage aufbaut, hatte ich sofort erwogen, dort auch eine passende Uhr anzubringen.
Uhren und Nebenuhren im Bahnhof-Stil gibt es ja zahlreich, sogar Armbanduhren. Diese Nebenuhr hat jedoch eine "Schleichende Sekunde". Das gibt ihr etwas besonderes.
Bei diesem Uhrwerk lief die Sekunde, ohne bei der "12" anzuhalten. Den Fehler konnte ich beseitigen. Danach ließ ich den Neuzugang eine Woche im Testbetrieb an der "Pragotron" laufen.
Manchmal bleibt der Sekundenzeiger auf der "12" stehen. Zunächst denke ich, das Nebenuhrwerk hat doch schon Altersbeschwerden. Doch dann fällt mir die Ursache ein: Schuld ist der ungenaue Minutenimpuls der HU. Aufgrund des mechanischen Aufbaus der Impulsauslösung sind die Intervalle aufeinanderfolgender Minutenimpulse stets kürzer bzw. länger als eine Minute.
Diesen Fehler kenne ich schon von meiner S&H-HU, nur ist er da bedeutend geringer. Bei der "Pragotron" beträgt der Impulszeitfehler +/- 3 Sekunden. Der lässt sich durch Nacharbeiten des längeren Stoppfingers bestimmt verringern, aber das versuche ich später.
Die Bahnhofsuhr ist ziemlich groß. Darum möchte ich das sperrige Teil schnell an den vorgesehenen Platz verfrachten, damit nicht noch versehentlich etwas daran beschädigt wird. Es wird also schnell ein Gehäuse benötigt.
Nach einer Skizze säge ich die ersten Teile zu. Einige Sperrholzreste sind als Gehäuseteile verwendbar. Auch ein größerer Rest für die Rückwand findet sich.
Zunächst verleime ich jeweils zwei Gehäusebretter und eine Winkelleiste zu einem L-Teil. Den Rechten Winkel garantiert eine provisorische Baulehre.
Danach werden diese L-Teile zum Gehäuse zusammengefügt.
Während der Leim aushärtet, experimentiere ich mit einem SMD-LED-Band, welches für die Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommen soll. Beim ersten Test liegt das Band zickzackförmig im Lichtrahmen.
Die Ausleuchtung ist mir zu ungleichmäßig. Ich überlege mir eine andere Anordnung für das LED-Band. Die sehen wir später.
Nun können weitere Leisten in das Gehäuse geleimt werden. Sie halten später den Lichtrahmen und die Rückwand und stabilisieren gleichzeitig die Seitenwände. Zum Fixieren mit Klammern und Zwingen habe ich diesmal Unterlagen ("Zulagen") benutzt.
Meine allerbeste Ehefrau hat sich das Gehäuse naturbelassen gewünscht. Die Außenfächen streiche ich darum wieder mit "Clou Holz-Siegel".
Der Lack trocknet und ich befasse mich mit dem Sekundenzeiger. Dessen gelbe Farbe sieht aus, als hätte jemand daraufgefasst, bevor sie trocken war. Darum habe ich sie eben geschliffen und den Zeiger mit Lackspray besprüht.
Schon nach wenigen Sekunden sehe ich, dass sich die alte Zeigerfarbe und der neue Nitro-Lack nicht vertragen. Es bilden sich Blasen.
Sofort wasche ich den Lack mit Nitroverdünnung ab und staune. Zum Vorschein kommt ein roter, matter Lack in Purpur. Leider ist er durch das Anschleifen an den Rändern durchgeschliffen.
Zufällig habe ich noch so ein Nebenuhrwerk - auch mit scheckig-gelbem Sekundenzeiger. Dessen Farbe wasche ich mit Nitro-Verdünnung ab. Diesmal löst sich auch der rote Originalanstrich ab. Nun erhält der Sekundenzeiger einen roten Farbüberzug, der dem ursprünglichen Farbton ähnelt.
Es werden wieder Leisten verleimt, nun als Blendrahmen vor dem Ziffernblatt. Während der Leim härtet, bastel ich eine andere Hintergrundbeleuchtung.
Aus dünnem, transparentem Kunststoff habe ich einen Ring geklebt, der im Durchmesser dem Kreis der Minutenstriche entspricht. In diesen Ring klebe ich das LED-Band. Dies lässt sich alle 10 cm abtrennen und so auf die gewünschte Länge bringen.
Dieser Spannungswandler liefert die 12 Volt Gleichspannung für die Leuchtdioden. (Gibt es in der Bucht ab 2,99 Euro)
Und so sieht das dann von hinten aus:
Die Leitungen werden nun mit Kabelbindern befestigt.
Die Frontscheibe hat mir der Glaser zugeschnitten. Gehalten wird sie von einem Rahmen, den ich aus Alu-Profil gekantet habe.
Nun ist das Gehäuse fertig.
Das ist die Nachtansicht.
Und hier hängt die Bahnhofsuhr im stilgerechten Umfeld der kleinen Eisenbahn.
Später werden noch die Kabel in Kunststoffkanal verlegt. Wahrscheinlich "Ziemlich später"! Denn im Vorraum des Modellbahnkellerraums sollen dann die Hauptuhren hängen. Noch stehen da aber etliche Quadratmeter Sperrholzplatten der Modellbahnerin.
Roland
Anhang: Prospekt des Nebenuhrwerks NU90/SYN von Bürk mobatime (PDF-Datei):
Enno
hat folgende Dateien an diesen Beitrag angehängt
Danke an alle Kommentatoren für die positive Resonanz.
Zitatkleittersteigzermatt: Bei der Modellbahn hast du ja noch etwas zu tun
Bei der Eisenbahn werde ich mich zurück halten. Das habe ich meiner besten Ehefrau schon bei der Projektbesprechung angekündigt. Bei meinem chronischen Zeitmangel will ich nämlich wenigstens meine eigenen Projekte fertigstellen, solange ich körperlich noch dazu in der Lage bin. Da muss ich dann schon Prioritäten setzen. Darum habe ich auch schon einiges meiner sonstigen Aktivitäten eingeschränkt. Ich schwierigen Fällen stehe ich natürlich tatkräftig zur Verfügung.
Zitatphalos: Freut mich, dass die Uhr sich wieder sehen lassen kann
Mich freut es auch, wenn Uhren ein zweites Leben bekommen. Was mit dem zweiten Uhrwerk geschieht, weiß ich noch nicht genau. Den Sekundenzeiger habe ich jedenfalls gleich mit behandelt. Er leuchtet auch wieder in Rot.
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11.08.2013 21:33 (zuletzt bearbeitet: 11.08.2013 21:36)
Prospekt_Jun05_NU90SYN.pdf
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Bei der Modellbahn hast du ja noch etwas zu tun
